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Freitag, 8. April 2011
Roma-Tag
urmila, 13:18h
tagesschau.de bringt einen Bericht zum Roma-Tag. Im Mittelpunkt steht zwar die Perspektive der Kommunen, aber durch den Bericht kann die Leser_in trotzdem einen Blick auf die nach wie vor herrschende strukturelle Ausgrenzung von Roma nicht nur in Osteuropa sondern überhaupt in der EU und in Deutschland bekommen. Die rechtlichen Regelungen und das Nichthandeln des Staates werden die antiziganistischen Bilder (re)produziert. Und die Menschen leiden ganz konkret darunter.
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Donnerstag, 7. April 2011
Vizekanzler aus Vietnam
urmila, 01:39h
Die taz stellt heute den zukünftigen FDP-Parteivorsitzenden und Vizekanzler Philip Rösler auf zwei Seiten vor. Die Autorin thematisiert dabei auch immer wieder die 'Herkunft' von Rösler (vgl. ältere Berichte). Sie geht davon aus, dass seine Migrationsgeschichte für ihn prägend sein muss, auch wenn er das Gegenteil behauptet:
"Und das alles soll keine Spuren hinterlassen haben? Es ist nicht leicht, mit Philipp Rösler über diese sehr privaten Dinge zu sprechen. Er, [...] wird wortkarg, wenn er sagen soll, inwiefern seine Kindheit, das Nichtwissen um die leiblichen Eltern und die Zerrissenheit der Ziehfamilie seinen persönlichen wie politischen Kompass geprägt haben. "Mir hat nie etwas gefehlt", sagt er bloß, "ich hatte nie das Gefühl, mir würde eine Mutter fehlen oder leibliche Eltern." [...]
Aber Konflikte? Vorwürfe gar, ihn, das Adoptivkind, aus seinem Kulturkreis herausgeholt und damit auch Diskriminierungen ausgesetzt zu haben? Ihn mit dem Wunsch, ein Kriegskind zu retten, zugleich um das Wissen um die eigene Identität gebracht zu haben? Hat es nicht gegeben, niemals, beteuert Philipp Rösler."
Auch andere schreiben Röslers Herkunft eine Rolle zu, so der "politische Ziehvater" Walter Hirche:
"Andererseits kam manches im Leben von Philipp Rösler früher als bei anderen. Vielleicht auch deswegen, weil der Ehrgeiz, zu bestehen, bei ihm die Zögerlichkeit überwog. Und das, vermutet Hirche, könnte auch mit seiner Herkunft zu tun haben: "Ich könnte mir vorstellen, dass seine extrem höfliche Art des Umgangs damit zusammenhängt, dass er einfach nicht den robusten Auftritt haben kann wie jemand, der ausschließlich hier aufgewachsen ist und sich nie die - möglicherweise auch verunsichernden - Fragen nach den Wurzeln stellen musste." "
Sein sozialer Vater wiederum thematisiert weniger die Herkunft als die Realität des als Anders wahrgenommen werden. Er begründet den Widerstand seines Sohnes gegen einen Lehrer, der für die Republikaner Stadtrat wurde, wie folgt:
"Es war das erste Mal, dass Philipp bewusst dachte, Mensch, du siehst ja auch anders aus. Wenn Typen wie dieser Lehrer Macht bekommen: was passiert dann eigentlich - mit dir?"
Hier wird - wenn auch nicht mit dem Begriff - die Realität des Rassismus in Deutschland angesprochen. Die sich auch im taz verboten widerspiegelt. verboten legitimiert mal wieder seine Rassismusreproduktionen damit, dass es sich von diesen distanziere. (Vgl. Rassismusreproduktionen zu 'Asiat_innen' in taz-Werbung).
Rösler derweil scheint strategisch mit den Zuschreibungen umzugehen:
"der in Reden gern mit seiner vietnamesischen Herkunft kokettiert, für Vergleiche stets asiatische Sprichwörter heranzieht und bei öffentlichen Auftritten keine Gelegenheit auslässt, scherzhaft darauf hinzuweisen, er komme "ein bisschen weiter aus dem Süden", nämlich aus Bückeburg"
Nachtrag 11.09.13: Zur Diskussion im taz hausblog, die ich nur überflogen habe und in der mein Blog zitiert wird: Ich finde es einen Unterschied, ob jemand auf eine angenommene Herkunft ferstgelegt wird oder ob jemand über Rassismuserfahrungen befragt wird. Letzteres finde ich durchaus sinnvoll.
