Samstag, 3. März 2012
Rassismusreproduzierender Kalender
Über Fremdwörterbuch habe ich gerade gesehen, dass die Berliner Morgenpost die rassismusreproduzierenden (sowie heterosexistische) Kartoons eines Kalenders der bayrischen Polizei (siehe taz-Artikel) veröffentlicht (oder handelt es sich um einen anderen Kalender - aus der Bildstrecke wird mir das nicht klar). Die Kartoons sind furchtbar und müssen skandalisiert werden (insbesondere wenn sie für Polizist_innen gemacht sind). Aber bei diesem Link zur Berliner Morgenpost bin ich mir gar nicht so sicher, ob die skandalisiert werden sollen (der Titel ist "zweifelhafter Kalender") oder ob auf diesem Weg rassismusreproduzierende und heterosexistische Bilder verbreitet werden sollen. Zumindest komme ich von den Bildern nicht auf einfachen Wegen zu einem Artikel, der zu ihnen Hintergrundinformationen bietet (oder bin ich da nur zu doof für?).

Nachtrag 03.03.12: Von einem Leser habe ich den Link zum Morgenpost-Artikel bekommen. Da werden die Bilder scharf kritisiert. Für mich bleibt aber die Frage, ob wirklich alle so veröffentlicht werden sollten.

Nachtrag 05.03.12: Die taz berichtet, dass es unklar ist, worauf die Berichterstattung der Berliner Morgenpost (und Welt online) beruhte und dass die Beiträge entfernt wurden. Umso mehr die Frage, warum die rassistischen und heterosexistischen Bilder veröffentlicht wurden.

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Freitag, 2. März 2012
Warum immer Buschkowsky?
Gerade wird Buschkowsky auf Deutschlandfunk zu den angeblich integrationsunwilligen Muslimen interviewt. Warum darf er eigentlich immer dazu sprechen? Warum wird nicht eine rassismuskritische Wissenschaftler_in oder Aktivist_in befragt?

Hier eine kleine Zusammenfassung seiner Rassismusleugnungen (natürlich in meiner Interpretation): Er spricht von Gefühlen subjektiver Ausgrenzung, die zu Religiösität (und damit Integrationsunwilligkeit) führen. Das ist aber subjektiv und nicht strukturell rassistisch. Denn in Neukölln gäbe es ja freie Ausbildungsplätze, aber dafür brauche man das kleine Einmaleins und das haben sie nicht. Wer sich nicht bemüht, um Bildung, der kann auch nicht erfolgreich sein. Die Integrationsunswilligen haben die Eingangstür nicht gefunden. Die Familien leben in anderer Welt. Es gibt mehrere Parallelgesellschaft (da zitiert er dann auch ungenannte Wissenschaftler).

Und natürlich spricht er davon, dass mensch nicht über Probleme sprechen darf, weil dann die organisierte Empörung kommt. Hier ist sie (zwar nicht organisiert, aber wissenschaftlich fundiert).

Nachtrag am Abend: Journalismus kann auch anders funktionieren. In der ZDFmediathek ein Interview mit Innenminister Friedrich, der scharf hinterfragt wird.

Nachtrag 03.03.12: Sogar die FAZ fasst die Kritik an Friedrich zusammen (und erwähnt das Lob von Sarrazin).

Nachtrag 04.03.12: Interessante Reflektion eines der Beteiligten Wissenschaftlers auf Spiegel online.

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Mittwoch, 29. Februar 2012
Schulbesuch
ist gar nicht so einfach in Deutschland, obwohl es eigentlich eine Schulpflicht (und damit auch ein Schulrecht) für Kinder in Deutschland gibt. Aber die Kinder von Asylbewerber_innen fallen vielleicht nicht unter die Kategorie Kinder?

Die taz-Berlin beschreibt die Schwierigkeit von afghanischen Flüchtlingskindern, in Berlin die Schule besuchen zu dürfen.

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Zum Muslim gemacht
Im taz berlin-Interview beschreibt der Gemeindevorsitzende der Sehitlik-Moschee Ender Cetin wie er zum gläubigen Muslim wurde:

"Das Interesse kam durch die Suche nach meiner eigenen Identität. Ich bin in Nordneukölln aufgewachsen und habe dort auf dem Gymnasium Abitur gemacht. Die Lehrer oder auch Eltern von Mitschülern fragten andauernd nach der Religion, ständig wurde ich auf den Islam angesprochen und musste mich als Muslim rechtfertigen, auch in Verbindung mit politischen Themen. Da muss man sich dann irgendwann positionieren. Ich weiß nicht, ob ich mich mit dem Islam zu befasst hätte, wenn mich nicht dauernd Leute danach gefragt hätten. "

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Samstag, 25. Februar 2012
Informationen über Verhaftungen im Syrian Center for Media and Freedom of Expression
Razan Ghazzawi, die unter der Bedingung, dass sie jeden Tag zum Verhör kommt, aus der Haft entlassen wurde, hat über die Festnahme der Mitarbeitenden und Besuchenden vom Syrian Center for Media and Freedom of Expression gebloggt und die Forderungen des SCM veröffentlicht:

"The center calls upon the Syrian authorities to put an end to arbitrary arrests and harassment of journalists, media workers and freedom of opinion and expression advocates."

