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Sonntag, 18. März 2012
Antikommunismus und der Holocaust
urmila, 20:02h
Anlässlich der Wahl von Joachim Gauck zum Bundespräsidenten hat Efraim Zuroff in der taz über die Prager Erklärung, die von Gauck mit unterzeichnet wurde, geschrieben. Zuroff kritisiert, dass durch die Prager Erklärung nicht nur falscherweise die kommunistischen Regime mit dem Nazi-Regime gleichgesetzt werden, sondern dass damit auch (gerade zentral- und osteuropäischen Ländern) die Möglichkeit gegeben wird, die eigene Beteiligung am Holocaust zu leugnen. "Dazu passen die Ehrungen der SS in Lettland (siehe taz), meine Erfahrungen in der Tschechischen Republik und der polnische Film Sekret bei der Berlinale.
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Freitag, 16. März 2012
Als Deutsche in Tschechien
urmila, 19:35h
Mein Aufenthalt in Olomouc, Tschechien ist jetzt schon fast wieder zwei Wochen her und ich habe nur einen Blogeintrag (und einen bei verkehr denken) über die Erfahrungen dort geschrieben. Das liegt nicht daran, dass es so wenig zu schreiben gegeben hätte, die Lehre hat einfach zu viel Zeit und Energie gekostet. Jetzt kurz bevor ich auf meine nächste Reise aufbreche, will ich aber doch noch ein bisschen was zum Thema 'Als Deutsche in Tschechien' schreiben:
Spannend war es mit welchen Bildern und Befürchtungen ich nach Olomouc gefahren bin. Privilegienkritisch geschult, habe ich mich darauf vorbereitet, als dominante Wessi wahrgenommen zu werden. Durch deutsche Geschichte geschult, habe ich mich darauf vorbereitet, mich mit der Nazi-Gewaltherrschaft zu beschäftigen. Beides war aber nicht wirklich Thema.
Meine Dichotomie von West/Ost passte nicht zu den Vorstellungen vor Ort. Zum einen lag das daran, dass ich noch durch den Kalten Krieg und den eisernen Vorhang geprägt bin. Meine Studierenden aber den real existierenden Sozialismus gar nicht mehr (bewusst) erlebt haben und für sie war die West/Ostteilung nicht so präsent wie für mich. Zum anderen zähle zwar ich Tschechien zu Osteuropa, für die Menschen, die ich dort getroffen habe, fängt Osteuropa aber viel weiter im Osten an. Meine privilegienkritische Selbstreflexion kreiste mehr um meinen Bauchnabel als dass sie etwas mit der Beziehung zwischen mir aus Deutschland und den Menschen in Olomouc zu tun hatte.
Erinnerung an die Nazis schien zudem völlig überlagert von der Erinnerung an die sowjetische Herrschaft. Letztere schien die Wahrnehmung zu bestimmen (auch wenn sie nicht mehr selbst erlebt wurde), die Nazizeit war nicht weiter präsent. All meine Nachfragen nach dem Image der Deutschen in Tschechien verhallten.
Es waren sehr spannende zwei Wochen. Ich habe viel über Tschechien und viel über mich gelernt.
Spannend war es mit welchen Bildern und Befürchtungen ich nach Olomouc gefahren bin. Privilegienkritisch geschult, habe ich mich darauf vorbereitet, als dominante Wessi wahrgenommen zu werden. Durch deutsche Geschichte geschult, habe ich mich darauf vorbereitet, mich mit der Nazi-Gewaltherrschaft zu beschäftigen. Beides war aber nicht wirklich Thema.
Meine Dichotomie von West/Ost passte nicht zu den Vorstellungen vor Ort. Zum einen lag das daran, dass ich noch durch den Kalten Krieg und den eisernen Vorhang geprägt bin. Meine Studierenden aber den real existierenden Sozialismus gar nicht mehr (bewusst) erlebt haben und für sie war die West/Ostteilung nicht so präsent wie für mich. Zum anderen zähle zwar ich Tschechien zu Osteuropa, für die Menschen, die ich dort getroffen habe, fängt Osteuropa aber viel weiter im Osten an. Meine privilegienkritische Selbstreflexion kreiste mehr um meinen Bauchnabel als dass sie etwas mit der Beziehung zwischen mir aus Deutschland und den Menschen in Olomouc zu tun hatte.
