Sonntag, 4. November 2012
Lalala
Im tagesschau.de-Interview sagt die Anwältin der Schwester des von der NSU ermordeten Süleyman Tasköprü zur Arbeit der Emittlungsbehörden:

"In der Häufung habe ich Fehler noch nie erlebt.[...] In diesem Fall kommt hinzu: Die Ermittler sind nicht nur auf dem rechten Auge blind, sondern ich habe das Gefühl, die kneifen beide Augen zusammen, stecken sich die Finger in die Ohren und singen laut "Lalala"."

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Mittwoch, 31. Oktober 2012
Racial profiling rechtswidrig
Die taz berichtet:

"In Deutschland darf niemand nur deshalb kontrolliert werden, weil er eine dunkle Hautfarbe hat. Das hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) Koblenz festgestellt. Derlei Polizeikontrollen verstoßen gegen das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes, betonten die Richter. "

Nachtrag 22.11.12: Die taz berichtet über eine Petition gegen verdachtsunabhängige Kontrollen.

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Montag, 29. Oktober 2012
Die Unzulänglichkeiten der 'Guten'
Es gibt Menschen, die sich für auf bewunderswerte Art für Menschenrechte einsetzen. Aung Saan Suu Kyi gilt allgemein als eine solche. Aber auch die Menschen, die sich für Andere einsetzen, bleiben Menschen mit Fehlbarkeit und blinden Flecken.

Die taz berichtet über die Verfolgung von 'muslimischen Rohingya' in Birma und dem Versäumnis der Opposition sich für sie einzusetzen:

" Ein erschreckendes Signal setzt indes Birmas demokratische Opposition. Anstatt dass Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ihre Popularität für die Rohingya in die Waagschale wirft, hüllt sich die Oppositionsführerin in Schweigen. Auf die Frage während ihrer Europareise, ob den Rohingya die Staatsbürgerschaft zuerkannt werden solle, sagte Suu Kyi nur: „Ich weiß nicht.“

Teile ihrer Anhängerschaft, darunter führende Köpfe ihrer „Nationalen Liga für Demokratie“, während der Militärdiktatur ein Symbol für den Kampf um Menschenwürde und Freiheit, sind auf den Zug rassistischer Hetze aufgesprungen: Sie beharren darauf, dass die Rohingya nicht als Bürger Birmas gelten könnten. „Schockierend für mich ist, dass diese Dissidenten, die 25 Jahre lang Menschenrechte einforderten, darin versagt haben, ihre humanistischen Ideen zu verinnerlichen“, moniert der birmesische Aktivist Maung Zarni, derzeit Gaststipendiat an der London School of Economics. "

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Samstag, 27. Oktober 2012
Hetze unter dem Mantel der Islamkritik
Vor zwei Wochen habe ich bei einem Kongress gegen antimuslimischen Rassismus einen Workshop zur Konstruktion von Muslim_innen im antimuslimischen Rassismus gemacht (und dabei als ein Zeichen für antimuslimischen Rassismus genommen, dass es bei der Konstruktion in der Regel nicht um Religion geht, weshalb z.B. auch Sikhs Opfer antimuslimischen Rassismuses werden können). Meine aktive Teilnahme an dem Kongress hat dazu geführt, dass ich in einem antideutschen Blog als Antisemitin aufgeführt wurde - und dabei in eine Reihe mit Judith Butler und Jasbir Puar gestellt wurde (was zugleich eine Ehre für mich ist wie auch zeigt, dass der_die Blogbeitragschreibende keine Ahnung hat).

Ende letzten Jahres hatte ich mich bei einem Beitrag für das Heft der iz3w zu Globalem Lernen geweigert, dass Aussagen von mir redaktionell mit Aussagen eines Autors der Aktion 3. Welt Saar so zusammengefügt werden, dass es aussieht als ob wir ein Gespräch hatten (das wir nicht hatten). Ich wollte seine antimuslimischen Aussagen nicht unkommentiert stehen lassen. Die iz3w hatte mit seinen Aussagen offensichtlich kein Problem.

