Montag, 31. März 2008
Aus der Steinzeit
Das Land um das es geht "dämmert noch immer in einem anderen Zeitalter", vielleicht in der "Steinzeit" oder auch im "Mittelalter". Die Menschen stehen in Beziehung "zu ihrem Gott". Sie leben in "fensterlosen Lehmgehöften". Es gibt keinen Fortschritt, dafür aber "Boys" die Mächtigen sexuell zu Diensten sein müssen. Als Konfliktlösungsmittel kennen sie nur die Gewalt.

Bei der Beschreibung können wir uns sicher sein, dass dieses Land weit weg von uns liegen muss. Denn wir sind selbstverständlich zivilisiert, leben im Fortschritt und nicht in fensterlosen Lehmgehöften. Und schwul sind wir schließlich auch nicht. Dafür trauen wir uns zu "die Region aus der Steinzeit ins 21. Jahrhundert zu katapultieren" und zwar mit Hilfe von Armeen.

Dabei haben "30 Jahre Krieg [Strukturen und Werte] aus den Köpfen seiner Bewohner gebombt". Zu fragen wäre da, wie denn jetzt unsere Truppen, die Zivilisation in diese Köpfe bomben sollen?

Dieser alle orientalistischen und rassistischen Bilder über Afghanistan reproduzierende Artikel von Carsten Stormer wurde übrigens in der taz veröffentlicht.

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Wie nett
Hätte man den Artikel aufmerksam gelesen, ohne gleich seine Gratismoral verbreiten zu wollen, dann hätte man wahrscheinlich gemerkt, dass es sich bei "unseren Truppen" um Afghanen handelt.

Zudem empfehle ich einen Besuch in Afghanistan. Öffnet die Augen.

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'Unsere Truppen' bezieht sich auf folgendes Zitat aus dem Artikel:

"In diesem Paralleluniversum zur zivilisierten Welt kämpfen die Truppen der afghanischen Armee und Soldaten der Nato-Länder, die sich zutrauen, eine Region aus der Steinzeit ins 21. Jahrhundert zu katapultieren. Gar eine Demokratie nach westlichem Muster zu schaffen, mit einer funktionierenden Justiz, Gesetzen, Bildung. Das braucht Zeit an Orten, an denen sich menschliche Bomben per Express zu ihrem Gott sprengen. Jahrzehnte."

Und als Kommentar zu unserem Email-Austausch:
Für eine Diskursanalyse ist es im übrigen nicht nötig, vor Ort zu sein. Die kann frau aus dem eigenen Wohnzimmer machen. Dafür muss sie sich nur mit orientalistischen und rassistischen Bildern auskennen. Dazu empfehle ich zum Beispiel die Lektüre von Edward Saids Orientalism.

Und mal so als Anregung zum Nachdenken: Vielleicht sind fensterlose Lehmhütten für das Klima in Afghanistan geradezu ideal.

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