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Samstag, 21. April 2012
subtil? wie sexualität rassisiert wird
urmila, 12:40h
Internationaler Workshop des institute of queer theory am 23./24. März 2012 in Berlin mit Nana Adusei-Poku, Antje Barten, Zülfukar Cetin, Tülin Duman, Henriette Gunkel, Urmila Goel, Anja Michaelsen, Thoralf Mosel, Saideh Saadat-Lendle, Leticia Sabsay.
Programm als pdf
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Mittwoch, 18. April 2012
Eastgate
urmila, 19:26h
Der Westen verschiebt den Rassismus gerne in den Osten. In der Anklage der Anderen lässt sich der eigene Rassismus verdecken. In Berlin werden von West-Berliner_innen die ost-berliner Plattenbausiedlungen häufig pauschal als No-Go-Areas beschrieben. Jene, die meist noch nie in diesen gewesen sind, imaginieren sie gerne als homogen weiß und überhaupt frei von jeglichen Abweichungen der Norm (außer in Bezug auf Klasse natürlich).
Auch ich habe meine Bedenken gegen Marzahn, verstärkt durch einen Osterspaziergang dort vor ein paar Jahren. Auch ich habe Marzahn als weiß, heterosexuell, etc. imaginiert.

Allerdings war ich Anfang des Jahres häufiger im Eastgate und wurde eines besseren belehrt. Marzahn ist nicht weiß. Einige Vertragsarbeitenden aus Vietnam haben verhindern können, in der Wendezeit abgeschoben zu werden, und sind noch immer da. Ihre Kinder sind inzwischen Jugendliche und im Stadteil unterwegs. Weitere Migrant_innen aus Vietnam sind dazu gekommen. Eine sichtbare nicht-weiße Bevölkerung ist entstanden.
Im Eastgate fallen mir auch immer wieder Frauenpaare auf, die sehr klar als Paar zu erkennen sind.
Marzahn entspricht also nicht dem homogenen Bild, dass aus einer Westperspektive gezeichnet wird. Unproblematisch ist der Stadteil aber nicht. Ein paar Straßen weiter vom Eastgate fand ich diesen Zeitungsständer:

Soviele rechte Zeitungen auf einmal habe ich (so weit ich mich erinnern kann) noch nie öffentlich angeboten gesehen.
Auch ich habe meine Bedenken gegen Marzahn, verstärkt durch einen Osterspaziergang dort vor ein paar Jahren. Auch ich habe Marzahn als weiß, heterosexuell, etc. imaginiert.

Allerdings war ich Anfang des Jahres häufiger im Eastgate und wurde eines besseren belehrt. Marzahn ist nicht weiß. Einige Vertragsarbeitenden aus Vietnam haben verhindern können, in der Wendezeit abgeschoben zu werden, und sind noch immer da. Ihre Kinder sind inzwischen Jugendliche und im Stadteil unterwegs. Weitere Migrant_innen aus Vietnam sind dazu gekommen. Eine sichtbare nicht-weiße Bevölkerung ist entstanden.
Im Eastgate fallen mir auch immer wieder Frauenpaare auf, die sehr klar als Paar zu erkennen sind.
Marzahn entspricht also nicht dem homogenen Bild, dass aus einer Westperspektive gezeichnet wird. Unproblematisch ist der Stadteil aber nicht. Ein paar Straßen weiter vom Eastgate fand ich diesen Zeitungsständer:

Soviele rechte Zeitungen auf einmal habe ich (so weit ich mich erinnern kann) noch nie öffentlich angeboten gesehen.
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Montag, 16. April 2012
Polizeilicher Antiziganismus
urmila, 00:17h
Die taz berichtet, dass nach dem NSU-Polizistinnen-Mord gegen Roma und Sinti ermittelt wurde, da einige in der Nähe des Tatorts gewohnt hatten, und weil die Phantom-DNA ganz verschiedene Tatorte zusammengebracht hat:
"Dass man unter anderem wegen der wild auf der Landkarte verstreuten Tatorte auf Sinti und Roma als Tatverdächtige kam, hält der Zentralratsvorsitzende Romani Rose im Rückblick für ein „rassistisches Klischee, das sehr tief in den Köpfen drinsitzt“. Er sagt heute: „Hier wurde eine Minderheit unter den Generalverdacht gestellt, eine Polizistin hingerichtet zu haben.“ "
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma fordert deswegen eine Entschuldigung - vergeblich.
Es gab auch noch andere durch Rassismus bedingte Spuren, die verfolgt wurden:
"So wird an einer Stelle spekuliert, dass Russen hinter der Tat stecken könnten, den es sei „bekannt, dass in russischstämmigen Kriminellenkreisen der Polizistenmord eine statusaufwertende Tat darstellt“. Außerdem hatte ein Zeuge in der Nähe des Tatorts einen Mann gesehen, der hektisch in einen Audi hechtete und dem Fahrer „dawei, dawei“ zurief (russisch für „Los, los“). Andere vermeintliche Fährten führten in angebliche Kreise kirgisischer Drogenschmuggler und serbischer Juwelendiebe. "
"Dass man unter anderem wegen der wild auf der Landkarte verstreuten Tatorte auf Sinti und Roma als Tatverdächtige kam, hält der Zentralratsvorsitzende Romani Rose im Rückblick für ein „rassistisches Klischee, das sehr tief in den Köpfen drinsitzt“. Er sagt heute: „Hier wurde eine Minderheit unter den Generalverdacht gestellt, eine Polizistin hingerichtet zu haben.“ "
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma fordert deswegen eine Entschuldigung - vergeblich.
Es gab auch noch andere durch Rassismus bedingte Spuren, die verfolgt wurden:
"So wird an einer Stelle spekuliert, dass Russen hinter der Tat stecken könnten, den es sei „bekannt, dass in russischstämmigen Kriminellenkreisen der Polizistenmord eine statusaufwertende Tat darstellt“. Außerdem hatte ein Zeuge in der Nähe des Tatorts einen Mann gesehen, der hektisch in einen Audi hechtete und dem Fahrer „dawei, dawei“ zurief (russisch für „Los, los“). Andere vermeintliche Fährten führten in angebliche Kreise kirgisischer Drogenschmuggler und serbischer Juwelendiebe. "
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Sonntag, 1. April 2012
Macho o Macho!
urmila, 10:57h
Genderkritisches Theaterstück über tamilische Politik: Aanmaiyo Aannmai!:
In Gurgaon wurde ich zur Bollywood-Live-Show Zangoora mitgenommen. Auch wenn ich kein Hindi verstehe, war die Geschichte einfach genug zu verstehen: Prinz wird als Kleinkind versteckt und wird später wieder Prinz, bekommt die Prinzessin und lässt seine Freundin sitzen.
Gestern nun hatte ich die Gelegenheit eine Aufführung der Theatertruppe Marappachi aus Chennai von V. Geethas Theaterstück Aanmaiyo Aannmai! (Macho o Macho!) in Bangalore zu sehen.

