Mittwoch, 15. Juni 2011
Gegen Bevormundung
Die taz berlin berichtet von der abolish-Demonstration in Berlin. Dort ging es auch um den Wertmarken-Boykott in Hennigsdorf (siehe hier für Hintergründe) und die Zusammenarbeit zwischen Menschen, die dem Asylbewerber_innenleistungsgesetz unterliegen und ihren Unterstützer_innen aus der Dominanzgesellschaft:

"Mit seiner tiefen Stimme übertönt Chamberlin Wandji vom Afrikarat Brandenburg die Parolen des Demonstranten. Es sei absehbar gewesen, dass der Staat mit den Flüchtlingen nicht ernsthaft verhandeln werde, sagt er. Die deutschen Unterstützer des Protests, die momentan die Essensversorgung im Heim organisieren, hätten aber auf dem Gespräch bestanden. Es gab Streit, am Ende setzten sich die Unterstützer durch.

Wandji findet, die Flüchtlinge müssten sich auch gegen Bevormundung durch Unterstützer wehren: "Wir müssen den Protest selber führen." Das sei schwer, wenn man die Landessprache nicht beherrsche. Aber schuld daran sei die Ausgrenzung durch die Behörden. "Da müssen die eben dem schlechten Deutsch zuhören." "

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Sonntag, 12. Juni 2011
Die Heteronormalisierung des Frauenfußballs
Die taz berichtet, dass der Playboy mit ein paar 'schönen' Fußballspielerinnen aufmacht. Nationalspielerinnen sind nicht dabei und die taz vermutet:

"Hat der Deutsche Fußball-Bund etwa Weisung gegeben, die Imagekampagne vom attraktiven, heterosexuellen Fußballmädel nicht zu überdrehen? Lebhaftes Interesse an einer Feminisierung des Frauenfußballs hat der Verband ja zweifellos, allein schon, um das männliche Publikum zu gewinnen. Zu weit durften es die Kickerinnen aber offenbar nicht treiben."

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Die EU der Ungleichen
Die taz berichtet, dass Deutschland, Frankreich und die Niederlande dafür sorgen, dass es EU-Länder zweiter Klasse gibt. Obwohl die EU-Kommission, das Europaparlament und auch Ungarn, die gerade den EU-Vorsitz haben, dafür waren, Rumänien und Bulgarien in den Schengenraum aufzunehmen, haben Deutschland und die beiden anderen Länder das verhindert. Als Begründung ziehen sie dafür Dinge heran, die sonst nicht als Kriterien für den Beitritt zum Schengenraum gelten.

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Beschreiben nicht analysieren
In den taz-Leser_innenbriefen nimmt eine Leserin ihre Kritik an der Kolumne von Kübra Gümusay etwas zurück:

"Der Charakter der Kolumne hat sich verändert, Frau Gümüsays Blick ist weniger analysierend und bewertend, sie besinnt sich stärker auf ihre offenkundige Fähigkeit zur dichten Beschreibung. Auf diese Weise wird dem Leser die Wahrnehmung einer Frau mit Kopftuch sensibel und anschaulich vermittelt"

Warum soll die Frau mit Kopftuch nicht analysieren und werten?

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Diskussion zu Post-Privacy
Der Freitag diskutiert mit Kübra Gümüsay und Christian Heller über Post-Privacy. Für mich der erste Text, den ich dazu gelesen habe (auch wenn mir bewusst ist, dass es da schon einiges an Diskussionen gibt - mein Beitrag hier mag aufgrund meiner Ignoranz der Debatten naiv sein).

Ich stimme mit Heller vollkommen darüber ein, dass wir unsere Daten nicht (vollständig) kontrollieren können. Dinge, die in die Welt gesetzt wurden, entwickeln ihr Eigenleben, das nicht mehr völlig kontrolliert werden kann (das hat schon Dürrenmatt in Die Physiker beschrieben). Mit dieser Unmöglichkeit der Kontrolle müssen wir uns auseinandersetzen und nicht verzweifelt versuchen, die Kontrolle wieder völlig herzustellen. So weit kann ich folgen.