Erinnerung an die Nazis schien zudem völlig überlagert von der Erinnerung an die sowjetische Herrschaft. Letztere schien die Wahrnehmung zu bestimmen (auch wenn sie nicht mehr selbst erlebt wurde), die Nazizeit war nicht weiter präsent. All meine Nachfragen nach dem Image der Deutschen in Tschechien verhallten.
Es waren sehr spannende zwei Wochen. Ich habe viel über Tschechien und viel über mich gelernt.
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Mittwoch, 14. März 2012
Rechtswidriges staatliches Handeln
urmila, 23:59h
In der taz argumentiert die Jura-Professorin Dorothee Frings, dass die deutsche Regierung EU-rechtswidrig versucht, den Anspruch von EU-Bürger_innen auf HartzIV einzuschränken:
"Vielleicht nicht rechtlich, praktisch aber schon. Die Bundesagentur für Arbeit hat in einer Dienstanweisung die Jobcenter darauf hingewiesen, dass arbeitssuchende Unionsbürgerinnen und -bürger und ihre Familien keine Leistungsansprüche hätten. Jeder Hinweis auf die EU-Verordnung fehlt. Dies wird wohl dazu führen, dass vielen EU-Bürgern das Geld gestrichen wird und sie dagegen klagen müssen. Es entstehen Mietschulden und besonders Kinder werden unterversorgt. Auch Gerichte werden völlig unnötig belastet."
"Vielleicht nicht rechtlich, praktisch aber schon. Die Bundesagentur für Arbeit hat in einer Dienstanweisung die Jobcenter darauf hingewiesen, dass arbeitssuchende Unionsbürgerinnen und -bürger und ihre Familien keine Leistungsansprüche hätten. Jeder Hinweis auf die EU-Verordnung fehlt. Dies wird wohl dazu führen, dass vielen EU-Bürgern das Geld gestrichen wird und sie dagegen klagen müssen. Es entstehen Mietschulden und besonders Kinder werden unterversorgt. Auch Gerichte werden völlig unnötig belastet."
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Notizen zur syrischen Revolution
urmila, 23:53h
Der Widerstand des syrischen Regimes gegen die Revolution bleibt grausam. Die deutschen Medien berichten nun auch schon seit Wochen. Razan Ghazzawi berichtet in Facebook immer wieder, dass die männlichen Mitglieder des Syrian Center for Media and Freedom of Expression weiter in Haft sind. Da sie meist in Arabisch schreibt, kann ich es leider nicht lesen. Heute war in der taz ein Porträt der syrischen Aktivistin Hadil Kouki, die auch schon mehrfach inhaftiert war, nach Ägypten geflohen ist und dort zusammengeschlagen wurde.
Frauen machen in der syrischen Revolution mehr als Kranke pflegen und Essen verteilen.
Nachtrag 15.03.12: Reporter ohne Grenzen berichten über die Verhafteten des Syrian Center for Mdia and Freedom of Expression.
Frauen machen in der syrischen Revolution mehr als Kranke pflegen und Essen verteilen.
Nachtrag 15.03.12: Reporter ohne Grenzen berichten über die Verhafteten des Syrian Center for Mdia and Freedom of Expression.
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Dienstag, 13. März 2012
Rassistische Argumente und Vergleiche
urmila, 22:52h
Auch wenn es gar nicht um Migration, Multikulti-Gesellschaft oder so geht, verfallen Menschen immer wieder in rassistische Argumente und Vergleiche.
So interviewt die letzte sonntaz die Vorsitzende der Kerntechnischen Gesellschaft zu Fukushima und die begründet den Atomunfall da doch tatsächlich mit der japanischer Kultur. In der Print-taz heisst es:
"Aber gerade die Auslegung und Genehmigung ist Sache der Behörden und damit der Kultur im Land. In der japanischen Kultur etwa möchte man nicht das Gesicht verlieren, es gibt Hierarchien, die Berichte und Fregaben dominieren."
Klar, die deutsche Kultur ist da ganz anders und verhindert Atomunfälle. An der Technik an sich liegt es nicht.
Im zweiten Beispiel geht es um die Bertelsmann-Stiftung zur Chancen(un)gleichheit im deutschen Bildungssystem. Die taz zitiert einen der beteiligten Forscher (und nimmt das in der Online-taz auch noch in die Zwischenüberschrift):
"Wilfried Bos, ein Bildungsforscher mit proletarischem Gewissen, kann so etwas richtig in Rage bringen. „Das darf nicht sein“, sagte Bos, „wir sind doch nicht in Uganda, sondern in den Metropolen eines Industrielandes“."