Vorher hatte ich die Zusammenfassung des Stücks in Englisch bekommen und auch das Skript in Englisch. Und trotzdem war es schwierig für mich zu verstehen. Nicht nur, dass ich kein Tamil verstehe, ich kenne mich mit tamilischer Politik nicht aus. Das Stück nimmt eine genderkritische Perspektive auf tamilische Politik im 20. Jahrhundert und betrachtet dabei auch die Frage von Kaste. Sehr politisch und sehr komplex. Heute morgen habe ich das Skript nochmal gelesen und verstehe etwas mehr.
Das ich viel weniger verstanden habe als in Gurgaon halte ich für ein Qualitätszeichen. Und es zeigt natürlich auch, dass ich nicht sehr theatererfahren bin und die Performance nicht so gut entschlüsseln kann.
Nachtrag 02.04.12: und über die tägliche Anmache im öffentlichen Raum:
Sich als Frau im öffentlichen Raum in Indien zu bewegen, ist in meiner Beobachtung kein Spaß. Männer nehmen keinerlei Rücksicht. Respekt gegenüber Frauen scheint - wenn überhaupt - auf den privaten Raum, dort wo Frauen laut heteronormativer Gesellschaftsordnung hingehören, beschränkt. Wenn sich Frauen öffentlich bewegen, dann scheint mann ihnen keinen Respekt entgegen bringen zu müssen. Dann muss auch keine körperliche Distanz gewahrt werden.
Die Steigerung des fehlenden Respekts ist der tatsächliche Übergriff durch Worte, Blicke und auch körperlich. Wahrscheinlich weil ich Ausländerin und ziemlich groß bin, passiert mir nicht ganz so viel. Vor ein paar Tagen habe ich einen Typen auf Deutsch beschimpft, weil er eine Freundin von mir einfach angerempelt hat.
Gestern habe ich mich dann mit einigen von der genderkritischen Theatertruppe Marappachi über die alltäglichen männlichen Übergriffe und was dagegen zu machen sei unterhalten. Eine meinte, dass sie eine zeitlang alles bei der Polizei angezeigt habe. Das aber nicht sehr erfolgreich gewesen sei, weil die Polizei den Frauen tendentiell die Schuld gebe. Eine andere meine, dass sie vor ein paar Tagen einen Typen geschlagen habe. In der Regel aber würden sie nichts machen. Die eine meinte: Frau kann nicht zehnmal am Tag einen Mann anschreien, sich wehren, etc. Da es vorallem auch nichts helfen würde, da die Männer dadurch nicht vor weiteren Übergriffen abgeschreckt würden. Frauen müssten mit ihrer Energie haushalten.
Um so wichtiger ist das feministische Engagement der Truppe.
Nachtrag 08.04.12: Und zum Abschluss noch was über das westliche Interesse an queeren Aktivist_innen:
Eine Freundin hat sich bei mir beschwert, dass immer mehr Westler_innen kommen und queere Aktivist_innen in Indien befragen wollen. Sie meinte, sie hat dafür keine Zeit. Ausserdem brauche sie deren Rat nicht. Den Down Read der Section 377 haben die Queer Natives in Indien selber geschafft, dazu brauchen sie keine Westler_innen. Und von einer 22jährigen will sie sich mit 47 Jahren auch nicht sagen lassen, wie sie richtig queer zu sein hat und wie ihr Engagement auszusehen hat.
Als ich 2004 eine Recherchereise zu lesbischen Aktivistinnen in Indien gemacht habe, habe ich schon gemerkt, dass sich die Westler_innen die Tür in die Hand geben und alle meine Interviewpartnerinnen schon mehrfach die Fragen beantwortet haben. Ich habe gemerkt, dass meine Reise viel mehr mit mir zu tun hat, als mit den Leuten hier. Ich habe davon profitiert und ganz viel dazu gelernt - und gemerkt, dass die Aktivist_innen hier mich nicht brauchen.
Seit dem Downread 2009 scheint das Interesse der Westler_innen noch mehr gestiegen zu sein. Das Interesse der queeren Aktivist_innen an den Westler_innen ist aber eher zurück gegangen.
In Gurgaon wurde ich zur Bollywood-Live-Show Zangoora mitgenommen. Auch wenn ich kein Hindi verstehe, war die Geschichte einfach genug zu verstehen: Prinz wird als Kleinkind versteckt und wird später wieder Prinz, bekommt die Prinzessin und lässt seine Freundin sitzen.
Gestern nun hatte ich die Gelegenheit eine Aufführung der Theatertruppe Marappachi aus Chennai von V. Geethas Theaterstück Aanmaiyo Aannmai! (Macho o Macho!) in Bangalore zu sehen.

