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Besonders beeindruckt hat mich folgendes Ausstellungsstück:

In diesem Heft steht Zeile nach Zeile, welche Konsumgüter alle nicht zu kaufen waren in der DDR. Von der Darstellung wirkt es wie ein Tagebuch. Aber das Museum bietet keine weiteren Informationen dazu, woher dieses Heft stammt, wer es zu welchem Zweck verfasst hat. Da es ausschließlich beschreibt, was nicht zu beschaffen war, und keinerlei privaten Aufzeichnungen dazwischen stehen, kann es nicht wirklich ein Tagebuch sein. Wer sollte wohl solche Aufzeichnungen machen? Ohne weitere Informationen von den AusstellungsmacherInnen habe ich das Gefühl, da stimmt was nicht.
Am Wochenende waren wir nun im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig. Im Vergleich zum DDR-Museum ist das ein hervorragendes Museum. Es gibt einen logischen Aufbau und Hintergrundinformationen. Die Grundaussage ist aber die gleiche (wie auch im Haus der Geschichte in Bonn):
- Geschichte lässt sich linear darstellen
- am besten mit vielen Gegenständen und wenig Hintergrundinformationen
- es gibt Gut und Böse
- die DDR war böse und die BRD gut
- es gibt keine Ambivalenzen
- alles was nicht in den Erzählstrang passt, wird rausgelassen
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"Am vergangen Mittwoch endlich wurden zwei Verdächtige festgenommen. Der eine ist 16 Jahre alt, der andere 18. Sie kommen aus dem Blumenviertel; sind dort aufgewachsen. Ein dritter Verdächtiger, der der Polizei wegen rechter Gewalttaten bekannt ist, soll an den Vorbereitungen der Feuerattacken beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, denn fremdenfeindliche Motive schließt sie nicht aus. Der Vorwurf lautet auf versuchten Mord: "Wer Brandsätze gegen ein Haus schleudert, in dem Menschen schlafen, nimmt ihren Tod zumindest in Kauf.""
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Aber das ist für mich nicht das zentrale Problem. Das klare Signal, dass Einbürgerung kein Recht sondern ein zu begründende Ausnahme ist, ist das zentrale Problem. Damit wird den nicht-deutschen StaatsbürgerInnen mal wieder gezeigt, dass sie nicht als gleichwertig angesehen werden. Und ein großer Teil der Bevölkerung Deutschlands wird weiter von fundamentalen Staatsbürgerrechten ausgeschlossen. Zutiefst undemokratisch.
Nachtrag 20.06.08: Wie die taz berichtet, ist die Integrationsministerin beleidigt, weil sie für ihre Unterstützung des Einbürgerungstests kritisiert wurde. Auf dieser Basis könne sie nicht diskutieren.
Nachtrag 28.07.11:Die taz berichtet, dass die neue baden-württembergische Innenministerin den "Gesprächsleitfaden" abschaffen wird.
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Ein paar NachwuchswissenschaftlerInnen widersprechen einem wichtigen Professoren. Sie halten den Vortrag über Rassismus, den sie gerade gehört haben, durchaus für fundiert. Und argumentieren, dass es keine objektive Fakten gibt, dass alles was wir wahrnehmen durch eine durch Wissen geformte Brille wahrgenommen wird.
Der Professor gibt sich väterlich fürsorglich: Wenn sie davon überzeugt sind, dass es kein objektives Wahrnehmen gibt, dass alle Begriffe schon Wissen reproduzieren und das es kein Denken jenseits des Wissens gibt, dann dürfen sie keine Wissenschaft machen.
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EU-Gerichte sehen das anders als ich. Sie meinen, TaxifahrerInnen müssen Ausweispapiere kontrollieren, wenn sie Fahrgäste über Grenzen fahren. Die taz berichtet:
"Ein Taxifahrer, der Fahrgäste aus Nicht-EU-Ländern innnerhalb der EU über eine Grenze befördert, ohne sich vergewissert zu haben, dass diese gültige Ausweispapiere haben, kann sich der illegalen Schleusertätigkeit schuldig machen. Das dänische Landgericht „Vestre Landsret" in Sønderborg bestätigte mit dieser am Dienstagabend ergangenen Entscheidung ein erstinstanzliches Urteil. Und verurteilte einen 40-jährigen Taxifahrer aus Flensburg wegen vorsätzlicher Beihilfe zur illegalen Einreise zu einer Haftstrafe von 50 Tagen."
