Nachtrag 10.01.08: L. Gaede und O. Reissmann argumentieren in der taz, dass Jugendgewalt nicht durch die ethnisierte Herkunft sondern durch ökonomische und soziale Marginalisierung verursacht werden. Etwas problematisch an der Darstellungsweise ist der Eindruck, dass Kriminalität vor allem ein Problem der Ungebildeten ist. Für körperliche Gewalt im öffentlichen Raum mag das durchaus gelten. Die Gebildeten verlegen sich eher auf andere Formen von Kriminalität und Gewalt. Aufgrund ihrer Privilegien und Machtpositionen müssen sie sich zum einen die Hände nicht direkt schmutzig machen und können sich zum anderen auf viel elegantere Art bereichern.
Vom NDR gibt es zudem eine interessante Analyse, wie Ereignisse zu politikbestimmenden Medienereignissen werden.
Nachtrag 16.01.08: Heute in der taz ein Interview mit Haci-Halil Uslucan, der seit Jahren zu 'Jugenggewalt' in Deutschland forscht. Uslucan beeindruckt durch eine differenzierte Analyse, bei der er nichts beschönigt und nicht in pauschale Verurteilungen verfällt.
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schreibt die taz in einem Artikel über die aktuelle Diskussion zum Jugendstrafrecht.
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In einem anderen Bericht beschreibt die taz das kollektive Schweigen der Dessauer Polizei über den Tod Oury Jallohs.
Der weil wird an anderer Stelle laut getönt wie in derselben taz ausgeführt wird:
"Angela Merkel beteiligt sich als Bundeskanzlerin erstmals aktiv an einer Wahlkampagne, die mit Ängsten vor Einwanderern arbeitet. ... Sie erhalten Applaus, wenn sie einen Zusammenhang zwischen Einwanderern und Gewalt auch nur andeuten. Oft reicht es, Selbstverständliches in empörtem Ton vorzutragen. ... Die Erwähnung der fremd klingenden Namen des Grünen Spitzenkandidaten Tarek Al-Wazir und der SPD-Chefin Andrea Ypsilanti genügt, um das CDU-Publikum in Stimmung zu bringen, ist dabei aber sachlich unverfänglich."
Und in Dessau wird Mouctar Bah, der den Tod von Oury Jalloh bekannt gemacht hat und für dessen Aufklärung kämpft mit behördlichen Mitteln schikaniert wie die taz beschreibt:
"Im Jahr 2003 hatte Bah in einer Seitenstraße der Dessauer Innenstadt einen Telefonladen eröffnet. Weil es bis dahin keinen Ort in der Stadt gab, an dem sich Afrikaner richtig willkommen fühlen konnten, wurde sein kleines Geschäft, in dem er auch Palmöl, Jamswurzeln und afrikanisches Shampoo verkaufte, bald zu einem Anziehungspunkt für Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe die Treffpunkte der Deutschen lieber meiden. Das gefiel nicht jedem. Einige Nachbarn verfassten eine Eingabe an das Ordnungsamt. Von "Zusammenrottungen von Schwarzafrikanern" war darin die Rede, von Drogenhandel, der "vorprogrammiert" sei, von "unerträglichem Lärm und Gestank" und "Einschüchterung" der Bürger.
Beim Ordnungsamt fanden diese Ausführungen ein offenes Ohr. Ende 2005 - inzwischen war Bah durch die Medien zu einer gewissen Bekanntheit gelangt - entzog ihm die Behörde die Gewerbelizenz. Die Begründung: "Teile der Kundschaft nutzen das Café als Treff- und Aufenthaltsort, um von dort aus im Stadtpark dem Drogenhandel nachzugehen." Dass einige seiner Kunden tatsächlich Drogen verkauft haben, bestreitet Bah nicht. Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg bestätigte ihm, dass er über mehrere Monate hinweg "bei der zuständigen Ordnungsbehörde Bemühungen um ein Einschreiten gegen den Drogenverkauf angestellt" habe. Doch als entlastend wollte das Gericht diesen Umstand nicht sehen und bestätigte in letzter Instanz den auf ein Jahr befristeten Entzug der Lizenz."
Nachtrag 08.01.08: Das Morgenmagazin hat unsere Integrationsbeauftragte interviewt und die schafft es tatsächlich Jugendkriminalität mit der Kriminalität von 'ausländischen' Jugendlichen gleichzusetzen (hier anzuschauen).
Nachtrag 10.01.08: Kleine Meldung zu Linke und Inder von deutsch-Deutschen verprügelt.
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Was macht ihn zum Deutschen?