Vorher hatte ich die Zusammenfassung des Stücks in Englisch bekommen und auch das Skript in Englisch. Und trotzdem war es schwierig für mich zu verstehen. Nicht nur, dass ich kein Tamil verstehe, ich kenne mich mit tamilischer Politik nicht aus. Das Stück nimmt eine genderkritische Perspektive auf tamilische Politik im 20. Jahrhundert und betrachtet dabei auch die Frage von Kaste. Sehr politisch und sehr komplex. Heute morgen habe ich das Skript nochmal gelesen und verstehe etwas mehr.
Das ich viel weniger verstanden habe als in Gurgaon halte ich für ein Qualitätszeichen. Und es zeigt natürlich auch, dass ich nicht sehr theatererfahren bin und die Performance nicht so gut entschlüsseln kann.
Nachtrag 02.04.12: und über die tägliche Anmache im öffentlichen Raum:
Sich als Frau im öffentlichen Raum in Indien zu bewegen, ist in meiner Beobachtung kein Spaß. Männer nehmen keinerlei Rücksicht. Respekt gegenüber Frauen scheint - wenn überhaupt - auf den privaten Raum, dort wo Frauen laut heteronormativer Gesellschaftsordnung hingehören, beschränkt. Wenn sich Frauen öffentlich bewegen, dann scheint mann ihnen keinen Respekt entgegen bringen zu müssen. Dann muss auch keine körperliche Distanz gewahrt werden.
Die Steigerung des fehlenden Respekts ist der tatsächliche Übergriff durch Worte, Blicke und auch körperlich. Wahrscheinlich weil ich Ausländerin und ziemlich groß bin, passiert mir nicht ganz so viel. Vor ein paar Tagen habe ich einen Typen auf Deutsch beschimpft, weil er eine Freundin von mir einfach angerempelt hat.
Gestern habe ich mich dann mit einigen von der genderkritischen Theatertruppe Marappachi über die alltäglichen männlichen Übergriffe und was dagegen zu machen sei unterhalten. Eine meinte, dass sie eine zeitlang alles bei der Polizei angezeigt habe. Das aber nicht sehr erfolgreich gewesen sei, weil die Polizei den Frauen tendentiell die Schuld gebe. Eine andere meine, dass sie vor ein paar Tagen einen Typen geschlagen habe. In der Regel aber würden sie nichts machen. Die eine meinte: Frau kann nicht zehnmal am Tag einen Mann anschreien, sich wehren, etc. Da es vorallem auch nichts helfen würde, da die Männer dadurch nicht vor weiteren Übergriffen abgeschreckt würden. Frauen müssten mit ihrer Energie haushalten.
Um so wichtiger ist das feministische Engagement der Truppe.
Nachtrag 08.04.12: Und zum Abschluss noch was über das westliche Interesse an queeren Aktivist_innen:
Eine Freundin hat sich bei mir beschwert, dass immer mehr Westler_innen kommen und queere Aktivist_innen in Indien befragen wollen. Sie meinte, sie hat dafür keine Zeit. Ausserdem brauche sie deren Rat nicht. Den Down Read der Section 377 haben die Queer Natives in Indien selber geschafft, dazu brauchen sie keine Westler_innen. Und von einer 22jährigen will sie sich mit 47 Jahren auch nicht sagen lassen, wie sie richtig queer zu sein hat und wie ihr Engagement auszusehen hat.
Als ich 2004 eine Recherchereise zu lesbischen Aktivistinnen in Indien gemacht habe, habe ich schon gemerkt, dass sich die Westler_innen die Tür in die Hand geben und alle meine Interviewpartnerinnen schon mehrfach die Fragen beantwortet haben. Ich habe gemerkt, dass meine Reise viel mehr mit mir zu tun hat, als mit den Leuten hier. Ich habe davon profitiert und ganz viel dazu gelernt - und gemerkt, dass die Aktivist_innen hier mich nicht brauchen.
Seit dem Downread 2009 scheint das Interesse der Westler_innen noch mehr gestiegen zu sein. Das Interesse der queeren Aktivist_innen an den Westler_innen ist aber eher zurück gegangen.
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Freitag, 30. März 2012
Management religiöser Vielfalt
urmila, 20:21h

In der Hyderabad Central University wurde mir erzählt, dass es eine Studierendenbewegung gäbe, die die Essensrichtlinien ändern wolle. Bisher sei es so, dass die Tabus der anderen Relgionen (oder spezifischer eines dominanten Hinduismuses und eines dominanten Islams) respektiert würden. Konkret heisst das, weder Rind noch Schwein. Es gebe aber nun Studierende, wenn ich es richtig verstanden habe, aus dem Nordosten und/oder Dalits, die ihre Praktiken des Rind/Schwein essens respektiert sehen wollen.
Eine interessante Frage, wie mit Vielfalt und unterschiedlichen Regelungen umgegangen wird. Und wer die Macht hat, Regeln durchzusetzen.
Nachtrag 17.04.12: Das Handelsblatt berichtet, dass es in der Osmania Universität in Hyderabad (ich war in der Hyderabad Central University) zu gewaltsamen Protesten von Hindu-Aktivist_innen gegen das Austeilen von Rindfleischgerichten gab.
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Mittwoch, 21. März 2012
Die Klangschale, die Touristin und meine Nichte
urmila, 22:05h
kamen heute im Central Cottage Emporium zusammen: You made my day:
Meiner Nichte haben wir heute das touristische Delhi gezeigt. Am Connaught Place sind wir in das Central Cottage Emporium gegangen. Dort gibt es alles, was das Tourist_innenherz begehrt. Interessiert schaute meine Nichte einer Touristin dabei zu, wie sie eine große Schale mit Klöppel in der Hand hielt.

