Montag, 14. April 2008
China und Afrika
Georg Blume berichtet in der taz von seiner Reise mit einem chinesischen Unternehmensberater durch Afrika. Das bringt so ein paar Vorstellungen über den Westen und den Rest in Unordnung (wenn auch sicher nicht alle).

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Deutschpflicht
Laut Focus sollen arbeitslose 'Menschen mit Migrationshintergrund', die Hartz IV beziehen wollen, in Zukunft zu Deutschkursen verpflichtet werden.

Ob sie die dann von ihrem Hartz IV bezahlen müssen?
Und ob sie dann Stellen wie diese bekommen?

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Montag, 7. April 2008
Flexible Genders statt re:publica
Ende letzter Woche war ich lieber bei der Konferenz Flexible Genders - Transgressive Bodies (Danke an Genderblog für den Hinweis) als bei der re:publica.

Ich blogge zwar mit Begeisterung (nicht nur hier sondern auch da), interessiere mich fürs Netzwerken und bin sogar Internetforscherin. Aber so richtig hat mich das Programm nicht angesprochen und die ReferentInnen waren mir zu männlich und 'weiß'. Nun glaube ich nicht, dass Frauen von Natur aus interessanter sind als Männer sind (und nicht erst seit der Flexible Genders - Konferenz ist mir klar, dass die Differenzierung Männer und Frauen eine problematische ist). Aber meine Erfahrung ist, dass in Zusammenhängen, die sich mit Macht kritisch auseinandersetzen (insbesondere mit Rassismus und Heteronormativität), der Anteil der Menschen, die als Frauen definiert werden, jene die sich selber als queer identifizieren und jene die rassifiziert werden (und häufig Personen, die in alle drei Kategorien gleichzeitig fallen) sehr hoch ist. Im Gegensatz dazu ist mir aufgefallen, dass Kontexte, die von 'weißen' heterosexuellen 'Männern' dominiert werden, häufig wenig machtkritisch sind. Insofern ist eine 'weiß-männliche' ReferentInnenliste für mich ein Indikator (wenn sicher auch kein eindeutiger).

Die Diskussionen, die es um den 'Strickblog'-Workshop auf der re:publica gab (siehe Beitrag auf Genderblog mitsamt den dort angegebenen Links zu anderen Blogs) bestätigen mich in meinem Unwohlsein mit der re:publica. Da ich nicht da war, kann ich nicht beurteilen wie der Workshop war (und ob der Ausschluss von Männern sinnvoll war). Aber die grundsätzliche Kritik an Frauenräumen, das Aufheulen von armen ausgegrenzten Männern und das allgemeine gegenseitige Bestätigen, dass wir so was nicht mehr brauchen, zeugt von einer sehr machtunkritischen Atmosphäre. Auch wenn die Unterscheidung von Männern und Frauen eine sozial konstruierte ist und die Ausschlusskriterien sicher problematisch sind (bei Flexible Genders wurde viel zu Transthemen diskutiert), so ist die Unterscheidung doch eine soziale Realität und zwar eine gewaltvolle. Es muss möglich sein, das zu thematisieren und auch 'Rückzugsräume' zu schaffen.

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Deutschkenntnisse
"Deutschkenntnisse unbedingt erforderlich!" steht in der Stellenanzeige für Zeitungszusteller/innen in der Berliner Morgenpost.

Sollen die Zusteller/innen die Zeitungen auch vorlesen?

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Freitag, 4. April 2008
Skatteetaten
Ich habe heute Post aus Norwegen bekommen. Es handelt sich vermutlich um eine Steuermitteilung. Aber ich verstehe nichts. Denn weder kann ich ausreichend Norwegisch noch verstehe ich wie das Steuersystem funktioniert, um mir zu erschließen, was da stehen könnte. Da habe ich wohl die nächsten Tage was zum knobeln ...

Nachtrag 05.04.08: Mit der Hilfe des Linkes von lok und einem Online-Wörterbuch habe ich nun das Wichtigste verstanden:

Die Selvangivelse ist meine Steuererklärung. Skatteetaten hat da für mich schon meine Honorarzahlung aus Bergen und die Zinseinkünfte meines Bankkontos (ganze 2,- NOK) sowie mein Vermögen auf dem Konto zum Jahresende eingetragen. Was die alles wissen! Das würde deutsche Finanzämter sicher auch freuen.

Wenn die aber so allwissend sind, verstehe ich nicht, warum sie die Honorarzahlung aus Oslo nicht drauf haben. Die ist für mich viel relevanter, denn da wurden 50% Steuern abgezogen, die ich wieder haben möchte. Ganz transparent scheint das norwegische Finanzsystem also doch nicht zu sein.

