Freitag, 31. März 2023
Wissenschaftliche Laufbahn
Agentur für Arbeit


Mein erster Weg nach Rückkehr nach Deutschland war heute ein Ausflug zu meinem Arbeitsamt, um mich zum 01.04.23 wieder arbeitslos zu melden. Das bin ich diesmal seit dem 01.10.21, mehrfach unterbrochen durch freiberufliche Tätigkeit, durch sechs Monate Gastprofessur in Klagenfurt und sechs Monate Fellowship in Delhi.

Den Anspruch auf Arbeitslosengeld habe ich mir erarbeitet durch 11 Semester Vertretungsprofessur am Institut für Europäische Ethnologie an der Humboldt-Uni (mit insgesamt drei Verträgen). Ein Jahr vorher hatte ich schon mal für ein Semester eine Vertretung am Institut. Ausserdem war ich im akademischen Jahr 2009/10 ein Jahr Vertretungsprofessorin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der HU (zwei Verträge). Angefangen habe ich meine angestellte wissenschaftliche Karriere 2004 in Frankfurt (Oder), zwei 1/2 Jahre (mit zwei Verträgen).

Dazwischen hatte ich dann immer wieder Stipendien (insgesamt sechs), mal für drei Monate, mal für sechs. Und diverse Lehraufträge. Finanziert habe ich mich auch durch freiberufliche Tätigkeit. Und immer wenn ich Anspruch hatte, durch Arbeitslosengeld.

Jetzt habe ich wieder zwei Bewerbungen für Professuren und zwei für Fellowships laufen. Ich hätte mich gerne auch für eine wissenschaftliche Mitarbeitenden-Stelle beworben, die eine Lebenszeitstelle hätte sein können. Aber weil ich schon über dem Verbeamtungsalter bin, wurde mir klar gemacht, dass ich im Bewerbungsprozess keine Chance haben würde.

Ich lehre gerne, ich forsche und schreibe gerne. Gerne würde ich dafür auch bezahlt. Insbesondere in die Rentenkasse.

PS: Ich hatte auch schon mal einen unbefristeten Vertrag. Das war mein allererster bei der Diakonie Hagen, um die Freiwilligenzentrale aufzubauen.

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Donnerstag, 3. November 2022
Wissenschaft: Neugier oder Konkurrenz?
Ich finde Forschen toll. Dinge erkunden, mit Menschen sprechen, sie beobachten, Publikationen und Filme sichten, seit Neuestem auch in Archive gehen - toll. Es eröffnen sich neue Perspektiven und Einsichten, es gibt so viel zum Nachdenken. Darüber mit anderen sprechen, sich austauschen, sich ergänzen und weiterdenken. All das macht mir Spass.

Dabei gebe ich das, was ich gefunden habe (sowohl an Material als auch an Perspektiven), gerne weiter. In der Lehre, an die Beforschten und an andere Forschende. Und ich stelle gerne Verbindungen her zwischen Leuten, die an ähnlichem interessiert sind, vernetze.

Dabei bin ich auf viele gestossen, die daran auch Spass haben, die auch an einem Austausch interessiert sind, die gemeinsam (wenn auch aus verschiedenen Perspektiven) Dinge erkunden wollen und auch gerne teilen. Ich bin all meinen Interviewpartner_innen und Gesprächspartner_innen sehr dankbar für die Einblicke, die sie mir gegeben haben, und die (zum Teil auch kontroversen) Debatten, die ich mit ihnen hatte. Ich habe im letzten Jahr sehr unterstützende Archivar_innen kennengelernt. Mein besonderer Dank geht an die Archivarin des Erzbistums Köln, die mich (obwohl wir vorher keinen direkten Kontakt hatten) kontaktiert hat, weil sie Material zu meinem Thema gefunden hat und mich vernetzt hat. Sehr dankbar bin ich auch den Medizinhistorikerinnen Karen Nolte und Susanne Kreutzer, die ihre Rechercheergebnisse bereitwillig mit mir geteilt haben und mir Orte des Austauschs geboten haben. Wissenschaft kann einfach toll sein und viel Spass machen.

Natürlich bleibt das Teilen von Materialien und Erkenntnissen häufig auch einseitig. Nach vielen Gesprächen, in denen ich bereitwillig geteilt habe, habe ich nie wieder was von meinen Gesprächspartner_innen gehört. Ärgerlich war das vor allem dann, wenn diese sich dann mit Erkenntnissen, die sie von mir haben, als Expert_innen produziert haben, ohne ihre Quellen ausreichend anzugeben. So funktioniert Wissenschaft leider auch, als Konkurrenz um Öffentlichkeit, beschränkte Mittel und Stellen. Selbst dann wenn ich mich gar nicht, um die gleichen Mittel bewerbe.

