Dienstag, 29. April 2008
ArbeitsvermittlerInnen
Claudia Emmerling berichtet in der taz über ihre Erfahrungen als AkademikerIn/ JournalistIn mit der Agentur für Arbeit. Auch wenn ich mit meinen ArbeitsvermitlerInnen mehr Glück hatte als Emmerling mit Herrn K., hatte ich auch nie den Eindruck, dass mich in der Agentur für Arbeit irgendjemand ernsthaft vermitteln will. Bei den Pflichtgesprächen, zu denen ich kommen musste, wurde mir sehr klar gesagt, dass ich besser als die ArbeitsvermittlerInnen weiß, wie ich eine Stelle finden kann.

0 Kommentare in: offtopic   ... comment ... link


Samstag, 26. April 2008
Deutscher im Kongo
Philipp Mausshardt schreibt in der taz eine Seite über die Bemühungen eines deutschen DRK-Mitarbeiters, Malaria im Kongo zu bekämpfen. Mit zu wenig Geld und aus der Distanz initiiert er ein Programm und lässt andere es durchführen. Als er dann zum Programmabschluss angereist kommt, ist er verärgert über die Geldverschwendung vor Ort. Ein sehr geeignetes Beispiel, um über den Irrsinn von westlicher Entwicklungshilfe zu sprechen, darüber wie die Programme nicht wirklich helfen, wie es nicht geht.

Der taz-Tenor ist aber ein anderer, wie der taz-Untertitel in der Printversion zeigt:

"Streit, 800 Verhaftete und ein verärgerter Gouverneur. Dabei wollte Joachim Oelssner vom Roten Kreuz doch nur helfen, die Malaria im Kongo zu bekämpfen. Aber der Projektleiter des Roten Kreuzes hat den Elan seiner kongolesischen Mitarbeiter unterschätzt. Die Geschichte eines Missverständnisses"

Damit wird der arme Helfer aus Deutschland zum Opfer der zu Behelfenden. Die strukturellen Probleme von Entwicklungshilfe (zum Beispiel der zugrundeliegende Rassismus) werden nicht angesprochen. Anstatt dessen werden die Fehlentwicklungen als Missverständnisse abgetan.

Eine vertane Chance, sich kritisch mit der Entwicklungshilfe auseinanderzusetzen. Ein weiteres Bespiel wie 'weiße' Menschen in den Mittelpunkt gesetzt werden und 'schwarze' nur eine StatistInnenrolle zugewiesen bekommen.

0 Kommentare in: (post)kolonial   ... comment ... link


Was sind Muslime?
In einem taz-Artikel fand ich die Formulierung:

"Die Beschuldigten sollen sich dort im Jahr 2005 im "Multi-Kultur-Haus" zusammengeschlossen haben, um Muslime und zum Islam Konvertierte zu radikalisieren und zum "heiligen Krieg" im In- und Ausland anzustacheln."

Was genau ist der Unterschied zwischen eineR Muslima und einer zum Islam Konvertierten?
Wird frau nicht durch das Konvertieren zur Muslima?
Oder ist Muslim-Sein etwas unabhängig vom Glauben? Etwas angeborenes?

0 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Montag, 21. April 2008
Marginalisierung und Depression
Die taz interviewt die Psychiaterin Meryam Schouler-Ocak zur Verbindung von Depression und Marginaliserung, z.B. bei Frauen oder MigrantInnen.

1 Kommentar in: engagiert   ... comment ... link


Pauschalverdacht
In Zukunft soll bereits der Kauf eines PKWs unter Strafe gestellt werden. Denn dieser deute darauf hin, dass der PKW auch im Verkehr eingesetzt werden soll. Die Unfallstatistiken aber belegen, dass Körperverletzungen und Todesfälle bei Unfällen insbesondere durch den Einsatz von PKWs verursacht werden. Bereits durch den Kauf entstehe so eine "abstrakte Gefahr für Leib und Leben der potenziellen Opfer"".

Ähnliche Argumentationen liegen nach einem Bericht der taz auch dem neuen Antiterrorgesetz zugrunde.

