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Samstag, 29. März 2008
Klimawandel
urmila, 23:45h
Aus der taz:
"Atiq Rahman dagegen hat eine radikale Idee. "Warum retten die Industrienationen nicht die Menschen, die sie durch den Klimawandel töten?", fragt der große alte Mann der Umweltbewegung des Landes in seinem Büro in Dhaka provozierend. ... "Jedes Unternehmen in einem Industrieland", schlägt er vor, "das mehr als 100.000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr ausstößt, muss ein Dorf von Bangladeschern in seinem Land ansiedeln. .... Rahman macht eine Pause und beobachtet, welche Wirkung seine Worte haben. Dann sagt er: "Ich mache keine Witze. Ich meine das todernst.""
"Atiq Rahman dagegen hat eine radikale Idee. "Warum retten die Industrienationen nicht die Menschen, die sie durch den Klimawandel töten?", fragt der große alte Mann der Umweltbewegung des Landes in seinem Büro in Dhaka provozierend. ... "Jedes Unternehmen in einem Industrieland", schlägt er vor, "das mehr als 100.000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr ausstößt, muss ein Dorf von Bangladeschern in seinem Land ansiedeln. .... Rahman macht eine Pause und beobachtet, welche Wirkung seine Worte haben. Dann sagt er: "Ich mache keine Witze. Ich meine das todernst.""
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Samstag, 29. März 2008
Weder inhaltlich noch ästhetisch
urmila, 00:00h
In einem Kommentar zum Wilders-Film schreibt Peter Heilbrunner vom SWR-Hörfunkstudio Brüssel auf tagesschau.de:
"Und dennoch: Es bleibt einer schaler Beigeschmack. Zum einen, weil der Film unter normalen Umständen wahrscheinlich kaum wahrgenommen worden wäre - allein unter künstlerischen Gesichtspunkten hätte ihn am Ende keine TV-Anstalt ausgestrahlt. ... Nun aber kommt dem Pamphlet eine Bedeutung zu, die ihm weder inhaltlich noch ästhetisch zukommen dürfte. Und das ist das eigentlich bittere an der Geschichte. Hätte es nicht diesen Hype im Vorfeld gegeben, wäre der Film in den tiefen des Internets einfach verloren gegangen - allenfalls ein paar Rechtspopulisten hätten sich daran nicht satt sehen können."
Was sind normale Umstände? Ich vermute mal, das Ziel von Wilders war, möglichst viel Aufmerksamkeit auf seinen Film zu lenken. Deswegen hat er ihn frühzeitig ins Gerede gebracht. Es ging ihm nicht primär um den Inhalt oder die Ästhetik (dann hätte er da mehr Arbeit reingesteckt), sondern um den Hype. Daher hat er den Hype gezielt angestachelt. Ich glaube nicht, dass dieser Film jemals eine Chance hatte, in den Tiefen des Internets verloren zu gehen.
Heilbrunner kommt allerdings zu einem anderen Schluss als ich:
"Und was lehrt uns das? Wir müssen gelassener werden im Umgang mit Islam-Kritik. Meinungsfreiheit ist eine der größten Errungenschaften der freien Welt und die sollten wir nicht übervorsichtig opfern aus Angst vor erbosten Reaktionen. Mit Selbstzensur jedenfalls stellen wir das Licht unser westlichen Tradition unter den Scheffel - einen Dialog der Kulturen muss man offen führen können und ohne vorauseilenden Gehorsam."
Ich verstehe nicht, warum Heilbrunner hier zum Thema Selbstzensur schwenkt. Das Problem hier erscheint doch eher, dass ein Film produziert wurde bzw. über die Produktion eines Filmes geredet wurde, der als alleiniges Ziel hat, eine bestimmte Bevölkerungsgruppe zu verunglimpfen und zu provozieren. Der Film ist inhaltlich und filmisch schlecht gemacht. Ginge es um irgendein anderes Thema (oder hätte Wilders nicht vorher für ausreichend Öffentlichkeit gesorgt), würde niemand auf die Idee kommen einen solchen Film zu zeigen (und keiner sagen, dass es eine Verletzung der Meinungsfreiheit ist, ihn nicht zu zeigen). Aber da Wilders den (geplanten) Film geschickt als eine Verteidigung der Meinungsfreiheit lanziert hat, wird die Idee des Films zu einem Symbol der Verteidigung 'unserer' Werte und das (mögliche) Nichtzeigen zu einer unzumutbaren Selbstzensur. Eine äußert clevere PR-Strategie.
