Dienstag, 21. Februar 2012
Gründe gegen Gauck zu sein
Die taz hat in ihrem Artikel "Bürger gegen Joachim Gauck" einiges gesammelt, was diesen Bundespräsidenten(kandidaten) als problematisch erscheinen lässt.

"Und die ebenfalls als S-21-Gegnerin bekannte Kabarettistin Christine Prayon frotzelt: "Gauck findet Hartz IV prima, Occupy albern, Sarrazin mutig und die Entscheidung, aus der Atomkraft auszusteigen, gefühlsduselig. Was lernen wir daraus? Aus der Kernkraft auszusteigen schützt leider nicht vorm Super-Gauck.""

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Montag, 20. Februar 2012
Nicht verstehen
Für einen Lehrauftrag bin ich zwei Wochen an der Universität von Olomouc in Tschechien. Dabei mache ich mal wieder die Erfahrung, wie das so ist, wenn ich nichts verstehe. Gestern schon auf der Zugfahrt hierher, waren die Durchsagen für mich komplett unverständlich. Ich verstehe kein Wort Tschechisch, ich kenne tschechische Ortsnamen nicht und so habe ich die Durchsagen an mir vorbeirauschen lassen (in der Hoffnung, dass es schon nichts wichtiges für mich ist). Wenn mich jemand anspricht auf der Straße, weiss ich nicht warum (will die Person mir was verkaufen, schnorren, mich nach der Uhrzeit fragen oder mir sagen, dass ich was verloren habe). Vermutlich wirke ich auf meine Umwelt hier eher arrogant, denn auf das Nichtverstehen im öffentlichen Raum reagiere ich einfach mit Nichtbeachtung (alles verstehen zu wollen, wäre viel zu aufwendig).

Um zu kommunizieren, versuche ich es mit Englisch (in der Annahme, dass sei die internationale Verkehrssprache). Das klappt häufig, aber nicht immer. Die IT-Fachfrau, die gerade Einstellungen an meinem Computer gemacht hat, fühlte sich nicht wirklich sicher mit Englisch. Als dann mein Computer mit ihr Deutsch gesprochen hat, hat sie das auch mit mir. Deutsch kann sie besser als Englisch. Vielleicht bringt mich das auch mit anderen Personen weiter.

Danke sagen kann ich in Tschechisch inzwischen. Ich befürchte allerdings, dass ich nicht viel mehr lernen werde, denn meine Sprachlernfähigkeit ist leider sehr eingeschränkt.

Nachtrag 26.02.12: Diese Woche war voll von Gelegenheiten Situationen des Nicht-Verstehens zu erkunden und auch zu merken, wie Verstehen sich teilweise einstellt. So kann ich inzwischen besser Läden (Bäckereien, Supermärkte, etc.) finden, da ich weiss, nach was ich suchen kann. Mittlerweile habe ich auch schon kleine Routinen entwickelt, um meinen Alltag zu gestalten. Erfahrungswissen hilft mir mich zurecht zu finden.

Und es gibt auch nette Erlebnisse des Verstehens ohne gesprochene Sprache: In einem kleinen Laden konnte ich mich verbal nicht verständlich machen und auch die Verkäuferin beim Sprechen nicht verstehen. So hat sie sich darauf verlegt mir mit Gesten ihre Fragen zu verdeutlichen (z.B. geschnittenes Brot oder ungeschnitten) und das funktionierte gut.

Ich merke aber, wie ich immer noch weghöre, wenn etwas in Tschechisch passiert (weil ich es einfach nicht verstehe). So gab es z.B. in meiner Lehrveranstaltung auf einmal eine Durchsage, die ich einfach ignoriert habe, während die Studierenden versuchten sie zu verstehen.

Spannend die verschiedenen Ebenen des (Nicht-)Verstehens und seiner Konsequenzen.

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Sonntag, 19. Februar 2012
Keleks Schallplatte hakt
Die taz bringt "erstbeste Erklärungen zum Wulff-Rücktritt". Necla Kelek hat da ihre üblichen Textbausteine genommen (die Muslime sind ganz rückständig, Deutschland ist ganz toll und fortschrittlich) und daraus eine Reaktion gebastelt. Wie frau aus Wulffs korrupten Verhalten und verspäteten Rücktritt ein Loblied auf Deutschland konstruieren kann, ist schon spannend.

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Berlinale: Joven & Alocada
Zum Abschluss meiner Berlinale habe ich noch den chilenischen Spielfilm Joven & Alocada gesehen: eine Teenager rebelliert gegen ihre evangelikalen Eltern, probiert sich (bi)sexuell aus und nutzt dafür auch ihren Blog. Hat Spaß gemacht und geht im Gegensatz zum Film von gestern auch gut aus (natürlich abhängig davon, was mensch für gut hält).

Im Anschluss war noch Diskussion mit der Regisseurin und der Ko-Drehbruchautorin, deren Blog die Vorlage für den Film war.

