Freitag, 19. Mai 2006
Karrikaturen weiter nicht unschuldig
Der Karrikaturist Klaus Stuttmann hat schon häufiger gezeigt, dass seine Bilder zumindest missverständlich sind. In der taz von heute nimmt er die Diskussion um No-Go-Areas aufs Korn:

wm

Und wieder liegt er völlig daneben. Er verharmlost das Problem auf das Unerträglichste, indem er es lächerlich macht und eine absurde Lösung anbietet.

Nachtrag 02.06.06: Stuttmann macht gerne Karrikaturen zur Bundeswehr. Diesmal nutzt er in der taz dafür nicht islamophobe Motive. Da die Bundeswehr in den Kongo soll, ist diesmal Raum für rassistische Afrikabilder:


Afrika

Sicher werden jetzt wieder viele sagen, die sind doch nicht rassistisch. Das sind doch nur Tierbilder. Genau. Und die sind rassistisch konntiert. Wilde Tiere stehen für das primitive, unzivilisierte Afrika (im Gegensatz zum ziviliserten Westen). Mehr zu Afrikabilder zum Beispiel von Binyavanga Wainaina.

Nachtrag 18.06.06: Diesmal ist das Tier 'Afrika' nichtmals mehr nett anzusehen:

Afrika

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Verfassungsfeindlich
Wenn der Verfassungsschutz eine muslimische Organisation beobachtet, ist sie damit automatisch verfassungsfeindlich. Die alleinige Beobachtung (ohne irgendeine Verurteilung vor Gericht) reicht aus, um BesucherInnen von Veranstaltungen dieser Organisation zu Verfassungsfeinden zu machen, ihnen die Einbürgerung zu verwehren und sie gar abzuschieben, wie der Kultur-und Sozialanthropologe Werner Schiffauer in seiner Arbeit zeigt.

Aber nicht immer werden die Berichte des Verfassungschutzes so Ernst genommen wie die taz berichtet:

"Dabei weiß Schönbohm sehr genau um das Problem der so genannten "No-go-Areas". Seine eigenen Mitarbeiter des Landesamtes für Verfassungsschutz weisen in ihrem aktuellen Bericht darauf hin, dass es in Brandenburg ganze Landstriche gibt, in denen rechtsextremistische Cliquen das jugendkulturelle Leben dominieren. Deren Gewalt richte sich "gegen alles Fremdartige, seien es Ausländer, dunkelhäutige Deutsche oder Zecken, ein in der rechtsextremistischen Szene alltäglicher Begriff zur Beschreibung von linken Jugendlichen", heißt es darin. Zwei Drittel der Gewaltstraftaten würden spontan aus der Situation heraus begangen. Insgesamt listet der Brandenburger Verfassungsschutz 17 Städte und Gemeinden auf, darunter Potsdam, Cottbus, Oranienburg und die gesamte Uckermark. Und diese Liste sei noch gar nicht abschließend.

Noch präziser sind die Zahlen: Auf 1.385 Personen beziffert Schönbohms Behörde die Zahl der Rechtsextremisten. Die Opferberatungsstellen zählen 128 rechtsextrem motivierte Gewaltstraftaten, allein in Potsdam waren es vergangenes Jahr 22 Angriffe, bundesweit 619."


Trotzdem wettert Schönbohm gegen die Aussagen von Heye. Die taz vermutet:

"Schönbohm, dem das Problem anscheinend überhaupt nur wichtig ist, weil er sich um das Image seines Bundeslandes sorgt, hatte bereits nach dem brutalen Übergriff auf Ermyas M. in Potsdam gegen all jene gewettert, die es wagten, Brandenburg auf sein braunes Problem hinzuweisen."

Die Verfassungsschutzberichte sind also nur verbindlich solange sie Muslime verdächtigen. Wenn Rechte betroffen sind, kann man sie gerne ignorieren. Denn Nestbeschmutzung wollen 'wir' nicht (mehr dazu in den Kommentaren von Stefan Reinecke Was nicht ins deutsche Selbstbild passt und Martin Reichert Schon Staub gewischt?").

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Weiße schützen
"Allgemeinurteile sind nicht sinnvoll. So richtig es ist, darauf hinzuweisen, dass es in Ostdeutschland, auch in Brandenburg, deutlich mehr rechtsextremistische Leute und Gewalttaten gibt, so wenig sinnvoll ist es, No-go-Areas zu benennen.", sagt Wolfgang Thierse in einem taz-Interview. Er distanziert sich klar von Heyes Aussage und positioniert sich selber als engagierten Kämpfer gegen Rechtsextremisten. Von No-Go-Areas will er nicht reden, weil:

"Erstens: Wenn man zu so etwas auffordert, bestätigt man die Rechten und bescheinigt ihnen öffentlich, sie hätten ihr Ziel erreicht. Ich halte das für verheerend. Zweitens: Man demotiviert alle, die sich gegen Rechtsextreme wehren. Das halte ich für falsch."