"Und dennoch: Es bleibt einer schaler Beigeschmack. Zum einen, weil der Film unter normalen Umständen wahrscheinlich kaum wahrgenommen worden wäre - allein unter künstlerischen Gesichtspunkten hätte ihn am Ende keine TV-Anstalt ausgestrahlt. ... Nun aber kommt dem Pamphlet eine Bedeutung zu, die ihm weder inhaltlich noch ästhetisch zukommen dürfte. Und das ist das eigentlich bittere an der Geschichte. Hätte es nicht diesen Hype im Vorfeld gegeben, wäre der Film in den tiefen des Internets einfach verloren gegangen - allenfalls ein paar Rechtspopulisten hätten sich daran nicht satt sehen können."
Was sind normale Umstände? Ich vermute mal, das Ziel von Wilders war, möglichst viel Aufmerksamkeit auf seinen Film zu lenken. Deswegen hat er ihn frühzeitig ins Gerede gebracht. Es ging ihm nicht primär um den Inhalt oder die Ästhetik (dann hätte er da mehr Arbeit reingesteckt), sondern um den Hype. Daher hat er den Hype gezielt angestachelt. Ich glaube nicht, dass dieser Film jemals eine Chance hatte, in den Tiefen des Internets verloren zu gehen.
Heilbrunner kommt allerdings zu einem anderen Schluss als ich:
"Und was lehrt uns das? Wir müssen gelassener werden im Umgang mit Islam-Kritik. Meinungsfreiheit ist eine der größten Errungenschaften der freien Welt und die sollten wir nicht übervorsichtig opfern aus Angst vor erbosten Reaktionen. Mit Selbstzensur jedenfalls stellen wir das Licht unser westlichen Tradition unter den Scheffel - einen Dialog der Kulturen muss man offen führen können und ohne vorauseilenden Gehorsam."
Ich verstehe nicht, warum Heilbrunner hier zum Thema Selbstzensur schwenkt. Das Problem hier erscheint doch eher, dass ein Film produziert wurde bzw. über die Produktion eines Filmes geredet wurde, der als alleiniges Ziel hat, eine bestimmte Bevölkerungsgruppe zu verunglimpfen und zu provozieren. Der Film ist inhaltlich und filmisch schlecht gemacht. Ginge es um irgendein anderes Thema (oder hätte Wilders nicht vorher für ausreichend Öffentlichkeit gesorgt), würde niemand auf die Idee kommen einen solchen Film zu zeigen (und keiner sagen, dass es eine Verletzung der Meinungsfreiheit ist, ihn nicht zu zeigen). Aber da Wilders den (geplanten) Film geschickt als eine Verteidigung der Meinungsfreiheit lanziert hat, wird die Idee des Films zu einem Symbol der Verteidigung 'unserer' Werte und das (mögliche) Nichtzeigen zu einer unzumutbaren Selbstzensur. Eine äußert clevere PR-Strategie.
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Donnerstag, 27. März 2008
Gender und Anti-Rassismus
urmila, 00:37h
Gender Mainstreaming und interkulturelle Trainings sind inzwischen in aller Munde. Die Broschüre "Pädagogische Ansätze für interkulturelle Geschlechtergerechtigkeit" herausgegeben von IDA e.V. (da auch zu bestellen) setzt sich mit der Verbindung beider kritisch auseinander. Die Redaktion hatten dabei die Rassismus- und Genderforscherin Maria do Mar Castro Varela sowie Birgit Jagusch von IDA. Mir haben vor allem die Grundlagentexte von Castro Varela und Gabriele Dina Rosenstreich gut gefallen.