Da meine Nichte so interessiert schaute (sie fragte sich, was das wohl sei: eine Suppenschale?), fragte die Touristin, ob sie es hören wolle und brachte die Schale an ihrem Ohr zum klingen. Meine Nichte fragte sie dann, was das sei. Sie erklärte es (aber was genau, weiss meine Nichte nicht mehr) und erzählte, dass sie viele Klangschalen zu hause hätte und zum Meditieren nutze. Meine Nichte wollte wissen, ob diese Schalen chinesisch seien. Die Touristin (Cathy from UK, wie sie sich vorstellte) fragte meine Nichte mehrmals, wo sie her sei. Sie konnte wohl nicht glauben, dass sie es wirklich mit einer Inderin zu tun hatte. Die Touristin fragte nochmals, ob meine Nichte wirklich nicht wüsste, was das sei und als meine Nichte wieder verneinte, sagte die Touristin: "You made my day, I will tell my friends that I told an Indian what this is."
Später sind wir nochmal zu den Klangschalen gegangen und haben versucht, Töne herauszubekommen, sind aber kläglich gescheitert.Zu hause haben wir dann Google translation für Klangschale benutzt.
Und weitere Eindrücke aus Indien auf dem Blog von suedasien.info.
Nachtrag 29.03.12: Nach ein paar Tagen offline geht es mit Eindrücken aus Hyderabad weiter:
Seit ein Samstagabend bin ich in Hyderabad und habe an einer Konferenz zu "Indian transnationalism online" teilgenommen.

Es hat allerdings ein paar Tage gedauert bis ich online war und erst heute komme ich dazu zu bloggen. Mal sehen, wieviel ich schaffe. Es kann gut sein, dass ich die nächste Woche auch überwiegend offline sein werde (in Bangalore und Chennai). Auch wenn einige auf der Konferenz behauptet haben, dass der Ort keine Rolle mehr spielt im Internetzeitalter, ist meine Erfahrung eine sehr andere: Online hängt ziemlich vom Ort ab.
Die Konferenz war auch eine interessante Beobachtung in Bezug auf akademische Hierarchien. Auf dem Bild ist der Sessel des Chairs zu sehen.
Hier jetzt noch ein paar weiter Eindrücke vom Campus und drum rum:

Heute war ich in der Bibliothek. Ich habe zwar nicht viel interessantes zur 'indischen Diaspora' gefunden, war aber beeindruckt, wieviele Bücher es zu Rassismus (von europäischen und USamerikanischen Autor_innen) es gibt.

Außerdem ist das Engagement der Studierenden beeindruckend. Ständig gibt es irgendwelche politischen Proteste und Aufrufe.
Beim Dinner des Vice Chancellors im Ausbildungszentrum der Statebank of India war anderes interessantes zu beobachten. Es gab eine Toilette:

und eine für Ladies:

Das ist mal ein schönes Beispiel für das Normale und das Abweichende.
Die Darstellung des Anderen konnten wir dann gestern im Shilparaman Crafts Village besichtigen.

Sowie Erlebnissen im Zug:

Von Delhi nach Hyderabad bin ich mit dem Zug gefahren (AC, 2 tier). Ab Nagpur war ich in meinem kleinen Abteil alleine. Ab und zu habe ich aber Besuch bekomen. Die Großmutter auf dem Weg zwischen verschiedenen Kindern und Enkel_innen kam immer mal wieder vorbei. Die beiden kleinen Mädchen sind immer wieder gekommen. Und der Soldat aus Rajasthan, der in Hyderabad stationiert ist, kam verschiedentlich vorbei. Morgens erzählte er mir, dass ich auf meine Wertsachen aufpassen solle, ihm seien seine Handys gestohlen worden (zwei von drei - er hatte sie neben sich liegen als er geschlafen hat - das mache ich als Touristin natürlich nicht). Kurz vor Hyderabad setze er sich dann länger zu mir und wir sprachen über Politik. Irgendwie kamen wir auf Hitler und der Einschätzung des Soldaten, dass das Naziregime auch nicht anders gewesen sei als die USA heute. Alle wollen halt ihre Macht durchsetzen. Nur die Inder wären nicht ausreichend kämpferisch. Sie hätten noch nie ein anderes Land angegriffen, dabei hätte Indien mal bis Thailand gereicht. Mein Hinterfragen seiner historischen Darstellungen führte dazu, dass er mir erklärte, dass Geschichtsschreibung immer die Geschichtsschreibung der Sieger sei und ihr deswegen zu misstrauen sei. Seine Erzählungen aber seien die wahren.
Kurz vor Hyderabad bot er mir noch an, dass ich ihn jederzeit anrufen könne, wenn ich etwas brauche. Ihm stünden dank seines Jobs viele Ressourcen zur Verfügung. Ich verzichtete dankend und wollte mich lieber auf die Konferenzorganisatoren verlassen als auf die Armee. Da die Angaben zu den PrePaid-Taxis in Hyderabad am Bahnhof dann aber doch nicht stimmten, ging ich dort zur Traffic Police und die besorgten mir einen Theewheeler. Und obwohl der Fahrer nicht wusste, wo die Uni ist, hat er mich erfolgreich hingebracht.
, als Overseas Citizen of India,:
Seit kurzem bin ich OCI (Overseas Citizen of India). Für mich ist vorallem wichtig, dass ich damit lebenslang kein Visa für Indien brauche. Ich habe eine OCI-Card und eine Art OCI-Visa in meinem deutschen Pass. In der Botschaft in Berlin hiess es, dass ich nur meinen Pass zur Einreise brauche. Die OCI-Card habe ich trotzdem mitgenommen, um mich bei Monumenten ausweisen zu können. Bei der Einreise war das ein Glück, denn die Beamten wollten die Card auf jeden Fall sehen und meinten die Leute in der Botschaft hätten keine Ahnung.

