Samstag, 7. Oktober 2006
Erschaffung von Traditionen
"The graduation ceremony is one of great antiquity. Its essential features have been the same since the 12th century when the first universitites came into existence."

So beginnt "The Graduation Ceremony: A Brief History" im Programmheft der Graduation Ceremony an der University of New England (UNE) in Armidale. Dabei ist die Universität noch keine Hundert Jahre alt. Und im 12. Jahrhundert fanden in Australien wohl kaum diese seltsamen Bräuche statt. Die kurze Geschichte bezieht sich aber auch gar nicht auf Australien. Sie ist der Auszug aus einer Rede, die an der University of Birmingham (Old England) gehalten wurde. Dort war das 12. Jahrhundert wahrscheinlich tatsächlich antik. In anderen Teilen der Welt geht die Geschichte durchaus weiter zurück.

Mit dem Abdruck dieser Rede verortet sich die UNE zum einen in 'englischer' Geschichte, zum anderen unterstellt sie eine Universalität und Naturhaftigkeit der Graduation-Rituale. 'Weiße britische' Geschichte und Verhalten werden so implizit zur Norm gesetzt. Die Befolgung der so geschaffenen Traditionen wird zur Notwendigkeit, der sich alle unterziehen müssen. Dabei wird immer wieder daran gearbeitet, diese Traditionen weiter zu entwickeln. Dazu ein weiterer Auszug aus dem Programmheft:

"The stole was introduces in 1991 as part of the academic dress for diplomates. Like the other elements of academic dress - the cap, the gown and the hood - the stole has evolved from the dress of the medieval clergy ..."

So bezieht sich eine 'australische' Universität am Ende des 20. Jahrhunderts zur kollektiven Identitätsbildung (und zur Festigung der 'weißen' Dominanz) auf die Kleidung des mittelalterlichen 'britischen' Klerus.

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Es klappt nicht
Da kann sich 'Europa' bemühen, wie es will. Es wird nicht verhindern, dass Menschen aus allen Teilen der Welt zuwandern (und nicht nur aus den erwünschten).

Die taz berichtet:

"Der tragische Zwischenfall zeigt, dass die alten Migrationsrouten trotz verstärkter Kontrollen immer wieder benutzt werden. So versuchen in den letzten Wochen viele Flüchtlinge ihr Glück an der Meerenge von Gibraltar, dem kürzesten Seeweg zwischen Marokko und Spanien. Dieser Weg war schon vor Jahren die Hauptroute von Afrika nach Spanien gewesen. Der Ausbau der elektronischen Überwachung hatte ihn in Vergessenheit geraten lassen: Die Kanaren waren fortan das Ziel. Doch jetzt werden die Atlantikküsten Marokkos, Mauretaniens und Senegals von Patrouillenbooten überwacht, und so versuchen es die Schlepper wieder auf den alten, viel kürzeren Routen. Alleine an die Küsten von Almería, der östlichsten Provinz Südspaniens, gelangten seit Anfang September über 1.100 Flüchtlinge aus Afrika in kleinen Holzbooten mit Außenbordmotoren. In ganz Andalusien sind es dreimal so viele gewesen. Mittlerweile kommen selbst algerische Fischerboote in Spanien an. Das letzte gelangte Anfang der Woche auf die Baleareninsel Menorca."

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