Gerade erlebe ich einen besonders krassen Fall, bei dem ich bereitwillig geteilt habe und die andere Person jetzt wohl Angst hat, dass ich ihr Thema wegnehmen könnte. Wobei ich dazu schon viel länger arbeite und eh einen anderen Zugang habe. Ich denke wir ergänzen uns eher, als dass wir in Konkurrenz stehen. Auf jeden Fall hat sie mich jetzt aufgefordert, dass ich bis zum 9.11.22 in meinem letzten Blogeintrag den Verweis auf mein Forschungsfeld ändere und droht mir sonst mit "anderweitigen Schritten". Ich bin gespannt, was das für Schritte sein sollen.

Schöner hätte ich es aber gefunden, wenn wir weiter gemeinsam an unseren verbundenen Themen gearbeitet hätten, Materialien und Ideen ausgetauscht hätten und uns so gegenseitig bereichert hätten.

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Dienstag, 18. Dezember 2018
#4GenderStudies: Care - Migration - Gender
Heute ist der bundesweite Aktionstag für Gender Studies:

"Hintergrund der Aktion, die erstmals im Dezember 2017 stattgefunden hat, sind die immer wiederkehrenden massiven, rechts-konservativen Angriffe gegen Personen und Institutionen im Feld der Frauen- und Geschlechterforschung weltweit. Der Tag soll daher auch dazu dienen, sich zu solidarisieren und Geschlossenheit zu demonstrieren."

Und es geht darum zu zeigen, was alles in den Gender Studies geforscht und gelehrt wird.

care migration gender

Bei mir stand das Jahr 2018 unter der Überschrift "Care - Migration - Gender". Zu den Verbindungen von Care/Fürsorge, Migration und Geschlecht habe ich gelehrt, geforscht und eine Konferenz vorbereitet.

Wer mehr dazu erfahren will, ist herzlich zur Konferenz vom 30.01. bis 01.02.19 eingeladen. Bis zum 02.01. sind Anmeldungen noch zum Early Bird-Preis möglich.

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Montag, 18. Dezember 2017
Forschung zu Geschlecht und Sexualität (#4genderstudies)
Meine Forschungsschwerpunkte sind Migration und Rassismus, Geschlecht und Sexualität sowie Intersektionalität, also die Verflechtung verschiedener Machtverhältnisse. Dabei forsche ich kulturanthropologisch, das heißt ich forsche qualitativ empirisch und beobachte mein Forschungsfeld langfristig und detailliert. Bisher habe ich vorwiegend zu jenen Menschen geforscht, die im deutschsprachigen Europa als Inder_innen markiert sind. Mein Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf Fragen von Migration und Rassismus. Aber ich habe bald verstanden, dass ich Fragen von Geschlecht und Sexualität dabei nicht aussparen kann. Wenn bis 1975 in der BRD die Kinder von mit Ausländern verheirateten deutschen Frauen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen haben, dann liegt hier eine eindeutige Verflechtung von Rassismus und Sexismus vor. Wenn weibliche Krankenschwestern in die BRD angeworben wurden und ihre nachziehenden Ehemänner in den ersten Jahren keine Arbeitserlaubnis bekamen, dann hat dies spezifische Genderdynamiken zur Folge. Dies sind nur zwei Beispiele aus meiner Forschung, in denen mir Ansätze aus den Gender Studies helfen, meinen Forschungsgegenstand besser zu verstehen und die Komplexität der Lebensumstände besser treffende Fragestellungen zu formulieren. Überhaupt haben die Gender und Queer Studies mein Denken sehr bereichert. Insbesondere die Reflexionen über gesellschaftliche Normierungen und ihre ein- und ausschließenden Konsequenzen sowie die konsequent selbst-reflexive Vorgehensweise des Teils der Gender Studies, der mich inspiriert, haben mein wissenschaftliches Nachdenken auch zu Fragen, die nicht direkt mit Geschlecht und Sexualität in Zusammenhang stehen, erheblich beeinflusst und voran gebracht.

Natürlich sind die Gender Studies dabei politisch. Sowie auch jede andere Wissenschaft (ich bin ausgebildete Volkswirtin und weiß um die zugrundeliegenden gesellschaftspolitischen Annahmen dieser Wissenschaft). Der Unterschied ist nur, dass die Gender Studies (wie einige andere selbst-reflexiven Wissenschaftsfelder) dies explizit reflektieren und Wissensproduktion analysieren.

Die Angriffe gegen die Gender Studies, die diesen Ideologie und Nicht-Wissenschaftlichkeit vorwerfen, sind meist nicht durch Kenntnisse der Gender Studies und durch höchst ideologische und nicht-wissenschaftliche Argumente gekennzeichnet.

#4genderstudies

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Freitag, 30. Januar 2015
Schädlicher Unterbrechungszeitraum
Heute wieder was gelernt (zumindest ansatzweise): Wer im öffentlichen Dienst in Berlin angestellt wird, wird aufgrund der Berufserfahrung für das Gehalt eingestuft. Wenn es allerdings einen mehr als 18monatigen schädlichen Unterbrechungszeitraum gibt, dann gilt die Erfahrung nicht mehr und man wird als Berufseinsteigerin eingestuft.