Im Red Fort in Delhi hatte ich dann die erste Gelegenheit auszuprobieren, ob ich mit der OCI zur Inderin werde. Für Ausländer_innen ist der Eintritt Rs. 250 für Inder_innen Rs. 10. Wir beschlossen, dass ich Inderin bin und stellten uns in die Schlange. Ein Security-Mann wollte mich in an den anderen Ticketschalter verweisen. Ich argumentierte, ich sei OCI. Nachdem ich dann meine OCI-Card gezückt hatte, war er einverstanden. Am Eingang musste ich sie aber wieder vorzeigen. Ganz offensichtlich sehe ich nicht wie OCI aus.
der Wahrnehmung als Touristin:

Nach unserem Besuch des Red Fort spazierten wir letzten Freitag zur Jama Masjid. Das Mittagsgebet war gerade zu Ende, die Moscheebesucher_innen kamen aus der Moschee und wir warteten auf den Treppen davor, dass wir reingehen konnten. Irgendwann wurden wir dazu aufgefordert. Meine Freundin ging rein, ich wollte hinterher und wurde aufgehalten: ob ich eine Kamera hätte? Ich hatte gesehen, dass eine Kameragebühr (Rs. 200) zu zahlen ist und da ich schon viele schöne Bilder aus der Jama Masjid habe, hatte ich beschlossen, keine Fotos zu machen. Also verneinte ich. Es wurde mir aber nicht geglaubt und immer wieder nachgefragt. Meine Freundin kam zurück, fragte was sei und wurde auch mehrmals gefragt, ob wir keine Kamera hätten. Schliesslich durften wir ohne Gebühr rein.
Kurz darauf stiessen zwei Freundinnen aus Sri Lanka dazu. Die eine war zum erstenmal in Delhi und lief mit ihrer Kamera rum, fotografierte alles. Sie war nicht angesprochen worden, sah wohl nicht nach einer Touristin aus. Dabei war sie viel mehr Touristin als ich. Sie wollte unbedingt auch mal mit einer Fahrradrikscha fahren und dabei fotografiert werden. Als wir in der Rikscha sassen, machte sie sich sorgen, um den Fahrer. Ganz die Touristin.
und noch ein paar Eindrücke von einem queeren Filmabend:
Letzte Woche habe ich einen Abend mit den Leuten von Nigah verbracht. Nigah organisiert queere Filmfestivals und macht Workshops zu queeren Themen. An diesem Abend wollte sie Kurzfilme für einen Workshop aussuchen. Sie sahen eine große Kiste mit Einsendungen zu ihrem Filmfestival durch. Ein paar Filme waren kaum mehr als ein paar Minuten auszuhalten. Andere waren kurz und eindrücklich. Auf einmal sah ich die Berliner Szene auf dem Bildschirm - ein deutscher Film wurde angeschaut. Schon seltsam, wenn mensch gerade nach Indien gereist ist. Noch seltsamer wurde es, als die Kurzfilme ausgesucht waren und ein langer Dokumentarfilm eingelegt wurde. Auch eine Einsendung zum Filmfestival. Nur was haben sich die Einsendenden gedacht? Sollte es eine Comedy-Einlage werden? Zumindest die Nigah-Leute lagen am Boden vor Lachen. Die Protagonistinnen des Dokumentarfilms aber schienen sich sehr Ernst zu nehmen, die Reaktionen wollten sie sicher nicht. Aber wenn weiße alternde Lesben ganz ernsthaft über tantrischen Sex und seine Spiritualität sprechen, diesen auch inszenieren und dabei Feuer-Atem-Orgasmen photoshoppen, dann ist es schon schwierig das Ernst zu nehmen. Insbesondere wenn mensch in Indien sitzt und sich mit den ganzen orientalisierenden Bilder über Indien im Film auseinandersetzen muss.
Meiner Nichte haben wir heute das touristische Delhi gezeigt. Am Connaught Place sind wir in das Central Cottage Emporium gegangen. Dort gibt es alles, was das Tourist_innenherz begehrt. Interessiert schaute meine Nichte einer Touristin dabei zu, wie sie eine große Schale mit Klöppel in der Hand hielt.

Da meine Nichte so interessiert schaute (sie fragte sich, was das wohl sei: eine Suppenschale?), fragte die Touristin, ob sie es hören wolle und brachte die Schale an ihrem Ohr zum klingen. Meine Nichte fragte sie dann, was das sei. Sie erklärte es (aber was genau, weiss meine Nichte nicht mehr) und erzählte, dass sie viele Klangschalen zu hause hätte und zum Meditieren nutze. Meine Nichte wollte wissen, ob diese Schalen chinesisch seien. Die Touristin (Cathy from UK, wie sie sich vorstellte) fragte meine Nichte mehrmals, wo sie her sei. Sie konnte wohl nicht glauben, dass sie es wirklich mit einer Inderin zu tun hatte. Die Touristin fragte nochmals, ob meine Nichte wirklich nicht wüsste, was das sei und als meine Nichte wieder verneinte, sagte die Touristin: "You made my day, I will tell my friends that I told an Indian what this is."
Später sind wir nochmal zu den Klangschalen gegangen und haben versucht, Töne herauszubekommen, sind aber kläglich gescheitert.Zu hause haben wir dann Google translation für Klangschale benutzt.
Und weitere Eindrücke aus Indien auf dem Blog von suedasien.info.
Nachtrag 29.03.12: Nach ein paar Tagen offline geht es mit Eindrücken aus Hyderabad weiter:
Seit ein Samstagabend bin ich in Hyderabad und habe an einer Konferenz zu "Indian transnationalism online" teilgenommen.

