Donnerstag, 21. Juni 2007
Rassistisches Australien
Die 'weiße' Zentralregierung Australiens zieht jetzt Konsequenzen, rassistische natürlich, aus einer Studie über Kindesmissbrauch wie BBC World berichtet:

"Australia is to ban alcohol and pornography in Aboriginal areas in the Northern Territory in a bid to curb child sex abuse."

Anstatt sich mit der rassistischen Ausgrenzung der Aborigines in Australien zu beschäftigen, die Gründe für Verarmung und Verelendung zu bearbeiten, die eigene Verflochtenheit in die soziale Situation der Ausgegrenzten zu thematisieren (bzw. noch wichtiger im Kontext von Kindesmissbrauch sich mit den Strukturen sexistischer Gesellschaften und den Gründen für Kindesmissbrauch generell - auch von 'weißen' Kindern und durch 'weiße' Menschen auseinander zu setzen), wird die Angelegenheit genutzt, um rassistische Bilder zu festigen. Die Aborigines werden als unfähig für sich selber zu sorgen und der 'weißen' Kontrolle bedürftig gezeichnet. Dabei geht es ganz klar nicht darum, den Kindesmissbrauch zu bekämpfen. Aboriginal PolitikerInnen zeigen die Unsinnigkeit und rassistische Grundlage dieser Massnahmen auf:

"To ban alcohol on Aboriginal communities, where that ban has already been in place for the last 20 or 30 years by the Aboriginal people themselves, is a bit silly. [Mr Howard] would have to ban that in the cities and towns where white people live with Aboriginal people in order to make it effective.""

Es geht vielmehr darum die 'weiße' Herrschaft weiter zu festigen:

"Mr Howard said the federal government would take over the administration of Aboriginal communities for the next five years so that the new laws would be strictly enforced.

For the last decade, Aboriginal communities have by and large been allowed to govern themselves."


Der Kolonialismus und der rassistische Mythos von terra nullis (dem unbewohnten Kontinent, der nur auf die 'weiße' Besiedlung gewartet hat) geht weiter. Die 'weiße' Geschichte Australiens wird ohne Brüche fortgeführt. Dabei werden die Handlungen der 'weißen' KolonisatorInnen und MassenmörderInnen weiter ausgeblendet.

""We're dealing with a group of young Australians for whom the concept of childhood innocence has never been present," John Howard told parliament."

Ein unschuldige Kindheit gibt es für Aborigines seit gut 200 Jahrhunderten eigentlich kaum mehr. Bis 1969 war es z.B. 'weiße' Politik Kinder aus Aboriginefamilien zu entführen, zu kasernieren, zu DienstbotInnen auszubilden und der sexuellen Willkür ihrer Dienstherren auszusetzen (diese Kinder werden als Stolen Generation bezeichnet). All das geschah natürlich auch zum Wohle der Kinder.

Nachtrag: Die taz hat auch einen Artikel.

Nachtrag 22.06.07: Auch andere bezeichnen die Maßnahmen als rassistisch wie BBC World berichtet, und Howard setzt noch einen drauf:

"Mr Howard denied his actions were racist and said the government had a duty to protect children regardless of their background.

"It has got nothing to do with race, it's got everything to do with responsibility of the parents," he told the Australian Broadcasting Corporation.

"It's just that the worst examples in Australia are to be found in many of these Aboriginal communities". "


Nachtrag 25.06.07: Wie BBC World berichtet geht es jetzt los:

"Police have begun arriving in Australia's Northern Territory to carry out a controversial programme to combat child abuse in Aboriginal communities.

Prime Minister John Howard has also announced the police will receive military support to implement the plan. "


Da kann Schäuble von lernen.

Noch ein Nachtrag: Wieder ein Zitat von Howard auf BBC World:

"I'll be slammed for taking away people's rights but frankly I don't care about that."

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Dienstag, 19. Juni 2007
Offener Rassismus
In einem Fernsehbeitrag der Tagesschau zum Moscheebau in Köln dürfen sich alle mal so richtig rassistisch äußern. Und dabei dagegen wehren, deswegen für rechts gehalten zu werden. (Das hätte auch Kanak TV nicht klarer herausbringen können.)

Siehe auch hier.

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Montag, 18. Juni 2007
Verinnerlichte Heteronorm
Auf Radio Eins haben sie gerade Karten für die besten CSD-Parties verlost. Da dachte ich mir so, was sollen die Heten denn auf CSD-Parties? Im ersten Moment kam mir überhaupt nicht in den Sinn, dass nicht nur Heten Radio Eins hören, obwohl ich ja gerade zuhörte. Nicht nur Radio Eins sondern auch ich habe die Heteronorm total verinnerlicht.

