Sonntag, 14. Dezember 2008
Keine Arbeitserlaubnis für Qualifizierte
Eine deutsche Firma stellt eine Frau aus Frankreich ein, um für den französischen Markt zu arbeiten. Zu vermuten wäre, dass die Firma (betriebswirtschaftlich) weiß, was sie tut. Dass sie diese Frau einstellt, weil die sich für den Job eignet.

In Deutschland entscheidet aber nicht die Firma, ob die Auswahl der Arbeitskräfte eine wirtschaftlich sinnvolle ist. Das Recht behält sich die Ausländerbehörde vor. Zumindest dann, wenn die Arbeitskräfte nicht eine EU-Staatsangehörigkeit haben.

Die taz Berlin berichtet von so einem Fall. Und zitiert Carole Chetcheu-Hendjeu mit:

""Die deutschen Behörden wollen einfach keine Ausländer", sagt sie. "Und schon gar keine Schwarzen.""

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Mittwoch, 10. Dezember 2008
Im Dienste der Wissenschaft
"Vor dem Hintergrund dieses verbrecherischen Abschnitts deutscher Kolonialgeschichte dürften der von Herero und Nama geforderten Rückgabe der Schädel eigentlich keine Hindernisse im Weg stehen. Doch man höre: die Charité entschuldigt sich damit, dass die Untersuchungen an den Schädeln noch nicht abgeschlossen seien, man die Präparate dann jedoch für eine ehrenvolle Bestattung zurückgeben werde. Es kommt noch besser: das Archiv der Universität Freiburg verteidigt die Sammlung von Schädel und Knochen gar als "Kulturgut"."

berichtet die taz.

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Humoristischer Rassismus in der taz
Die satirische Wahrheit wie die Rubrik verboten der taz greifen immer mal wieder auf rassistische Bilder zurück, um satirisch/lustig (oder so) zu sein. In der letzten Woche waren es zweimal Bilder über 'Chines_innen': Am 09.12.08 wurden sie als "Zitronengesichter" bezeichnet. Und am 20.12.08 gab es einen Kartoon zum Thema 'China-Woche' und Zähne. Meinen Kommentar hier finden die Macher_innen bestimmt vollkommen humorlos. Das bin ich bei der unkritischen (Re)Produktion von Rassismen allerdings tatsächlich.

Nachtrag 22.04.11: Die taz-Wahrheit-Seite hat sich mal wieder in rassistischem Humor hervorgetan (siehe auch Leser_innenbrief von Ulrike Janz und zum N-Wort).

Was für ein Verständnis von Humor ist das? Aus der Machtposition abwertende Begriffe humoristisch zu benutzen, entspricht so gar nicht meinem Humorbegriff.

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Der Bundestag und Spätabtreibungen
Wie die taz berichtet, hat der Bundestag über ein neues Gesetz über Spätabtreibungen debatiert. Dabei wird ein Konflikt zwischen "BehindertenpolitikerInnen und FrauenrechtlerInnen" (in der Printausgabe mit Binnen-I) provoziert. Ob es aber tatsächlich um den Schutz von Menschen mit anderer Befähigung geht, darf bezweifelt werden:

"Der Chef des Frauenärzteverbands in Rheinland-Pfalz, Werner Harlfinger, spricht von einer "Unverschämtheit" gegenüber GynäkologInnen und Schwangeren. ... Der Gynäkologe sieht den Handlungsbedarf woanders: "Ich sehe, wie behinderten Kindern von den Krankenkassen kaum eine Therapie bezahlt wird. Und wie Mütter vor Gericht um ihr Pflegegeld kämpfen müssen. Im Moment werden die Frauen geopfert, wenn sie ein behindertes Kind zur Welt bringen. Daran sollte die Union mal etwas ändern.""

Wichtiger als die Spätabtreibung zu regeln, wäre es wohl eine Gesellschaft zu schaffen, die Menschen, die von der Gesundheitsnorm abweichen, als gleichberechtigt wahrnimmt und ihnen gleiche Rechte gewährt. Der Kampf gegen die Spätabtreibung wirkt vor dem Hintergrund dieses Versäumnisses eher wie eine heteronormative Disziplinierung von Frauen.

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Gewünscht: Mieter_innen mit deutschem Namen
Emsal Kilic hat für ihre Diplomarbeit untersucht, welche Erfahrungen Wohnungssuchende mit türkisch-klingendem Namen, türkisch-klingender Stimme und türkisch-wirkendem Aussehen im Vergleich mit deutsch-Wirkenden machen. Die taz berichtet über die Ergebnisse, die eine klare Privilegierung der deutsch-Wirkenden zeigen.

