Dienstag, 10. Oktober 2006
Perspektivwechsel
Wie die taz berichtet fand in Bamako ein Migrationskongress statt. Bei dem haben sich zur Abwechslung mal nicht europaische und afrikanische PolitikerInnen getroffen sondern jene die migrieren bzw. es versuchen. Ein entscheidender Perspektivwechsel.

""Man behandelt uns wie Tiere", berichtete Ali Diakité, aus Spanien deportiert, beim Vorzeigen einer Fotoausstellung über gewaltsame Abschiebungen aus Europa."

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Islamophobe Bräuche
Als ich im Frühjahr in Spanien war, habe ich mich sehr über die ganzen Abbildungen des 'Maurentöters' in den Kirchen gewundert. In der Kathedrale in Santiago di Compostela sieht man unter den Hufen seines Pferdes die toten Mauren (Muslime) liegen. Ziemlich blutrünstig und eindeutig islamophob. Natürlich auch Teil der spanischen Geschichte. Aber muss das so zelebriert werden?

Aber es scheint noch besser zu gehen. Die taz beschreibt in einem Bericht zu einer aktuellen Diskussion:

"Moros y Cristianos - Mauren und Christen - heißen die Feste an der spanischen Mittelmeerküste, bei denen sich ganze Dörfer als muslimische Soldaten oder christliche Ritter verkleiden. In 400 Dörfern an Spaniens Ostküste rund um Valencia und Alicante wird mit großen Kostümparaden und in Massentänzen auf den Plätzen zu traditioneller Musik der Sieg der Christen über die Muslime nachgespielt, der Ende des 15. Jahrhunderts 800 Jahre muslimischer Herrschaft in Spanien ein Ende bereitete. Symbolisch wird die Schlacht um das jeweilige Dorf nachgespielt. Zum Höhepunkt wird je nach Ort eine Puppe namens "la mahoma" vom Turm geschmissen, angesteckt oder ihr überdimensionaler Kopf explodiert mit einem bunten, lauten Feuerwerk. Der Prophet Mohammed, zum Spott verweiblicht, ist tot. Alles applaudiert, jubelt und tanzt."

Und das zu Anfang des 20. Jahrhunderts? Welch grausamer und zu verabscheuender Brauch. Das scheinen auch manche Gemeinden erkannt zu haben und verzichten jetzt darauf:

""Dieser Akt ist nicht grundlegend wichtig für die Feste, und da durch ihn einige Menschen in ihren Gefühlen verletzt werden können, haben wir darauf verzichtet", erklärt der Bürgermeister von Beneixama, Antonio Valdés, der das Feuerwerk auf dem Kopf des Propheten ersatzlos gestrichen hat."

Endlich! Die öffentliche Meinung scheint das anders zu sehen. Die spricht jetzt von Angst vor Islamisten.

""La mahoma ist nicht der Prophet, sondern nur ein Symbol", spricht sich hingegen der Vorsitzende der Nationalen Union der Festveranstalter gegen die Selbstzensur aus."

Welch verquere Weltsicht. Islamophobie ist einfach Mainstream.

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Zur Last fallen
"Wer nicht zur Last fällt, soll bleiben dürfen" betitelt tagesschau.de einen Bericht über die Diskussionen zu Bleiberechtsregelungen für Geduldete. Bei der Innenministerkonfrenz hat sich anscheinend insbesondere Günther Beckstein wieder mit solch menschenverachtenden Aussagen profiliert.

"Beckstein sprach sich für strenge Kriterien aus: Ein Bleiberecht solle nur Familien mit schulpflichtigen Kindern oder Einzelpersonen gewährt werden, die integriert sind, Deutsch sprechen und selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Außerdem müssten Familien seit mindestens sechs Jahren in Deutschland leben, allein Stehende mindestens seit acht Jahren. Keinesfalls könne Straftätern oder Personen, die bei der Einreise falsche Angaben gemacht haben, ein dauerhafter Aufenthalt in Deutschland ermöglicht werden."

Na, dann bleibt ja eigentlich keine mehr übrig. Die deutsche Gesetzgebung und die strenge Auslegung der Ermessensspielräume sorgen dafür. Wer keine falsche Angaben über ihre Einreise macht, wird gleich abgeschoben. Wer gegen das Ausländerrecht verstösst (indem sie z.B. in eine andere Stadt reist) wird zur Rechtsbrecherin. Sprachkurse und Erwerbsarbeit gibt es für Geduldete eh kaum. Schöne Regelung das.

Beckstein fällt mir ganz schön zur Last. Kann er auch abgeschoben werden?

Nachtrag 11.10.06: Warum bebildert tagesschau.de den neuen Bericht mit "Junge Frauen mit Kopftuch"?

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