Nun sehe ich, dass ich auf der Webseite der Aktion 3.Welt Saar mit einer eigenen Überschrift unter "Websites gegen Islamkritiker" aufgeführt werde. Hier ein Screenshot von ihren Kommentaren zu mir:
Wenn Islamkritik nicht Relgionskritik ist, sondern Menschen pauschal als Muslim_innen ausgrenzt, dann stimmt es natürlich, dass ich gegen Islamkritiker_innen bin (ich würde das dann aber eher antimuslimischen Rassismus nennen).

Zur Linkliste steht übrigens auf der Webseite der Aktion 3.Welt Saar:

"Diese Sammlung wurde vom Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3.Welt Saar angelegt, das zur Zeit das Projekt ILAS – Gegen islamischen Antisemitismus bei Flüchtlingen“ durchführt. Dieses Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Flüchtlingsfonds kofinanziert."

Nachtrag: Zu Religion habe ich bisher fast gar nicht gearbeitet. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Artikel Über das Sprechen über die Religion der Anderen.

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Donnerstag, 25. Oktober 2012
Genozid an Sinti und Roma
In der taz schreibt Wolfgang Benz über Ein Genozid, so systematisch wie der Judenmord (Titel des Print-Artikels).

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Gay Business / Pinkwashing
Die taz berichtet über die Vorwürfe des Pinkwashings an israelische Politiker_innen und lässt dabei unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen.

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Dienstag, 23. Oktober 2012
Ferenc Snetberger
Ein taz-Interview mit dem Musiker Ferenc Snetberger über Musik und rassistische Ausgrenzung. Zu letzterer:

"Rassismus war immer da. Die meisten Leute sind dabei nicht bewusst rassistisch. Ihnen ist nicht klar, dass sie andere verletzen. Und wir anderen sind mit dem Wissen aufgewachsen, dass man uns nicht mag."

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Allmächtige Geheimdienste
Geheimdienste entscheiden laut taz auch über die Vergabe von Schengen-Visa:

" Bei Bürgern von 29 Staaten (zum Beispiel Iran und Pakistan) findet zuvor allerdings ein Konsultationsverfahren statt, bei dem die Sicherheitsbehörden aller Schengen-Staaten Bedenken gegen die Erteilung eines Visums erheben können.
3.000 Fälle bekannt

So wurden die deutschen Behörden in den vergangenen fünf Jahren in rund 5,2 Millionen Fällen nach Sicherheitsbedenken gefragt. In rund dreitausend Fällen legten sie ein Veto ein, am häufigsten bei Iranern (421 Fälle) und Ägyptern (316), so die Auskunft der Bundesregierung. Eine Begründung ist nicht erforderlich, wenn Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst, Militärischer Abschirmdienst, Bundeskriminalamt oder das Zollkriminalamt Nein sagen. "

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Bildungsbürgerliche Privilegiensicherung
Die taz hat Josef Kraus, den Vorstitzenden des Deutschen Lehrerverbands interviewt. Ein wunderbares Beispiel für den Versuch bildungsbürgerliche Privilegien zu sichern und soziale Ausgrenzung im Bildungssystem zu leugnen. Ein Beispiel:

"Mehr Schüler zum Abitur zu führen, geht zwangsläufig zulasten der Qualität. Abiturpolitik kann nicht Sozialpolitik sein. Es geht darum, dass junge Leute in der Lage sind, zu studieren. Da hat Sozialpolitik nichts zu suchen."

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Sonntag, 21. Oktober 2012
Kritisch-weiße Fallen
Eine Auseinandersetzung mit Privilegien in ungleichen Machtverhältnissen ist wichtig. Die kritische Weißseinsforschung hat mir hierbei einige Perspektiven eröffnet. In meine Forschung und Trainings fließen diese ein, wobei ich mich aber sowohl aufgrund meiner praktischen Bildungsarbeit als auch aufgrund theoretischer Überlegungen immer mehr von den theoretischen und politisch-aktivistischen Umsetzungen der kritischen Weißseinsforschung in Deutschland distanziere. Kurz zusammenfassen lässt sich meine Kritik mit den drei Kritikpunkten, die Paul Mecheril an antirassistischen Ansätzen (in Einführung in die Migrationspädagogik, Beltz-Verlag, 2004) formuliert: den Tendenzen zur Reduktion, Moralismus und Essentialismus.