Mehr Informationen auf Razaniyyat.

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Dienstag, 21. Februar 2012
Gründe gegen Gauck zu sein
Die taz hat in ihrem Artikel "Bürger gegen Joachim Gauck" einiges gesammelt, was diesen Bundespräsidenten(kandidaten) als problematisch erscheinen lässt.

"Und die ebenfalls als S-21-Gegnerin bekannte Kabarettistin Christine Prayon frotzelt: "Gauck findet Hartz IV prima, Occupy albern, Sarrazin mutig und die Entscheidung, aus der Atomkraft auszusteigen, gefühlsduselig. Was lernen wir daraus? Aus der Kernkraft auszusteigen schützt leider nicht vorm Super-Gauck.""

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Montag, 20. Februar 2012
Nicht verstehen
Für einen Lehrauftrag bin ich zwei Wochen an der Universität von Olomouc in Tschechien. Dabei mache ich mal wieder die Erfahrung, wie das so ist, wenn ich nichts verstehe. Gestern schon auf der Zugfahrt hierher, waren die Durchsagen für mich komplett unverständlich. Ich verstehe kein Wort Tschechisch, ich kenne tschechische Ortsnamen nicht und so habe ich die Durchsagen an mir vorbeirauschen lassen (in der Hoffnung, dass es schon nichts wichtiges für mich ist). Wenn mich jemand anspricht auf der Straße, weiss ich nicht warum (will die Person mir was verkaufen, schnorren, mich nach der Uhrzeit fragen oder mir sagen, dass ich was verloren habe). Vermutlich wirke ich auf meine Umwelt hier eher arrogant, denn auf das Nichtverstehen im öffentlichen Raum reagiere ich einfach mit Nichtbeachtung (alles verstehen zu wollen, wäre viel zu aufwendig).

Um zu kommunizieren, versuche ich es mit Englisch (in der Annahme, dass sei die internationale Verkehrssprache). Das klappt häufig, aber nicht immer. Die IT-Fachfrau, die gerade Einstellungen an meinem Computer gemacht hat, fühlte sich nicht wirklich sicher mit Englisch. Als dann mein Computer mit ihr Deutsch gesprochen hat, hat sie das auch mit mir. Deutsch kann sie besser als Englisch. Vielleicht bringt mich das auch mit anderen Personen weiter.

Danke sagen kann ich in Tschechisch inzwischen. Ich befürchte allerdings, dass ich nicht viel mehr lernen werde, denn meine Sprachlernfähigkeit ist leider sehr eingeschränkt.

Nachtrag 26.02.12: Diese Woche war voll von Gelegenheiten Situationen des Nicht-Verstehens zu erkunden und auch zu merken, wie Verstehen sich teilweise einstellt. So kann ich inzwischen besser Läden (Bäckereien, Supermärkte, etc.) finden, da ich weiss, nach was ich suchen kann. Mittlerweile habe ich auch schon kleine Routinen entwickelt, um meinen Alltag zu gestalten. Erfahrungswissen hilft mir mich zurecht zu finden.

Und es gibt auch nette Erlebnisse des Verstehens ohne gesprochene Sprache: In einem kleinen Laden konnte ich mich verbal nicht verständlich machen und auch die Verkäuferin beim Sprechen nicht verstehen. So hat sie sich darauf verlegt mir mit Gesten ihre Fragen zu verdeutlichen (z.B. geschnittenes Brot oder ungeschnitten) und das funktionierte gut.

Ich merke aber, wie ich immer noch weghöre, wenn etwas in Tschechisch passiert (weil ich es einfach nicht verstehe). So gab es z.B. in meiner Lehrveranstaltung auf einmal eine Durchsage, die ich einfach ignoriert habe, während die Studierenden versuchten sie zu verstehen.

Spannend die verschiedenen Ebenen des (Nicht-)Verstehens und seiner Konsequenzen.

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Sonntag, 19. Februar 2012
Keleks Schallplatte hakt
Die taz bringt "erstbeste Erklärungen zum Wulff-Rücktritt". Necla Kelek hat da ihre üblichen Textbausteine genommen (die Muslime sind ganz rückständig, Deutschland ist ganz toll und fortschrittlich) und daraus eine Reaktion gebastelt. Wie frau aus Wulffs korrupten Verhalten und verspäteten Rücktritt ein Loblied auf Deutschland konstruieren kann, ist schon spannend.

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Berlinale: Joven & Alocada
Zum Abschluss meiner Berlinale habe ich noch den chilenischen Spielfilm Joven & Alocada gesehen: eine Teenager rebelliert gegen ihre evangelikalen Eltern, probiert sich (bi)sexuell aus und nutzt dafür auch ihren Blog. Hat Spaß gemacht und geht im Gegensatz zum Film von gestern auch gut aus (natürlich abhängig davon, was mensch für gut hält).

Im Anschluss war noch Diskussion mit der Regisseurin und der Ko-Drehbruchautorin, deren Blog die Vorlage für den Film war.

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