Donnerstag, 29. September 2011
Gewalttätiger und reproduzierter Antiziganismus
Die taz berichtet über gewalttätigen Antiziganismus in Tschechien und Bulgarien.

Leider kommt es in beiden Artikeln allerdings zu Kollektivierungen und Verallgemeinerungen der 'Roma' (und damit zu Reproduktionen von Antiziganismus). Im Artikel zur Situation in Tschechien spricht der Autor von Parallelgesellschaft, "Wucherkönigen, Drogenhändlern und Zuhältern der Ghettos". Im Agenturbericht zu Bulgarien wird der Begriff des 'Roma-Chefs' unkritisch übernommen. Durch diese beiden Darstellungen werden Roma als einheitliches Kollektiv, dass ausserdem essentiell mit Kriminalität verbunden ist, dargestellt und damit anitziganistische Bilder reproduziert.

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Veröffentlichung: Rassismuskritische Bildungsarbeit
In der Broschüre weltwärts pädagogisch begleiten ist eine Artikel von mir zur rassismus- und privilegienkritischen Bildungsarbeit erschienen.

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Donnerstag, 22. September 2011
Antifeministische Piraten
Die taz berichtet über Gender bei den Piraten.

"organisiert Treffen von Mitgliedern, die sich als Piratin sehen. "Informelle Vereinigung der Piraten mit zwei X-Chromosomen" heißt das in der Piratensprache"

Anstatt von Frauen von Menschen mit zwei X-Chromosomen zu sprechen ist nicht weniger festlegend. Die Ein- und Ausschlüsse sind etwas anders, aber Gender dekonstruierend ist das nicht. Die Zuschreibung verläuft ganz auf der biologistischen Ebene.

"Bei uns sind viele Bi- und Homosexuelle, Asexuelle und Polyamore. Die haben ein ganz anderes Verhältnis zu Geschlecht und Gesellschaft"

Scheint da ein Butlersches Verständnis von Geschlecht hervor, dass Gender, Sex und Begehren immer verbunden sieht? Oder verschwimmen da Gender und Sexualität und verdecken patriarchale Strukturen?

"Von einer Quote in ihrer Partei ist Schramm nicht überzeugt: Wenn dadurch demokratische Werkzeuge wie das Kumulieren und Panaschieren, also die Häufung oder Verteilung der Stimmen eines Wählers auf einen oder mehrere Kandidaten, unmöglich gemacht würden, dann gehe für sie die Demokratie vor."

Was hat die Quote mit Kumulieren und Panaschieren zu tun? Auch quotierte Listen können kumuliert und panaschiert werden. In Berlin durften wir eh nicht Kumulieren und Panaschieren.

Spannend ist auch das Interview mit Regina Frey zu den Piraten, in dem Frey schön analysiert, wie der Piratenansatz zu Gender zu kurz greift und real existierende Ungleichheiten stabilisiert. Erschreckend für mich war, dass die Piraten zwar etwas gegen Frauengruppen haben, sich aber eine maskulinistische AG Männer erlauben:

Die taz fragt: "Stattdessen arbeitet die AG Männer mit den Männerrechtlern von Agens und Manndat zusammen, die Männer vor allem als Opfer von Frauenpolitik thematisieren."

Frey antwortet: "Ja, das ist ein großes Problem für die Partei. Diese AG widerspricht komplett dem postmodernen Ansatz des Programms. Die Partei macht sich mit dieser AG für die rechte Szene anschlussfähig. Man kann mit einem Klick von der Seite der AG Männer zu "eigentümlich frei" gelangen. Das ist ein ultrarechtes Organ. Ich lese Ihnen das "Zitat des Tages" von dieser Seite vor: "Die muslimische Invasion Europas brächte nicht nur Nachteile: Feminismus, Gender Studies und Regietheater würden immerhin verschwinden."

Diese antifeministische Gruppe ist derzeit sehr sichtbar bei den Piraten. Diejenigen, die eine geschlechterpolitisch ausdifferenzierte Haltung haben, sind in der Partei wohl derzeit in der Minderheit. "

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Strafe für Menschenretten
Die taz berichtet über die tunesischen Fischer, die vor vier Jahren Flüchtlinge auf dem Mittelmeer gerettet haben und seitdem von der italienischen (europäischen) Justiz verfolgt werden.

Nachtrag 23.09.11: Die taz berichtet, dass die Fischer in Italien jetzt freigesprochen wurden.