Es hat allerdings ein paar Tage gedauert bis ich online war und erst heute komme ich dazu zu bloggen. Mal sehen, wieviel ich schaffe. Es kann gut sein, dass ich die nächste Woche auch überwiegend offline sein werde (in Bangalore und Chennai). Auch wenn einige auf der Konferenz behauptet haben, dass der Ort keine Rolle mehr spielt im Internetzeitalter, ist meine Erfahrung eine sehr andere: Online hängt ziemlich vom Ort ab.
Die Konferenz war auch eine interessante Beobachtung in Bezug auf akademische Hierarchien. Auf dem Bild ist der Sessel des Chairs zu sehen.
Hier jetzt noch ein paar weiter Eindrücke vom Campus und drum rum:

Heute war ich in der Bibliothek. Ich habe zwar nicht viel interessantes zur 'indischen Diaspora' gefunden, war aber beeindruckt, wieviele Bücher es zu Rassismus (von europäischen und USamerikanischen Autor_innen) es gibt.

Außerdem ist das Engagement der Studierenden beeindruckend. Ständig gibt es irgendwelche politischen Proteste und Aufrufe.
Beim Dinner des Vice Chancellors im Ausbildungszentrum der Statebank of India war anderes interessantes zu beobachten. Es gab eine Toilette:

und eine für Ladies:

Das ist mal ein schönes Beispiel für das Normale und das Abweichende.
Die Darstellung des Anderen konnten wir dann gestern im Shilparaman Crafts Village besichtigen.

Sowie Erlebnissen im Zug:

Von Delhi nach Hyderabad bin ich mit dem Zug gefahren (AC, 2 tier). Ab Nagpur war ich in meinem kleinen Abteil alleine. Ab und zu habe ich aber Besuch bekomen. Die Großmutter auf dem Weg zwischen verschiedenen Kindern und Enkel_innen kam immer mal wieder vorbei. Die beiden kleinen Mädchen sind immer wieder gekommen. Und der Soldat aus Rajasthan, der in Hyderabad stationiert ist, kam verschiedentlich vorbei. Morgens erzählte er mir, dass ich auf meine Wertsachen aufpassen solle, ihm seien seine Handys gestohlen worden (zwei von drei - er hatte sie neben sich liegen als er geschlafen hat - das mache ich als Touristin natürlich nicht). Kurz vor Hyderabad setze er sich dann länger zu mir und wir sprachen über Politik. Irgendwie kamen wir auf Hitler und der Einschätzung des Soldaten, dass das Naziregime auch nicht anders gewesen sei als die USA heute. Alle wollen halt ihre Macht durchsetzen. Nur die Inder wären nicht ausreichend kämpferisch. Sie hätten noch nie ein anderes Land angegriffen, dabei hätte Indien mal bis Thailand gereicht. Mein Hinterfragen seiner historischen Darstellungen führte dazu, dass er mir erklärte, dass Geschichtsschreibung immer die Geschichtsschreibung der Sieger sei und ihr deswegen zu misstrauen sei. Seine Erzählungen aber seien die wahren.
Kurz vor Hyderabad bot er mir noch an, dass ich ihn jederzeit anrufen könne, wenn ich etwas brauche. Ihm stünden dank seines Jobs viele Ressourcen zur Verfügung. Ich verzichtete dankend und wollte mich lieber auf die Konferenzorganisatoren verlassen als auf die Armee. Da die Angaben zu den PrePaid-Taxis in Hyderabad am Bahnhof dann aber doch nicht stimmten, ging ich dort zur Traffic Police und die besorgten mir einen Theewheeler. Und obwohl der Fahrer nicht wusste, wo die Uni ist, hat er mich erfolgreich hingebracht.
, als Overseas Citizen of India,:
Seit kurzem bin ich OCI (Overseas Citizen of India). Für mich ist vorallem wichtig, dass ich damit lebenslang kein Visa für Indien brauche. Ich habe eine OCI-Card und eine Art OCI-Visa in meinem deutschen Pass. In der Botschaft in Berlin hiess es, dass ich nur meinen Pass zur Einreise brauche. Die OCI-Card habe ich trotzdem mitgenommen, um mich bei Monumenten ausweisen zu können. Bei der Einreise war das ein Glück, denn die Beamten wollten die Card auf jeden Fall sehen und meinten die Leute in der Botschaft hätten keine Ahnung.