0 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Sonntag, 20. April 2008
Gefrässige InderInnen
Unserer Kanzlerin zu Folge sind die Lebensmittelpreiserhöhung eine Folge von InderInnen, die über Nacht beschlossen haben zwei Mahlzeiten pro Tag zu sich zu nehmen, und von ChinesInnen, die auf einmal Milch trinken. Mit der Biospritproduktion hingegen haben die Preiserhöhungen (entgegen von ExpertInnenmeinung) nichts zu tun, sagte die Kanzlerin bei der Eröffnung einer Biokraftstoffraffinerie. (siehe taz, n-tv und Financial Times Deutschland)

Nachtrag 22.04.08: Siehe auch Diskussion auf dem Indermezzo.

0 Kommentare in: (post)kolonial   ... comment ... link


Lockende Quartiere
In Beelitz hat die Spargelsaison begonnen und die taz berichtet darüber:

"Weil Spargelstecher unter Deutschen aber kaum zu finden sind und der Hof vor allem auf polnische Arbeiter angewiesen ist, lockt man diese mit gut ausgestatteten Quartieren und besonderer Betreuung"

Zu den lockenden Angeboten wird dann später ausgeführt:

"Den in Mehrbettzimmern untergebrachten Arbeitern stehen neben der Krankenschwester auch Einkaufsmöglichkeiten auf dem Hof und ein warmes Mittagessen zur Verfügung."

Was daran besonders lockend ist, ist mir nicht klar: Krankenversorgung, Einkaufmöglichkeiten und warmes Mittagessen sollten Standard sein. Mehrbettzimmer sind in unserer Gesellschaft eine Einschränkung der Privatsphäre. Wenn das also schon lockend ist, müssen die Arbeitsbedingungen vorher sehr entwürdigend und ausbeuterisch gewesen sein.

Warum die taz mit "Weißer Spargel, schwarze Arbeit" titelt, ist mir auch nicht ganz klar, denn über Schwarzarbeit wird erst gegen Ende des Artikels kurz berichtet.

Nachtrag 28.04.08: Manchmal gibt es die Unterkünfte auch inklusive Molotowcocktails.

0 Kommentare in: othering   ... comment ... link


Donnerstag, 17. April 2008
Eingebürgerte keine Deutschen
Die taz berichtet über Forderungen, in der Kriminalitätsstatistik Untergruppen von 'Deutschen' aufzunehmen. Jene mit Migrationshintergrund sollen von den echten (?) Deutschen getrennt werden:

"Der Bund Deutscher Kriminalbeamten fordert schon länger eine Änderung der Statistik. Die Ausweisung des Migrationshintergrunds diskriminiere Eingebürgerte nicht. "Eigentlich kriminalisiert die Statistik die Deutschen", sagte Rolf Jaeger, Vizechef der Organisiation vor zwei Jahren der Welt, weil auch "eingedeutschte Türken, Afrikaner, Asiaten" als "deutsche Straftäter" erfasst werden."

Gut, dass der Vizechef des Bundes Deutscher Kriminalbeamten da festgehalten hat, dass seiner (und seiner Organisations ?) Meinung nach nur Blutsdeutsche echte Deutsche sind und die in unserem Land ganz furchtbar diskriminiert werden.

Ich halte es aber eher mit Christian Raths Kommentar in der taz:

"Aber statt die Eingebürgerten nun in eine statistische Parallelgesellschaft abzudrängen, wäre es sinnvoller, die Aufteilung zwischen deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen ganz aufzugeben, da sie eh obsolet geworden ist. Diese Unterscheidung hatte schon immer etwas Stigmatisierendes ..."

Nachtrag 04.01.09: Die CSU hat die Forderung aus der Mottenkiste geholt wie die Offline-taz berichtet.

Nachtrag 15.01.09: Und die Berliner Polizei stellt in einer Pressemeldung die Definitionsprobleme dar:

"Die seit 01.10.2008 erprobte Erfassung des Migrationshintergrundes bei allen Tatverdächtigen wird durch die Neuregelung für 2009 abgelöst, weil Angaben zum Migrationshintergrund bei erwachsenen Tatverdächti¬gen ohne freiwillige Angaben der Betroffenen nur schwer zu erheben sind. Der Definition entsprechende Auskünfte sind beim Erwachsenen aus den amtlichen Unterlagen der Meldebehörden nicht mehr abrufbar. Das bedeutet, dass Analysen, die auf diesen Daten beruhen, nur mit Vorbehalt nutzbar sind. Da die Polizei ihre Auswertungen auf möglichst verlässliche und unstrittige Daten stützen will, wird das Meldeverfahren „Migrationshintergrund“ auf den Kernbereich unseres Erkenntnisinteresses, nämlich der Gewaltkriminalität junger Tatverdächtiger, beschränkt."