Was hat das jetzt mit Uganda zu tun?
So interviewt die letzte sonntaz die Vorsitzende der Kerntechnischen Gesellschaft zu Fukushima und die begründet den Atomunfall da doch tatsächlich mit der japanischer Kultur. In der Print-taz heisst es:
"Aber gerade die Auslegung und Genehmigung ist Sache der Behörden und damit der Kultur im Land. In der japanischen Kultur etwa möchte man nicht das Gesicht verlieren, es gibt Hierarchien, die Berichte und Fregaben dominieren."
Klar, die deutsche Kultur ist da ganz anders und verhindert Atomunfälle. An der Technik an sich liegt es nicht.
Im zweiten Beispiel geht es um die Bertelsmann-Stiftung zur Chancen(un)gleichheit im deutschen Bildungssystem. Die taz zitiert einen der beteiligten Forscher (und nimmt das in der Online-taz auch noch in die Zwischenüberschrift):
"Wilfried Bos, ein Bildungsforscher mit proletarischem Gewissen, kann so etwas richtig in Rage bringen. „Das darf nicht sein“, sagte Bos, „wir sind doch nicht in Uganda, sondern in den Metropolen eines Industrielandes“."
Was hat das jetzt mit Uganda zu tun?
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Sonntag, 11. März 2012
Studien über Muslime hinterfragen
urmila, 13:33h
Die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus hinterfragt im taz-Interview kritisch nicht nur die aktuelle Studie zu Muslimen. Mehr zu ihrem Forschungsprojekt über Studien zu Muslimen auch in einem Tagesspiegel-Artikel.
Riems Forschung ist sehr spannend. Spannend ist für mich auch die leicht unterschiedliche Perspektive von ihr und mir. Während sie als Islamwissenschaftlerin tatsächlich mehr über die Religiösität, das religiöse Leben, etc. von Menschen, die sich als Muslim_innen verstehen, wissen möchte, interessiert mich aus rassismuskritischer Perspektive vorallem die rassistische Konstruktion des/der Muslim_a (und das Religiöse ist für mich weniger interessant).
Riems Forschung ist sehr spannend. Spannend ist für mich auch die leicht unterschiedliche Perspektive von ihr und mir. Während sie als Islamwissenschaftlerin tatsächlich mehr über die Religiösität, das religiöse Leben, etc. von Menschen, die sich als Muslim_innen verstehen, wissen möchte, interessiert mich aus rassismuskritischer Perspektive vorallem die rassistische Konstruktion des/der Muslim_a (und das Religiöse ist für mich weniger interessant).
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Staatlicher Rassismus
urmila, 01:46h
Das Bundesverfassungsgericht hat laut taz institutionalisierte rassistische Ausgrenzung in Bayern gekippt:
"Das bayerische Landeserziehungsgeld verstößt gegen das Grundgesetz. Dies entschied das Bundesverfassungsgericht in einem am Donnerstag bekanntgemachten Beschluss. Die Beschränkung der Sozialleistung auf deutsche und EU-Kinder sei verfassungswidrig. "
"Das bayerische Landeserziehungsgeld verstößt gegen das Grundgesetz. Dies entschied das Bundesverfassungsgericht in einem am Donnerstag bekanntgemachten Beschluss. Die Beschränkung der Sozialleistung auf deutsche und EU-Kinder sei verfassungswidrig. "
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Alltagsrassismus
urmila, 01:41h
Barbara John setzt sich engagiert für die Angehörigen der NSU-Morde ein. Dabei thematisiert sie löblicherweise auch Rassismus wie die taz berichtet:
"Als Vorbild verwies sie auf Irland, wo es eine Beschwerdestelle für rassistisches Fehlverhalten bei der Polizei gebe. Auch Alltagsrassismsus sei ein Problem: So hätten sich Betroffene aus Köln darüber beschwert, dass sie an ihrer Berufsschule regelmäßig mit rechten Sprüchen und "Heil Hitler"-Grüßen belästigt würden. "
Ob für diesen offenen Rassismus, der eher am rechten Rand der Gesellschaft angesiedelt ist, der Begriff Alltagsrassismus allerdings sinnvoll ist, ist zu hinterfragen. Die Rassismustheoretikerin Philomena Essed definiert Alltagsrassismus gerade nicht als das Extreme am Rande, sondern als das alltäglich Anerkannte:
"Everyday racism is a process in which (a) socialized racist notions are integrated into meanings that make practices immediately definable and manageable, (b) practices with racist implications become in themselves familiar and repetitive, and (c) underlying racial and ethnic relations are actualized and reinforced through these routine or familiar practices in everyday situations."