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Mittwoch, 21. September 2011
Ende der persönlichen Freiheit
Im Tränenpalast wurde eine Ausstellung zur innerdeutschen Grenze eröffnet. Nina Apin berichtet in der taz berlin darüber und endet mit:

"Für Schulklassen und Touristen aber bietet der Ort einen anspruchsvollen und anschaulichen Überblick über das, was man sich heute kaum noch vorstellen kann: Die persönliche Freiheit kann hinter einer mit Resopal verkleideten Wand zu Ende sein."

Da scheint Apin eine ganze Reihe von Menschen von der Ausstellung auszuschliessen. Denn es gibt eine ganze Reihe Menschen auf der Welt, für die Grenzen nach wie vor undurchdringlich sind. Viele davon können daher tatsächlich nicht in die Ausstellung kommen, aber es gibt Menschen mit diesen Erfahrungen auch in Deutschland und in Berlin. Wenn ein Kind ohne festen Aufenthaltsstatus mit seiner Klasse in die Ausstellung geht, dann ist dessen Leben durchaus durch das Wissen um das Ende der "persönlichen Freiheit" gekennzeichnet. Erwachsene ohne festen Aufenthaltstatus werden sich gut überlegen, ob sie in die Ausstellung gehen oder ob das sie in Gefahr bringt, ihre "persönliche Freiheit" zu verlieren.

Dank an katunia für den Hinweis.

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Buschkowsky-Huldigung in der taz
Es ist erschreckend, wieviele Stimmen die Buschkowsky-SPD in Neukölln gewonnen hat. Und das nachdem sie von Sarrazin eine Spende angenommen hat.

Jan Feddersen und Alke Wierth verführt Buschkowskys Erfolg zu einer schamlosen Huldigung The Big Buschkowsky. Darin behaupten sie unter anderem Buschkowsky sei "einer der schärfsten Kritiker des dünkelhaften Thilo Sarrazin", was eine interessante und interessengeleitete Verdrehung der Kritik an Sarrazin ist. Denn anders als rassismuskritische Kritiker_innen Sarrazins, findet Buschkowsky viel an Sarrazins Thesen gut und widerspricht nur den genetischen. Feddersen und Wierth behaupten außerdem:

"der gerade unter Migranten respektierte, ja populäre und mit seinen einprägsamen Sprüchen ("Multikulti ist gescheitert!") bundesweit bekannte Sozialdemokrat Heinz Buschkowsky"

Also, ich respektiere Buschkowsky nur soweit ich jeden Menschen respektiere, aber bestimmt nicht für seine Politik. Auch alle anderen 'Migrant_innen' aus meinem Umfeld geht es so. Daher wende ich mich gegen diese Vereinnahmung einer homogenisierten Gruppe 'Migranten'.

Alke Wierths Artikel zu Der Kultbürgermeister in der taz berlin ist übrigens sehr viel weniger huldigend und spricht auch die Sarrazin-Spende an.

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Montag, 19. September 2011
Ethnisierter Betrug
Laut taz haben "die Sozialstadträte Michael Büge (CDU/Neukölln) und Stephan von Dassel (Grüne/Mitte)" Betrug bei Pflegediensten in einer Pressekonferenz skandalisiert.

Dabei veröffentlicht die taz rassistische Generalisierungen des Grünen Sozialstadtrats: ""Insbesondere russische und türkische Pflegedienste" stünden im Fokus, so Stadtrat Dassel: "Solcher Betrug ist umso einfacher, wenn er in geschlossenen Systemen stattfindet. Das schaffen Sie nur, wenn Sie aus ein und derselben Ethnie kommen.""

Was ist das für ein Erklärungsansatz? 'Ethnien' die zusammenhalten und kriminell sind? Das ist arg nah an Sarrazins Aussagen (Verallgemeinerungen und Abwertungen aufgrund von natio-ethno-kulturellen Zuschreibungen) und ist sicher nicht zielführend zur Vermeidung von Betrug.

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20 Jahre Abschieben
Vor 20 Jahren wurde in Hoyerswerda erst ein Heim von Vertragsarbeiter_innen und dann eines von Asylbewerber_innen angegriffen. Die Angriffe wurden nicht gestoppt, sondern die Heimbewohner_innen aus Hoyerswerda weg gebracht. Nach 20 Jahren haben zwei davon (Manuel Nhacutou und Emmanuel Agyeman) Hoyerswerda gemeinsam mit Emmanuel Gärtner, der in Sassnitz einen Anschlag auf ein Asylbewerber_innenheim überlebt hat, besucht und waren wieder rassistischen (verbalen) Angriffen ausgesetzt. Die taz berichtet darüber.