Warum sie meinen, dass sie bei jugendlichen Tatverdächtigen den Migrationshintergrund überprüfen können, bleibt unklar.

1 Kommentar in: staatsbuergerschaft   ... comment ... link


Manche sind mehr Menschen als andere
"Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), will jetzt irakische Christen wie Udai schnell in Deutschland aufnehmen. Dies sei "ein Gebot der Menschlichkeit", sagt Böhmer. So sollten die Flüchtlinge etwa unkompliziert Arbeitserlaubnisse erhalten." berichtet die taz.

Ich finde es gut, wenn Menschen in Deutschland aufgenommen werden und unkompliziert Aufenthaltserlaubnisse bekommen. Auch ich halte das für ein Gebot der Menschlichkeit. Udai gönne ich das zutiefst. Und auch Michael Samir al Ayash und auch all den anderen, die in Deutschland unmenschlich behandelt oder gar nicht erst reingelassen werden. Ist es den ChristdemokratInnen eigentlich nicht peinlich, Menschenwürde an Religionszugehörigkeit festzumachen?

Nachtrag 22.04.08: Die EU kritisiert den deutschen Versuch, mit Flüchtlingen diskriminierend umzugehen, und Bernd Mesovic von Pro Asyl im taz-Interview analysiert den deutschen Vorstoß kurz und prägnant:

"Das Ganze hat natürlich einen populistischen und islamophoben Unterton, der besagt: Die einen sind integrationsfähig, und die anderen sind es nicht."

Nachtrag 30.07.09: Und es bleibt bei dem islamophoben Unterton wie die taz darstellt:

"Von solchen liturgischen Feinheiten abgesehen, gelten die christlichen Iraker als unproblematisch. Vor allem Unionspolitiker und die katholische Kirche setzten sich für die mutmaßlichen orientalischen Brüder und Schwestern im Geiste ein."

Diese Bevorzugung führt aber noch lange nicht dazu, dass die Christ_innen aus dem Irak menschenwürdig behandelt werden, wie auch ein Artikel der taz berlin zeigt.

1 Kommentar in: islamophobie   ... comment ... link


Vor und nach 1975
Erst seit 1975 bekommen die Kinder deutscher Staatsbürgerinnen, die mit einem ausländischen Staatsbürger verheiratet sind, automatisch mit der Geburt die deutsche Staatsbürgerschaft. In meinem Artikel Ausgrenzung und Zugehörigkeit habe ich die Bedeutung dieser Regelung für indisch-markierte Menschen in Deutschland diskutiert. Jetzt berichtet tagesschau.de über die Folgen für Kinder deutscher Staatsbürgerinnen, die im Ausland leben und kein Aufenthaltsrecht in Deutschland bekommen.

Nachtrag 07.05.08: Es gibt wohl auch noch die Regelung vor oder nach 1953. Die taz berichtet über die Enkelin einer aus Deutschland geflohenen Jüdin, die kein Anrecht auf die deutsche Staatsbürgerschaft hat, da ihre Großmutter vor 1953 einen nichtdeutschen Staatsbürger geheiratet hat.

0 Kommentare in: staatsbuergerschaft   ... comment ... link


Donnerstag, 17. April 2008
Konsequente Liberalisierung
Heute hat in Berlin die Konferenz Wissen wandert - Migration und Know-how - Potenziale für Berlin begonnen. Grundsätzlich habe ich mit der zugrunde liegenden Verwertungslogik Probleme. Auch jene, die kein besonderes Potenzial für für Berlin haben, sollten hier leben dürfen. Da ich aber zu MigrantInnen aus Indien forsche, wollte ich mir anhören, was die Vertreterin der indischen Botschaft zu sagen hat. Und in dem vom Thema vorgegebenen wirtschaftsliberalen Rahmen hat mich das positiv überrascht.