Aber die Beiträge Hellers in der Freitags-Diskussion wirken auf mich dann doch zu platt. Ich bekomme den Eindruck, dass es nur völlige Kontrolle oder gar keine Kontrolle geben kann (und letzteres die 'Wahrheit' ist). Das ist mir zu dichotom. Ja, ich kann nicht alles kontrollieren, aber ich finde schon, dass ich verantwortlich mit Daten umgehen sollte (siehe auch mein Beitrag zu Sozialen Medien und Berichterstattung) - was auch Heller macht, wenn er die Treffen mit Leuten nicht ohne deren Einwilligung veröffentlicht. Ich kann nicht verhindern, dass Daten/Informationen aus meiner Kontrolle geraten, aber ich kann die Wahrscheinlichkeit beeinflussen mit der dies geschieht. Auch mit einer geringen Wahrscheinlichkeit kann das Ereignis eintreten und das muss ich wissen, aber trotzdem kann das absichtsvolle Herbeiführen einer geringen Wahrscheinlichkeit des 'Kontrollverlusts' einen (unsicheren aber wahrscheinlichen) Schutz bieten. Und das ist wichtig, wenn mir oder anderen durch die Daten/Informationen Verletzungen drohen.

Zu argumentieren (und so verstehe ich Heller in der Freitags-Diskussion), dass sowieso alles herauskommt und die Offenheit auch die beste Grundlage für eine Gesellschaft ist, ignoriert für mich die real existierenden Machtverhältnisse in der Gesellschaft. Für manche ist es gefährlicher als für andere, wenn Privates öffentlicht wird (das hängt von verschiedensten Faktoren ab). Ich glaube auch nicht, dass Outings von 'Homosexuellen' die Toleranz gegenüber 'ihnen' vergrößert haben. Mehr geselleschaftliche Anerkennung ist über Kämpfe um Anerkennung gekommen und nicht einfach durch Outings. Outings können für Einzelne nach wie vor auch gefährlich werden. Ausserdem ist es Menschen unterschiedlich möglich, Informationen über sich selbst zu schützen (je reicher und mächtiger, um so besser lassen sich Daten schützen). Ich glaube daher nicht dran, dass durch Offenheit im Netz eine egalitäre Welt geschaffen werden kann.

In Hellers Aussagen hat mir eine Reflexion dieser Machtverhältnisse und der Konsequenzen für die Post-Privacy-Debatte gefehlt und deshalb stimme ich Gümüsay auch völlig zu, wenn sie sagt:

"Herr Heller, ich finde, dass Ihre Perspektive die eines Menschen ist, der vielen Normen entspricht. Aus der Position von jemandem, der eine Minderheitenrolle einnimmt, sehe ich viele Gefahren in Ihrer Idee der „Post-Privacy“. Ich fürchte, dass die Ausgegrenzten noch stärker ausgegrenzt werden. Die ganze Post- Privacy-Debatte ist sehr weiß, männlich und akademisch."

Und an den Freitag muss die Frage gestellt werden, warum werden ein Vertreter von Post-Privacy und eine 'Kopftuchträgerin' für diese Diskussion zusammen gebracht? Welche Annahmen stecken hinter dieser Zusammenstellung von Diskutant_innen?

Dank an katunia für die Diskussion zum Artikel.

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Freitag, 10. Juni 2011
Conference in Cairo
antropologi.info attends at reports about the conference "From Tahrir: Revolution or Democratic Transition" at the American University in Cairo (AUC).

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Freitag, 10. Juni 2011
Aus dem Leben eines Süd/Ausländers
Bei der Party setzt sich einer zu dem Süd/Ausländer, fragt ihn woher er ist, äußert sich überschwenglich über dessen Herkunftsland und von den Südländer_innen überhaupt, drängt sich und seinen alltäglichen Rassismus auf.

Irgendjemand aus dem Haus informiert die Ausländerbehörde, dass Ausländer im Haus wohnen (folgt damit womöglich Körtings Aufruf vom letzten November). Bedrohlich, gefährlich. Für den Süd/Ausländer. Als dann tatsächlich die Polizei vor der Tür steht. Einfach so.

