Samstag, 7. Juni 2008
Gegen Gewalt in der Familie
Die taz hat Fatma Bläser interviewt, die mit ihrem Verein Hennamond junge Männer und Frauen (mit Migrationshintergrund) unterstützt, die in ihren Familien von Gewalt bedroht sind bzw. zur Gewalt aufgerufen werden. Das Interview mit Bläser hebt sich angenehm von anderen Interviews zum Thema 'Ehrenmord' ab. Sie verzichtet auf platte Pauschalisierungen sowie auf die Gleichsetzung von Islam und Unterdrückung der Frau. Sie zeigt die strukturellen Rahmenbedingungen für familiäre Gewalt auf und zeigt Unterstützungswege für junge Frauen und Männer auf. Ab und zu kommen zwar vereinfachende Dichotomien (wie Deutsche und MigrantInnen) vor, aber insgesamt zeichnet sich das Interview durch Differenzierung und genaues Hinschauen aus.

4 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Dienstag, 3. Juni 2008
Kritische Islamkonferenz
Der Kritischen Islamkonferenz stehe ich eher kritisch gegenüber. Da dort RednerInnen wie Ralph Giordano, die sich durch primitive Islamohobie auszeichnen, eine Bühne bekommen. Giordano scheint dies (wie die taz berichtet) auch wieder genutzt haben. Allerdings gab es wohl auch Proteste gegen seine Pauschalisierungen:

"Auch Giordanos Aussage, er glaube nicht mehr an eine kollektive Integration speziell der türkischen Migranten, erntete Widerspruch."

Und auch sonst gab es wohl einige Aussagen, die ich unterschreiben könnte (würden sie in einen anderen Kontext eingebettet):

" In ihrer Abschlusserklärung kritisierten die rund 200 Teilnehmer die Initiativen von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und anderer deutscher Politiker, die eine verbesserte Integration von Zuwanderern durch eine Stärkung der "religiösen Identität" zu erreichen versuchten. Hierdurch werde "Individuen eine Gruppenidentität zugeschrieben ..."

Die derzeitige Fixierung auf Islam als Problem der 'AusländerInnen' ist eine unzulässige und gefährliche Homogenisierung der sehr diversen Menschen, die nicht als Deutsche anerkannt werden. Und sie hat ganz reale Konsequenzen:

"So würden Migranten dazu gezwungen, sich über die Religion zu definieren, "selbst dann, wenn sie ihrer Herkunftsreligion ursprünglich eher gleichgültig oder vielleicht sogar ablehnend gegenüberstanden""

Auch jene, die sich nicht als Muslime definieren würden, müssen sich jetzt aktiv mit der Zuschreibung auseinandersetzen. Gleichzeitig wird auch eine christliche Identifizierung gerade forciert.

Diese Instrumentalisierung von Religion durch die Dominanzgesellschaft muss thematisiert werden. Jene, die als Muslime definiert werden und ihnen auf dieser Grundlage Rechte entzogen werden, müssen geschützt werden. Da unterscheide ich mich dann grundlegend von den Teilnehmenden der Kritischen Islamkonferenz.

0 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Dienstag, 20. Mai 2008
Mal wieder Ehrenmord
Ein 23jähriger bringt seine 16jährige Schwester um. Er hat sie schon mehrmals brutal geschlagen und ist dafür verurteilt worden. Am Morgen der Tat hat er erfahren, dass er die Haft antreten muss.

Eine grausame Tat. Ein gewalttätiger Mann.

Und eine einfache Erklärung, z.B. in der taz:

"Klar ist, dass es sich um einen so genannten Ehrenmord handelt"

Als Erklärung hierfür reicht aus:

"weil Ahmad O. die Familienehre durch das Verhalten seiner kleinen Schwester beschmutzt gesehen hat."