Nachtrag etwas später: danger! bananas hat einen nachdenkenswerten Kommentar zum taz-Interview mit Rösler geschrieben.
"Und das alles soll keine Spuren hinterlassen haben? Es ist nicht leicht, mit Philipp Rösler über diese sehr privaten Dinge zu sprechen. Er, [...] wird wortkarg, wenn er sagen soll, inwiefern seine Kindheit, das Nichtwissen um die leiblichen Eltern und die Zerrissenheit der Ziehfamilie seinen persönlichen wie politischen Kompass geprägt haben. "Mir hat nie etwas gefehlt", sagt er bloß, "ich hatte nie das Gefühl, mir würde eine Mutter fehlen oder leibliche Eltern." [...]
Aber Konflikte? Vorwürfe gar, ihn, das Adoptivkind, aus seinem Kulturkreis herausgeholt und damit auch Diskriminierungen ausgesetzt zu haben? Ihn mit dem Wunsch, ein Kriegskind zu retten, zugleich um das Wissen um die eigene Identität gebracht zu haben? Hat es nicht gegeben, niemals, beteuert Philipp Rösler."
Auch andere schreiben Röslers Herkunft eine Rolle zu, so der "politische Ziehvater" Walter Hirche:
"Andererseits kam manches im Leben von Philipp Rösler früher als bei anderen. Vielleicht auch deswegen, weil der Ehrgeiz, zu bestehen, bei ihm die Zögerlichkeit überwog. Und das, vermutet Hirche, könnte auch mit seiner Herkunft zu tun haben: "Ich könnte mir vorstellen, dass seine extrem höfliche Art des Umgangs damit zusammenhängt, dass er einfach nicht den robusten Auftritt haben kann wie jemand, der ausschließlich hier aufgewachsen ist und sich nie die - möglicherweise auch verunsichernden - Fragen nach den Wurzeln stellen musste." "
Sein sozialer Vater wiederum thematisiert weniger die Herkunft als die Realität des als Anders wahrgenommen werden. Er begründet den Widerstand seines Sohnes gegen einen Lehrer, der für die Republikaner Stadtrat wurde, wie folgt:
"Es war das erste Mal, dass Philipp bewusst dachte, Mensch, du siehst ja auch anders aus. Wenn Typen wie dieser Lehrer Macht bekommen: was passiert dann eigentlich - mit dir?"
Hier wird - wenn auch nicht mit dem Begriff - die Realität des Rassismus in Deutschland angesprochen. Die sich auch im taz verboten widerspiegelt. verboten legitimiert mal wieder seine Rassismusreproduktionen damit, dass es sich von diesen distanziere. (Vgl. Rassismusreproduktionen zu 'Asiat_innen' in taz-Werbung).
Rösler derweil scheint strategisch mit den Zuschreibungen umzugehen:
"der in Reden gern mit seiner vietnamesischen Herkunft kokettiert, für Vergleiche stets asiatische Sprichwörter heranzieht und bei öffentlichen Auftritten keine Gelegenheit auslässt, scherzhaft darauf hinzuweisen, er komme "ein bisschen weiter aus dem Süden", nämlich aus Bückeburg"
Nachtrag 11.09.13: Zur Diskussion im taz hausblog, die ich nur überflogen habe und in der mein Blog zitiert wird: Ich finde es einen Unterschied, ob jemand auf eine angenommene Herkunft ferstgelegt wird oder ob jemand über Rassismuserfahrungen befragt wird. Letzteres finde ich durchaus sinnvoll.
Nachtrag etwas später: danger! bananas hat einen nachdenkenswerten Kommentar zum taz-Interview mit Rösler geschrieben.
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Dienstag, 5. April 2011
Multikulti-Anfrage
urmila, 13:56h
Gestern bekam ich die Anfrage einer lesbischen Zeitschrift:
"Für unseren Heftschwerpunkt „Multikulti“ machen wir eine Kurzumfrage unter Lesben mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Es wäre toll, wenn du mitmachst. Wir möchten in kurzen Stichworten von dir wissen, wie du deine Lebenssituation in Deutschland als Lesbe und als eine, die einen nicht - oder nur teilweise – deutschen Hintergrund hat, einschätzt.
