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Freitag, 18. August 2006
Alltägliche Rassismuserfahrungen
urmila, 18:24h
Aus einem taz-Interview mit der Soul-Sängerin Joy Denalane:
taz: "Gab es keine Ausgrenzung?"
Denalane: "Die gab es immer, aber ich würde das nicht überbewerten. Klar, ich wurde auch diskriminiert, mir wurden komische Sachen nachgesagt, aber es hat mich nicht gebrochen. Natürlich ist das schlimm für ein Kind, aber es hat nicht mein Leben bestimmt. Das liegt auch daran, dass meine Eltern absolut hinter mir standen: Wenn ich erzählt habe, was mir in der Schule passiert ist, dann war meine Mutter sofort beim Direktor und hat dem die Hölle heiß gemacht. Sie war nicht sehr beliebt in der Schule (lacht). ..."
taz: "Begegnen Sie auch positivem Rassismus - also, dass sie aufgrund Ihrer Hautfarbe bevorzugt werden?"
Denalane: "Ja, ständig. Da ist ein einziger Platz im Restaurant frei, die Schlange ist riesengroß und gerade ich werde herausgepickt. Da denke ich mir dann auch: Na danke schön. Es gibt halt immer auch die, die zeigen wollen, dass sie total offen sind und politisch korrekt. Das kann auch nerven, ist aber natürlich besser als umgekehrt."
taz: "Gab es keine Ausgrenzung?"
Denalane: "Die gab es immer, aber ich würde das nicht überbewerten. Klar, ich wurde auch diskriminiert, mir wurden komische Sachen nachgesagt, aber es hat mich nicht gebrochen. Natürlich ist das schlimm für ein Kind, aber es hat nicht mein Leben bestimmt. Das liegt auch daran, dass meine Eltern absolut hinter mir standen: Wenn ich erzählt habe, was mir in der Schule passiert ist, dann war meine Mutter sofort beim Direktor und hat dem die Hölle heiß gemacht. Sie war nicht sehr beliebt in der Schule (lacht). ..."
taz: "Begegnen Sie auch positivem Rassismus - also, dass sie aufgrund Ihrer Hautfarbe bevorzugt werden?"
Denalane: "Ja, ständig. Da ist ein einziger Platz im Restaurant frei, die Schlange ist riesengroß und gerade ich werde herausgepickt. Da denke ich mir dann auch: Na danke schön. Es gibt halt immer auch die, die zeigen wollen, dass sie total offen sind und politisch korrekt. Das kann auch nerven, ist aber natürlich besser als umgekehrt."
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Probleme abschieben
urmila, 18:14h
"Mehmet" darf nie wieder nach Deutschland titelt der Bayrische Rundfunk online und zitiert den bayrischen Innenminister:
"Mehmet wird damit auf Dauer keine Straftaten mehr in Deutschland begehen können", sagte Beckstein. Es bleibe zu hoffen, "dass er sich nun wenigstens in der Türkei einwandfrei verhält."
Hoffen kann man ja vieles, wahrscheinlich ist es aber wohl kaum. Nur warum soll die 'Türkei' ausbaden, was 'Deutschland' verbockt hat? Schliesslich ist 'Mehmet' hier zum Serienstraftäter geworden. Er ist 'Anderer Deutscher' auch wenn ihn alle 'Türke' nennen.
"Mehmet wird damit auf Dauer keine Straftaten mehr in Deutschland begehen können", sagte Beckstein. Es bleibe zu hoffen, "dass er sich nun wenigstens in der Türkei einwandfrei verhält."
Hoffen kann man ja vieles, wahrscheinlich ist es aber wohl kaum. Nur warum soll die 'Türkei' ausbaden, was 'Deutschland' verbockt hat? Schliesslich ist 'Mehmet' hier zum Serienstraftäter geworden. Er ist 'Anderer Deutscher' auch wenn ihn alle 'Türke' nennen.