Ich versuche es jetzt mal mit einem Brief an Skattetaten. Mal sehen, was passiert.

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Flucht
"Rudolstadts parteiloser Bürgermeister Jörg Reichl sagt dazu: "Mir sind außergewöhnliche Vorkommnisse nicht bekannt. Es wird manches übertrieben. Hier herrscht keine Ausländerfeindlichkeit."" berichtet die Frankfurter Rundschau.

Der Bürgermeister will so seine Stadt, die thüringische Kleinstadt Rudolstadt schützen. Das erinnert beängstigend an Mügeln. Und hat auch damit etwas zu tun:

"Zuletzt hatte der Gottesmann auch noch Ärger mit der Kirchenleitung. Neuschäfer hatte in der Kirchenzeitung Glaube und Heimat einen Artikel veröffentlicht, in dem er sich mit der Hetzjagd auf Inder im sächsischen Mügeln befasst.

Darin verweist er auf die Erfahrungen seiner Familie und schreibt: "Eine ebenso unheimliche wie unterschwellige Feindlichkeit gegenüber Fremdem, Unheimlichem und Anderem gibt es bei uns in Ostdeutschland sowohl bei ,den' Rechten als auch bei ,den' Linken. Auch im Raum der Kirche sind nicht automatisch alle gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit!" Die Kirchenleitung habe ihn daraufhin aufgefordert, solche Beiträge nicht nochmal zu veröffentlichen, sagt Neuschäfer. Einen Monat später verließ die Familie Rudolstadt."


Seine Familie sind seine Frau Miriam und seine fünf Kinder. Nach über sechs Jahren in Rudolstadt konnten sie mit dem alltäglichen Rassismus nicht mehr umgehen, wurde er zu bedrohlich und sie flohen in das Rheinland, aus dem das Ehepaar Neuschäfer kommt.

Aber der Bürgermeister hat wohl recht. Es ist wahrscheinlich nichts außergewöhnliches geschehen, sondern nur ganz alltägliches. Und von Ausländerfeindlichkeit kann frau eigentlich auch nicht reden. Denn AusländerInnen waren nicht beteiligt. Es handelt sich ganz einfach um alltäglichen Rassismus.

Neben dem ausführlichen Artikel der Frankfurter Rundschau, gibt es ein Interview der Netzzeitung mit Neuschäfer und einen Artikel der Ostthüringer Zeitung.

Nachtrag 13.04.08: Inzwischen gibt es auch einen ausführlichen taz-Artikel und einen Tagesschau-Bericht.

Die Rudolstädter scheinen geschlossen zusammen stehen in der Überzeugung, dass die Neuschäfers übertreiben und Nestbeschmutzer sind:

"Wenn Sie mich fragen, ist die Familie entweder sehr empfindlich oder etwas wirr", sagt die Mitarbeiterin des Eine-Welt-Ladens am Schulplatz. " berichtet die taz.

Nachtrag 26.04.08: In Thürigen soll nun ein ehemaliger Redakteur der Jungen Freiheit Kultusminister werden (berichtet z.B. die taz). Spätestens jetzt sollte alle, die nach den Kriterien des von der Jungen Freiheit propagierten Ethnopluralismus nicht nach Thürigen gehören, besser flüchten.

Nachtrag 07.05.08: Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt werden kritische Flüchtlingssprecher zwangsweise verlegt (berichtet die taz).

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Mittwoch, 2. April 2008
Über Islamophobie und angebliche Religionskriege
Hilal Szegin hat mal wieder ein lesenswertes Das Schlagloch zum Thema Islamophobie in der taz veröffentlicht.

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Japan
Die taz berichtet über Rechtsradikale in Japan und ihren Einfluss auf die öffentliche Berichterstattung.

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Queer bashing
Zu Broder, Wilders und homophoben Muslimen mal bei f*cking queers vorbeischauen.

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Dienstag, 1. April 2008
Aprilscherz
Der taz-Artikel hört sich nach einem Aprilscherz an, ist aber wohl eher eine Beschreibung deutschen Behördenalltags:

Ende Februar hat sich das Kosovo für unabhängig erklärt und Deutschland hat den neuen Staat anerkannt. Deutsche Ausländerbehörden aber ignorieren das. Sie verlangen weiterhin, dass sich KosovarInnen bei der serbischen Botschaft Papiere besorgen bzw. die Ausbürgerung aus der serbischen Staatsbürgerschaft nachweisen, um eingebürgert zu werden.