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Sonntag, 17. Juni 2007
Managing diversity
Die Heinrich-Böll-Stiftung bietet einen Text von Paul Mecheril zu Managing Diversity - Alle Chancen genutzt? an:

"Erst wenn die Kritik an den Machtwirkungen von "Diversity" ernst genommen und auf die eigene Praxis bezogen wird, wenn also die Frage gestellt wird, wer von "Diversity" wie profitiert und wer durch den "Diversity"-Einbezug auf Identitätspositionen festgelegt oder gar in einer eher inferioren Position bestätigt wird, kann "Diversity" etwas anderes sein als die raffinierte Fortsetzung von Machtverhältnissen mit auf den ersten Blick "irgendwie achtbar" wirkenden Mitteln."

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Sharia councils in Britain
The Guardian has published a differentiated and well-balanced article on the Sharia Councils in Britain. Here a short excerpt from it:

"Sharia law has not only become synonymous with brutal punishments meted out by hardline Islamic states; it has also come to be seen as a source of oppression within Muslim communities across Europe. The Qur'an has been used to justify forced marriages, honour killings and even the call to holy war by fundamentalist clerics such as Abu Hamza. But sharia also has another face. Islamic law is a code for living that governs every aspect of life, from which food is halal, to donations to the poor and the proper way to dress. The Muslims who consult the Islamic Sharia Council are not asking for permission to stone adulterous wives, or chop off the hands of thieves, but simply for day-to-day guidance on living in accordance with their faith."

Thanks to Ranji for the link.

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Samstag, 16. Juni 2007
Raum nehmen
Ein typisches Bild aus dem Bergener Verkehr:

auf unserem Hof

Zu beachten: Das Parkverbotsschild rechts im Bild.

Ich habe immer noch nicht verstanden, wie das Zusammenleben im Verkehr hier funktioniert. Alle scheinen sich so viel Platz wie möglich für sich selbst zu nehmen und Anderen möglichst wenig zu gewähren. Dadurch werde ich immer wieder an den Rand gedrängt. Aber damit muss ich die Ausnahme sein. Die Anderen müssen besser wissen, wie sie sich hier behaupten können. Mir scheint da eine Kulturkompetenz zu fehlen. Aber ich weiß nicht, ob ich sie mir wirklich aneignen will.

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Freitag, 15. Juni 2007
Die Aborigines
Kindesmissbrauch ist natürlich nur ein Problem der Aborigines. Daher muss man bei ihnen (und nicht in der gesamten australischen Bevölkerung) eine intensive Studie durchführen. BBC World berichtet:

"A high-profile inquiry into child sex abuse in remote northern Australia says it found cases in every Aborigine community researchers visited."

Wahrscheinlich wäre das auch das Ergebnis, würde frau 'weiße' Communities untersuchen. Aber das müssen wir nicht, denn wir wissen schließlich, dass der Mißbrauch in der Kultur der Aborigines begründet liegt.

"The 316-report report found that children were being abused by both indigenous and non-indigenous adults."

Die "non-indigenous" kann frau aber schnell wieder vergessen, um die geht es schließlich nicht.

"The recommendations include improving education services, appointing a children's commissioner, greater co-operation with the police and awareness-raising campaigns on issues such as pornography, alcohol and gambling."

Vielleicht sollte auch der Rassismus gegen Aborigines bekämpft werden, ihnen endlich gleiche Rechte und Zugang zu Ressourcen gewährt werden und die (post)kolonialen Gründe für ihre Verarmung und Verelendung angegangen werden. Aber nein es liegt doch an der Kultur der Aborigines und nicht am alltäglichen Rassismus in Australien.

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Norsk - Sprachkompetenz
Ich weiss nicht, ob mein Norwegischsprachkurs, den ich in Berlin vor meiner Ausreise gemacht habe, Schäubles Anforderungen für den EhepartnerInnennachzug genügen würde. Aber bestimmt bemühe ich mich hier nicht ausreichend um die Integration. Gut, dass mir mein deutscher Stipendiengeber trotzdem nicht das Geld kürzt.

Im Alltag komme ich ganz gut mit Minimalkenntnissen Norwegisch und gutem Englisch durch. Damit kann ich einkaufen, mich orientieren, auch Organisatorisches erledigen. Im Gespräch mit Einzelnen reicht Englisch auch vollkommen (anders als in Deutschland). Problematisch wird es in Gruppen, z.B. beim Fußball oder gestern bei der Fakultätsfeier. Dann sprechen NorwegerInnen natürlich Norwegisch, was auch sonst. Und ich versteh nichts. Doof das.

Es wäre natürlich in meinem Interesse, besser Norwegisch zu können. Aber Sprachen lernen fällt mir nicht so leicht. Die Motivation ist nicht so groß, da ich das Nötigste auch ohne erledigt bekomme und sonst eh nicht viel Kontakt mit NorwegerInnen habe. Und die Zeit für meinen Computerkurs Norwegisch fehlt mir schlicht. Ich habe soviel anderes zu tun.