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Mittwoch, 16. August 2006
Statistik
urmila, 17:43h
Im Mikrozensus wird nun auch erhoben, ob die Antwortenden einen Migrationshintergrund haben. So weit ich mich erinnere, wird dieser durch mindestens ein Eltern- oder Großelternteil, das außerhalb 'Deutschlands' geboren wurde, definiert. Dadurch gibt es nun auch neue Zahlen für Berlin. Mit Zahlen argumentieren zu können, dass Migration etwas ganz normales in unserer Gesellschaft ist, mag sinnvoll sein. Aber wie immer bleibt die Frage nach der Definition. Im taz Berlin-Interview wird der Integrationsbeauftragte Günter Piening gefragt:
"Beim Mikrozensus wurden auch Menschen mitgezählt, deren Großeltern nach Deutschland gezogen sind. Kann man Nachkommen in der dritten Generation noch pauschal unter dem Label Migrant erfassen?
und er antwortet:
Ich halte das für sehr problematisch. Da besteht ein bisschen die Gefahr, dass es hier nach dem Motto geht: einmal Migrant, immer Migrant. Wir gehen davon aus, dass wir hier in Berlin - dem internationalen Standard entsprechend - nur die zweite Generation erfassen. Der Teufel liegt aber im Detail: Wie definieren wir zum Beispiel ein Kind aus einer binationalen Partnerschaft? Diese statistischen Fragen werden sicher auch ein paar interessante integrationspolitische Debatten auslösen.
Und damit macht er auf diverse Probleme aufmerksam: Wie definieren 'wir' die 'Anderen'? Welche Folgen hat das? Was ist sinnvoll?
Wenn 'wir' 'uns' die Auswirkungen rassistischer Diskriminierungen anschauen wollen, dann müssten wir eigentlich noch mehrere Generation weiter zurückgehen. 'Schwarze' Deutsche werden in Deutschland als 'Andere' behandelt, auch wenn schon ihre Großeltern hier geboren wurden. Die Kinder einer 'Weißen Französin' und eines 'Weißen Deutschen' hingegen werden nur bei wenigen Gelegenheiten zu 'Anderen' gemacht. Die Kategorie 'mit Migrationshintergrund' fasst sehr viele sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Darauf muss frau achten, wenn sie die Zahlen interpretiert.
Eine Gefahr in der Definition liegt auch darin, dass wie zum Beispiel in der Zeitschrift aid - Integration in Deutschland als Gegensatz zu den 'AusländerInnen' und den 'Deutschen mit Migrationshintergrund' nun von 'Deutschen ohne Migrationshintergrund' gesprochen wird. Wer soll das sein? Sind deren Vorfahren tatsächlich nicht (international) migriert? Sassen die vor Zehntausenden von Jahren schon alle hier in Höhlen?
Statistik suggeriert eine Objektivität, die sie nicht hat. Die zugrundeliegenden Definitionen für die Datenerhebung sind bereits durch Vorstellungen über die 'Realität' geprägt und die durch sie produzierten Statistiken können sich davon nicht lösen.
"Beim Mikrozensus wurden auch Menschen mitgezählt, deren Großeltern nach Deutschland gezogen sind. Kann man Nachkommen in der dritten Generation noch pauschal unter dem Label Migrant erfassen?
und er antwortet:
Ich halte das für sehr problematisch. Da besteht ein bisschen die Gefahr, dass es hier nach dem Motto geht: einmal Migrant, immer Migrant. Wir gehen davon aus, dass wir hier in Berlin - dem internationalen Standard entsprechend - nur die zweite Generation erfassen. Der Teufel liegt aber im Detail: Wie definieren wir zum Beispiel ein Kind aus einer binationalen Partnerschaft? Diese statistischen Fragen werden sicher auch ein paar interessante integrationspolitische Debatten auslösen.
Und damit macht er auf diverse Probleme aufmerksam: Wie definieren 'wir' die 'Anderen'? Welche Folgen hat das? Was ist sinnvoll?
