Dienstag, 21. Februar 2006
Die Grenzen der Worte
Um über etwas reden zu können, brauchen und gebrauchen wir Worte. Aber diese Worte sind nicht unschuldig. Sie tragen ihre Geschichten mit sich. Sie sind geworden, tragen Bedeutungen und können immer nur kontextualisiert verstanden werden. Sie begrenzen gleichzeitig auch das, was wir ausdrücken können. Dinge, Gefühle, Gedanken, für die wir keine Worte besitzen, können wir kaum denken.

Gerade habe ich einen kurzen Artikel von mir gelesen (und etwas redigiert), den ich 1994 geschrieben habe. Mein Einstieg in die Auseinandersetzung mit 'anders deutsch'. Aber wirklich nur ein Einstieg. Da schreibe ich noch unbefangen von Ausländern, Deutschen und Indern (meine damit auch die Frauen, sage das aber nicht). Ich spreche von Identität und Kultur. Alles Begriffe, die ich heute nur noch in Anführungsstrichen benutzen mag. Sie haben ihre Selbstverständlichkeit für mich verloren.

Auch damals schon merkte ich, dass sie nicht so eindeutig sind, wie sie scheinen. Dass ich mit ihnen nicht wirklich ausdrücken kann, was ich will. Aber ich wusste nicht damit umzugehen. Ich habe sie benutzt und damit auch reproduziert. Ich war in ihnen gefangen, bin ihrer Logik gefolgt, konnte mich nicht so einfach von ihnen lösen.

Inzwischen geht das besser. Inzwischen habe ich verstanden, dass wir Worte auch strategisch einsetzen können. Und mit ihren Grenzen leben müssen.

Wie Mecheril (2003) sagt: „Jede Bezeichnung ist in ihrer Art (un)angemessen, weil sie (nur) bestimmte Aspekte fokussiert und als Bezeichnung die phänomenale oder explanative Signifikanz des Gesichtspunkts suggeriert.“

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