Dabei geht es um die ganz alltäglichen Praktiken, die aufgrund ihrer Alltäglich und Normalität von den im Rassismus Privilegierten nicht als Rassismus wahrgenommen werden.
"Als Vorbild verwies sie auf Irland, wo es eine Beschwerdestelle für rassistisches Fehlverhalten bei der Polizei gebe. Auch Alltagsrassismsus sei ein Problem: So hätten sich Betroffene aus Köln darüber beschwert, dass sie an ihrer Berufsschule regelmäßig mit rechten Sprüchen und "Heil Hitler"-Grüßen belästigt würden. "
Ob für diesen offenen Rassismus, der eher am rechten Rand der Gesellschaft angesiedelt ist, der Begriff Alltagsrassismus allerdings sinnvoll ist, ist zu hinterfragen. Die Rassismustheoretikerin Philomena Essed definiert Alltagsrassismus gerade nicht als das Extreme am Rande, sondern als das alltäglich Anerkannte:
"Everyday racism is a process in which (a) socialized racist notions are integrated into meanings that make practices immediately definable and manageable, (b) practices with racist implications become in themselves familiar and repetitive, and (c) underlying racial and ethnic relations are actualized and reinforced through these routine or familiar practices in everyday situations."
Dabei geht es um die ganz alltäglichen Praktiken, die aufgrund ihrer Alltäglich und Normalität von den im Rassismus Privilegierten nicht als Rassismus wahrgenommen werden.
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Donnerstag, 8. März 2012
Wer wird verurteilt?
urmila, 16:29h
Es gibt einen Konflikt: Ein Schwarzer sagt, Polizist_innen haben ihm gegenüber Rassismen reproduziert (in Wort und Handlung). Die Polizist_innen sagen, er habe sie beleidigt (als 'Rassist' bezeichnet).
Die Frage: Wer wird angeklagt? Wer wird wegen was verurteilt?
Alle, die sich mit Rassismus in Deutschland und den Verleugnungsstrukturen beschäftigen, können es sich vorstellen.
Die taz berlin berichtet unter der Überschrift "Opfer auf der Anklagebank":
"Am Ende wird Abasi O. wegen Beleidigung zu 20 Tagessätzen à 30 Euro verurteilt."
Die Frage: Wer wird angeklagt? Wer wird wegen was verurteilt?
Alle, die sich mit Rassismus in Deutschland und den Verleugnungsstrukturen beschäftigen, können es sich vorstellen.
Die taz berlin berichtet unter der Überschrift "Opfer auf der Anklagebank":
"Am Ende wird Abasi O. wegen Beleidigung zu 20 Tagessätzen à 30 Euro verurteilt."
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Montag, 5. März 2012
Öffentlichkeit notwendig
urmila, 22:14h
Vor ein paar Wochen berichtete die taz über ein Kind, dass seit seiner Geburt in einem Asylbewerber_innenwohnheim leben muss und darunter gesundheitlich leidet. Nun berichtet die taz, dass die Öffentlichkeit dazu geführt hat, dass das Mädchen und die Mutter ein Abschiebungsverbot bekommen und in eine eigene Wohnung ziehen dürfen. Der Anwalt der Familie kommentiert:
"Thomas Wanie, Anwalt der Kleinfamilie, sagt: „Über zehn Jahre ist absolut nichts passiert. Es ist schon ärgerlich und irgendwie zynisch, dass erst gehandelt wird, wenn ein Schicksal der breiten Öffentlichkeit bekannt ist. Dann geht alles plötzlich ganz schnell.“ "
Strukturelle Veränderungen sind nötig, damit es nicht immer wieder solcher Einzelfallentscheidungen bedarf.
"Thomas Wanie, Anwalt der Kleinfamilie, sagt: „Über zehn Jahre ist absolut nichts passiert. Es ist schon ärgerlich und irgendwie zynisch, dass erst gehandelt wird, wenn ein Schicksal der breiten Öffentlichkeit bekannt ist. Dann geht alles plötzlich ganz schnell.“ "
Strukturelle Veränderungen sind nötig, damit es nicht immer wieder solcher Einzelfallentscheidungen bedarf.
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