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Mittwoch, 10. Dezember 2008
Inhumanes Verfahren für Asylbewerb_innen
Wie die taz berichtet, will die EU-Kommission die Recht von Asylsuchenden stärken und damit auch die Situation in Deutschland verbessern. Allerdings wird sie wohl kaum Erfolg haben:

"Karl Kopp von Pro Asyl ist aber wenig optimistisch. Schließlich habe die Kommission schon 2003 höhere Standards einführen wollen. "Schon damals ist der Vorschlag kaputt geredet und kaputt verhandelt worden. Ich empfand das als Nullharmonisierung", sagte er der taz. "Die nun geplanten neuen Regeln, zum Beispiel das Haftverbot für Minderjährige, wären sehr weitreichend. Aber es wird nicht so kommen, das wird mit Sicherheit im Rat wieder kaputt verhandelt", glaubt Kopp."

Dabei zeigt die Aussage des für Flüchtlingsfragen zuständigen EU-Kommissars Jacques Barrot, dass es dringend notwendig wäre (wie auch ein taz-Artikel über Abschiebungen nach Syrien):

"Unser Ziel ist ein humanes und faires Verfahren für Asylbewerber. Um das zu erreichen, brauchen wir höhere Schutzstandards, einheitlichere Rahmenbedingungen und ein leistungsfähigeres System."

Human und fair sollten in einem Rechtsstaat doch selbstverständlich sein, oder?

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Überraschung: 'Migrant_innen' lesen
"MigrantInnen lesen häufiger als Deutschstämmige, fand die Stiftung Lesen heraus - und war überrascht." berichtet die taz.

"Aus der Pisa-Studie 2000 hatten Forscher dagegen geschlossen, dass Migrantenkinder besonders wenig lesen."
und das dann mal gleich auf alle, die wir so 'Migrant_innen' nennen verallgemeinert.

Aber: "Der neuen Studie der Stiftung Lesen nach ist Migration kein entscheidender Faktor für das Leseverhalten - es sind vielmehr Bildung bzw. Schulabschluss, Schichtzugehörigkeit und das Leseverhalten der Eltern, die darüber entscheiden, wie viel ein Mensch in Deutschland liest."

Und es kommt noch 'überraschender': "Dieser Zusammenhang ist sogar noch stärker für Deutsche ohne Migrationshintergrund als für MigrantInnen, die auch mit Hauptschul- oder fehlendem Schulabschluss, geringem Einkommen und fehlender Lesesozialisation noch eher zum Buch kommen als ihre deutsche Vergleichsgruppe."

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Donnerstag, 4. Dezember 2008
Zuwander_innenschule
Aus einem taz-Artikel über Hauptschulen:

"Jürgen Rüttgers (CDU) etwa, der Ministerpräsident, gibt den Hauptschulen auf lange Sicht Bestandsschutz. "Wie wollen wir denn sonst sicherstellen, dass diejenigen, die überwiegend praktisch veranlagt sind oder eine Zuwanderungsgeschichte haben, eine auf sie zugeschnittene gute Ausbildung bekommen?", fragt er."

Da habe ich wohl keine auf mich zugeschnittene gute Ausbildung bekommen.

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Kontrolle statt Pädagogik
Aus einem taz-Artikel zu dem Mannheimer 'Schulschwänzer-Projekt':

"Kritik an dem Anti-Schulschwänzer-Projekt kommt von Egon Schweiger vom Verband Deutscher Sinti und Roma. Das Mannheimer Modell sei ein reines Kontrollinstrument, ein pädagogischer Ansatz fehle dabei, sagt er. Schulschwänzen sei ein Problem in armen Familien, bei denen die Wertschätzung von Bildung keine Rolle mehr spiele. Oft sei es ein Problem über Generationen hinweg, wie bei den Sinti und Roma. Nach Verfolgung und Ermordung im Dritten Reich gab es in der Bundesrepublik zunächst fast keine Hilfe für sie, später ging sie an ihren Bedürfnissen vorbei. Er fordert individuelle Betreuung von Familien und Kindern, die auch das Problem der Mehrsprachigkeit erfasst. Dazu müssten zunächst die Schulen besser ausgestattet werden. Baden-Württemberg stecke jedoch in die Förderung für Hochbegabte pro Schüler ein Vielfaches der Mittel, die für Schulschwänzer mit Lernproblemen zur Verfügung stehe."

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Montag, 1. Dezember 2008
Islamo- und Homophobie
Aus der heutigen taz zwei Zitate zu den islamophoben Tendenzen des LSVD:

"Hakan Tas, Mitbegründer des Vereins türkeistämmiger Schwuler und Lesben GLADT und im Integrationsbeirat des Senats Vertreter homosexueller MigrantInnen, ärgert diese Haltung: Homophobie sei "ein weltweites Problem", sagt Tas. MigrantInnen oder Muslime zu Haupttätern zu erklären, sei diskriminierend. Der LSVD isoliere sich, wenn er "nur Türken und Araber als Täter" sehe, so Tas: "Er soll sich mal fragen, warum kaum noch MigrantInnen mit ihm zusammen arbeiten wollen"." in Schwule streiten schärfer

"Ich bin nicht dafür, das Problem zu ethnisieren, wie es der LSVD meiner Meinung nach tut. Nehmen Sie den Namen seines Migrantenprojektes: Miles. Es steht für Migranten, Lesben und Schwule und nicht für Migrantische Lesben und Schwule. Das ist doch eine eigenartige Sicht." aus dem Interview mit Nurkan Erpulat

Nachtrag 10.12.08: Die taz zitiert Thomas Birk, den schwulenpolitischen Sprecher der Berliner Grünen-Fraktion zu Homophobie:

"Verbreitet sei sie ethnisch übergreifend bei Männern mit konservativen Rollenbildern."