Da ist es dann auch unerheblich, dass

"Die Polizei tappt bei der Suche nach dem konkreten Motiv für den Mord noch im Dunkeln. "

und

"Nach taz-Informationen ziehen die Mordermittler aber auch noch andere Ursachen in Betracht, die zum Gewaltausbruch geführt haben könnten. Ein Auslöser für die Tat von Ahmad O. könnte auch die Nachricht vom Donnerstagmorgen gewesen sein, in der er erfuhr, dass er wegen seiner früheren Angriffe auf seine Schwester doch ins Gefängnis gehen sollte. "Oder er hat es als Affront gesehen, dass seine Schwester zu dem Treff in kurzen Jeansshorts erschienen ist", sagte einer der Ermittler der taz. "Wenn einer den Plan hat, jemanden umzubringen, lässt man sich normalerweise nicht von einem Freund zum Tatort begleiten, um Zeugen zu vermeiden.""

Aber wenn frau schon weiß, dass es ein Schwesternmord bei Muslimen immer ein Ehrenmord ist, dann muss den Zweifeln nicht nachgegangen und auch nicht nach unterschiedlichen Motiven gesucht werden:

"Für die Hamburger Familienanwältin und Frauenrechtlerin Mechthild Garweg ist das jedoch nicht zwangsläufig ein Kriterium. Bei solchen Delikten gelte es "die Werte der Familie hochzuhalten und nicht unbedingt unerkannt zu bleiben", sagt Garweg."

Ist die Definition von Ehrenmord: Ein Mord an einer muslimischen Frau von Familienmitgliedern (egal was die genauen Mordmotive waren)?

3 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Dänemark islamophob
Die taz bringt ein weiteres Beispiel von Islamophobie in Dänemark.

0 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Samstag, 26. April 2008
Was sind Muslime?
In einem taz-Artikel fand ich die Formulierung:

"Die Beschuldigten sollen sich dort im Jahr 2005 im "Multi-Kultur-Haus" zusammengeschlossen haben, um Muslime und zum Islam Konvertierte zu radikalisieren und zum "heiligen Krieg" im In- und Ausland anzustacheln."

Was genau ist der Unterschied zwischen eineR Muslima und einer zum Islam Konvertierten?
Wird frau nicht durch das Konvertieren zur Muslima?
Oder ist Muslim-Sein etwas unabhängig vom Glauben? Etwas angeborenes?

0 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Montag, 21. April 2008
Pauschalverdacht
In Zukunft soll bereits der Kauf eines PKWs unter Strafe gestellt werden. Denn dieser deute darauf hin, dass der PKW auch im Verkehr eingesetzt werden soll. Die Unfallstatistiken aber belegen, dass Körperverletzungen und Todesfälle bei Unfällen insbesondere durch den Einsatz von PKWs verursacht werden. Bereits durch den Kauf entstehe so eine "abstrakte Gefahr für Leib und Leben der potenziellen Opfer"".

Ähnliche Argumentationen liegen nach einem Bericht der taz auch dem neuen Antiterrorgesetz zugrunde.

0 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Donnerstag, 17. April 2008
Manche sind mehr Menschen als andere
"Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), will jetzt irakische Christen wie Udai schnell in Deutschland aufnehmen. Dies sei "ein Gebot der Menschlichkeit", sagt Böhmer. So sollten die Flüchtlinge etwa unkompliziert Arbeitserlaubnisse erhalten." berichtet die taz.

Ich finde es gut, wenn Menschen in Deutschland aufgenommen werden und unkompliziert Aufenthaltserlaubnisse bekommen. Auch ich halte das für ein Gebot der Menschlichkeit. Udai gönne ich das zutiefst. Und auch Michael Samir al Ayash und auch all den anderen, die in Deutschland unmenschlich behandelt oder gar nicht erst reingelassen werden. Ist es den ChristdemokratInnen eigentlich nicht peinlich, Menschenwürde an Religionszugehörigkeit festzumachen?

Nachtrag 22.04.08: Die EU kritisiert den deutschen Versuch, mit Flüchtlingen diskriminierend umzugehen, und Bernd Mesovic von Pro Asyl im taz-Interview analysiert den deutschen Vorstoß kurz und prägnant:

"Das Ganze hat natürlich einen populistischen und islamophoben Unterton, der besagt: Die einen sind integrationsfähig, und die anderen sind es nicht."