Beim Arzt dolmetscht der Süd/Ausländer für seinen Freund. Der Arzt kümmert sich kaum um den Patienten, aber ausführlichst um den Süd/Ausländer, drängt sich sexualisiert auf, wird übergriffig. Die Süd/Ausländer müssen die Praxis wechseln.

Alltägliche Vorkomnisse. Mal kleiner, mal größer. Immer aus der selbstsicheren Position der fraglos Dazugehörenden. Immer gefährlich, verunsichernd für die zu Süd/Ausländern Gemachten.

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Donnerstag, 9. Juni 2011
Noch weniger Anspruch
Kinder, die von Hartz IV leben müssen, werden nur wenige Ansprüche an Teilhabe an der Gesellschaft gewährt. Kinder, die unter das Asylbewerberleistungsgesetz fallen, haben noch weniger Ansprüche. Die taz berichtet, dass nur Berlin, Brandenburg und Hamburg die Sozialämter angewiesen haben, dass auch diese Kinder vollen Anspruch auf die Leistungen des Bildungspakets haben. In anderen Bundesländern gibt es eingeschränkten bis gar keinen Anspruch.

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Frontex nicht verantwortlich
Die taz hat ein Interview mit einem Frontex-Direktor geführt. Seine Antworten sind ein schöner Beleg dafür wie in Organisationen alle die Verantwortlichkeit verschieben können und am Ende dann keine_r verantwortlich ist.

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Mehrsprachigkeit
Die Journalistin Kathrin Zeiske hat mir folgendes Bild zugeschickt:

Mehrsprachige Ansprache von potentiellen Dieb_innen


und schreibt dazu:

"Ich hab bei Kaisers im Auerberg in Bonn ein unglaubliches Plakat entdeckt. Darauf wird am Eingang dargelegt, dass es wegen sonstigen Sicherungsvorkehrungen sinnlos wäre, das Geschäft zu überfallen. Da sich Kaisers oder das beauftragte Sicherheitsunternehmen Vollmergruppe aber anscheinend unsicher waren, ob sie damit die von ihnen ausgemachte, potentielle Zielgruppe überhaupt erreichen, steht das ganze dann noch mal in vier weiteren Sprachen da; meinem laienhaften Verständnis nach Polnisch, Russisch, Rumänisch und Türkisch. Vorausgesetzt scheint also, dass mögliche Räuber_innen wohl eher nicht (fliessend) Deutsch sprechen. Wie die Auswahl der Sprachen zustande kommt, wäre interessant zu erfahren; ob da irgendwelche dubiosen Statistiken herangezogen werden oder ob diese eher einem rassistischen "Bauchgefühl" oder "Allgemeinwissen" entspricht, welche "Verbrechersprachen" da nun noch stehen sollten, damit das ganze Plakat auch Sinn macht. Es sind ja nun mal nicht die gängigen weltweiten Verkehrssprachen, Englisch, Französich, Spanisch, oder so. Darüber hinaus bezweifle ich, dass irgendwo in dem Geschäft auch noch irgendetwas anderes netterweise in andere Sprachen übersetzt steht: "heute im Angebot: Erdbeeren aus der Region" oder "die Leergutannahme befindet sich im hinteren Teil des Ladens"."

Auf ihre Rundmail hat sie erfahren, dass mindestens eine weitere Kaisers-Fililale in Bonn ein solches Plakat aufgehäng hat und das es auch bei Aldi Nord in Leipzig ähnliche Plakate gibt.

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Montag, 6. Juni 2011
Gender und Wissenschaft
Die taz hatte letzten Freitag auf ihrer Wissenschaftsseite den Artikel Lass Papa das mal machen!. Darin wird auf Basis von tierexperimenteller Studien und Humanstudien (keine Ahnung was das ist) argumentiert, dass Kinder Väter brauchen und dann alles besser ist (oder so ännlich).

Dieser Artikel ignoriert konsequent die Theorieansätze der kritischen Gender Studies, verweist noch nicht einmal darauf, dass es sie gibt, und reproduziert alle möglichen heteronormativen Genderbilder. Und behauptet Wissen:

"Es gibt matriarchalische Volksstämme, bei denen Männer in Sachen Kindererziehung kein Wort mitreden dürfen.