Eine Ausnahme ist die Ausländerbehörde München. Sie hat mitbekommen, dass es nun ein unabhängiges Kosovo gibt. Daher ruhen nun alle Einbürgerungsanträge von KosovarInnen auf unbestimmte Zeit. Denn solange es noch keine kosovarische Botschaft gibt, kann die Ausbürgerung der Einbürgerungswilligen nicht nachgewiesen werden. Und auf diesen Nachweis besteht die Münchner Behörde, obwohl sie durchaus pragmatischer vorgehen könnte (wie z.B. die Schleswig-Holsteiner).

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Montag, 31. März 2008
Kein ethnisches sondern ein soziales Problem
Die taz bringt heute einen langen Beitrag von/über Marianne Rubach (geschrieben von Gabriele Goettle), die als Lehrerin für benachteiligte SchülerInnen in Neukölln arbeitet. In dem Beitrag betont sie verschiedentlich, dass sie es nicht mit einem ethnischen sondern einem sozialen Problem zu tun hat.

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Aus der Steinzeit
Das Land um das es geht "dämmert noch immer in einem anderen Zeitalter", vielleicht in der "Steinzeit" oder auch im "Mittelalter". Die Menschen stehen in Beziehung "zu ihrem Gott". Sie leben in "fensterlosen Lehmgehöften". Es gibt keinen Fortschritt, dafür aber "Boys" die Mächtigen sexuell zu Diensten sein müssen. Als Konfliktlösungsmittel kennen sie nur die Gewalt.

Bei der Beschreibung können wir uns sicher sein, dass dieses Land weit weg von uns liegen muss. Denn wir sind selbstverständlich zivilisiert, leben im Fortschritt und nicht in fensterlosen Lehmgehöften. Und schwul sind wir schließlich auch nicht. Dafür trauen wir uns zu "die Region aus der Steinzeit ins 21. Jahrhundert zu katapultieren" und zwar mit Hilfe von Armeen.

Dabei haben "30 Jahre Krieg [Strukturen und Werte] aus den Köpfen seiner Bewohner gebombt". Zu fragen wäre da, wie denn jetzt unsere Truppen, die Zivilisation in diese Köpfe bomben sollen?

Dieser alle orientalistischen und rassistischen Bilder über Afghanistan reproduzierende Artikel von Carsten Stormer wurde übrigens in der taz veröffentlicht.

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Sonntag, 30. März 2008
Einbürgerung
Der Gesprächskreis Migration und Integration der Friedrich-Ebert-Stiftung hat eine neue Broschüre herausgegeben:

Einbürgerung
Rahmenbedingungen, Motive und Perspektiven des Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit

Ein Gutachten von Dietrich Thränhardt
Download als pdf

Thränhardt zeigt schön die Unterschiede in der administrativen Bearbeitung von Einbürgerungsanträgen in den verschiedenen Bundesländern auf. Zudem vergleicht er das "deutsche Einbürgerungsdefizit" mit anderen Ländern und spricht sich für die Tolerierung mehrfacher Staatsangehörigkeiten aus.

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Der schwarze Mann
Eine Frau wird von einem Mann eingesperrt, ausgebeutet und misshandelt. Viele Jahre lang. In einem Land, dessen Sprache sie nicht spricht, das sie nicht kennt und in dem sie sich keine Hilfe organisieren kann. Eine schlimme Geschichte. In diesem speziellen Fall mit einer Art Happy End: durch eine schwere Krankheit kommt sie in ein Krankenhaus und entkommt damit ihrem Peiniger.

Die taz berichtet darüber. Aber über einiges in diesem Artikel von Waltraud Schwab wundere ich mich:

"Mit ihrem runden Gesicht, das von schwarzen Haaren eingerahmt ist, mit den dunklen Augen, der bronzefarbenen Haut könnte die Indonesierin auch aus Nordafrika oder Südamerika stammen."

Was soll diese Rassifizierung? Eine so aussehende Frau könnte genauso gut aus Deutschland 'stammen'. Oder nicht?

Der Täter wiederum wird als "Araber" bezeichnet und wie folgt beschrieben:

"Er hat schwarze Haare, schwarze Augen, einen schwarzen Schnurrbart."

Der schwarze Mann. Steht er im Kontrast zu der bronzefarbenen Frau, die auch aus Südamerika stammen könnte? Symbolisiert das Schwarze das Böse? Was wenn der Mann blond gewesen wäre und blaue Augen hätte?

"Er errichtet eine Haremsmauer um die Frau."

Warum eine Haremsmauer? Warum nicht einfach eine Mauer? Wieso der Bezug auf das orientalistische Bild des Harems?

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