Wenn 'wir' 'uns' die Auswirkungen rassistischer Diskriminierungen anschauen wollen, dann müssten wir eigentlich noch mehrere Generation weiter zurückgehen. 'Schwarze' Deutsche werden in Deutschland als 'Andere' behandelt, auch wenn schon ihre Großeltern hier geboren wurden. Die Kinder einer 'Weißen Französin' und eines 'Weißen Deutschen' hingegen werden nur bei wenigen Gelegenheiten zu 'Anderen' gemacht. Die Kategorie 'mit Migrationshintergrund' fasst sehr viele sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Darauf muss frau achten, wenn sie die Zahlen interpretiert.
Eine Gefahr in der Definition liegt auch darin, dass wie zum Beispiel in der Zeitschrift aid - Integration in Deutschland als Gegensatz zu den 'AusländerInnen' und den 'Deutschen mit Migrationshintergrund' nun von 'Deutschen ohne Migrationshintergrund' gesprochen wird. Wer soll das sein? Sind deren Vorfahren tatsächlich nicht (international) migriert? Sassen die vor Zehntausenden von Jahren schon alle hier in Höhlen?
Statistik suggeriert eine Objektivität, die sie nicht hat. Die zugrundeliegenden Definitionen für die Datenerhebung sind bereits durch Vorstellungen über die 'Realität' geprägt und die durch sie produzierten Statistiken können sich davon nicht lösen.
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Vorurteilsintegration
urmila, 17:24h
Anastasia Telaak berichtet in der taz unter dem Titel Sei pünktlich! Spuck nicht auf die Straße! über Lehrbücher für die 'Integrationskurse'. Zwei wesentliche Kritikpunkte macht sie aus:
1. In den Lehrbüchern werden rassistische Vorurteile über 'MigrantInnen' reproduziert und dienen als Grundlage für das Erlernen von 'richtigem' Verhalten:
In den Materialien für den Orientierungskurs "30 Stunden Deutschland" vom Klett Verlag etwa sollen die Migranten anhand von Zeichnungen vergleichen, welches Verhalten in ihrer Kultur und in Deutschland jeweils akzeptabel ist: sich unter Männern bei Begegnungen umarmen, unpünktlich sein, Kinder schlagen, auf die Straße spucken oder die eigene Ehefrau beim Einkaufen als Packesel missbrauchen? Nicht zu erkennen ist auf den Zeichnungen, ob es sich bei den dargestellten Personen um Migranten handeln soll oder um einheimische Mitteleuropäer - betrachtet man etwa den busenbetonten Pulli und die offenen Haare der Frau, die für ihren Mann die Einkaufstüten schleppt. Doch gerade diese pädagogische Tarnung wirkt befremdlicher als das unverhüllte Klischee. Was sollen die Migranten aus den scheinbar neutralen Darstellungen herauslesen? Dass mit den Bildern nicht sie, sondern Hinz und Kunz gemeint sind, dass es aber offenbar trotzdem nötig ist, gerade die Neubürger auf das rechte Benehmen hinzuweisen?
Wesentlich unverblümter kommt das in diesem Jahr neu erschienene Buch "Zur Orientierung. Deutschland in 30 Stunden" vom Hueber Verlag zur Sache. In einem Comic stellt es eine Figur namens "Jacek" vor. "Jacek" macht alles falsch: Er wirft die Bananenschale in den Papiermüll, missachtet das Abstellverbot für Fahrräder und erscheint (wegen der erkrankten Mutter) verspätet zu einem Termin beim Ausländeramt. Dann steckt er dem absolut unbestechlichen, im Übrigen jedoch wohlwollenden Beamten auch noch eine Pralinenschachtel zu.
Zwei Seiten weiter fragt das Quiz "Leben in Deutschland", ob es passend ist, im Restaurant behaglich-laut zu schmatzen, sich am Telefon mit "Hallo?" zu melden oder einen deutschen Freund ohne Vorankündigung zu besuchen. Wer hier mit "Nein" antwortet, ist zu beglückwünschen: Er weiß, was sich gehört - und kann stolz darauf sein, dass "sogar einige Deutsche von Ihnen lernen können, wie man sich in Deutschland verhalten soll".
