"Jana Petersen, 33, war in Marokko eine gefügige Ehefrau
Martin Reichert, 38, machte Zwangsurlaub vom Schwulsein
Khalid El Kaoutit, 35, reiste in ein fremd gewordenes Früher"
Das Interview beginnen sie mit:
"Wir müssen Ihnen erst mal gestehen, dass wir in Marokko der Familie von Khalid El Kaoutit zuliebe ein Doppelleben führen. Jana Petersen tritt als Ehefrau von Martin Reichert auf, obwohl er in Deutschland mit einem Mann verheiratet ist."
Das verstehe ich nicht.
Ich kenne es ja durchaus, dass ich meiner Familie (in Indien und Deutschland) nicht unbedingt mein nicht-heteronormatives Begehren auf die Nase binden muss. Aber wenn ich irgenwohin eine weibliche und einen männlichen Freund_in/ Bekannte mitbringe und diese nicht zusammen in einem Bett schlafen wollen, wüsste ich nicht, warum ich sie als verheiratet ausgeben sollte. In manchen Kontexten kann es für Frauen vielleicht strategisch klug sein, sich als verheiratet auszugeben. Aber der Ehemann muss ja nicht dabei sein.
Und wenn es für die Familie tatsächlich ein Problem sein sollte, wenn zwei nicht miteinander verheiratete Personen zu ihnen kommen, dann hätten Reichert und Petersen ja nicht zu dieser Familie gehen müssen (und ihre Gastfreundschaft ausnutzen müssen?).
Ich verstehe auch nicht, was Reichert meint, wenn er Zwangsurlaub vom Schwulsein machen muss. Meint er, dass er es nicht sagt? Dann würde ich ihn ja immer noch für schwul halten, halt nur vorübergehend im Schrank? Oder musste er seine Sexualität in irgendeiner Form vorübergehend aufgeben?
Und warum muss seine angebliche Ehefrau gefügig sein? Wünscht er sich das?
Seltsame Konstruktionen.
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Die taz druckt eine Laudatio auf Heinz Buschkowsky unkommentiert ab.
Güner Balci organisiert für Aspekte eine Provokation in Kreuzberg (sie führt mit einem Kamerateam Sarrazin durch verschiedene Orte in Kreuzberg und Neukölln - siehe z.B. taz). Sarrazin inszeniert sich daraufhin in der Welt als Opfer. Die FAZ analysiert detaliert die Inszenierungen von Balci und Sarrazin und kontrastiert diese mit dem, was auf den Videos zu sehen ist. Die Aspekte-Sendung ist im Ton dann auch viel vorsichtiger als die Artikel vorher. So werden die beiden Protestierenden nicht mehr als Mob sondern als ein Paar beschrieben. Balci spielt sich dabei aber weiterhin als ausgleichende Vermittlerin auf. Buschkowsky wiederum kritisiert via Morgenpost die Kritik an Sarrazin.
Die Aspekte-Sendung, die Artikel und die Youtube-Videos könnte mensch jetzt im Detail analysieren. Da wimmelt es mal wieder von rassistischen Aussagen Sarrazins (so z.B. wenn er den Protestierenden wegen fehlender deutscher Staatsbürgerschaft aus dem Land verweist), es kommen auch Sexismen und natürlich Klassismen vor. Was mich (die ich kein Fernsehen habe und daher bewegte Bilder von Sarrazin noch gar nicht kannte) aber meisten schockierte, war, dass er so völlig unsouverän ist und überhaupt nichts argumentieren kann. Wie kann ein solcher Mensch so ein Publikumsliebling sein?
Die Morgenpost berichtet auch über die Thesen des norwegischen Terroristen Anders B. Die sind ziemlich anschlussfähig an Sarrazin, Wilders, Buschkowsky und Co. So berichtet auch Spiegel online, dass die antimuslimische Szene jetzt durchaus Schwierigkeiten hat, sich von dem Terroristen abzugrenzen.
Nachtrag 25.07.11: anthropologi.info schreibt zu Terror in Oslo: Who cares about Christian right wing extremism?
Und tagesschau.de hat ein Interview zum Rechtspopulismus.