Nachtrag 30.07.09: Und es bleibt bei dem islamophoben Unterton wie die taz darstellt:

"Von solchen liturgischen Feinheiten abgesehen, gelten die christlichen Iraker als unproblematisch. Vor allem Unionspolitiker und die katholische Kirche setzten sich für die mutmaßlichen orientalischen Brüder und Schwestern im Geiste ein."

Diese Bevorzugung führt aber noch lange nicht dazu, dass die Christ_innen aus dem Irak menschenwürdig behandelt werden, wie auch ein Artikel der taz berlin zeigt.

1 Kommentar in: islamophobie   ... comment ... link


Mittwoch, 2. April 2008
Über Islamophobie und angebliche Religionskriege
Hilal Szegin hat mal wieder ein lesenswertes Das Schlagloch zum Thema Islamophobie in der taz veröffentlicht.

0 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Queer bashing
Zu Broder, Wilders und homophoben Muslimen mal bei f*cking queers vorbeischauen.

0 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link


Samstag, 29. März 2008
Weder inhaltlich noch ästhetisch
In einem Kommentar zum Wilders-Film schreibt Peter Heilbrunner vom SWR-Hörfunkstudio Brüssel auf tagesschau.de:

"Und dennoch: Es bleibt einer schaler Beigeschmack. Zum einen, weil der Film unter normalen Umständen wahrscheinlich kaum wahrgenommen worden wäre - allein unter künstlerischen Gesichtspunkten hätte ihn am Ende keine TV-Anstalt ausgestrahlt. ... Nun aber kommt dem Pamphlet eine Bedeutung zu, die ihm weder inhaltlich noch ästhetisch zukommen dürfte. Und das ist das eigentlich bittere an der Geschichte. Hätte es nicht diesen Hype im Vorfeld gegeben, wäre der Film in den tiefen des Internets einfach verloren gegangen - allenfalls ein paar Rechtspopulisten hätten sich daran nicht satt sehen können."

Was sind normale Umstände? Ich vermute mal, das Ziel von Wilders war, möglichst viel Aufmerksamkeit auf seinen Film zu lenken. Deswegen hat er ihn frühzeitig ins Gerede gebracht. Es ging ihm nicht primär um den Inhalt oder die Ästhetik (dann hätte er da mehr Arbeit reingesteckt), sondern um den Hype. Daher hat er den Hype gezielt angestachelt. Ich glaube nicht, dass dieser Film jemals eine Chance hatte, in den Tiefen des Internets verloren zu gehen.

Heilbrunner kommt allerdings zu einem anderen Schluss als ich:

"Und was lehrt uns das? Wir müssen gelassener werden im Umgang mit Islam-Kritik. Meinungsfreiheit ist eine der größten Errungenschaften der freien Welt und die sollten wir nicht übervorsichtig opfern aus Angst vor erbosten Reaktionen. Mit Selbstzensur jedenfalls stellen wir das Licht unser westlichen Tradition unter den Scheffel - einen Dialog der Kulturen muss man offen führen können und ohne vorauseilenden Gehorsam."

Ich verstehe nicht, warum Heilbrunner hier zum Thema Selbstzensur schwenkt. Das Problem hier erscheint doch eher, dass ein Film produziert wurde bzw. über die Produktion eines Filmes geredet wurde, der als alleiniges Ziel hat, eine bestimmte Bevölkerungsgruppe zu verunglimpfen und zu provozieren. Der Film ist inhaltlich und filmisch schlecht gemacht. Ginge es um irgendein anderes Thema (oder hätte Wilders nicht vorher für ausreichend Öffentlichkeit gesorgt), würde niemand auf die Idee kommen einen solchen Film zu zeigen (und keiner sagen, dass es eine Verletzung der Meinungsfreiheit ist, ihn nicht zu zeigen). Aber da Wilders den (geplanten) Film geschickt als eine Verteidigung der Meinungsfreiheit lanziert hat, wird die Idee des Films zu einem Symbol der Verteidigung 'unserer' Werte und das (mögliche) Nichtzeigen zu einer unzumutbaren Selbstzensur. Eine äußert clevere PR-Strategie.

0 Kommentare in: islamophobie   ... comment ... link