(In der gedruckten taz wird der Artikel mit Illustrationen aus einem Lehrbuch sehr eindrücklich bebildert.)
2. Obwohl in letzter Zeit immer wieder gefordert wird, dass sich 'MigrantInnen' zur 'deutschen Schicksalsgemeinschaft' bekennen, kommen die Lehrbücher ohne eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus aus:
Erstaunliche Lücken finden sich dagegen in den Kapiteln zur deutschen Geschichte. Nur in zwei Lehrwerken werden Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Holocaust als eigenständige Themen präsentiert. In zwei weiteren Büchern gehören einige der relevantesten Fakten über das Dritte Reich immerhin zum "Basiswissen Geschichte". Kein Wort dagegen findet sich in dem neuesten Hueber-Buch "Zur Orientierung. Deutschland in 30 Stunden". Hier beginnt das Geschichtskapitel mit dem Jahr 1945. Es fehlt jeder Hinweis auf die Geschehnisse, die der Einführung der Demokratie in Deutschland vorausgingen. Als Opfer des Zweiten Weltkriegs werden außerdem ausschließlich Deutsche erwähnt: gefallene Soldaten, Kriegsgefangene und Trümmerfrauen.
... Dazu sagte Doris Dickel, Referentin der Integrationsbeauftragten Maria Böhmer (CDU), in einem 30-stündigen Kurs sei "eine thematische Eingrenzung des Pflichtprogramms" nun mal "unumgänglich".
So, also sieht 'Integration' in 'Deutschland' aus.
1. In den Lehrbüchern werden rassistische Vorurteile über 'MigrantInnen' reproduziert und dienen als Grundlage für das Erlernen von 'richtigem' Verhalten:
In den Materialien für den Orientierungskurs "30 Stunden Deutschland" vom Klett Verlag etwa sollen die Migranten anhand von Zeichnungen vergleichen, welches Verhalten in ihrer Kultur und in Deutschland jeweils akzeptabel ist: sich unter Männern bei Begegnungen umarmen, unpünktlich sein, Kinder schlagen, auf die Straße spucken oder die eigene Ehefrau beim Einkaufen als Packesel missbrauchen? Nicht zu erkennen ist auf den Zeichnungen, ob es sich bei den dargestellten Personen um Migranten handeln soll oder um einheimische Mitteleuropäer - betrachtet man etwa den busenbetonten Pulli und die offenen Haare der Frau, die für ihren Mann die Einkaufstüten schleppt. Doch gerade diese pädagogische Tarnung wirkt befremdlicher als das unverhüllte Klischee. Was sollen die Migranten aus den scheinbar neutralen Darstellungen herauslesen? Dass mit den Bildern nicht sie, sondern Hinz und Kunz gemeint sind, dass es aber offenbar trotzdem nötig ist, gerade die Neubürger auf das rechte Benehmen hinzuweisen?
Wesentlich unverblümter kommt das in diesem Jahr neu erschienene Buch "Zur Orientierung. Deutschland in 30 Stunden" vom Hueber Verlag zur Sache. In einem Comic stellt es eine Figur namens "Jacek" vor. "Jacek" macht alles falsch: Er wirft die Bananenschale in den Papiermüll, missachtet das Abstellverbot für Fahrräder und erscheint (wegen der erkrankten Mutter) verspätet zu einem Termin beim Ausländeramt. Dann steckt er dem absolut unbestechlichen, im Übrigen jedoch wohlwollenden Beamten auch noch eine Pralinenschachtel zu.
Zwei Seiten weiter fragt das Quiz "Leben in Deutschland", ob es passend ist, im Restaurant behaglich-laut zu schmatzen, sich am Telefon mit "Hallo?" zu melden oder einen deutschen Freund ohne Vorankündigung zu besuchen. Wer hier mit "Nein" antwortet, ist zu beglückwünschen: Er weiß, was sich gehört - und kann stolz darauf sein, dass "sogar einige Deutsche von Ihnen lernen können, wie man sich in Deutschland verhalten soll".