Die norwegische Fortschrittspartei versucht sich laut taz von ihrem früheren Parteimitglied zu distanzieren und behauptet dass ihre antimuslimische Hetze solche Terrorangriffe verhindern würden:
"Die "Fortschrittspartei"-Chefin Siv Jensen wies die Vorwürfe zurück, dass ihre Partei indirekt für den Anschlag verantwortlich sei. In einer TV-Debatte am Samstagabend erklärte sie, dass die Gefahr einer Radikalisierung verringert werde, wenn in der Öffentlichkeit Themen diskutiert werden, die offenbar weite Teile der Bevölkerung bewegen. Sie gestand aber zu, künftig zurückhaltender mit Botschaften zu sein, die "missverstanden" werden könnten. "
Auch Pro Deutschland versucht sich laut taz zu distanzieren und behauptet:
"Christen und Konservativen sei "Hass fremd". "
Im taz-Interview tut sich der konservative Politiker Inge Lønning schwer, den Terroristen mit der Mitte der Gesellschaft in Verbindung zu bringen. Er schiebt die Tag immer wieder in den Rechtsextremismus.
In einem anderen taz-Interview wird der Terrorist aber weniger als Rechtsextremist und mehr als Anhänger der populistischen Rechten beschrieben:
"Er betont, dass er kein Nazi ist, sondern ein konservativer Nationalist. "
Nachtrag 28.07.11: Robert Misik schreibt in der taz über das rechtspopulistische Klima in Europa, im dem der norwegische Täter sienen Terroranschlag vorbereitet und durchgeführt hat.
Nachtrag 30.07.11: Die gestrige Print-taz berlin berichtet, dass Balci auch für den RBB eine Dokumentation über Sarrazin zur einjährigen Veröffentlichung des Buches geplant hat. Interessant wie sie versucht, das Buch und die Diskussion in der Öffentlichkeit zu halten.
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Ein Mann verübt in Oslo einen Sprengstoffanschlag und erschiesst auf einer Insel über 80 junge Menschen. In einem Kommentar auf tagesschau.de wird über die "Die Gefährlichkeit des manischen Einzeltäters" gesprochen.
Warum wird der eine Einzeltäter mit einer Religion in Verbindung gebracht, während der andere als krank dargestellt wird? Warum liegt einmal die Kollektivierung nahe und einmal die Individualisierung? Warum einmal die Politisierung und einmal die Pathologisierung? Warum werden die Taten, Motive und Verbindungen zu politischen Bewegungen nicht ähnlich eingestuft?
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Die taz hat recherchiert, wie es denn jetzt an der Grenze aussieht und ist der Meinung es handelt sich um ein "dänisches Phantom". Tatsächlich wären die Kontrollen kaum verschärft, der Grenzverkehr zwischen Süddänemark und Schleswig-Holstein verliefe wie vorher auch.
Alles also gut? Das bezweifele ich. Denn bei solchen politischen Ankündigungen geht es nicht nur (oder vielleicht noch nicht mal vorallem) um das was tatsächlich passiert. Durch die Ankündigung wird eine Haltung ausgedrückt und Angst produziert. Menschen, die wissen, dass sie ungewollt sind (z.B. weil sie rassistisch ausgegrenzt werden), verstehen diese Drohung und werden durch sie bedroht, auch wenn es de facto kaum mehr Kontrollen gibt. Die Drohung ist kein Phantom, sondern hat ganz reale Konsequenzen für jene, die sich durch sie bedroht fühlen sollen.
Und es gibt auch schon Nachahmende: die taz berichtet über Dänemark an der Neiße:
"Drohen dänische Verhältnisse nun auch an Oder und Neiße? Geht es nach Klaus-Dieter Hübner, dann ja. Am Dienstag hat der Gubener Bürgermeister vorgeschlagen, an der Grenze zu Polen wieder Kontrollen einzuführen. Es sei zwar politisch nicht schick, darüber zu reden, aber Grenzkontrollen seien durchaus ein Mittel, um die Kriminalität einzudämmen. Er könne Dänemark gut verstehen. "
Kein Phantom sondern eine Festung, die durchlässig für einige ist.
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"Die beiden ukrainischstämmigen Nachrichtenchefs des Blattes beauftragten dafür den Detektiv Glenn Mulcaire und zahlten ihm monatlich umgerechnet 10.000 Euro."
Wozu ist der Bezug auf einen Stamm in diesem Kontext wichtig?