Im Red Fort in Delhi hatte ich dann die erste Gelegenheit auszuprobieren, ob ich mit der OCI zur Inderin werde. Für Ausländer_innen ist der Eintritt Rs. 250 für Inder_innen Rs. 10. Wir beschlossen, dass ich Inderin bin und stellten uns in die Schlange. Ein Security-Mann wollte mich in an den anderen Ticketschalter verweisen. Ich argumentierte, ich sei OCI. Nachdem ich dann meine OCI-Card gezückt hatte, war er einverstanden. Am Eingang musste ich sie aber wieder vorzeigen. Ganz offensichtlich sehe ich nicht wie OCI aus.
der Wahrnehmung als Touristin:

Nach unserem Besuch des Red Fort spazierten wir letzten Freitag zur Jama Masjid. Das Mittagsgebet war gerade zu Ende, die Moscheebesucher_innen kamen aus der Moschee und wir warteten auf den Treppen davor, dass wir reingehen konnten. Irgendwann wurden wir dazu aufgefordert. Meine Freundin ging rein, ich wollte hinterher und wurde aufgehalten: ob ich eine Kamera hätte? Ich hatte gesehen, dass eine Kameragebühr (Rs. 200) zu zahlen ist und da ich schon viele schöne Bilder aus der Jama Masjid habe, hatte ich beschlossen, keine Fotos zu machen. Also verneinte ich. Es wurde mir aber nicht geglaubt und immer wieder nachgefragt. Meine Freundin kam zurück, fragte was sei und wurde auch mehrmals gefragt, ob wir keine Kamera hätten. Schliesslich durften wir ohne Gebühr rein.
Kurz darauf stiessen zwei Freundinnen aus Sri Lanka dazu. Die eine war zum erstenmal in Delhi und lief mit ihrer Kamera rum, fotografierte alles. Sie war nicht angesprochen worden, sah wohl nicht nach einer Touristin aus. Dabei war sie viel mehr Touristin als ich. Sie wollte unbedingt auch mal mit einer Fahrradrikscha fahren und dabei fotografiert werden. Als wir in der Rikscha sassen, machte sie sich sorgen, um den Fahrer. Ganz die Touristin.
und noch ein paar Eindrücke von einem queeren Filmabend:
Letzte Woche habe ich einen Abend mit den Leuten von Nigah verbracht. Nigah organisiert queere Filmfestivals und macht Workshops zu queeren Themen. An diesem Abend wollte sie Kurzfilme für einen Workshop aussuchen. Sie sahen eine große Kiste mit Einsendungen zu ihrem Filmfestival durch. Ein paar Filme waren kaum mehr als ein paar Minuten auszuhalten. Andere waren kurz und eindrücklich. Auf einmal sah ich die Berliner Szene auf dem Bildschirm - ein deutscher Film wurde angeschaut. Schon seltsam, wenn mensch gerade nach Indien gereist ist. Noch seltsamer wurde es, als die Kurzfilme ausgesucht waren und ein langer Dokumentarfilm eingelegt wurde. Auch eine Einsendung zum Filmfestival. Nur was haben sich die Einsendenden gedacht? Sollte es eine Comedy-Einlage werden? Zumindest die Nigah-Leute lagen am Boden vor Lachen. Die Protagonistinnen des Dokumentarfilms aber schienen sich sehr Ernst zu nehmen, die Reaktionen wollten sie sicher nicht. Aber wenn weiße alternde Lesben ganz ernsthaft über tantrischen Sex und seine Spiritualität sprechen, diesen auch inszenieren und dabei Feuer-Atem-Orgasmen photoshoppen, dann ist es schon schwierig das Ernst zu nehmen. Insbesondere wenn mensch in Indien sitzt und sich mit den ganzen orientalisierenden Bilder über Indien im Film auseinandersetzen muss.
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Montag, 19. März 2012
Bloggen aus Indien
urmila, 22:14h
will ich in den nächsten drei Wochen auf dem Blog von suedasien.info. Heute habe ich begonnen mit Impressionen von einem Schulbesuch:
Seit gestern bin ich in Indien und habe mir vorgenommen, während dieser dreiwöchigen Reise regelmäßig zu bloggen. Mal sehen, ob das klappt.
Die ersten Tage verbringe ich bei meiner Bua (Tanter väterlicherseits) in Gurgaon, einer aufstrebenden Stadt in der Nähe von Delhi. Meine Nichte hat gerade die Prüfungen in der zehnten Klasse abgeschlossen und hat Ferien. Heute musste sie aber in die Schule, um sich für die weitere Schulzeit zu registrieren. Die Gelegenheit nutzten wir, um uns die Schule zeigen zu lassen.
Die Anlage ist sehr schön. Gut gepflegte Grünanlagen, Blumen in allen möglichen schönen Farben. Sehr angenehm. Auch die Gebäude wirken einladend, offene Flure, Innenhöfe, Ballspielplätze.

In den Gängen hängen lauter höchst akademische oder moralisch erbauende Sprüche, über Erfolg durch Wissen, Umweltschutz, etc. Meine Nichte hat sie noch nie gelesen.
Sie führt uns in ihr Klassenzimmer des letzten Jahres.
Auf jeder dieser Bänke sitzen je zwei Vierzehnjährige. Meine Nichte ist ganz überrascht, dass wir uns über diese Sitzmöbel wundern und dass ich meine, dass solche Bänke auch Hierarchien ausdrücken.
Im Eingangsbereich der Schule entdecke ich eine Tafel mit Fotos aus dem Schulalltag und einem Zeitungsartikel.
Die Schule scheint sich, in der Inklusion von anders befähigten Kindern (so die Wortwahl im Artikel) zu engagieren.
Meine Nichte will den non-medical Zweig der Schule einschlagen, um IT engineer zu werden. Die Arts-Fächer hält sie für die leichtesten (und uninteressantesten). Mal sehen, ob ich ihr was von meiner Begeisterung für diese Fächer vermitteln kann.
Nachtrag 20.03.12: Und heute über einen Spaziergang durch ein Neubauviertel:
Seit ein paar Jahren lebt meine Tante in einem recht komfortablen Wohnblock in einem Neubaugebiet in Gurgaon.
In diesem Gebiet werden auch viele kleine Parks angelegt. Gerade blüht es darin ganz wunderbar.

Die Häuser, die entstehen sind überwiegend recht luxuriös, die Autos der Hausbesitzenden ebenso.