So zwingt EU-Recht TaxifahrerInnen zur rassistischen Diskriminierung von Fahrgästen ('weiße' Gäste werden wohl auch in Zukunft nicht kontrolliert werden).
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Beim darüber Nachdenken, warum mich das überrascht, komme ich nicht gut weg:
Erstens, geht mit mir die Exotisierung Portugals als Land von Sonne, Sommer, Meer durch. So ein Land kann doch nur aus Küste bestehen.
Zweitens, habe ich mich dabei ertappt, dass ich nur die westdeutsche Küstenlänge bedacht habe. Da ist die ganze ostdeutsche Ostseeküste weggefallen. Das ist schon erschreckend, schließlich war die Vereinigung der beiden Deutschlands nicht erst gestern und ich war auch schon mehrmals an der Ostseeküste. Ein klarer Fall von Deutschland sagen und West-Deutschland meinen. Da muss ich noch an meiner Wahrnehmung arbeiten.
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Viele aber haben sich bei der taz beschwert oder aber an anderer Stelle über den Rassismus in der Schlagzeile geschrieben. Die erste taz-Reaktion war so unsoverän wie vor kurzem bei der Kritik wegen der Verwendung des N-Worts. Anstatt die Kritik gleich Ernst zu nehmen, wurde sie als erstes in der Glosse verboten lächerlich gemacht:
"... tja, wie soll man das nun nennen, okay: "weißen" Haus auf der Seite 1 druckte und dazu, wie von Sinnen, mit dem brandgefährlichen Satz "Onkel Baracks Hütte" schlagzeilte ..."
Im wesentlichen machte sich verboten dann darüber lustig, dass es ja lächerlich sei, wenn nicht mehr 'weiß' oder 'schwarz' geschrieben werden darf. Obwohl es darum gar nicht ging.
Erst am nächsten Tag brachte die taz dann einen redaktionellen Beitrag unter dem Titel Ist dieser Titel rassistisch? zum Thema. Ein Redakteur durfte dem widersprechen, der andere zustimmen. Zudem wurde eine Reihe von LeserInnenbriefen abgedruckt, zwei die den rassistischen Gehalt der Schlagzeile analysierten und einen, der ganz im Stile von verboten die Kritik ins lächerliche zieht und dabei allerdings ungewollt den Kern trifft:
"Habe eben auf Spiegel-Online gelesen, dass mal wieder ein Betroffenheitsgeheule durch das Land gellt. Dieses reflexhafte Übelnehmen und die Humorlosigkeit von einigen Minderheiten im Lande macht mich langsam säuerlich.
Heute Morgen habe ich noch arglos gelächelt, als ich eure Schlagzeile las. Jetzt hat mich dieses Lächeln geoutet: ich bin ein Rassist! Und nun muss ich bekennen: ich habe auch mal das Buch von Harriet Beecher Stowe gelesen. Wahrscheinlich ist das an meinem Rassismus überhaupt erst schuld! ..."
Rasisstische Argumentationsmuster lassen sich in diesem LeserInnenbrief ganz sicher ablesen. Und an diesen ist die Lektüre von Bücher wie Onkel Toms Hütte sicher auch beteiligt. Üblich ist auch, dass die eigene Verwobenheit in rassistische Denkstrukturen geleugnet und stattdessen jene, die auf Rassismen hinweisen, angeklagt werden.
Dass in Zeitungen wie der taz und auch in LeserInnenbriefen immer wieder rassistische Argumentationsmuster und Denkstrukturen reproduziert werden, ist zwar nicht schön, aber wohl leider nicht zu vermeiden. Schließlich leben wir in einer rassistisch strukturierten Gesellschaft und keine von uns ist frei von Rassismen (um das hier nochmal klar zu sagen: auch ich nicht). Damit müssen wir leben.
Womit ich aber nicht leben will - und schon gar nicht als taz-Leserin - ist, dass wenn auf diese Rassismen hingewiesen wird, als erstes nur Abwehr kommt und die KritikerIn lächerlich gemacht wird. Ein souveräner Umgang mit der eigenen Verwobenheit in Rassismen wäre es jede Kritik erst einmal Ernst zu nehmen, sie wert zu schätzen, sie auf sich selbst zu beziehen, zu überlegen, wie die eigene ständige Reproduktion von Rassismen verringert werden kann. Eine solche kritische Reflektionsfähigkeit und Willen zum Lernen erwarte ich von einer Zeitung wie der taz.