Aus aktuellem Anlass will ich zwei kritisch-weiße Fallen beschreiben, in die insbesondere neu konvertierte Kritisch-Weiße gerne fallen:

Das erste ist die Forderung nach (ritualisierter) Positionierung. Dabei geht es darum, dass jede_r Mensch aus einer bestimmten sozialen Positionierung spricht und dies reflektieren sollte – soweit kann ich durchaus mitgehen. Darin enthalten ist aber auch, dass diese Positionierung einfach formulierbar ist und dass es produktiv ist, wenn man dies öffentlich macht. Daran habe ich erhebliche Zweifel, zum einen da soziale Positionierungen in der Regel komplex und ambivalent sind und zum anderen die öffentliche Beichte (daran erinnert mich dieser Zwang zur Positionierung) von Privilegien an sich gar nichts bringt.

Wenn nun Kritisch-Weiße jemenschen zur Positionierung auffordern, geht das zudem mit einer (gewaltvollen) Zuschreibung und Eingriff in die Privatspähre einher. Denn soweit ich verstanden habe, sollen sich ja nur Weiße öffentlich positionieren. Wenn also jemensch zum Positionieren aufgefordert wird, wird der Status Weiße zugeschrieben. Aus welcher Position heraus aber nehmen sich die Kritisch-Weißen das Recht, jemenschen so zu kategorisieren und eine Stellungnahme dazu einzufordern? Aus meiner Bildungspraxis weiß ich, dass meine Kategorisierung von jemenschen als im Rassismus privilegiert immer mal wieder nicht stimmt. Und ich habe auch keine Lust, meine Biographie offenzulegen, um von einer Kritisch-Weißen eine Absolution für mein Forschungsthema zu bekommen.

Und damit zur zweiten Falle: Immer wieder erlebe ich es, dass (neu konvertierte) Kritisch-Weiße Schwierigkeiten haben, analytische Kritik zu verstehen, und nur in Kategorien von Betroffenheit denken und handeln können. So ist es mir schon verschiedentlich passiert, dass ich Aussagen kritisch analysiert und zum Beispiel auf darin enthaltene potentielle Gewalt kommentiert habe, bei den Kritisch-Weißen aber ankommt, dass sie mich verletzt hätten und deswegen ihr Handeln falsch gewesen sei. Das ist kritisch-weiße Allmachtsphantasie. Ich weiß, was ich tue, wenn ich Bildungsarbeit mache. Ich weiß, dass ich mit unreflektierten Aussagen und Handlungen umgehen muss. Das gehört zu meiner Tätigkeit dazu.

Nur in Kategorien von Verletzungen und Schuld zu denken, verhindert eine Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten machtkritischen Handelns. Sich ganz auf das Büßen für eigene Schuld zu konzentrieren, verhindert ein Weiterentwickeln. Den Workshop zu verlassen, weil mensch meint, mich so schützen zu müssen, ist der denkbar schlechteste Weg, um mit meiner analytischen Kritik umzugehen. Sich der Kritik weiter auszusetzen und mit ihr umzugehen wäre produktiver.

Beichten und Büßen ist keine produktive Rassismuskritik. Absolution gibt es nicht. Rassismuskritik heißt für mich, sich mit Komplexitäten und Ambivalenzen auseinanderzusetzen und sie auszuhalten, sich Kritik aussetzen und daraus zu lernen sowie mit sich und anderen fehlerfreundlich umzugehen – weg von Reduktion, Moralismus und Essentialismus.

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Krimi Grenzfall


Auf Basis der Recherchen zum Dokumentarfilm Revision hat Merle Kröger ihren dritten Krimi Grenzfall geschrieben. Hier führt sie die rassistischen Ausgrenzungen 1992 mit der rassistischen Realität 2012 zusammen (jeweils mit einem Schwerpunkt auf Antiziganismus). Dabei hat sie mehr Freiheit als im Dokumentarfilm, der sich an die belegbaren Vorgänge hält, und hat eine spannende Geschichte entwickelt (die auch viele Stränge aus den früheren Krimis Cut und Kyai! aufgreift).

Auf Perlentaucher gibt es eine Rezension.

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