(In der gedruckten taz wird der Artikel mit Illustrationen aus einem Lehrbuch sehr eindrücklich bebildert.)
2. Obwohl in letzter Zeit immer wieder gefordert wird, dass sich 'MigrantInnen' zur 'deutschen Schicksalsgemeinschaft' bekennen, kommen die Lehrbücher ohne eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus aus:
Erstaunliche Lücken finden sich dagegen in den Kapiteln zur deutschen Geschichte. Nur in zwei Lehrwerken werden Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Holocaust als eigenständige Themen präsentiert. In zwei weiteren Büchern gehören einige der relevantesten Fakten über das Dritte Reich immerhin zum "Basiswissen Geschichte". Kein Wort dagegen findet sich in dem neuesten Hueber-Buch "Zur Orientierung. Deutschland in 30 Stunden". Hier beginnt das Geschichtskapitel mit dem Jahr 1945. Es fehlt jeder Hinweis auf die Geschehnisse, die der Einführung der Demokratie in Deutschland vorausgingen. Als Opfer des Zweiten Weltkriegs werden außerdem ausschließlich Deutsche erwähnt: gefallene Soldaten, Kriegsgefangene und Trümmerfrauen.
... Dazu sagte Doris Dickel, Referentin der Integrationsbeauftragten Maria Böhmer (CDU), in einem 30-stündigen Kurs sei "eine thematische Eingrenzung des Pflichtprogramms" nun mal "unumgänglich".
So, also sieht 'Integration' in 'Deutschland' aus.
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Dienstag, 15. August 2006
Lustiges Abschieben
urmila, 16:42h
Abschieben scheint eine der liebsten Tätigkeiten der Ausländerbehörden zu sein. In Berlin soll eine kurdische Familie abgeschoben werden, da sie die unmögliche Auflage der Ausländerbehörde nicht erfüllen konnte:
"Der Auflage, eine Arbeitsstelle nachzuweisen, konnten die erwerbsfähigen Familienmitglieder jedoch nicht entsprechen, weil ihnen keine Arbeitserlaubnis erteilt wurde."
In Frankreich wird eine angebliche 'Legalisierungskampagne' dafür genutzt, ganze Familien abzuschieben:
"Die Familie aus der Ukraine erfüllt nach Ansicht von RESF mehrere der Bedingungen, die der Innenminister gestellt hatte, um Aufenthaltspapiere zu bekommen: Die Mutter spricht gut Französisch, der kleine Vladislas ist in Frankreich zur Welt gekommen und geht seit einem Jahr in Frankreich in die Vorschule. Doch die Familie ist offensichtlich in eine Falle gegangen. Die Eltern hatten die Gnadenfrist genutzt, um einen Antrag auf Regularisierung zu stellen. Am Freitag wurden sie zum zweiten Mal auf die Präfektur geladen - mit der Auflage, die Pässe mitzubringen. Als sie ankamen, wurden sie in Abschiebehaft gebracht."
Und aus Hamburg werden 'Straftäter' nach Afghanistan abgeschoben, was sicher eine effektive Aufbauhilfe ist.
Nachtrag 18.08.06: In Frankreich hat Sarkozy nach den Sommerferien die Jagd auf 'Illegalisierte' verschärft.
Nachtrag 24.08.06: In Spanien werden Frauen abgeschoben, die Polizisten sexuellen Missbrauch vorwerfen.
Nachtrag 31.08.06: In Frankreich geht das Abschieben mit großer Brutalität weiter.
Nachtrag 01.09.06: Auch Wiener Polizisten sind bei Abschiebungen nicht zimperlich.
In Berlin sollen weiter Familien abgeschoben werden, z.B. die Kersüs und die Aydins.
"Der Auflage, eine Arbeitsstelle nachzuweisen, konnten die erwerbsfähigen Familienmitglieder jedoch nicht entsprechen, weil ihnen keine Arbeitserlaubnis erteilt wurde."