Denn das schätze ich ja auch an der taz: dass sie immer wieder Stimmen einen Raum gibt, die Rassismus, Sexismus, etc. anprangern. Und dass sie auch manchmal zeigt, dass sie sich selbst in Frage stellen kann. So kritisiert Hilal Szegin zum Beispiel in ihrem Beitrag Hinter den Hecken die Reproduktion von Sexismen in der taz.
Nachtrag 08.07.09: Gerade scheint die Redaktion auch etwas Schwierigkeiten zu haben, mit den Reaktionen auf ihren transphoben Artikel umzugehen. Einen kritischen Kommentar online kommentiert die Redaktion:
"***Anmerkung der Redaktion: Haben Sie auch ein Argument gegen den Beitrag anzubringen?"
Auch hier wäre kritische Selbstreflektion und eine lernende Zeitung angesagt.
Nachtrag 08.07.08: Heute in der Rubrik verboten (zum Thema Ekel-Käse) mal wieder ein Beispiel dafür, wie wenig souverän die taz-Redaktion mit Kritik umgehen kann:
"Viele Bürgerinnen, Bürger und natürlich alle geschlechtlich irgendwo dazwischen angesiedelten Lebensformen in Deutschland ... "
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Dabei spricht sie sich auch für Uneindeutigkeiten aus:
"Das fand ich schon immer sehr spannend. Uneindeutigkeit unterläuft Macht und Herrschaftsprinzipien. Dies strategisch herauszuarbeiten, darum geht es mir."
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"Verpflichtung zur Ausweisung illegaler Migranten; Abschiebehaft bis zu 18 Monaten; nach der Abschiebung ein Wiedereinreiseverbot für die gesamte EU für bis zu fünf Jahren: das sind die Kernpunkte der neuen "Rückführungsrichtlinie", auf die sich die Innen- und Justizminister der EU am gestrigen Donnerstag in Luxemburg einigten."
Die deutsche Regierung war dabei wohl federführend wie in einem zweiten taz-Artikel zu lesen ist:
"Flüchtlingsorganisationen vermuten die harte Hand Deutschlands hinter der Richtlinie. "Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat es geschafft, die anderen EU-Staaten auf die deutsche Flüchtlingspolitik zu trimmen und so die Lage für Flüchtlinge, die nach Europa kommen, schlimmer zu machen", sagt Günter Burkhard von Pro Asyl. "Nach dieser neuen Richtlinie dürfen Menschen, die nichts verbrochen haben, in Gefängnissen gehalten werden. Dort, wo es am nötigsten ist, entfallen die menschenrechtlichen Standards.""
CDU-PolitikerInnen formulieren ihre grundgesetzwidrige ("Die Würde des Menschen ist unantastbar.") Überzeugungen sogar offensiv:
"Die Bundesregierung ist begeistert. Innenstaatssekretär Peter Altmaier (CDU): "Wir haben im Sinne Deutschlands erreicht, dass die Abschiebungen von denen, die wir loswerden wollen, in Zukunft erleichtert werden.""
Dominic Johnson kommentiert die Harmonisierung auf Basis des menschenverachtestenden Standards.
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"In der Ehe bekomme typischerweise ein Ehegatte vom anderen Unterhalt, insbesondere wegen der Kindererziehung. Bei Homo-Partnerschaften hat das Verfassungsgericht dagegen "keinen typischerweise bestehenden Unterhaltsbedarf" gesehen.
Der gestern veröffentlichte Beschluss stammt von den überwiegend konservativen Richtern Winfried Hassemer, Udo Di Fabio und Herbert Landau. Sie erklären darin aber nicht, wie bei einer kinderlosen Ehe "typischerweise" ein Unterhaltsbedarf entsteht, der automatisch einen Gehaltszuschlag von 100 Euro rechtfertigt."
Die Richter gehen also typischerweise von einer Versorgerehe aus, in der der Ehemann die Ehefrau finanziell abhängig hält. Und das wird dann noch vom Staat unterstützt.
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