Montag, 21. Juli 2008
Weiße Privilegien in Korea
Ein eigentlich nicht öffentlich zugänglicher Innenhof.

Unser 'weißer' deutscher Begleiter hat uns heute einige Ecken von Seoul gezeigt, die auch die koreanischen GastgeberInnen noch nicht kannten. Als 'Weißer' kann er einfach in Gärten gehen, die eigentlich nicht öffentlich zugänglich sind. Die KoreaninnerInnen alleine würden sich das nicht trauen (bzw. man würde sie auch nicht lassen). Mit ihm aber sind wir heute z.B. in den Innenhof oben gekommen. Eine sehr anschauliche Darstellung 'weißer' Privilegien.

Im Rahmen der Konferenz Imagining 'Race' and Hegemony in (Inter)Asia am letzten Wochenende hatten wir unter anderem auch über Rassismus in Korea gesprochen. Der Unterschied zum Rassismus in Deutschland scheint vor allem zu sein, dass die 'weißen' Anderen eine privilegierte Position haben.

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Samstag, 19. Juli 2008
Kerzendemonstrationen
Seit zwei Monaten demonstrieren die SeoulerInnen täglich gegen den Präsidenten. Mehr dazu in einem Bericht der FES Korea (als pdf).

Riot police stellt sich auf um die tägliche Kerzendemonstration in Seoul zu stoppen.

Mittlerweile geht die Polizei ziemlich rabiat dagegen vor. Wir konnten heute abend beobachten wie sich mehrere Einheiten der Riot Police in Stellung brachten. Behelmt und mit Schilden. Mit Bussen werden die Strassen blockiert. Ein Wasserwerfer kam auch.

Nicht angenehm, wenn Polizei durch die Gegen rennt und frau nichts versteht.

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Freitag, 18. Juli 2008
Joint Security Area
In der Joint Security Area auf südkoreanischer Seite

Heldenhafte südkoreanische Soldaten beschützen uns. Verhindern, dass nordkoreanische Soldaten uns über die Demarkationslinie ziehen und uns entführen. Aber es kann jederzeit ernst werden, deswegen dürfen wir keine Sandalen tragen, da frau darin nicht rennen kann (in Stöckelschuhen aber schon). Und Fotos dürfen wir wirklich nur machen, wenn uns das erlaubt wird. Und in Zweierreihen laufen müssen wir.

Eine spannende Inszenierung. Bei der die wehrhafte Verteidigung der Grenze legitimiert und das eigene System idealisiert wird.

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Donnerstag, 17. Juli 2008
Loyalitätskonlfikte
Und wieder ein lesenswertes Das Schlagloch in der taz von Hilal Sezgin. Diesmal zum Thema doppelte Staatsbürgerschaft.

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Rechtsstaatlichkeit und Ausweisungen
Rolf Gutmann im taz-Interview zu gesetzeswidrigen Vorschlägen deutscher PolitikerInnen zur Ausweisung Straffälliger. Mit einer klaren Absage:

" Finden Sie es richtig, dass das Europarecht Ausweisungen massiv erschwert?

Natürlich. Kriminelles Verhalten ist auch bei Ausländern durch Geld- und Haftstrafen zu bekämpfen, aber nicht durch die Zerstörung einer hier oft mühsam aufgebauten sozialen Existenz."

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Absurd
Erst die Freizügigkeit für die neuen EU-Länder immer weiter verschieben, dann sich selber loben, dass AkademikerInnen von der Abschottung ausgenommen werden sollen.

Mehr dazu und zu weiteren Absurditäten der deutschen Zuwanderungspolitik in der taz.

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Seoul
Blick über Köningpalast zu Hochhäusern

Breite Straßen, dicke Autos, hohe Häuser und ein bisschen was altes dazwischen. Ein reiches Land.

Mit täglichen Demonstrationen.

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Dienstag, 15. Juli 2008
Mal wieder
Auch heute Abend mal wieder die Frage "Woher kommt der Name?" und eine Unzufriedenheit mit meiner Antwort "Karlsruhe". Später wieder eine lange Diskussion darüber, warum ich die Frage denn problematisch finde und dass es doch nur Interesse ist. Wieder später etwas verstehen, dass geäußerte Rassismuserfahrungen als solche auch akzeptiert werden sollten. Dann aber doch wieder: Das macht doch Kommunikation kaputt. Und jetzt wird sie verletzt, wenn ihre Frage als rassistisch abgestempelt wird. etc.

Also nichts Neues. Eigentlich keine Nachricht für den Blog. Aber hier kann es auch mal sein wie im richtigen Leben. Es wiederholt sich halt. Und für einige ist es immer noch neu.

Nachtrag 18.07.08: Hier in Korea glauben die Leute doch tatsächlich, mein Name wäre deutsch. Haben sie natürlich auch recht mit.

Nachtrag 21.07.08: Die InderInnen bei der Konferenz hingegen fanden mal wieder, dass ich nicht aussehe wie eine Urmila.

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Montag, 14. Juli 2008
Überfremdung
Gerade läuft noch auf dem Deutschlandfunk eine Sendung unter dem Titel ""Deutschland, Deine Zuwanderer" - Wie willkommen sind Ausländer in Deutschland wirklich?" Ich habe nur die ersten paar Minuten zugehört und da hat mir eine Männerstimme (vermutlich Norbert Geis, CSU-MdB, aber es kann auch Heinz Buschkowsky, SPD gewesen sein), dass er Angst um die deutsche Kultur hat, wenn immer mehr ZuwandererInnen kommen. Das wurde dann von einer Anruferin (oder sonst einer Frau, die zugeschaltet wurde) bestätigt, die widersprach allerdings der Ansicht, dass den ZuwanderInnen hier feindlich begegnet wird. Nach soviel ungefiltertem Rassismus am Morgen konnte ich nicht mehr und habe wieder ausgeschaltet.