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""Unsere Funktion bringt es mit sich, dass wir viel reisen, gerade auch zwischen den beiden Sitzen in Bonn und Eschborn. Als Vorstand eines international tätigen Dienstleistungsunternehmens haben wir darüber hinaus auch eine repräsentative Funktion."
Besonders gegen den Vorwurf der Verschwendung bei Flügen wehrt sich die Chefetage. So habe der Vorstand seit dem 1. Januar 131 Flugreisen angetreten. Davon seien 5 in der ersten Klasse gewesen, 69 in der Business Class und 57 in der Economy Class. Die Dienstwagen rechtfertigt der Vorstand in dem Schreiben als "angemessene Infrastruktur", um "auch während der Fahrten arbeitsfähig" zu sein."
Die freiberuflichen Mitarbeiter_innen der GIZ übernehmen andere repräsentative Funktionen. Sie zeigen, dass auch mit geringen Honoraren, mässigen Arbeitsbedingungen und gedeckelten Fahrtkosten engagierte Arbeit geleistet wird. Im Bummelzug zu in der Provinz liegenden Bildungsstätten ist die freiberufliche Referent_in natürlich auch noch voll arbeitsfähig. Und Kritik äußern wird sie auf keinen Fall, den damit würde sie gegen ihren Honorarvertrag verstossen.
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"Drinnen kommt es am Sonntag dann doch noch zum Eklat. Als der Landsmannschaftschef über eine polnische Beteiligung am Holocaust redet, verlässt Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) den Saal. Sein Vorgänger Christian Wulff war da schlauer. Aus Sorge vor revanchistischen Tönen ging er immer schon vor Pawelkas Reden."
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Nachtrag 01.08.11: Auch Deutschlandradio Kultur hat berichtet.
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Rassistische Auswahlkriterien scheint es auch zu geben: "Die Stipendiaten würden sich direkt bei ihm bewerben, sagt Wolf Mann, und er prüfe dann bloß noch: "Passen sie in die Mannschaft? Sind sie Freitagnachmittags immer weg, weil sie zum Gebet gehen?" Wolf Mann findet: "Die müssen sich schon integrieren." "
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Diese Aussage blieb aber nicht so stehen. Ein anderer Teilnehmer_in kritisierte im Detail die unzulänglichen Aussagen der Referent_in über diese Bevölkerungsgruppe. Die Kritik fand die Unterstützung von einigen anderen Teilnehmenden.
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Mit dieser Aufgabe wurde ein Ethnologe versehen. Er sass neben mir und flüsterdolmetschte ohne Pause simultan für mich (so weit ich das beurteilen kann, machte er das ganz hervorragend). Die englischen Beiträge dolmetschte er konsekutiv mit Mikro. So war er sicher die Person, die am genauesten zuhörte und alles genau mitbekam. Wenn er etwas nicht verstanden hatte, stoppte er die Redner_in und fragte nach einer Erklärung. Ich war absolut beeindruckt von seiner Aufmerksamkeit und Ausdauer, insbesondere da er kein professioneller Dolmetscher war.
Für mich bedeutete die 1:1 Simultan-Dolmetschung, dass auch ich permanent aufmerksam sein musste. Es wäre höchst unhöflich und unangemessen gewesen, ihm nicht zuzuhören. Das war dann auch für mich eine ganz schöne Herausforderung.
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Tübingen:
Mittwoch, 06.07.2011, 20:00 Uhr
Infoladen, Schellingstr. 6
(vor der Veranstaltung (19 Uhr) veganes Essen)

Ludwigsburg:
Donnerstag 07.07.2011, 19.30 Uhr
Demokratisches Zentrum, Wilhelmstrasse 45/1
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Spannend ist aber, dass ich aus meiner deutschen Perspektive einfach angenommen habe, dass zum Beispiel Menschen aus Indien näher an Vietnam dran sind und es im Sinne von Europa provinzialisieren Sinn machen würde, sie einzuladen. Dabei bin ich mal eben über die Auseinandersetzungen, Befindlichkeiten, Hierarchien in Asien hinweggegangen. Mir wurde erklärt, dass es zum Beispiel nicht grundsätzlich einfach ist, Akzeptanz für indische Referent_innen zu finden. Deutsche Referent_innen sind akzeptabler. Das hat mit der postkolonialen Weltordnung zu tun, aber nicht nur. Die Welt ist einfach zu komplex für einfache Zuordnungen von Gut und Böse.
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