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Sonntag, 30. November 2008
Unterstützung für den Westen
Wie die taz berichtet, fliessen mehr Gelder aus dem globalen Süden in den Westen als andersrum. Die staatliche 'Entwicklungshilfe' ist wesentlich geringer als die Rücküberweisungen von 'Migrant_innen'. Und der Schuldendienst, Gewinnabführungen und "illegitime Abflüsse durch Korruption, Veruntreuung oder Steuerflucht" sind wesentlich höher als diese Zahlungen.

Wollte der Westen wirklich den Süden unterstützen, könnte er eine ganze Menge machen: z.B. 'Entwicklungshilfe' erhöhen, Migration erlauben und Arbeitserlaubnisse vergeben, Schulden abschreiben und Steuerflucht nicht weiter fördern.

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Sprache normieren
Vor einiger Zeit widmete der Deutschlandfunk eine Sendung der Frage, wie wir die deutsche Sprache deutsch halten können. Die Diskussionteilnehmenden beschwerten sich darüber, dass aufgrund der diversen Anglizismen Schilder etc. nicht mehr verstanden werden können. Das taten sie im besten bildungsbürgerlichen Deutsch mit einer Anreihung von lateinischen Fremdwörtern, die sicher total verständlich waren.

In dieser Sendung erfuhr ich, dass die CDU-Politikerin Erika Steinbach einen Verfassungszusatz (oder so) haben will, um festzuschreiben, dass die Nationalsprache Deutsch ist. Ähnliches wollen jetzt auch SPD-Abgeordnete in Berlin wie die taz berichtet.

Diese Politiker_innen sollten sich mal intensiver mit Sprache auseinandersetzen. Die lässt sich nicht einfach normieren. Sie ist lebending, verändert sich permanent und wird von den Sprechenden gestaltet.

Mehr dazu gibt es auf dem sprachwissenschaftlichen Bremer Sprachblog

Nachtrag 03.12.08: Die taz hat zum Thema Pro und Contra. Im Contra-Kommentar argumentiert Svenja Bergt, dass es bei der Forderung um 'Deutschtum' geht. Arno Frank kann in seinem Pro-Artikel aber nichts Anrüchiges feststellen und ist daher dafür, wenn er auch kein Argument dafür anführt. Frank hat sich aber auch schon früher für die völlig machtunkritische Wahrung der Norm eingesetzt.

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Zeitung mit Rassismus
Die Schüler_innenzeitung Q-Rage, die im Rahmen von Schule ohne Rassismus gemacht wird, widmet eine ganze Seite der Frage, ob es rassistisch ist den Schokokuss mit dem N-Wort zu bezeichnen. Es gibt einen Kommentar, der klar auf den rassistischen Bezug des Wortes verweist. Aber Zweidrittel der Seite werden von dem Titel, dem Teaser und einem Kommentar für die Verwendung des N-Wortes eingenommen. Darin wird das N-Wort gefühlt in jeder Zeile (tatsächlich etwas weniger) benutzt. Das schmerzt richtig.

Und es kommt (wie bei der Weigerung Straßen umzubennen) das absurde Argument:

"Wörter aus der Kolonialzeit sollten darum nicht einfach gelöscht werden, sondern als sprachliche Mahnmale erhalten bleiben. Und jedes Mal, wenn wir solche Begriffe benutzten, sollten wir über die Geschichte und ihre Folgen nachdenken."

Sicher: Beim herzhaften Biss in den Schokokuss mal kurz an Kolonialismus und Sklaverei denken. Da schmeckt er gleich doppelt gut.

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In meiner Mailbox
"Für diese Doku sind wir auf der Suche nach interessanten ausländischen Familien, die wir in ihrem Alltag begleiten und je nachdem, bei der Lösung eines Problems unterstützen dürfen. "

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Donnerstag, 27. November 2008
Erschliessen
Claude Lévi-Strauss wird 100 Jahre alt und die taz bespricht einen Film über ihn. Darin (re)produziert sie mal wieder, die Vormacht des 'weißen' Mannes:

"In Brasilien unternimmt er mehrere Expeditionen in die bis dahin nicht erschlossenen Gebiete der Amazonas-Indianer."

Die 'Amazonas-Indianer_innen' können natürlich nicht selber erschliessen. Dafür muss der 'weiße' Mann kommen.

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Integration als Segregation
In der taz berichtet eine Mutter darüber, wie ihr Sohn unter der Überschrift 'Integration' von anderen Kindern segregiert wurde, da er nicht den Normvorstellungen zu Gesundheit entspricht.

Nachtrag 29.11.08: Noch ein Beispiel in der taz.

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