Neeta Bhushan hat vollkommen selbstbewusst die fehlende Liberalisierung von Migration (neben dem freien Handel und der Liberalisierung der Kapitalmärkte, die von den westlichen Ländern ausschließlich als Teil der Liberalisierung angesehen werden) angemahnt. Sie hat ausgeführt, wie die freie internationale Migration für globale Wirtschaftsunternehmen (wie sie in Indien angesiedelt sind) selbstverständlich notwendig ist, wie Investitionen in Deutschland durch restriktive Migrationsregulierungen behindert werden, etc. Dabei ging sie nie in die Rolle der Bittstellerin, sondern führte aus, was Deutschland dadurch verliert, dass es so restriktiv ist.

Allerdings hatte ich eine solche Diskussion auch schon 2003 bei einer Konferenz in Kathmandu verfolgen können. Die westlichen Länder scheinen keinerlei Interesse an einem vollständig liberalen internationalen Wirtschaftssystem zu haben. Migration wollen sie weiterhin restriktiv kontrollieren.

Nachtrag 26.04.08: Deutschland hat weiterhin kein Interesse an konsequenter Liberalisierung. Für die neuen osteuropäischen EU-Staaten sollen die Freizügigkeit für ArbeitnehmerInnen weiterhin nicht gelten berichtet die
taz.

0 Kommentare in: privilegien sichern   ... comment ... link


Abschiebehaft
Die taz berichtet über einen deutschen Staatsbürger, der in den USA in einem Abschiebegefängnis gelandet ist und dort unter menschenunwürdigen Verhältnissen lebt.

Nur so zur Ergänzung: Die anderen 69 bis 79 Menschen, die mit ihm in einer Zelle einsitzen, leben auch in menschenunwürdigen Verhältnissen. Auch für deren Menschenwürde sollte sich frau einsetzen.

0 Kommentare in: abschieben   ... comment ... link


Asiatische DNA
Marina Mai schreibt in der taz über die Suche nach der Mutter eines ausgesetzten toten Kindes. Beim Lesen des Artikels haben sich bei mir eine Reihe von Fragen ergeben, die ich hier mal darstelle:

“Das am vorletzten Sonntag im Köpenicker Forst gefundene tote Baby hatte laut DNA-Analyse asiatische Eltern.“

An dieser Stelle hätte ich gerne eine Erklärung, wie per DNA-Test festgestellt werden kann, dass die Eltern asiatisch sind. Es gibt da sicher Methoden, aber über genau diese würde ich gerne mehr erfahren. Aus meinen rassismuskritischen Studien habe ich gelernt, dass es keine genetisch klar von einander unterscheidbaren menschlichen ‚Rassen’ gibt. Deshalb interessiert mich sehr, wie hier ein Zusammenhang von DNA und Herkunft konstruiert wird.

Zudem würde ich gerne wissen, wie die Polizei hier asiatisch und Asien definiert. Geht es um eine Herkunft irgendwo zwischen dem Ural und Japan, von Sibirien bis nach Sri Lanka? Könnte ich die Mutter sein mit meinen ‚indischen’ Genen?

“Die Polizei sucht jetzt eine Asiatin, die schwanger war und ohne Kind angetroffen wird. Dabei steht sie vor einem großen Problem: Es fehlen die Ansprechpartner in der asiatischen Community.“

Wenn ein nach DNA-Analyse als europäisch identifiziertes Kind aufgefunden wird, welche europäische Community wird dann befragt? Wieso kann die Polizei davon ausgehen, dass die Mutter in irgendeiner geographisch/national-definierten Community bekannt ist? Kann die Mutter nicht zwar asiatische DNA weitergeben und doch seit Generationen in Deutschland leben?
Was für AnprechpartnerInnen werden gesucht?

“Der Rucksack wurde in kleinen Stückzahlen hergestellt und nach Kenntnis des Herstellers nicht exportiert. Das spräche für eine thailändische Herkunft der Eltern.“

Könnte nicht auch irgendeine TouristIn den Rucksack von einer Thailand-Reise mitgebracht haben?