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AsylbewerberInnen sind anders
urmila, 15:31h
Die taz berichtet über Proteste von Flüchtlingen gegen ihre menschenunwürdige Unterbringung in einem ehemaligen Ferienlager in dem thüringischen Katzhütte, das ganz und gar nicht den Anforderungen von dauerhaft dort wohnenden Menschen genügt.
Die Offiziellen zeichnen sich mal wieder durch rassistische Unterscheidungen zwischen 'uns' und den 'Anderen' aus:
Die Heimleiterin sagt: "Und unsere Asylbewerber haben eine andere Lebensweise als wir Deutschen. Ein Deutscher duscht nicht unter fließendem Wasser."
Der Fachbereichsleiter Jugend und Soziales spricht: "von einem "anderen Lüftungsverhalten, als der Bau erfordert"" (vermutlich um den unzumutbaren Schimmel zu erklären).
Nachtrag 08.05.08: Die Ostthüringer Zeitung berichtet, dass Katzhütte teilweise geräumt aber nicht aufgegeben wird.
"Die beiden Sprecher der Katzhütter Flüchtlinge wurden gestern gegen ihren Willen nach Eisenach bzw. Greiz verlegt, da sie laut Kreisbehörde massiv Ruhe und Ordnung im Objekt gestört hätten, das Vertrauensverhältnis zum Personal gestört sei und so dort nicht mehr geduldet würden, hieß es."
Das Einfordern von Menschenrechten kann also nicht geduldet werden.
Nachtrag 19.05.08: Die taz berichtet über das Schimmelasyl und interviewt Tobias Pieper dazu:
taz: "Die Isolierung ist also politisch gewollt?
Pieper: Natürlich. Das ist ja im Gesetz so vorgesehen: Bevor der Aufenthalt nicht geklärt ist, soll auf keinen Fall eine Integration stattfinden. Und deshalb isoliert man die Leute in solchen zentralen Lagern.
Die Offiziellen zeichnen sich mal wieder durch rassistische Unterscheidungen zwischen 'uns' und den 'Anderen' aus:
Die Heimleiterin sagt: "Und unsere Asylbewerber haben eine andere Lebensweise als wir Deutschen. Ein Deutscher duscht nicht unter fließendem Wasser."
Der Fachbereichsleiter Jugend und Soziales spricht: "von einem "anderen Lüftungsverhalten, als der Bau erfordert"" (vermutlich um den unzumutbaren Schimmel zu erklären).
Nachtrag 08.05.08: Die Ostthüringer Zeitung berichtet, dass Katzhütte teilweise geräumt aber nicht aufgegeben wird.
"Die beiden Sprecher der Katzhütter Flüchtlinge wurden gestern gegen ihren Willen nach Eisenach bzw. Greiz verlegt, da sie laut Kreisbehörde massiv Ruhe und Ordnung im Objekt gestört hätten, das Vertrauensverhältnis zum Personal gestört sei und so dort nicht mehr geduldet würden, hieß es."
Das Einfordern von Menschenrechten kann also nicht geduldet werden.
Nachtrag 19.05.08: Die taz berichtet über das Schimmelasyl und interviewt Tobias Pieper dazu:
taz: "Die Isolierung ist also politisch gewollt?
Pieper: Natürlich. Das ist ja im Gesetz so vorgesehen: Bevor der Aufenthalt nicht geklärt ist, soll auf keinen Fall eine Integration stattfinden. Und deshalb isoliert man die Leute in solchen zentralen Lagern.
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Dienstag, 25. März 2008
Tibet und Deutschland
urmila, 20:06h
Bei den Protesten gegen die chinesische Tibetpolitik in Deutschland hat ein junger Mann aus Tibet versucht, sich anzuzünden. Im taz-Interview interpretiert ein Mitarbeiter der Tibet-Initiative Deutschland dies weniger als eine spezifische Protestform als eine Verzweiflungstat eines abgelehnten Asylbewerbers, der die Abschiebung nach China befürchten muss.