In Frankreich wird eine angebliche 'Legalisierungskampagne' dafür genutzt, ganze Familien abzuschieben:
"Die Familie aus der Ukraine erfüllt nach Ansicht von RESF mehrere der Bedingungen, die der Innenminister gestellt hatte, um Aufenthaltspapiere zu bekommen: Die Mutter spricht gut Französisch, der kleine Vladislas ist in Frankreich zur Welt gekommen und geht seit einem Jahr in Frankreich in die Vorschule. Doch die Familie ist offensichtlich in eine Falle gegangen. Die Eltern hatten die Gnadenfrist genutzt, um einen Antrag auf Regularisierung zu stellen. Am Freitag wurden sie zum zweiten Mal auf die Präfektur geladen - mit der Auflage, die Pässe mitzubringen. Als sie ankamen, wurden sie in Abschiebehaft gebracht."
Und aus Hamburg werden 'Straftäter' nach Afghanistan abgeschoben, was sicher eine effektive Aufbauhilfe ist.
Nachtrag 18.08.06: In Frankreich hat Sarkozy nach den Sommerferien die Jagd auf 'Illegalisierte' verschärft.
Nachtrag 24.08.06: In Spanien werden Frauen abgeschoben, die Polizisten sexuellen Missbrauch vorwerfen.
Nachtrag 31.08.06: In Frankreich geht das Abschieben mit großer Brutalität weiter.
Nachtrag 01.09.06: Auch Wiener Polizisten sind bei Abschiebungen nicht zimperlich.
In Berlin sollen weiter Familien abgeschoben werden, z.B. die Kersüs und die Aydins.
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Montag, 14. August 2006
"Die pakistanische Bombe"
urmila, 18:02h
überschrieb die taz am Wochenende einen Kommentar von Daniel Bax und reproduzierte damit die allgemeinen islamophoben Ressentiments gegenüber 'BritInnen', die als 'Pakistanis' bezeichnet werden. Wie auch in anderen Medien sind die 'Pakistanis' das Problem, müssen den Terrorismus bekämpfen, etc. Eine Analyse, warum junge 'BritInnen' zu potentiellen TerroristInnen werden, fehlt.
Daniel Bax schreibt u.a.: "Schon seit der Rushdie-Affäre von 1989 ist klar, dass Großbritannien ein ernsthaftes Problem mit radikalen Muslimen hat." Auch hier ganz klar: Die 'Muslime' sind das Problem.
Dazu ein Zitat aus Zadie Smiths (2000) "White Teeth":
"To be more precise, Millat hadn't read it. Millat knew nothing about the writer, nothing about the book; could not identify the book if it lay in a pile of other books; could not pick out the writer in a line-up of other writers ... But he knew other things. He knew that he, Millat, was a Paki no matter where he came from, that he smelt of curry; had no sexual identity; took other people's jobs; or had no job and bummed off the state; or gave all the jobs to his relatives; that he could be a dentist or a shop-owner or a curry-shifter, but no footballer or a film-maker; that he should go back to his own country; or stay here and earn his bloody keep; that he worshipped elephants and wore turbans; that no one who looked like Millat, or felt like Millat, was ever on the news unless they had recently been murdered. In short, he knew he had no face in this country, no voice in the country, until the week before last when suddenly people like Millat were on every channel and every radio and every newspaper and they were angry, and Millat recognized the anger, thought it recognized him, and grabbed it with both hands."
Millat ist kein 'radikaler Muslim', zumindest ist das nicht der Grund, warum er nach Bradford fährt und an der Buchverbrennung teilnimmt. Das hat nichts mit seiner sogenannten 'Kultur' oder zugeschriebenen Religion zu tun. Millat macht zu viele Diskriminierungserfahrungen, hat kaum eine Chance und reagiert damit mit Aggressivität. Das ist ein Problem Großbritanniens - aber keines mit 'radikalen Muslimen'.
Daniel Bax schreibt u.a.: "Schon seit der Rushdie-Affäre von 1989 ist klar, dass Großbritannien ein ernsthaftes Problem mit radikalen Muslimen hat." Auch hier ganz klar: Die 'Muslime' sind das Problem.