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"Klein, aber signalgelb werden sie an den Ventilen der Vorderreifen des Autos säumiger Zahler, deren Außenstände in Einzelfällen etliche Tausend Euro betragen, angebracht. Ein ebenso knallgelber Hinweis-Aufkleber an der Windschutzscheibe warnt den Autofahrer vor den Folgen des so genannten "Ventilwächters". Die Luft aus den Reifen entweicht und das Auto wird durch zwei platte Vorderreifen lahmgelegt."
Wenn linke AktivistInnen das gleiche machen, um gegen die Autogesellschaft zu protestieren, ist das Sachbeschädigung und Gefährdung der AutofahrerIn.
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Der Hessische Rundfunk wollte einen NPD-Wahlspot nicht aussenden, da er die Forderung:"Ausweisung aller kulturfremden Ausländer" als volksverhetzend einstuft. Das Frankfurter Verwaltungsgericht hatte dem zugestimmt, der Hessische Verwaltungsgerichtshof aber nicht. (Siehe Berichte von taz und Spiegel online.)
Und tatsächlich müssten viele Äußerungen von PolitikerInnen und anderen wichtigen Menschen in diesem Land sanktioniert werden, wenn Volksverhetzung konsequent verfolgt würde. Einfacher ist es, den Wahlspot zu senden.
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"Was in Deutschland erst wieder in die breite öffentliche Debatte geholt werden muss, ist in Namibia regelmäßig Gegenstand politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Bis heute ist das Trauma der Vernichtung in der kollektiven Erinnerung der Herero lebendig"
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"5. Integration ist keine Einbahnstraße
Wir sind offen für andere Kulturen, keine Frage. Und nehmen diejenigen, die zu uns kommen, mit offenen Armen auf. Aber deren Integration in unsere Gesellschaft kann keine Einbahnstraße sein, deshalb muss es klare Regeln für das Zusammenleben in unserem Land geben. In Wohnvierteln mit hohen Zuwandereranteil muss es klare „Spielregeln“ geben, deren Beachtung für das Miteinander zwingend einzuhalten sind und deren Nichtbeachtung selbstverständlich Konsequenzen haben muss. Unsere Sitten und Gebräuche können und sollen nicht „mir nichts, dir nichts“ über Bord geworfen werden. Respekt und Toleranz müssen beide Seiten vorleben. Deshalb nur als Beispiel: Die Sprache im Miteinander muss Deutsch sein, das Schlachten in der Wohnküche oder in unserem Land ungewohnte Vorstellungen zur Müllentsorgung gehören nicht zu unserer Hausordnung."
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"Experten halten den Entscheidungszwang für unsinnig. Die Abschaffung des Optionsmodells, wie das Gesetz offiziell genannt wird, sei "nicht nur rechtspolitisch wünschenswert, sondern auch verfassungsrechtlich geboten", schreibt Astrid Wallrabenstein von der Universität Gießen in einem Gutachten für den Innenausschuss des Bundestags. Für sie ist es nicht akzeptabel, dass Kinder aus binationalen Ehen zwei Pässe haben können - in Deutschland geborene Kinder von Ausländern aber nicht. "Es darf nicht eine bestimmte Gruppe von Staatsangehörigen verpflichtet werden, ihre Hinwendung zum deutschen Staat durch eine Entscheidung bei Volljährigkeit zu bezeugen", so Wallrabenstein. Auch der Frankfurter Rechtswissenschaftler Rainer Hofmann vertrat bei einer Anhörung im Bundestag vor Weihnachten die Meinung, dass der Entscheidungszwang abgeschafft werden sollte - und in Deutschland geborene Kinder von Ausländern uneingeschränkt die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben können. Das jahrelange Ziel der deutschen Politik, Mehrstaatlichkeit so weit wie möglich zu verhindern, hält er für überholt. Zwei Pässe zu haben, sei ein "gesamteuropäischer Trend", schreibt Hofmann. Die doppelte Staatsangehörigkeit entspreche der Lage der Betroffenen, "die häufig starke emotionale, persönliche, rechtliche und soziale Bindungen an zwei Staaten haben"."
Mehr zu der ausgrenzenden Wirkung eines exklusiven Staatsbügerschaftsrechts hier.
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"Kohinoor Nordberg ist eine Frau, die 2007 einiges bewirkt hat. Vor allem hat sie einem Land die Illusion genommen, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit seien etwas, was es nur jenseits der eigenen Grenzen gibt."
Interessant ist, dass die taz Nordberg primär als aus Bangladesh stammend und nicht als adoptierte Norwegerin präsentiert. Dabei weisen weder ihr Vor- noch der Nachname auf Bangladesh hin.