Derweil ist Victor Atoe, ein Überlebender eines Anschlags auf ein Lübecker Asylbewerber_innenheim im Jahr 1996 im Abschiebegewahrsam Köpenick in Hungestreik getreten. Die Initiative gegen Abschiebehaft macht sein Anliegen öffentlich, die taz berlin berichtet.

In Rheinland-Pfalz wird, wie die taz berichtet, der Regierungspartei Bündnis 90/ Die Grünen von der Flüchtlingslobby vorgeworfen, dass sie nicht genug tut, um den Abschiebeknast zu schliessen.

Frontex bekommt derweil wie die taz berichtet, mehr Kompetenzen, um die Migration in die EU zu verhindern. Dabei wird Frontex vor unabhängigen Menschenrechtsbeobachter_innen geschützt.

Nachtrag 23.09.11: Die taz hat mit Ska Keller von den Europäischen Grünen ein Interview über die deutsche Blockade eines einheitlichen Asylsystems geführt.

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Sonntag, 11. September 2011
Rassismus in Libyen
Die taz berichtet über Rassismus in Libyen. Zur Zeit wird die Ausgrenzung Schwarzer durch den Verdacht, sie hätten Gaddafi unterstützt, legitimiert. Wie die taz ausführt, wurden aber auch schon vor der Revolution Schwarze ausgebeutet und diskriminiert.

Anmerkung: Der Titel des taz-Artikels "Afrikaner leben gefährlich" erschliesst sich mir allerdings nicht ganz. Ich glaube zwar schon, dass zur Zeit alle Menschen in Libyen gefährlich leben, aber in dem Artikel geht es ja spezifisch um Schwarze und nicht um die arabischen Afrikaner_innen (und es geht auch um Frauen).

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Freitag, 9. September 2011
Sarrazinaden und die SPD
Die taz berichtet, dass ein Jahr nach der Einladung Sarrazin zum Verein "Aufbruch Neukölln" gekommen ist. Der Leiter der Gruppe Kazim Erdogan bereitet die Gruppe auf ihren Gast vor:

""Egal, was er heute Abend sagt, egal, wie sehr er uns aufregt, er ist unser Gast", sagt Erdogan. "Jeder Mensch hat das Recht auf Respekt.""

Damit unterscheidet sich Erdogan grundsätzlich von Sarrazin. Der spricht Naika Foroutan und ihrem Team Wissenschaftlichkeit ab:

"Noch nie habe irgendwer seine Statistiken widerlegen können, sagt er selbstsicher. Den Einwand, eine ganzes Team der Berliner Humboldt-Uni habe seine Zahlen auseinandergenommen, wischt er weg.
"Dass sind doch keine Wissenschaftler", schimpft er. "


Gute Ratschläge hat er auch:

"Als eine junge Kopftuchträgerin ihn fragt, ob er seine Kritik ihr gegenüber fair finde, antwortet er trocken: "Mein Tipp, nehmen Sie das Kopftuch ab. Dann spricht Sie auch niemand mehr darauf an.""

Die SPD Neukölln nimmt derweil ohne Aussprache eine Spende von Sarrazin für Buschkowskys Politik an wie die taz berlin berichtet. Da scheint die SPD ganz pragmatisch und oberflächlich unpolitisch:

""Dem ist so", bestätigte die stellvertretende Kreisvorsitzende Kirsten Flesch der taz, "wir sind nicht so ideologisch verbohrt, dass wir im Wahlkampf eine solche Spende ablehnen." "

Tatsächlich steht aber die Unterstützung von Sarrazins Thesen dahinter:

"Laut Felgentreu ist Neuköllns SPD mit Buschkowsky der Auffassung, dass Sarrazins Problemdarstellung in dem Buch "Deutschland schafft sich ab" [...] größtenteils richtig sei"

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Donnerstag, 1. September 2011
Mit Rassismus und Not Geld verdienen
Die taz berichtet über die Vermietung an Roma-Familien in Berlin:

"Vor zwei Monaten hatte stern.de berichtet, Humanitas miete Wohnungen an, die wegen ihres Zustands unvermietbar seien, und vermiete sie überteuert an Roma-Familien weiter."

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Erste und zweite Generation im Gespräch
In der taz spricht die Schriftstellerin Hatice Akyün mit ihrem Vater über das Leben als Migrant_in.

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Über das Sprechen über die Religion der Anderen
Der Sammelband Jugend, Migration und Religion mit meinem Artikel Über das Sprechen über die Religion der Anderen ist jetzt veröffentlicht.

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