Dazu ein Zitat aus Zadie Smiths (2000) "White Teeth":
"To be more precise, Millat hadn't read it. Millat knew nothing about the writer, nothing about the book; could not identify the book if it lay in a pile of other books; could not pick out the writer in a line-up of other writers ... But he knew other things. He knew that he, Millat, was a Paki no matter where he came from, that he smelt of curry; had no sexual identity; took other people's jobs; or had no job and bummed off the state; or gave all the jobs to his relatives; that he could be a dentist or a shop-owner or a curry-shifter, but no footballer or a film-maker; that he should go back to his own country; or stay here and earn his bloody keep; that he worshipped elephants and wore turbans; that no one who looked like Millat, or felt like Millat, was ever on the news unless they had recently been murdered. In short, he knew he had no face in this country, no voice in the country, until the week before last when suddenly people like Millat were on every channel and every radio and every newspaper and they were angry, and Millat recognized the anger, thought it recognized him, and grabbed it with both hands."
Millat ist kein 'radikaler Muslim', zumindest ist das nicht der Grund, warum er nach Bradford fährt und an der Buchverbrennung teilnimmt. Das hat nichts mit seiner sogenannten 'Kultur' oder zugeschriebenen Religion zu tun. Millat macht zu viele Diskriminierungserfahrungen, hat kaum eine Chance und reagiert damit mit Aggressivität. Das ist ein Problem Großbritanniens - aber keines mit 'radikalen Muslimen'.
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Freitag, 11. August 2006
Wahlkampf in Neukölln
urmila, 20:48h
Heute gesehen in Neukölln

und nochmal ein bisschen größer


und nochmal ein bisschen größer

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Mittwoch, 9. August 2006
Konstruktionen
urmila, 00:59h
Gestern berichtete der Deutschlandfunk anlässlich ihres 130. Geburtstages über die 'Niederländerin' Margaretha Gertruida Zelle, die besser bekannt ist als Mata Hari (siehe z.B. bei Wikipedia). Mata Hari begeisterte zu Beginn des 20. Jahrhundert das 'europäische' Publikum mit 'indischen' Tänzen, in denen sie nur in Schleier gehüllt war. Um den Exotismus zu vervollkommen, legte sie sich auch eine 'indische' Identität zu:
"Meine Mutter war eine berühmte und gefeierte Bayadere im Tempel Kanda Swany. Mit 14 Jahren, als sie mich gebar, starb sie. Als ihre Leiche auf dem Scheiterhaufen verbrannt war, zogen mich die Priester auf. Schon als kleines Kind wurde ich in der unterirdischen Grotte der Pagode Schiwas in die heiligen Tänze Gottes eingeweiht."
Und mit dieser Konstruktion war sie so erfolgreich, dass der Richter im Spionageprozess gegen sie erklärte:
"Ich erblickte eine große Frau mit wulstigen Lippen und kupferfarbenem Teint mit falschen Perlen in den Ohren vom Typus einer Wilden. Katzenhaft. Geschmeidig. Durchtrieben. Ohne Skrupel und daran gewöhnt, sich der Männer zu bedienen, ist sie der Typ einer Frau, die zur Spionin prädestinierit ist."
Die gefährliche Spionin Mata Hari war also eine typische 'Orientalin' mit wulstigen Lippen, dunkler 'Hautfarbe', eine Wilde, tiergleich, gefährlich und hinterhältig. Was man alles so sieht, wenn man weiß, was man sehen will. Margaretha Gertruida Zelle wäre sicher anders beschrieben worden - und vielleicht hätte man sie auch nicht schuldig gesprochen und hingerichtet.
"Meine Mutter war eine berühmte und gefeierte Bayadere im Tempel Kanda Swany. Mit 14 Jahren, als sie mich gebar, starb sie. Als ihre Leiche auf dem Scheiterhaufen verbrannt war, zogen mich die Priester auf. Schon als kleines Kind wurde ich in der unterirdischen Grotte der Pagode Schiwas in die heiligen Tänze Gottes eingeweiht."