Konkret heisst das für mich (wenn ich es richtig verstanden habe): Ich arbeite zwar seit 16 Jahren, seit zehn Jahren in der Wissenschaft, aber weil ich die letzten Jahre freiberufliche Wissenschaftlerin war, gelte ich jetzt bei der Einstellung (als wissenschaftliche Mitarbeiterin für sechs Monate) als Berufseinsteigerin. Toll, so kann die Universität aus dem prekären Dasein von Wissenschaftler_innen auch noch einen finanziellen Vorteil ziehen. Immer wieder Berufseinsteigerin, zwischendurch dann auch mal Gastprofessorin.

Ich stell jetzt erstmal einen Antrag auf Vorweggewährung (oder so ähnlich), um ein bisschen meiner Berufserfahrung anerkannt zu bekommen.

Nachtrag 25.02.15: So mein Antrag auf Vorweggehwährung ist nun angenommen worden. Bis zu zwei Stufen hätte ich hoch gestuft werden können. Werde aber nur eine höher gestuft. Zwei hoch gestuft werden nur diejenigen, die noch viel mehr anrechnungsfähige Zeiten haben, die nicht angerechnet werden als bei mir (bei mir sind es etwa 4 1/2 Jahre Anstellungen und Stipendien, bei anderen sind es auch mal zehn Jahre). Meine freiberuflichen Arbeitszeiten (in denen ich gelehrt und geforscht habe) bleiben weiter unberücksichtigt.

Wenn man maximal zwei Stufen hochstufen erlaubt. Und wenn man den schädlichen Unterbrechnungszeitrum einführt. Dann kommen da natürlich solche Logiken raus. Sind in sich stimmig und nutzen die selbst produzierte Notsituation aus.

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Donnerstag, 25. September 2014
Dr. med.
Die taz berlin berichtet, dass viele medizinische Doktorarbeiten an der Berliner Charite Plagiate sind. Das liegt vermutlich auch daran, dass medizinische Doktorarbeiten nicht wirklich auf Basis eigenständiger Forschungen entstehen, sondern so was wie Diplom- oder Hausarbeiten in anderen Fächern sind. Die taz berlin schreibt dazu:

"Acht von zehn Medizinstudenten promovieren, lassen sich aber oft nicht genug Zeit dafür: Sie quetschen die Promotion irgendwo zwischen die letzten Prüfungen, das Praktische Jahr und die Facharztausbildung. Eine eigenständige Forschungsarbeit, wie bei Doktorarbeiten in anderen Fächern, kommt dabei selten heraus, so der Wissenschaftsrat in einem Positionspapier 2011."

Seit ich mitbekommen habe, wie medizinische Doktorarbeiten in der Regel entstehen, habe ich keinerlei Respekt mehr vor dem Dr. med und tue damit natürlich denen unrecht, die tatsächlich eigentständige Forschung gemacht haben. Der Titel Dr. med. sagt kaum was aus - auch wenn er in der breiten Öffentlichkeit als der wahre Doktortitel angesehen wird.

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Samstag, 14. Mai 2011
Alles Gut
Die taz interviewt Diethelm Kippel, den Ombudsmann der Universität Bayreuth für die "Selbstkontrolle der Wissenschaft". Auf die Frage, welche Konsequenzen, die Universität aus dem Fall Guttenberg ziehen müsse, antwortet er:

"Ich sehe keinen Anlass zu unmittelbaren Konsequenzen an der Universität, da es sich bei der Causa Guttenberg nicht um ein strukturelles Problem der Universität Bayreuth handelt. Die Kommission hat einige Empfehlungen abgegeben. Man kann diese Empfehlungen als willkommene Denkanstöße verstehen. Ich bin persönlich der Meinung, dass man alles auch so belassen könnte, wie es ist."

Wenn so die Selbstkontrolle der Wissenschaft aussieht, dann Gute Nacht.

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Dienstag, 22. Februar 2011
Plagiat
Grundlage jedes wissenschaftlichen Arbeitens ist, dass Quellen korrekt angegeben werden. Das muss im Studium geübt werden. Wenn Studierende es in ihrer ersten Hausarbeit noch nicht hinbekommen, ist das etwas worauf sie hingewiesen werden müssen, damit sie es lernen. Wer es bis zur Doktorand_in schafft, muss wissen, wie sie_er ordentlich zitiert. Und muss wissen, das Plagiat kein Kavaliersdelikt ist, sondern gegen die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens verstösst.

Erschreckend ist, dass immer wieder plagierte Arbeiten, auch Doktorarbeiten, von Professor_innen nicht beanstandet werden. Da muss genau hingeschaut werden, welche Strukturen dazu führen, dass Menschen mit Hilfe von Plagiaten akademische Grade erreichen können.

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Donnerstag, 16. Dezember 2010
Privilegierungsbekenntnisse
Veranstaltung Privilegierungsbekenntnisse an der Humboldt-Universität am Dienstag. Der Raum war übervoll. Die Diskussion überraschend wenig Kontrovers.

Die Folien von meinem Vortrag als pdf.

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Migrationshintergrund


Paul Mecheril und Maria do Mar Castro Varela bei der Migrationsforschung als Kritik? in Innsbruck letzte Woche.

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