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Samstag, 18. Februar 2012
Wulff und die Migrant_innen
Im allgemeinen Wulff-Bashing, das in den letzten Wochen und Monaten die Medien viel mehr dominiert hat als etwa die NSU-Mordserie, war kaum etwas darüber zu lesen, dass viele (organisierte) Migrant_innen Wulff sehr positiv aufgenommen haben (siehe dazu einen aktuellen Beitrag auf tagesschau.de). Nun bin ich nicht davon überzeugt, dass Wulff wirklich so ein Integrations-Superstar war, da er immer nach guten und schlechten 'Migrant_innen' unterschieden hat (siehe auch hier), relativiert hat und überhaupt nicht rassismuskritisch war. Aber interessant ist es schon, dass seine Bedeutung für die Integrationsdebatte gerade kaum Beachtung findet. Und es ist zu befürchten, dass die nächste Bundespräsident_in wieder weit hinter das Wenige zurückfällt, was Wulff gesagt hat.

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Samstag, 18. Februar 2012
Berlinale: Csak a szel
Während der Dokumentarfilm Revision den Mord/ fahrlässige Tötung/ ... an zwei Roma in Deutschland untersucht, geht es im Spielfilm Csazk a szel um eine Mordserie an Roma in Ungarn. Der Film folgt einer Familie einen Tag lang, zeigt die alltäglichen Rassismuserfahrungen, die miserablen sozioökonomischen Verhältnisse und endet alles andere als gut. Sehr eindringlich.

Nachtrag 18.02.12: Zur Reaktion der ungarischen Regierung auf den Film berichtet die taz (siehe auch link im Kommentar unten).

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Weiter keine Sicherheit in Deutschland
Die Situation für die Opposition in Syrien wird immer schlechter, wie z.B. die erneute Verhaftung von Razan Ghazzawi und Hussein Ghrer zeigen. Die meisten deutschen Bundesländer gewähren geflohenen Syrer_innen aber nach wie vor keinen sicheren Aufenthalt wie die taz berlin berichtet, noch nichtmals für sechs Monate. Auf Empfehlung des Bundes wird zur Zeit zwar nicht abgeschoben, aber diese Empfehlung kann laut taz berlin jederzeit widerrufen werden. Zudem seien Asylverfahren zurzeit ausgesetzt.

Nachtrag: Bisher auch keine Sicherheit vor dem syrischen Geheimdienst in Deutschland und nach der Abschiebung wie Pro Asyl berichtet.

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Zuschreibungen
Laut taz kritisiert die SPD-Bundestagsabgeordnete Angelika Graf die neue "Nationale Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik":

"Angelika Graf, Drogenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, kritisierte, dass sich der neue Plan vor allem auf Risikogruppen konzentriere: "Süchte entstehen auch, ohne dass man einer Risikogruppe angehört." Übel aufgestoßen sei ihr der Abschnitt über MigrantInnen. Darin heißt es: "Junge russischstämmige Aussiedler wenden sich eher den Opiaten zu, Muslime weisen eher cannabisbezogene als alkoholbezogene Störungen auf." Graf sagte zur taz: "Ich halte das für unerhört. Hier werden ganze Bevölkerungsgruppen diskriminiert." "

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Berlinale: Nuclear Nation
Der japanische Film Nuclear Nation ist eine beeindruckende Dokumentation der Situation der evakuierten Bevölkerung von Futaba nach dem Tsunami und dem Nuklearunglück.

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Berlinale: Sekret
Der polnische Film Sekret ist eine verstörende Auseinandersetzung mit der Verleugnung antisemitischer Morde nach dem zweiten Weltkrieg. Da der Film aber weitgehend ohne Dialoge auskommt, ist das nur mit etwas Hintegrundwissen über Polen zu verstehen.

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Donnerstag, 16. Februar 2012
Aktivist_innen in Syrien festgenommen.


Laut der Free Razan-Facebook-Seite, BBC News, Al Arabiya News, The Telegraphe und vielen vielen Twitter-Meldungen wurden heute die Mitarbeitenden des Syrian Centre for Media and Freedom of Expression festgenommen. Unter den Festgenommenen sind auch Hussein Ghreer und Razan Ghazzawi, die beide schon mal inhaftiert waren.

Nachtrag: Noch eine Meldung von Reportern ohne Grenzen.

Nachtrag: Statement by the spokesperson of High Representative Catherine Ashton condemning the arrest of Mazen Darwish, the head of the Syrian Centre for Media and Freedom of Expression als pdf.

Nachtrag 19.02.12: Die taz hat heute über die Verhaftungen berichtet. Heute abend kam dann über Facebook und Twitter die Nachricht, dass Razan und die anderen Frauen entlassen wurden, die Männer aber noch in Haft sind.

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Mittwoch, 15. Februar 2012
Berlinale: La Vierge, les Coptes et Moi
In La Vierge, les Coptes et Moi wird die Geschichte eines Filmemachers erzählt, der einen Dokumentarfilm zu Marienerscheinungen bei Copt_innen in Ägypten machen will. Der Film ist so ein Film über das Dokumentarfilmen. Er ist aber auch ein Film über einen in Frankreich aufgewachsenen Sohn von ägyptischen Copt_innen, der sich auf Wurzelsuche und Auseinandersetzung mit seiner Familie in Ägypten begibt. Es ist auch ein Film über die Beziehung eines Sohnes zu seiner Mutter. Und es ist ein durchaus lustiger Film.

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