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Donnerstag, 10. Juli 2008
Mehr zum Einbürgerungstest
Aus gegeben Anlass ein paar Klarstellungen:
  • es ist im Interesse eines demokratischen Staates, dass ein möglichst großer Teil der Bevölkerung die vollen Rechte als BürgerInnen dieses Staates hat und damit sollte der demokratische Staat ein Interesse an möglichst vielen Einbürgerungen haben
  • die Frage nach Einbürgerung ergibt sich nach einem längeren Aufenthalt im Land, wenn bereits ein sicherer Aufenthaltsstatus erreicht wurde, es geht dabei nicht darum zu klären, wer ein Aufenthaltsrecht in Deutschland haben sollte oder nicht
  • Staatsbürgerschaft ist in der Regel nicht an Wissen geknüpft, es gibt keinen Grund, warum neue StaatsbürgerInnen über ein Wissen verfügen müssen, das von geborene StaatsbürgerInnen nicht verlangt wird
  • eine restriktive Regelung von Einbürgerungen wirkt abschreckend und vermindert die Bereitschaft, sich einbürgern zu lassen
  • für Menschen, die sich mehreren natio-etnno-kulturellen Kontexten zugehörig fühlen, ist es schwierig, sich für nur eine Staatsbürgerschaft zu entscheiden
  • da es im Interesse des demokratischen Staates ist, dass möglichst die ganze Bevölkerung volle BürgerInnenrechte hat, muss der Staat die Hürden für Einbürgerungen abbauen und Einbürgerungen möglichst attraktiv und einfach machen
Der Fragenkatalog zum Einbürgerungstest fragt nicht Wissen über Deutschland ab. Er ist viel mehr eine interessante Konstruktion dessen, was die FragenkatalogerstellerInnen und ihre AuftraggeberInnen für deutsch halten wollen: Meinungsfreiheit, Relgionsfreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, etc. Und was sie lieber verschweigen: z.B. den Holocaust. Er zeugt zudem von einem recht seltsamen Wissenschaftsverständnis, da er suggeriert, dass es auf Fragen eindeutige Antworten gibt und diese auch einfach formulierbar sind. Und er ist natürlich parteilich: So ist es z.B. absurd zu meinen, dass die europäische und deutsche Kultur nur vom Christentum geprägt seien. Auch die Betonung des Grundrechts auf Asyl ist fragwürdig, da es doch de facto weitgehend abgeschafft wurde.

Natürlich lassen sich die Antworten für einen solchen Test lernen. Insofern muss der Test kein Hindernis für eine Einbürgerung sein. Auch ich als kritische Wissenschaftlerin kann versuchen, mir zu merken, welche Antwort als die Richtige konstruiert wird. Das Testergebnis sagt dann aber nur was über meine unkritische Lernfähigkeit aus. Und ein Hindernis für Einbürgerungen ist der Test auf jeden Fall, denn er zeigt einmal mehr, dass Einbürgerungen nicht erwünscht sind. Das motiviert nicht gerade.

Mehr dazu hier.

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Zeuginnenausage
Ich war heute Zeugin eines Einbruchversuches und habe daher die Polizei gerufen. Bei der Beschreibung derer, die sich an der Tür zu schaffen gemacht haben, wurde ich dann gefragt, ob das Ausländer waren. Nun war ich bei dem Telefonat nicht gerade in der Stimmung, die rassistische Bedeutung des Begriffes 'Ausländer' genau in diesem Kontext, zu erläutern und hatte auch nicht das Gefühl, dass der Polizist einen solchen Exkurs gut aufnehmen würde. Ich habe es dann damit belassen, dass ich nicht sagen könne, ob es Ausländer wären, da ich ihre Staatsbürgerschaft nicht kennen würde, aber sie fielen vermutlich in die Kategorie von Menschen mit Migrationshintergrund. Er meinte dann, dass ich doch sagen können müsse, ob sie arabisch oder türkisch ausgesehen haben. Da ich Teil dieser Gesellschaft bin, weiß ich natürlich schon, welche physiognomische Merkmale diesen beiden Kategorien zugeschrieben werden, und diese Merkmale trafen auch auf die von mir beobachteten Männer zu. Also habe ich mich etwas auf seine Vorgaben eingelassen, auch wenn mir unwohl dabei war. Ich fand leider so schnell keinen besseren Weg, mit den Fragen umzugehen und die Männer zu beschreiben. Betont habe ich aber, dass zumindest der, der mit mir gesprochen hat, ein Deutsch gesprochen hat, das auf eine Sozialisation in Deutschland hinweist.

Die Kripobeamten, die dann später kamen, haben dann nach der Nationalität der Täter gefragt. Den Begriff habe ich zurückgewiesen, aber gesagt, dass sie vom Aussehen in unsere Bilder von Menschen mit arabischen oder türkischen Migrationshintergrund passen.

Mir ist es unangenehm, dass ich so in den Begriffskategorien drin stecke, dass sie auch für mich als die beste Beschreibung wirken.

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