Zwang würde mir aber auch nicht beim Norwegischlernen helfen. Am meisten helfen würde, wenn ich es üben könnte, wenn es dafür mehr Gelegenheiten gäbe, in denen ich ohne Erfolgsdruck und Beschämung ausprobieren könnte.

Und wenn ich es nicht lerne, dann schadet es der norwegischen Gesellschaft glaube ich wenig. Diejenige, für die es unangenehm ist, bin ich selbst. Und das sollte meine Entscheidung bleiben, in wie weit ich daran was ändern will oder nicht. Der Staat hat damit nichts zu tun.

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Donnerstag, 14. Juni 2007
Vorgeschobene Frauenrechte
"Wolfgang Schäuble hat lange an einer Verschärfungen des Zuwanderungsrechts gefeilt. Als der Bundesinnenminister merkte, dass es dafür Kritik hagelte, zog er die Frauenkarte. Mit den Maßnahmen, so der CDU-Politiker, sollten junge Ausländerinnen vor Zwangsheirat geschützt werden. Der Zeitpunkt war günstig: Monatelang war erhitzt über Ehrenmorde, Zwangsheirat und die Unterdrückung muslimischer Frauen debattiert worden - wer sollte da den Opfern Hilfe verwehren?" beginnt die taz ihren Artikel über die massive Verschärfung des Zuwanderungsrechts.

Das ist eine gerne gewählte Strategie: unter dem Vorwand Frauen zu schützen, rassistische Maßnahmen durchziehen und dabei dann ganz schnell wieder die Frauenrechte vergessen.

Auch in der taz: Ein kurzer Überblick über die anstehenden rassistischen Verschärfungen im Zuwanderungsrecht.

Nachtrag: Auf tagesschau.de wird Schäuble noch mit einer rassisitschen Äußerung zitiert bei der noch nicht mals mehr der Anschein der Wahrung von Frauenrechten aufrecht gehalten wird:

"Es könne nicht ignoriert werden, dass in bestimmten Ausländergruppen heute Ehepartner geheiratet würden, die nicht in Deutschland aufgewachsen seien. Um hier die Integration zu erleichtern, sollten den nachziehenden Partnern Deutschkenntnisse abverlangt werden."

Nachtrag 22.10.10: Laut taz will die Bundesregierung schärfer gegen 'Zwangsehen' und 'Integrationsverweigerer' vorgehen. Es ist tatsächlich eine Verbesserung, wenn Frauen, die ins Ausland verheiratet wurden, ein eigenständiges Wiederkehrrecht nach Deutschland haben. Ansonsten werden wiedermal Gesetze beschlossen, die überflüssig sind, da das Verfolgte bereits strafbar ist. Und es wird etwas beschlossen ohne das es belastbare Zahlen für Handlungsbedarf gibt.

Im taz-Artikel steht nicht, was ich im Radio gehört habe (mich erinnere, gehört zu haben): Eigenständiges Aufenthaltsrecht soll es nach Eheschliessung erst nach drei Jahren (zur Zeit zwei) geben. Das ist eine massive Verschlechterung, insbesondere für Opfer von häuslicher Gewalt, die jetzt noch länger vom Täter abhängig sein werden.

Nachtrag 27.10.10: Die taz berichtet jetzt von der Verlängerung auf drei Jahre, um "Scheinehen" zu verhindern, und führt aus:

"Das hält die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes für kontraproduktiv, da es für zwangsverheiratete Frauen "ein Jahr länger in der Ehehölle" bedeute."

Also selbst unter denen, die Zwangsheirat als das zentrale Probleme sehen, gibt es Widerstand gegen diese Verschärfung. Aber wenn es gegen "Scheinehen" geht, sind halt die Zwangsehen nicht mehr so wichtig.

Häusliche Gewalt erfolgt übrigens nicht nur in den sogenannten Zwangsehen. Das können auch dominanzdeutsche Ehemänner.

Nachtrag 31.10.10: Die taz berichtet weiter:

"Es mache einen Unterschied, wenn die Tochter ihrem Vater künftig sagen könne, "Zwangsheirat ist verboten und du machst dich strafbar", sagte auch Familienministerin Kristina Schröder (CDU)."

Das könnte sie auch ohne Gesetzesänderung sagen. Fehlende gesetzliche Ächtung scheint nicht das wesentliche Problem hier zu sein.

Weiter berichtet die taz:

"Voraussetzung [für das zehnjärige Rückkehrrecht, ug] ist, dass sie integrationswillig sind."

Wahnsinn. Was genau wollen sie dann den überprüfen bei einer Frau, die gegen ihren Willen verheiratet und aus Deutschland genommen wurde?

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