Sonntag, 21. Mai 2006
Definitionssache
Die taz bringt eine dpa-Meldung zu 'Ehrenmorden':

"So genannte Ehrenmorde haben in Deutschland binnen zehn Jahren 36 Frauen und 12 Männer das Leben gekostet. 22 weitere Menschen wurden Opfer von Tötungsversuchen. Das geht aus einer Statistik des Bundeskriminalamts (BKA) hervor. Von 1996 bis Mitte 2005 registrierte das BKA einschließlich der Versuche 55 Fälle, die sich vorwiegend in türkischen Familien abspielten. Die Täter waren zumeist Väter, Brüder oder Mütter der Opfer. 50 der 70 Tatverdächtigen und 36 der 70 Opfer waren türkischer Nationalität."

Was sagt uns jetzt diese Meldung?

Wenn in Deutschland in einer 'türkischen' oder in einer anderen 'muslimischen' Familie ein Mord an einer Frau passiert, dann definieren 'wir' das als 'Ehrenmord'. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass von den registrierten 'Ehrenmorden' sich die meisten in 'türkischen Familien abspielen' und das zumeist Verwandte die Täter sind. Genauso hatten wir das vorher definiert. Weiße Schimmel sind nun mal weiß. Die Meldung könnte frau also problemlos auf die ersten drei Sätze kürzen, ohne Informationen zu verlieren.

Nachtrag 02.06.06: Bei 'Deutschen' heisst ein solches Verbrechen Gattenmord:

"Steck fand heraus, dass viele der betroffenen Frauen zunächst eine normale, einverständliche Trennung von ihrem Partner angestrebt, dann aber - vermutlich unter Druck des Mannes - davon Abstand genommen haben. Was auch deutlich macht, worum es den meisten Frauen bei der Tötung ihres Partners eigentlich geht. Nämlich darum, sich aus dem Joch einer Partnerschaft zu befreien, die als demütigend und gefährlich empfunden wird, beispielsweise deshalb, weil der Mann immer wieder Familienmitglieder verprügelt.

Die Partnertötung von Seiten des Mannes steht hingegen meistens unter umgekehrten Vorzeichen. In ihr vollzieht sich eigentlich nur, was er vorher schon mit seiner Partnerin versucht hat, allerdings ohne Erfolg: nämlich ihre totale Unterwerfung. Männer töten ihre Frauen aus Verlustängsten heraus. Oft hegen sie den Verdacht, ihre Frau schon an einen Nebenbuhler verloren zu haben.

Als Auslöser reicht aber auch, wenn sich der Mann insgesamt sinn- und machtlos fühlt, wie es ja gerade bei Arbeitslosigkeit die Regel ist. Das Töten der Lebensgefährtin mithin als einer von vielen Akten in einem insgesamt verkorksten Männerdasein. Und ein letzter verzweifelter Versuch, doch noch Kontrolle über das Leben zu bekommen. Nicht selten folgt ihm die Selbstzerstörung: Jeder zehnte Mann richtet sich nach dem Töten seiner Partnerin selbst."

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