Also: Weil er Rechtsextremen nicht das Gefühl geben will, dass sie erfolgreich 'Andere' konstruieren und terrorisieren, dürfen diese 'Andere' nicht davor gewarnt werden. Sie sollen lieber ohne Vorwarnung in Gefahr geraten. Ausserdem werden die aufrechten KämpferInnen gegen Rechtsextreme demotiviert, wenn sich Schwarze nicht in Gefahr begeben. Für wenn interessiert sich Thierse eigentlich? Nur für die Weißen? Ist es ihm völlig egal, ob sich eine Schwarze wegen fehlender Warnungen in Gefahr begibt?

Den Schwarzen attestiert er zwar:"Das ist eine verständliche Artikulation von Angst." Aber mehr scheint es dann auch nicht zu sein. Sie sollen weiter dafür sorgen, dass es keine 'national befreiten Zonen' gibt. Sie sollen ihre Gesundheit und Leben riskieren, damit die Rechten nicht erfolgreich sind und die Weißen nicht demotiviert. Und sowieso ist es nur ein Problem von ein paar Spinnern und nicht von einer rassistisch strukturierten Gesellschaft:

"Wir wollen gute Gastgeber sein. Wenn dann rechtsextremistische Idioten die Gastfreundschaft verderben, ist das sehr wohl ein Anlass, sich öffentlich aufzuregen."

Nachtrag 21.05.06: Es ist doch schon sehr interessant, wer sich so gegen und hinter Heye stellt. Mir scheint es so, dass Weiße No-Go-Areas ignorieren wollen, während Schwarze das schlicht nicht können. Folgerichtig warnt zum Beispiel auch der 'Lonely Planet' vor ihnen. Wer sich trotzdem in diese Gegenden traut, dem kann es so gehen wie dem Politiker Giyasettin Sayan. Ignorieren hilft da nicht weiter. Es muss was gemacht werden, damit sich auch Schwarze in Deutschland frei bewegen können.

Nachtrag 22.05.06:: Mehr zu den Gefahren in den No-Go-Areas in der taz: "Nun, vielleicht hätte der PDS-Politiker diesen Teil von Lichtenberg nicht mehr betreten sollen. Der Weitlingkiez ist bekannt dafür, dass man als nichtdeutsch Aussehender dort nicht hingeht. Zumindest nicht um diese Uhrzeit. Das Problem: Sayan wohnt in Lichtenberg. "Der Türkischstämmige ist vor Jahren bewusst in diesen Teil Ostberlins gezogen", sagt Parteifreundin und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linkspartei.PDS). Er wollte ein Zeichen setzen."

Und mehr zu diesem Berliner Kiez: "Seit der Wende gilt der Kiez als Hochburg von Rechtsextremisten. Während sich die Polizei im angrenzenden Friedrichshain Anfang der 90er-Jahre überwiegend mit linken Hausbesetzern heftige Straßenschlachten lieferte, konnten Neonazis von der Öffentlichkeit fast unbemerkt leer stehende Häuser in der Weitlingstraße beziehen. Diese rechte Struktur gibt es auch heute noch. Angehörige der inzwischen verbotenen Berliner Kameradschaft "Tor" wohnen hier, es gibt eine Szenekneipe und einen Laden für rechte Hooligans. Von "No-go-Area" oder gar "Nationalbefreiter Zone", wie es die Neonazis selbst bezeichnen, wollte ein Polizeisprecher gestern nicht sprechen. Es handele sich bloß "um eine bevorzugte Gegend von Neonazis". Richtig sei, "dass sich die Rechten im Weitlingkiez wohl fühlen". Deswegen habe die Polizei "ein besonderes Augenmerk auf diese Gegend". Erst vor vier Wochen hatten Neonazis einen vietnamesischen Blumenhändler angegriffen und seinen Laden zerstört. "Heil Hitler, das macht man so in Lichtenberg", hatten sie gebrüllt."

Da ist der Staat wohl mal wieder auf dem rechten Auge blind, was unser Inneminister auch gleich wieder bestätigt: "Doch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble bleibt dabei: Jeder könne sich sicher fühlen, "egal, wo in Deutschland er sich aufhält", sagte Schäuble."

Ach ja, es gibt natürlich auch wieder stimmen, die von einem fingierten Überfall sprechen. Sayan soll politische Interessen an den Schlagzeilen gehabt haben. Was natürlich mies wäre, würde er sich selber solche Verletzungen zugefügt haben. Aber selbst dann ändert das nichts an dem Problem wie es David Berich in einem taz-Interview benennt: "Vorfälle wie diese gibt es in den neuen Bundesländern fast jeden Tag."

Auch Felix Lee meint in der taz berlin die Opferperspektive fehlt völlig.

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