Es ist eine Unverschämtheit, wie Menschen, die sich in staatliche Obhut begeben, in Deutschland behandelt werden. Wenn jemand von Dortmund (da waren die Papiere glaube ich ausgestellt) nach Karlsruhe verlegt werden muss, dann reicht es nicht, ein unverständliches Formular mit allen privaten Daten und ein Zugticket in die Hand zu drücken.
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Inzwischen habe ich Schiffauers Buch gelesen und jetzt kommt mir noch viel mehr seltsam vor an der Rezension von Seidel. Ich lese bei Schiffauer eine differenzierte Darstellung der Milli Görüs und verschiedener Strömungen in ihr (und nicht die vereinfachten Darstellungen, die Seidel unterstellt). Eine gewisse Sympathie für die von ihm interviewten Vertreter der Milli Görüs ist bei Schiffauer schon zu merken, aber anders lässt sich eine so langfristige Ethnographie auch gar nicht machen. Schiffauer ermöglicht seinen Leser_innen aber immer auch kritische Perspektiven auf sein Protagonisten. Verhalten und Denken ist bei ihm immer komplex und auch ambivalent.
In Seidels Rezension fehlt allerdings, dass Schiffauer unter anderem Seidel scharf kritisiert (für unkritische, schlecht belegte Kritik an Milli Görüs). Kein Wunder, dass Seidel das Buch nicht gut finden kann und dafür andere Gründe benennt.
Ich bin natürlich auch parteiisch. An Schiffauers Lehrstuhl habe ich merhere Jahre gearbeitet und schätze seine Arbeit sehr (wenn sie mir auch z.B. zu wenig heteronormativitätskritisch ist). Seidels Artikel in der taz stören mich schon seit Jahren aufgrund ihrer Reproduktion von antimuslimischen Rassismus.
Nachtrag 15.08.10: antropologi.info hat noch weiteres Material rund um Schiffauers Buch zusammengetragen.
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Nachtrag 14.08.10: Die taz berichtet, dass auch in Dänemark Roma abgeschoben werden - vermutlich rechtswidrig, da EU-Bürger_innen nicht wenig geringfügiger Delikte (wie illegalem Zelten) abgeschoben werden dürfen.
Nachtrag 12.11.10: Ein weiterer taz-Artikel über antiziganistische Ausgrenzung in Frankreich (die Sprache des Artikels ist dabei aber auch nicht unproblematisch).
Nachtrag 21.08.10: Frankreich ist aktiv dabei Roma auszuweisen bzw. sie mit 300,- € dazu zwingen freiwillig auszureisen. Gestern in der taz ein paar Artikel dazu: Abschiebung hat begonnen, über eine Siedlung in Lyon und das Befremden in Bukarest.
Nachtrag 22.08.10: In der taz spricht Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, über Antiziganismus.
Nachtrag 11.10.10: Der Antiziganismus wird laut taz in Frankreich immer weiter institutionalisiert.
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" Aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linke-Fraktion im Bundestag geht hervor, dass sich die Zahl der Ablehnungen in den Jahren 2000 bis 2009 fast verdoppelt hat - von 6 auf 10 Prozent der gestellten Anträge. Die Ablehnungsquoten variieren sehr stark zwischen unterschiedlichen Ländern.
Visa aus der Türkei werden doppelt so häufig abgelehnt wie im weltweiten Durchschnitt. In Ankara, wo die Bewerber aus den ländlichen Gebieten anlaufen, liegt sie mit 28 Prozent besonders hoch. Am häufigsten werden Anträge aus afrikanischen Staaten abgelehnt, für 2009 lag die Ablehnungsquote in Guinea bei 54 Prozent, in Ghana bei 37 Prozent. Die Zahlen berücksichtigen keine Fälle, in denen kein Antrag gestellt wird, weil Botschaftsmitarbeiter die Auskunft erteilten, er habe keine Aussicht auf Erfolg."
Die Zahlen legen eine rassistische und klassistische Ausgrenzung von Visaantragsteller_innen mehr als nahe.
Nachtrag 05.08.10: Familiennachzug wird laut taz berlin durch Hartz IV-Bezug verhindert. Zumindest wenn die Ehefrau nicht ohne ihre 7jährigen Zwillinge kommen will, die von einem anderen Vater sind.
Nachtrag 17.10.10: Bettina Gaus berichtet in der taz über die Unmöglichkeit (rechtzeitig) ein Visum für Deutschland zu bekommen.
Nachtrag 12.11.10: Auf dem tagesschau Blog darf ARD-Korrespondent Claus Stäcker jammern, dass er in Südafrika Schwierigkeiten hat, sein Visum verlängert zu bekommen.
Aus dem Land wird er trotzdem nicht geworfen. Mit Geldzahlungen kann er immer wieder samt Familie einreisen. An der Schlange für die Visavergabe kann er vorbeiziehen. Er wird freundlich behandelt. - Diese Privilegien würde sich so manche, die ein deutsches Visa beantragt wünschen.
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- Deutschland wehrt sich ggen einheitliches EU-Asylgesetz, weil ds etwas weniger menschenrechtswidrig (wenn auch ganz und gar nicht menschenwürdig) wäre als das deutsche
- Berlin richtet ein neues Lager für Asylsuchende ein, obwohl menschenwürdiges Leben dort kaum möglich ist
- aufgrund von Dublin II schiebt Deutschland ein krankes Kind nach Schweden ab, von wo es mit größter Wahrscheinlichkeit in den Irak abgeschoben wird, wo es nicht mit einer angemessen medizinischen Betreuung rechnen kann
- ein asylberechtigte Afghanin mit drei deutsch-staatsangehörigen Kindern muss nun doch nicht, nach Afghanistan zurück, da sie dafür zu westlich sei
- ein Guantanomo-Häftling, der in Deutschland aufgenommen werden soll, soll hier gleich in eine geschlossene Anstalt kommen, da wird es sicher die Traumata der ungerechtfertigten Inhaftierung in Guantanamo gut verabeiten können
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"Mit einem kostenlosen Festival-Pass kann man auf Botschaftsweltreise gehen und Diktaturen besichtigen. Ein paar wenige EU-Staaten stellen sich auch vor."
wird allerdings eine Dichotomie zwischen guten demokratischen europäischen Staaten und dem dikatorischen Rest aufgebaut, die äußerst problematisch ist. Auch der Einstieg in den Artikel ist problematisch:
"Äthiopien, Bangladesch, Indonesien, Malaysia, Mosambik, Namibia, Nepal, Philippinen, Sri Lanka, Weißrussland. Die Liste liest sich wie eine Auswahl von Staaten, in denen die Menschenrechte besonders stark verletzt werden."
Zu Bangladesch, Nepal und Sri Lanka habe ich ein bisschen Ahnung. Dort gibt es Menschenrechtsverletzungen und zwar gravierende. Es sind aber auch alles Demokratien. Nepal z.B. hat es vor kurzem geschafft, die Monarchie abzuschaffen und mehr oder weniger erfolgreich einen Bürgerkrieg beendet.
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"Während das Auswärtige Amt ein Gespräch in der Botschaft befürwortete, soll das Innenministerium darauf bestanden haben, den Terrorverdächtigen vorher von der pakistanischen Polizei verhaften zu lassen. Das BKA soll die Pakistaner von dem Termin informiert haben. Haben deutsche Behörden also einen ihrer Staatsbürger verraten und dafür gesorgt, dass er in einer Zelle des ISI sitzt, der bei Verhören auch mal foltert?"
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