Freitag, 3. Februar 2006
Arrangierte Ehen, Zwangsheiraten und Necla Kelek
In Indien sind 'arranged marriages' Standard - egal ob bei Hindus, Christen oder Muslimen. Die Eltern suchen nach bestimmten Kriterien (Übereinstimmung von Kaste, Bildungsstand, sozialer Schicht, etc.) nach geeignten EhepartnerInnen für ihre Kinder, Töchter und Söhne. Die können dabei je nach Familie unterschiedlich viel mitwirken. Bei manchen stellen sie die Kriterien mit auf und haben absolutes Vetorecht, bei anderen haben sie keine Mitwirkungsmöglichkeit. Dieses System der 'arranged marriage' stabilisiert eine Gesellschaft, die auf dem Zusammenhalt von Familien aufbaut. Eine Gesellschaft die patriarchal und heteronormativ ist.

Manche dieser arrangierten Ehen sind Zwangsheiraten, weil die Eheleute gegen ihren Willen verheiratet wurden. Alle sind insofern Zwang, da sich junge Menschen in Indien zwar gegen einen speziellen EhepartnerIn aber nicht gegen eine Ehe überhaupt wehren können. Es gibt einen generellen gesellschaftlichen Zwang zu Ehe. Viele empfinden das nicht so, da sie in dieser Gesellschaft aufgewachsen sind und diese Heteronorm verinnerlicht haben. Einige, insbeosondere Homosexuelle, spüren den Zwang sehr deutlich (z.B. das Amritsar Couple.

Die Beurteilung von arrangierten Ehen sollte im Hinblick auf diesen komplexen Sachverhalt erfolgen. Ihre Existenz ist, vorallem durch patriarchale Strukturen und Heteronormativität zu verstehen. Mit Religion haben sie direkt nichts zu tun, die wird nur instrumentalisiert, um die (Hetero-)Normen zu bewahren.

Die Frage ist nun, ob Necla Kelek zu dumm ist, diese Komplexität zu sehen? Ob sie nicht weiss, dass auch Nicht-Muslime arrangierte Ehen haben? Oder ob sie schlicht weiss, dass sie nur, wenn sie die 'deutschen' Vorurteile über die 'Muslime' bedient, so erfolgreich sein kann, wie sie nun ist?

Rennomierte WissenschaftlerInnen aus Deutschland, die sich mit Fragen von Migration und Zugehörigkeit beschäftigen, haben dazu in einem offenen Brief Stellung genommen.

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Wieder Post von der Integrationsbeauftragen
Heute begrüßt die Integrationsbeauftragte den Vorschlag der Unionsinneminister (das sind bestimmt nur Männer), die Einbürgerungsregelungen zu verschärfen. Die Zeiten als die Beauftragte sich auch mal quer gestellt hat, in denen sie sich für MigrantInnen eingesetzt hat, scheinen endgültig vorbei. Wozu braucht man sie dann noch?

Ach ja, die Unionsinnenminister wollen übrigens Einbürgerungstourismus vermeiden. Standortwettbewerb bei Menschenrechten soll es nicht geben.

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