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Montag, 24. März 2008
Osterspaziergang in Marzahn
urmila, 22:49h

Heute nachmittag: Spaziergang mit meiner Partnerin und ihrer Mutter durch Marzahn. Schöne Sonne, aber doch kühl. Ich wickele mich in meinen knallgelben Schal, laufe vor den beiden anderen. Auf einmal höre ich aus einer Gruppe, die knapp vor mir auf dem Weg steht, eine Männerstimme:
"Was soll denn das für eine Jacke sein?
Ich behalte den Blick auf den Boden gerichtet, laufe zügig weiter, bloß nicht reagieren, der Tonfall war nicht freundlich. Da eine Frauenstimme:
"Sehr stylisch, hehe."
Die Frau sieht verdammt jung aus. Und ihre Stimme hört sich so an, als ob sie dringend der Männerstimme zustimmen muss. Bloß weitergehen. Nicht reagieren.
Vorbei. Erleichterung. Die Mutter meiner Freundin redet weiter auf sie ein, hat ganz offensichtlich nichts mitbekommen. Aber meine Partnerin fragt, ob ich ok bin. Erzählt mir, dass sie die Gruppe genauer gesehen hat. Der Größte unter ihnen hat mich wohl sehr provozierend angesehen. Sie hatte Angst.
Ich wickele mich aus dem Schal, muss ja nicht unnötig Gefahren eingehen. Gut, dass wir uns in Marzahn grundsätzlich nicht als Paar zu erkennen geben.
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Freitag, 21. März 2008
EZ und Rassismus
urmila, 18:31h

Mehrere entwicklungspolitische Organisationen haben zusammen die Broschüre Von Trommelern und Helfern - Beiträge zu einer nicht-rassistischen entwicklungspolitischen Bildungs- und Projektarbeit herausgebracht. Sehr lesenswert! Insbesondere die Grundlagenbeiträge zur Verbindung von Entwicklungszusammenarbeit und Rassismus.
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Obamas Rede zu Rassismus
urmila, 01:13h
Viel wurde in den letzten Tagen über Obamas Pastor und Obamas historische Rede geschrieben. Glücklicherweise hatte die taz auch einen Link zum Redemanuskript (der allerdings inzwischen nicht mehr weiterführt, aber an anderen Stellen ist sie noch lesbar, z.B. hier oder hier).
Schön ist, dass Obama klar die Existenz von Rassismus in Vergangenheit und Gegenwart der USA benennt - und auch seine institutionelle Verankerung anspricht. Er erwähnt auch, dass 'weiße' US-AmerikanerInnen sich ihrer 'weiße' Privilegien nicht bewusst sind/ sie sich nicht bewusst machen. Er erklärt die Wut von 'schwarzen' US-AmerikanerInnen. Nimmt für meinen Geschmack die 'weißen' US-AmerikanerInnen in ihren Betroffenheiten allerdings zu sehr in Schutz.
Womit ich gar nicht klar komme, ist der immer wiederkehrende Bezug auf das Christentum und der offensive Nationalismus ("Unser Land ist das beste der Welt!").
Schön ist, dass Obama klar die Existenz von Rassismus in Vergangenheit und Gegenwart der USA benennt - und auch seine institutionelle Verankerung anspricht. Er erwähnt auch, dass 'weiße' US-AmerikanerInnen sich ihrer 'weiße' Privilegien nicht bewusst sind/ sie sich nicht bewusst machen. Er erklärt die Wut von 'schwarzen' US-AmerikanerInnen. Nimmt für meinen Geschmack die 'weißen' US-AmerikanerInnen in ihren Betroffenheiten allerdings zu sehr in Schutz.
Womit ich gar nicht klar komme, ist der immer wiederkehrende Bezug auf das Christentum und der offensive Nationalismus ("Unser Land ist das beste der Welt!").
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Freitag, 21. März 2008
Rassismus und Tourismus
urmila, 00:12h
Eine Studie hat festgestellt, dass rassistische Gewalttaten schlecht für Brandenburgs Tourmismusindustrie sind. Sollte sie also gezielt offen rassistische TouristInnen umwerben? 'Nationalbefreite' Zonen bewerben?
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