Und mit dieser Konstruktion war sie so erfolgreich, dass der Richter im Spionageprozess gegen sie erklärte:
"Ich erblickte eine große Frau mit wulstigen Lippen und kupferfarbenem Teint mit falschen Perlen in den Ohren vom Typus einer Wilden. Katzenhaft. Geschmeidig. Durchtrieben. Ohne Skrupel und daran gewöhnt, sich der Männer zu bedienen, ist sie der Typ einer Frau, die zur Spionin prädestinierit ist."
Die gefährliche Spionin Mata Hari war also eine typische 'Orientalin' mit wulstigen Lippen, dunkler 'Hautfarbe', eine Wilde, tiergleich, gefährlich und hinterhältig. Was man alles so sieht, wenn man weiß, was man sehen will. Margaretha Gertruida Zelle wäre sicher anders beschrieben worden - und vielleicht hätte man sie auch nicht schuldig gesprochen und hingerichtet.
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Auf der Nase tanzen
urmila, 17:42h
Diesmal ist es der bayrische Inneminister Beckstein, der sich mit einer rassistischen Unverschämtheit zu Wort meldet:
"Es kann doch nicht sein, dass Menschen, die uns jahrelang auf der Nase herumgetanzt sind und nur deswegen noch hier sind, auch noch belohnt werden", sagte er der Süddeutschen.
Geduldete, die ohne gesichertes Aufenthaltsrecht in Deutschland leben, die nicht arbeiten dürfen, die jederzeit abgeschoben werden können, die nicht abgeschoben werden, weil z.B. es in dem Land in das sie abgeschoben werden sollen, viel zu unsicher ist, sie dort um Leben und Gesundheit bangen müssen, die tanzen 'uns' also auf der Nase rum. Menschen, die jahrelang in Unsicherheit leben, die kein geregeltes Leben führen dürfen, deren Kinder sich auf nichts verlasen können, die tanzen 'uns' auf der Nase rum. Deswegen dürfen sie auch keine minimale Sicherheit bekommen, weil das wäre dann eine Belohnung für unbotmässiges Verhalten. Was für ein Menschenbild hat Beckstein eigentlich? Oder hält er Geduldete einfach nicht für Menschen, die ein Mindestmass an Sicherheit und Würde verdient haben?
"Es kann doch nicht sein, dass Menschen, die uns jahrelang auf der Nase herumgetanzt sind und nur deswegen noch hier sind, auch noch belohnt werden", sagte er der Süddeutschen.
Geduldete, die ohne gesichertes Aufenthaltsrecht in Deutschland leben, die nicht arbeiten dürfen, die jederzeit abgeschoben werden können, die nicht abgeschoben werden, weil z.B. es in dem Land in das sie abgeschoben werden sollen, viel zu unsicher ist, sie dort um Leben und Gesundheit bangen müssen, die tanzen 'uns' also auf der Nase rum. Menschen, die jahrelang in Unsicherheit leben, die kein geregeltes Leben führen dürfen, deren Kinder sich auf nichts verlasen können, die tanzen 'uns' auf der Nase rum. Deswegen dürfen sie auch keine minimale Sicherheit bekommen, weil das wäre dann eine Belohnung für unbotmässiges Verhalten. Was für ein Menschenbild hat Beckstein eigentlich? Oder hält er Geduldete einfach nicht für Menschen, die ein Mindestmass an Sicherheit und Würde verdient haben?
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Sonntag, 6. August 2006
Anti-Semitismus
urmila, 20:38h
Der Krieg im Libanon lässt den Anti-Semitismus aufblühen. In Trier hat ein Kulturzentrum mit Verweis auf den Krieg den Auftritt von 'jüdischen' KünstlerInnen abgesagt. Die 'Juden' werden wieder für alles Unheil der Welt verantwortlich gemacht, und als homogenes Kollektiv dargestellt.
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Foto: © Anke Illing