Rund um die Baustellen wohnen die Bauarbeitenden in vorübergehenden Behausungen. So kommt es zu ziemlichen Kontrasten zwischen den Luxusvillen und den einfachen Hütten, zwischen den Reichen in den dicken Autos und den Bauarbeitenden in einfachsten Bedingungen. Dieses Nebeneinander der verschiedenen Klassen und Lebensmöglichkeiten während dieser Phase des Neubaus ist spannend.

In den Parks spielen Kinder, die von ihrer Bekleidung zu urteilen zu den einfachen Hütten und nicht in die Villen gehören. Ich vermute, dass dies ein vorübergehender Spielplatz für sie ist. Zum einen werden ihre Eltern mit ihnen zur nächsten Baustelle ziehen. Zum anderen kann ich mir nicht vorstellen, dass die Bewohner_innen der Luxusvillen, in den Parks auf Menschen mit viel schlechteren Lebensbedingungen treffen wollen.
Meine Nichte meint allerdings, dass die Kinder auch in Zukunft da spielen könnten, wenn sie denn noch da sein würden. - Ich finde die Transformation von (Stadt)Landschaft hier in dem Neubaugebiet spannend.
Nachtrag 01.04.12: Heute nun über die Schwierigkeiten aus Indien zu bloggen, was mich aber trotzdem nicht davon abhält zu bloggen:
Bloggen aus Indien ist gar nicht so einfach. Worüber berichten? Worüber nicht? Und wie überhaupt? Natürlich will ich nicht den exotisierenden-orientalistischen Blick der westlichen Beobachterin reproduzieren. Aber wie das verhindern, denn schließlich bin ich doch die westliche Beobachterin, die mit ihrer westlichen Brille kommt (auch wenn sie rassismuskritisch etc. geschult ist) und so nehme ich bestimmte Dinge wahr und andere weniger. Das was mir besonders auffällt, ist das, was anders ist, als ich das gewohnt bin. Das was normal für mich ist, fällt mir nicht auf. Und über das Normale zu bloggen wirkt langweilig.
Was mache ich mit den Sachen, die ich kritikwürdig finde? Darf ich nicht drüber schreiben, weil ich damit westliche Dominanz reproduziere? Oder reproduziert das Nicht-darüber-Schreiben die westliche Dominanz? Trage ich durch das Auslassen von Kritik zur Romantisierung des Orients bei? Lasse ich dann Solidarität mit den Menschen hier vermissen, die sich gegen Missstände einsetzen?
Es ist gar nicht so einfach, mit dem Wissen um den eigenen orientalisierenden Blick und dem gleichzeitigen Wissen, dass Nicht-Thematisieren auch ein Problem ist, umzugehen
Seit gestern bin ich in Indien und habe mir vorgenommen, während dieser dreiwöchigen Reise regelmäßig zu bloggen. Mal sehen, ob das klappt.
Die ersten Tage verbringe ich bei meiner Bua (Tanter väterlicherseits) in Gurgaon, einer aufstrebenden Stadt in der Nähe von Delhi. Meine Nichte hat gerade die Prüfungen in der zehnten Klasse abgeschlossen und hat Ferien. Heute musste sie aber in die Schule, um sich für die weitere Schulzeit zu registrieren. Die Gelegenheit nutzten wir, um uns die Schule zeigen zu lassen.


Sie führt uns in ihr Klassenzimmer des letzten Jahres.

Im Eingangsbereich der Schule entdecke ich eine Tafel mit Fotos aus dem Schulalltag und einem Zeitungsartikel.

Meine Nichte will den non-medical Zweig der Schule einschlagen, um IT engineer zu werden. Die Arts-Fächer hält sie für die leichtesten (und uninteressantesten). Mal sehen, ob ich ihr was von meiner Begeisterung für diese Fächer vermitteln kann.
Nachtrag 20.03.12: Und heute über einen Spaziergang durch ein Neubauviertel:
Seit ein paar Jahren lebt meine Tante in einem recht komfortablen Wohnblock in einem Neubaugebiet in Gurgaon.




Meine Nichte meint allerdings, dass die Kinder auch in Zukunft da spielen könnten, wenn sie denn noch da sein würden. - Ich finde die Transformation von (Stadt)Landschaft hier in dem Neubaugebiet spannend.
Nachtrag 01.04.12: Heute nun über die Schwierigkeiten aus Indien zu bloggen, was mich aber trotzdem nicht davon abhält zu bloggen:
Bloggen aus Indien ist gar nicht so einfach. Worüber berichten? Worüber nicht? Und wie überhaupt? Natürlich will ich nicht den exotisierenden-orientalistischen Blick der westlichen Beobachterin reproduzieren. Aber wie das verhindern, denn schließlich bin ich doch die westliche Beobachterin, die mit ihrer westlichen Brille kommt (auch wenn sie rassismuskritisch etc. geschult ist) und so nehme ich bestimmte Dinge wahr und andere weniger. Das was mir besonders auffällt, ist das, was anders ist, als ich das gewohnt bin. Das was normal für mich ist, fällt mir nicht auf. Und über das Normale zu bloggen wirkt langweilig.
Was mache ich mit den Sachen, die ich kritikwürdig finde? Darf ich nicht drüber schreiben, weil ich damit westliche Dominanz reproduziere? Oder reproduziert das Nicht-darüber-Schreiben die westliche Dominanz? Trage ich durch das Auslassen von Kritik zur Romantisierung des Orients bei? Lasse ich dann Solidarität mit den Menschen hier vermissen, die sich gegen Missstände einsetzen?
Es ist gar nicht so einfach, mit dem Wissen um den eigenen orientalisierenden Blick und dem gleichzeitigen Wissen, dass Nicht-Thematisieren auch ein Problem ist, umzugehen
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