Dagegen weiß man etwa aus den antiken Gesellschaften, dass der Vater als Ernährer, Beschützer und Lehrer ein hohes Ansehen genoss und sich auch dementsprechend verhalten hat."


'Stämme' marginalisieren die armen Väter, obwohl diese schon in der Antike total toll waren.

Es werden Zusammenhänge suggeriert, die die Komplexität gesellschaftlicher Verhältnisse völlig ausblenden:

"Aus Humanstudien der letzten zehn Jahre weiß man etwa, dass Kinder, die ohne fürsorgliche Väter aufwachsen, erhebliche Nachteile haben: Schlechte Schulnoten, kriminelle Handlungen, psychische Erkrankungen sowie impulsives und aggressives Verhalten kommen bei ihnen häufiger vor. So erkranken Kinder, deren Vater an einer postpartalen Depression leidet, dreimal häufiger am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom als Kinder von psychisch gesunden Vätern. Suchtprobleme und Teenagerschwangerschaften gibt es häufiger bei Kindern von Alleinerziehenden.

Zahlen aus US-Gefängnissen belegen, dass 60 Prozent der Vergewaltiger, 70 Prozent der Langzeithäftlinge und 72 Prozent der jugendlichen Mörder ohne Vater aufgewachsen sind. "Diese Straftäter haben in ihrer Kindheit keine Möglichkeit gehabt, die Grammatik der Gefühle, Bindungen, Liebe zu entwickeln und sind daher als Erwachsene emotional sprachlos", so Katharina Braun, Neurobiologin an der Universität Magdeburg. "


Und reproduzieren auch noch misogyne Bilder:

"Heute weiß man, dass Väter auf sehr unterschiedliche Weise ihre Kinder prägen. Einerseits spielen sie mehr und wilder mit dem Nachwuchs als Mütter. Sie verwenden auch komplexere Satzkonstruktionen, was die Sprachentwicklung der Kinder fördert. "

Frauen können halt keine komplexen Sätze bilden.

Etwas komplexere Artikelkompositionen in der taz, würden auch die Leser_innen in ihrem Denken besser fördern.

Nachtrag 23.06.11: Noch ein taz-Artikel in der Wissenschaftler_innen Geschlechterverhalten mit der Steinzeit begründen:

"Für Frauen sei es immer wichtig gewesen, zusammenzuhalten. Sie haben in der Gruppe Beeren gesammelt und Kinder gehütet. Bei den Männern hingegen ging es darum, wer der beste Jäger ist, wer das gefährlichste Tier erlegt. "

Dafür zeigt ein Touche von Tom die Konstruktion von Geschlecht.

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Demokratie, Militärherrschaft und Islamismus
Georg Blume zeigt in einem taz-Artikel über Pakistan ein seltsames Demokratieverständnis:

"überall trifft man noch Pakistans alte demokratische Elite in Amt und Würden. Ihre Vertreter reden wie wir. Sie teilen unsere Analysen, unsere Sorge um den islamischen Extremismus.

Und sie sind immer noch voller Selbstbewusstsein. Schließlich regieren sie das Land seit 60 Jahren, egal, ob nun Militärherrscher die Macht innehatten oder demokratische Parteien. Die demokratische Elite mit ihren großen, machtvollen Familienclans verlor nie ihren Einfluss."


Zu dem 'wir' und 'unsere' sagen ich jetzt mal nichts, denn über sein rassistisches Vokabular habe ich schon an anderer Stelle geschrieben.

Was ich an dem Zitat vorallem interessant finde, ist dass Blume keinen Widerspruch darin sieht, einer Miltärherrschaft zu dienen und demokratisch eingestellt zu sein. Sicher gibt es auch demokratische Eliten in Pakistan, aber die die immer an der Macht waren, sind wahrscheinlich genau das Gegenteil von demokratisch.