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Steffi Holz hat bei Unrast ihre ethnographische Untersuchung von Erfahrungen von Frauen in Abschiebehaft veröffentlicht. Sie zeigt dabei sehr eindringlich die Unmenschlichkeit des Abschiebegewahrsams.
Nachtrag 22.01.08: "Es sei schrecklich, dass ein Mensch gestorben sei, der sich außer Kleinigkeiten - "nur weil er illegal hier war" - nichts habe zuschulden kommen lassen, so Körting. "Trotzdem muss man sich davor hüten, andere dafür verantwortlich zu machen."" berichtet die taz.
Praktisch, wenn Rassismus strukturell verankert wird und dann keine mehr verantwortlich ist.
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"Das Huhn lag Thilo schwer im Magen und [das N-Wort] auch, das war so eine Sache, dagegen musste man eigentlich gleich was machen, dem Typen eine reinziehen, ihm sein Bier übern Kopf schütten, sich mit ihm hauen und Jaquelines Bude zerlegen oder so. Leider fiel ihm so etwas immer erst eine Sekunde zu spät ein, und dann war's eben auch schon rum. Dann noch zu sagen: Du hast da vor zwei Minuten [das N-Wort] zu mir gesagt, und es ist mir zwar erst jetzt aufgefallen, ärgert mich aber trotzdem, das kam eben einfach nicht so gut. Schlimm war nur, dass es ewig nachbrannte, wenn man so etwas nicht gleich erledigte. Man dachte tagelang drüber nach und konnte es nicht vergessen." (S. 274)
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Die FAZ hat Maccarone interviewt.
Nachtrag 14.01.08: Österreicher RassistInnen nutzen Kindesmissbrauch als Pauschalvorwurf gegen Muslime (siehe tagesschau.de). In diesem Kontext ist der Plot eines Inzests tatsächlich problematisch.
Nachtrag 21.01.08: Erschreckenderweise durfte die "Soziologin, Islamkritikerin und Migrationsforscherin" Necla Kelek heute in der taz behaupten:
"Der Vorwurf, Inzest und Inzucht seien unter den Aleviten verbreitet, hat neben der diffamierenden Seite ganz reale Ursachen, die nicht nur im religiösen Bereich zu suchen sind, sondern auch mit der besonderen Situation als Minderheit zu tun haben."
Sie führt aus, dass die AlevitInnen gegen den Tatort protestieren, weil: "Sie wollen, dass Berichte über ihre Art zu leben weiterhin tabu bleiben."
Warum darf sie solche rassistischen/islamophoben Aussagen in der taz machen?
Ich habe mittlerweile den Tatort gesehen und bin mir sicher, dass Maccarone nicht sagen wollte, dass der Inzest die Art der AlevitInnen ist. So wie ich den Tatort lese, will sie den Generalverdacht Ehrenmord, der durch Leute wie Kelek genährt wird, als Ausdruck von Islamophobie darstellen. UnterstützerInnen wie Kelek braucht sie dabei sicher nicht.
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Andere Medien gehen mit der Studie etwas anders um: Der tagesspiegel überschreibt seinen Artikel "Schäuble schürt Vorurteile gegen Muslime". Focus überschreibt seinen Artikel "Nichts als Panikmache" und interviewt unter anderem Werner Schiffauer:
"Der Kulturwissenschaftler und ausgewiesene Islamexperte Werner Schiffauer hält die Schlussfolgerungen Schäubles für überzogen. „Ich habe den Eindruck, dass das Bundesinnenministerium die Ergebnisse der Studie stark verzerrt wiedergibt“, sagt der Professor an der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder im Gespräch mit FOCUS Online. Im Prinzip sei das Panikmache, weil sich der Minister mit seinem Resümee von den Kernaussagen der 500-Seiten-Untersuchung entferne.
Wie Schiffauer betont, ist eine zentrale Aussage eben nicht, dass viele in Deutschland lebende Muslime zu Gewalt gegen Andersgläubige bereit seien. ...
Den Autoren der Studie ist deshalb aber kein Vorwurf zu machen. Sie behaupten nicht, was nicht ist. Sie stellen auch den Gewaltaspekt nicht in den Vordergrund. Das machen die Rezipienten – allen voran Innenminister Schäuble. Und die Medien, die in ihrer Darstellung der Untersuchungsergebnisse entscheidende Passagen unerwähnt lassen oder Schlüsse ziehen, die durch die Studie nicht gedeckt sind."
Auch die Frankfurter Rundschau veröffentlicht ein Interview mit Schiffauer, in dem er sehr differenziert über die Gewaltbereitschaft von jungen Muslimen in Deutschland spricht.
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