Mittwoch, 22. Februar 2006
Menschenrechtsverletzungen in deutschen Schulen
Der UN-Sonderberichterstatter für Bildung Venor Muñoz hat Deutschland besucht. Seine Aufgabe war es zu erkunden, was im deutschen Schulsystem schief geht, warum SchülerInnen aus sozial benachteiligten Elternhäusern oder mit Migrationshintergrund weniger Bildungschancen bekommen als andere. Wie Heiner Bielefeldt feststellt, ein erster wichtiger Schritt, um auf die Verletzung er Menschenrechte in deutschen Schulen hinzuweisen. Aber auch ein Schritt, der für viele 'Deutschen' sehr schwer zu verdauen scheint. Dazu Bielefeldt:

"Befremdlich ist allerdings der Tenor vieler Kommentare. Abwehrreflexe gegenüber dem "UN-Bildungsinspekteur", wie Muñoz fälschlich genannt wurde, waren oft unübersehbar. Dass ein "UN-Sheriff", der ausgerechnet aus dem fernen Costa Rica kommt - so die verächtliche Diktion -, allen Ernstes menschenrechtliche Kritik gegenüber Deutschland vorbringen könnte, erschien manchen Leitartiklern geradezu ehrenrührig zu sein."

Manchen scheint der Besuch noch nicht mal berichtenswert zu sein. Auf bild.de findet sich mit den Suchbegriffen 'munoz', 'un' oder 'schule' kein einziger Bericht. Es kann wohl nicht angehen, dass ein Costa Ricaner, also ein 'Unterentwickelter', über 'unser' schönes Deutschland ins Gericht zieht.

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Tal der Wölfe
Ein neuer Film ist in den deutschen Kinos angelaufen Tal der Wölfe. Wie in der Türkei schon wird er auch hier zum Publikumserfolg.

Aber es regt sich Widerstand. Konservative Politiker fordern sein Verbot, sehen in ihm einen weiteren Grund dafür, dass die Türkei nicht der EU beitreten darf.

Ich habe den Film nicht gesehen. Aber nachdem, was ich über ihn gelesen habe, ist er wohl tatsächlich antisemitisch, gewaltverherrlichend, etc. Nichts, was frau sich anschauen möchte. Nichts, was ein friedliches Zusammenleben in Vielfalt fördert. Ein Film, der besser nicht in die Kinos gekommen wäre.

Robert Misiks Argumentation in der taz, dass dieser Film viel schlimmer ist als die 'amerikanischen Rambofilme' kann ich so aber nicht teilen. Warum ist es schlimmer einen 'anti-westlichen' Film zu machen als einen 'anti-kommunistischen' oder einen 'anti-islamischen'? Liegt es daran, dass wir durch den dumpfen Rassismus, Anti-Kommunismus, Sexismus, die Islamophobie, etc. in Hollywood-Schinken nicht selber angegriffen werden, dass wir sie für weniger gefährlich halten?

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Pressefreiheit
Bettina Gaus stellt heute in der taz die angebliche Verteidigung der Pressefreiheit gegen die 'Muslime' ironisch auf den Prüfstand:

"Es ist sehr traurig, dass gewaltbereite Muslime derzeit die Pressefreiheit im Westen bedrohen, und es ist sehr schön zu sehen, wie tapfer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Deutschland inzwischen für dieses Recht einstehen. Gewiss würde meine Glosse heute gedruckt. Ungeschrieben bleiben künftig Briefe wie jener, der vor einigen Jahren die Chefredaktion der taz erreichte und in dem ein Parteisprecher beredte Klage darüber führte, dass die Parlamentskorrespondentin seine Arbeitgeberin nicht hinreichend würdigte. Niemals mehr wird sich der Vorsitzende einer großen Gewerkschaft telefonisch über die Berichterstattung dieser Zeitung beschweren. Und falls doch, dann bei der Autorin selbst. Nicht bei deren Vorgesetzten.

Kein Journalist muss jemals wieder fürchten, von Reisen oder Gesprächsrunden ausgeschlossen zu werden, weil dem Minister seine politische Richtung nicht passt. Kein Intendantenposten beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird unter dem Gesichtspunkt vergeben, ob und welche Parteibücher die Bewerber haben. Kein Großkonzern, kein Wäschegeschäft wird die Vergabe ganzseitiger Anzeigen von der Berichterstattung über seine Arbeitsbedingungen abhängig machen. Nichts von alledem kann jemals wieder passieren, denn die Meinungsfreiheit ist uns jetzt heilig."

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