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Widerstand gegen Folgen des Kolonialismus
Ich mag Nationalismus nicht. Ich kenne mich mit Neuseeland nicht aus. Gut möglich, dass ich die Forderungen und Methoden der Maori-Nationalist_innen über die Urs Wälterlin in der taz berichtet, auch für sehr problematisch halten würde, würde ich mich auskennen mit ihnen. So kann ich aber nur über den Artikel etwas sagen. Und den finde ich problematisch. Er suggeriert, dass es kein legitimes Recht gibt, sich gegen postkoloniale Verhältnisse in Neuseeland zu wehren.

"Neuseeland hat seiner Vergangenheit in die Augen geschaut und versucht - mit je nach Regierung wechselndem Grad des politischen Willens -, früheres Unrecht wieder gutzumachen. "

Tut so, als ob es zwar etwas Unrecht gab ("oftmals gewaltsamen Kolonialisierung Neuseelands durch Großbritannien"), das ganze aber nicht so schlimm war und die noch heute wirksamen Folgen zu vernächlässigen sind:

"Noch in den Siebziger Jahren schämten sich viele Urbewohner ihrer Herkunft - ihre Kultur wurde beinahe absorbiert von jener der "Pakeha". Maori standen auf der untersten Stufe der Gesellschaft, hatten kaum politischen Einfluss und litten unter schweren sozialen Problemen. Zwar sind vor allem in den Großstädten auch heute noch viele unterprivilegiert, was Beschäftigung, Ausbildung und Gesundheit angeht. Doch Maori sind auch prominent im Parlament vertreten und genießen eine wachsende Präsenz in der Wirtschaft."

Ein Verringerung von Marginalisierung scheint ausreichend: "Maori, die früher zur Arbeitslosigkeit verdammt gewesen wären, sind heute beschäftigt, Jugendliche haben eine Ausbildung"

Ich gehe davon aus, dass es sehr schwer bzw. unmöglich ist, historische Gewalttaten wieder gut zu machen. Es kan gut sein, dass Neuseeland im Verhältnis zu anderen Ländern viel getan hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich die Methoden und Forderungen der Maori-Nationalist_innen nicht unterstützen könnte. Aber dieser Artikel wirkt auf mich verharmlosend.

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Deutsche Abschiebepolitik
In Hennigsdorf boykottieren laut taz Asylbewerber_innen die Ausgabe von Wertmarken (statt Bargeld).

Der UN-Sozialausschuss rügt laut taz die deutsche Asylpolitik:

"Asylsuchende in Deutschland würden keine angemessenen Sozialleistungen erhalten, lebten in überfüllten Unterkünften, hätten keinen Zugang zum Arbeitsmarkt und könnten lediglich auf medizinische Notfallversorgung zurückgreifen."

Gleichzeitig berichtet Spiegel Online: Experten kritisieren Abschiebepraxis als zu lasch. Die taz setzt sich kritisch mit der These auseinander.

Am neuen Großflughafen BBI wird derweil laut taz das Flughafen-Schnell-Abschiebeverfahren geplant.

Nachtrag 11.06.11: Der Landkreise Oberhavel verzichtet laut taz berlin auch in Zukunft nicht auf die Ausgabe von Wertmarken mit der absurden Begründung:

"Zwar hatte der Sozialdezernent Verständnis für die Kritik der Heimbewohner gezeigt. Garske habe jedoch betont, dass er sich fest an das Gesetz halten wolle, berichtete Fließbach.

Auf den Hinweis, dass das Gesetz auch Barzahlungen zulasse, habe der Dezernent geantwortet, man dürfe das Gesetz nicht so weit dehnen, bis es ausgeleiert sei."


Auch was die Residenzpflicht angeht, werden die Regelungen eher zuungunsten der der Residenzpflicht Unterliegenden ausgelegt:

"Die richtet sich nicht nur gegen das Gutscheinsystem, sondern auch gegen die immer noch geltende Residenzpflicht, nach der Flüchtlinge den ihnen zugewiesenen Landkreis nur mit behördlicher Genehmigung verlassen dürfen. Zwar hatten die Länder Berlin und Brandenburg sich im Juli 2010 auf eine Lockerung geeinigt. Reisen innerhalb der beiden Bundesländer sollten mittlerweile problemlos möglich sein. Dennoch werde einem Viertel der geduldeten Flüchtlinge von den Behörden eine Reiseerlaubnis verweigert, sagt Beate Selders vom Flüchtlingsrat Brandenburg. Den Betroffenen werde vorgeworfen, ihre Mitwirkungspflicht zu vernachlässigen, weil sie sich nicht genügend um einen Pass für die Heimreise bemühen würden. "

Und noch mehr zu den unzureichenden Leistungen für Menschen, die dem Asylbewerberleistungsgesetz Unterliegen in der taz.