“Die größte asiatische Gruppe in Köpenick sind aber Vietnamesen, sodass die Mordkommission auch eine vietnamesische Mutter für möglich hält. Oder eine chinesische.“

Wenn aber doch die Indizien auf Thailand deuten, warum dann Vietnamesinnen und Chinesinnen verdächtigen? Ist es bekannt, dass VietnamesInnen und ChinesInnen, die in Deutschland leben, besonders häufig vorher in Thailand waren? Oder ist das Indiz Rucksack dann doch weniger relevant als die asiatische DNA, die sich offensichtlich zumindest auf Südost- und Ostasien bezieht.

“Doch weder die knapp 6.000 Thailänder in der Stadt noch die etwa ebenso zahlreichen Chinesen haben professionelle Vereine, die für die Mehrheitsgesellschaft ansprechbar sind.“

Was genau soll das heißen? Was sind professionelle Vereine? Wann sind sie ansprechbar für die Mehrheitsgesellschaft? Welche Probleme bestehen für Mitglieder der Dominanzgesellschaft, die Thai oder Chinesisch können, mit den Vereinen zu sprechen.
Sind DNA-deutsche Kindstöterinnen in Vereinen organisiert, die von der Mehrheitsgesellschaft ansprechbar sind?

“Gegenüber Ämtern haben sie große Vorbehalte. Und gerade familiäre Themen werden im eigenen Kreis geklärt und nicht in die Mehrheitsgesellschaft getragen."

Woran mag die Zurückhaltung gegenüber der Mehrheitsgesellschaft und insbesondere der Institution Polizei liegen? Könnte das mit schlechten Erfahrungen und mit unsicheren Aufenthaltstati zusammenhängen? Könnte es sein, dass die Polizei für Menschen ohne sicheren Aufenthaltsstatus eher als Gefahr denn als FreundIn und HelferIn wahrgenommen wird? Sollte ich meine familiären Themen in die Öffentlichkeit tragen?
Sind DNA-deutsche Kindstöterinnen und deren Umfeld offen gegenüber Ämtern? Tragen sie ihre familiären Themen in die Öffentlichkeit?

“Familiäre Konflikte in asiatischen Familien sind meist eine strenge hierarchische Unterordnung der jungen unter die ältere Generation.“

Gilt das für ganz Asien? Und auch für alle, die jemals aus irgendeiner Gegend in Asien nach Deutschland migriert sind und deren Kinder und Kindeskinder?

“Ähnlich wie bei islamischen Zuwanderern“

Wieso kommen auf einmal Muslime ins Spiel? Und warum im Gegensatz zu den AsiatInnen? Gibt es in Asien keine Muslime? Liegt nicht auch die Türkei (und die meinen wir ja zumeist mit den islamischen ZuwanderInnen) zu großen Teilen in Asien?

“sollte eine Frau als Jungfrau in die Ehe gehen, Töchter haben wenig Freiräume.“

Das gilt jetzt auch wieder für ganz Asien? Woher habe ich nur meine Freiräume bekommen?

“Während das für türkische und andere islamische Communitys bekannt ist,“

Das ist also eine bekannte Tatsache? Alle Muslime sind so. Eine recht pauschale Unterstellung.

“weiß kaum jemand, dass es diese Probleme bei den Asiaten auch gibt.“

Nur die Autorin weiß das? Da ein Großteil der muslimischen Länder in Asien liegen, haben sich das vielleicht andere, die alles über die Muslime wissen, auch schon gedacht.

Und welche Probleme sind gemeint? Viele ChristInnen halten das als Jungfrau-in-die-Ehe-gehen nicht für ein Problem, sondern für absolut notwendig und alles andere für ein Problem. Konservative Menschen in Deutschland fordern immer wieder, das Alter und die Eltern zu ehren. Viele verfolgen in Deutschland ganz gezielt die Politik die Freiräume von Frauen zu beschränken, sie auf Familie und Haushalt zu beschränken. Ist das dann auch alles ein Problem? Oder nur wenn Muslime und AsiatInnen betroffen sind?

“Vielleicht konnte die Mutter des toten Babys kein Deutsch und hatte nie von einer Babyklappe gehört?“

Das kann schon sein, dass sei kein Deutsch konnte. Es kann auch sein, dass sie nichts von einer Babyklappe wusste. So wie viele andere Frauen in Deutschland. Wie kommt es zu genau dieser Vermutung? Warum werden gerade Sprachschwierigkeiten als Grund für den Tod des Kindes ins Spiel gebracht?