Nachtrag 14.06.11: Die taz berlin berichtet über die abolish-Demonstration in Berlin und Reaktionen von Passant_innen:

"Der Mann fühlt sich angegriffen: "Wir Deutschen sind überhaupt nicht ausländerfeindlich", sagt er. Auch seine Frau hält den Aufstand für übertrieben. Residenzpflicht? Kontrolle sei wichtig, man müsse sich doch um die Leute kümmern. Und es sei doch gut, wenn man am Anfang gesagt bekomme, wo man wohnen soll, schließlich kenne man sich als Fremder nicht aus. Im weiteren Verlauf der Demonstration gibt es weitere Verbalattacken und viel Kopfschütteln seitens der Passanten."

Nachtrag 24.06.11: Hilfsorganisationen haben laut taz die deutschen Innenminister_innen dazu aufgerufen, Flüchtlingen aus Libyen aufzunehmen und dargestellt, dass Deutschland relativ wenig für Flüchtlinge macht:

"Demnach nimmt Pakistan gemessen an seinem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (BIP) 710 Flüchtlinge je Dollar auf, Kongo 475, während Deutschland 17 Menschen je Dollar seines BIPs Zuflucht gewährt. "Die Ängste vor angeblichen Massenbewegungen in die Industrieländer sind massiv übertrieben", sagt der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterrres. "Die Belastungen tragen die ärmeren Länder.""

Innenminister Friedrich laut taz, wie es sich für einen deutschen Innenminister gehört, mit rassistischer Härte.

Gleichzeitig warnt eine Arbeitsgruppe von Polizei und Ausländerbehörden laut taz vor der Asyllobby, die das Abschieben angeblich verhindert. Das erinnert an das Feindbild der Ökodiktatur, zu der ich auf verkehrdenken geblogt habe.

Der Protest in Hennigsorf gegen die Gutscheine scheint laut taz erste Erfolge zu zeigen:

"Der Kreistag Oberhavel hat sich am Mittwochabend mit einer knappen Mehrheit für die Abschaffung der Gutscheinausgabe an Asylbewerber ausgesprochen."

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Freitag, 3. Juni 2011
Vortrag und Workshop in Mainz
Morgen bin ich bei der Offenen Konferenz gegen antimuslimischen Rassismus in Mainz. Zum Thema antimuslimischer Rassismus und Hetronormativität halte ich einen Vortrag und gebe einen Workshop.

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Not all are equal
Europe has reacted to the revolutions in the Arab countries with securing the Fortress Europe even further. Refugees are not welcome in Europe and are lucky, if they survive the journey across the Mediterranean.

I have repeatedly written how Tunisia has been much more welcoming to refugees. But now I read in the my German newspaper taz that there is a group of refugees, who is stuck in the camps at the border and is not allowed to enter Tunisia. These are people from countries like Somalia, Eritrea or Iraq. People unwanted not only in Europe but seemingly also unwanted in (some) Arab countries. The taz reported two days after the first article, that the camp was set on fire by local people. Hospitality seems not to be there for them, who have no other place to go.

BBC World reports on refugees from Libya coming to Niger (if they survive the flight through the dessert).

I guess not only European nationalisms and racisms are a problem but also Arab nationalisms and racism exclude and kill people.

PS 06.06.11: According to the taz refugees, who were rescued from a boat have been brought (back) to the camp at the Tunisisan border.

PS 09.06.11: According to the taz Germany is not offering any help for refugees from Libya, claiming that one has to help them in Libya itself and not doing that either.

In another article the taz reports about the estimated 1,5 million African migrants in Libya, who lived there before the revolution and now hardly get any support in fleeing from the violence (and securing their belongings). Nobody takes responsibility for their well-being.

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