Ein anderes mögliches Szenario wäre: Der Mutter des Kindes wird ein legaler Aufenthalt in Deutschland verweigert, sie hat keinen Zugang zum Gesundheitssystem, sie konnte keine Abtreibung vornehmen. Oder sie hat keine Papiere, keine dauerhafte Unterkunft und kein regelmäßiges Einkommen und kann sich daher nicht vorstellen, ein Kind in Deutschland groß zu ziehen.

Und es gibt noch viele andere möglichen Szenarien. Also warum dieses?

“Diese Märkte sind Zentren des asiatischen Lebens.“

Siehe oben: Was für ein Asien?

“Die Marktbetreiber aber sind nicht für eine Kooperation mit Behörden bekannt.“

Bei wem bekannt? Und siehe oben: Vielleicht gibt es gute Gründe dafür.

“Die gut integrierten 10.000 Griechen in Berlin und Brandenburg“

Wo kommt jetzt die gute Integration her? Wie definiert die sich? Und warum ist das hier wichtig?

“für 17.000 Vietnamesen, von denen viele trotz 20 Jahren Aufenthalt in Deutschland kaum Deutsch sprechen. Die 7.000 Chinesen und 6.000 Thailänder, die oft ebenso schlecht integriert sind, gehen leer aus.“

Definiert die Autorin hier Integration über den Grad der Deutschkenntnisse? Wie kann sie pauschal sagen, dass VietnamesInnen, ChinesInnen und Thais schlecht integriert sind?

Der Artikel hat den Titel: “Tätersuche in sprachlosen Communitys“

Wie kommt die taz darauf, dass die AsiatInnen sprachlos sind? Ich gehe davon aus, dass sie alle zumindest eine Sprache können. Oder will die taz hier auf Gayatri Spivaks „Can the subaltern speak?“ Bezug nehmen. Dazu passt dann der Artikel nicht wirklich.

PS: Ich vermute mal, dass viel von dem was ich hier kritisiere auf Pressemitteilungen der Polizei etc. zurückgeht. Aber selbst dann würde ich von der taz erwarten, dass sie mit diesen Informationen kritisch umgeht und nicht die ganzen Rassismen einfach reproduziert.

0 Kommentare in: rassistisch   ... comment ... link


Montag, 14. April 2008
Offensichtlicher Rassismus
Ich dachte immer, dass ein Antidiskriminierungsgesetz (selbst in der Form des AGGs) durchaus symbolische Wirkung haben könnte. Ich dachte aber nicht, dass irgendjemand so blöd sein kann, seine rassistische, sexistische, etc. Überzeugung so offen und belegbar zu äußern, dass das AGG auch angewendet werden kann/muss.

In Osnabrück ist das jetzt passiert wie die taz berichtet. Einer Afro-Deutschen (siehe auch Interview mit Natascha Kelly) wurde die Wohnung gekündigt mit folgender Begründung:

"Die Begründung für die Kündigung liegt darin, dass einige Mitmieter des Wohnhauses mit Ihrer Herkunft und Hautfarbe und mit Ihrer persönlichen Situation als Alleinerziehende nicht einverstanden sind."

Das sind gleich mehrere unzulässige Diskriminierungen. Der Vermieter muss sich entweder sehr sicher gefühlt haben, dass er das so formuliert hat, oder er verfügt nicht über ausreichende intellektuelle Fähigkeiten die Konsequenzen seines Handelns abzuschätzen. Die meisten anderen Vermieter hätten sich wohl eine 'korrektere' Begründung ausgedacht.

Bei den Online-Kommentaren der taz versuchen einige mal wieder die Opfer-Täter-Umkehr. Einer bezweifelt die Glaubwürdigkeit der Nachricht, weil die betroffene Afro-Deutsche auch Aktivistin ist. Werden AktivistInnen nicht diskriminiert?

Nachtrag 15.04.08: Die taz berichtet auch von einer Klage einer Frau wegen Diskriminierung auf der Basis von Geschlecht.

2 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link