Unsere Fragen:
Zunächst persönliche Daten: Dein Name, Alter, Beruf, Wohnort in Deutschland (ggf. seit wann), dein Multikulti“-Hintergrund, wo bist du aufgewachsen, woher sind eine Eltern, welches ist deine Muttersprache und/oder ggf. zweite Sprache
Was ist an dir persönlich „multikulti“? (das kann von kulinarischen Vorlieben bis zu politischen Einstellungen gehen)
Was sind für dich die positiven Aspekte daran?
Und was sind negative Aspekte daran?"
Wo soll ich da anfangen? Das ist so viel, was dekonstruiert werden müsste. Negativ sind definitiv solche Anfragen. Aber das hängt weniger mit Multikulti und mir zusammen, sondern mit der Anfrage.
Nachtrag 01.09.11: Bin ich froh, dass ich da nicht mit gemacht habe. Inzwischen habe ich mir die L-MAG Mai/Juni 2011: Schwerpunktthema Multikulti: In allen Farben lesbisch angesehen und die ist so schlimm wie die Anfrage angedeutet hat.
Am allerschlimmsten ist die die Rubrik 'Psycho' unter dem Titel "Immer Ärger mit der Fremdenfeindlichkeit". 'Didem aus Hamburg' berichtet über doppelte Diskriminierung als 'Migrantin' und 'Lesbe' und 'Frau Dr. Schulze' kommentiert doch tatsächlich:
"Ein Glück, dass du bisher nur mit Worten verletzt wurdest, auch wenn diese nicht entschuldbar sind. Einige Frauen sind vielleicht einfach nur unsicher und stellen in ihrer Neugier die falschen Fragen. Um Klischees zu entschärfen, musst du dich aber auf Diskussionen einlassen - auch wenn das auf Dauer aufreibend ist."
Unter der Überschrift Fremdenfeindlichkeit ist ganz offensichtlich nichts Rassismuskritisches zu erwarten, sondern Fremdefestschreibendes und Rassismusverharmlosendes.
Ich hatte der Redaktion übrigens angeboten, dass sie mich zu Fragen der Verflechtung von Rassismus und Heteronormativität fragen können.
"Für unseren Heftschwerpunkt „Multikulti“ machen wir eine Kurzumfrage unter Lesben mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Es wäre toll, wenn du mitmachst. Wir möchten in kurzen Stichworten von dir wissen, wie du deine Lebenssituation in Deutschland als Lesbe und als eine, die einen nicht - oder nur teilweise – deutschen Hintergrund hat, einschätzt.
Unsere Fragen:
Zunächst persönliche Daten: Dein Name, Alter, Beruf, Wohnort in Deutschland (ggf. seit wann), dein Multikulti“-Hintergrund, wo bist du aufgewachsen, woher sind eine Eltern, welches ist deine Muttersprache und/oder ggf. zweite Sprache
Was ist an dir persönlich „multikulti“? (das kann von kulinarischen Vorlieben bis zu politischen Einstellungen gehen)
Was sind für dich die positiven Aspekte daran?
Und was sind negative Aspekte daran?"
Wo soll ich da anfangen? Das ist so viel, was dekonstruiert werden müsste. Negativ sind definitiv solche Anfragen. Aber das hängt weniger mit Multikulti und mir zusammen, sondern mit der Anfrage.
Nachtrag 01.09.11: Bin ich froh, dass ich da nicht mit gemacht habe. Inzwischen habe ich mir die L-MAG Mai/Juni 2011: Schwerpunktthema Multikulti: In allen Farben lesbisch angesehen und die ist so schlimm wie die Anfrage angedeutet hat.
Am allerschlimmsten ist die die Rubrik 'Psycho' unter dem Titel "Immer Ärger mit der Fremdenfeindlichkeit". 'Didem aus Hamburg' berichtet über doppelte Diskriminierung als 'Migrantin' und 'Lesbe' und 'Frau Dr. Schulze' kommentiert doch tatsächlich:
"Ein Glück, dass du bisher nur mit Worten verletzt wurdest, auch wenn diese nicht entschuldbar sind. Einige Frauen sind vielleicht einfach nur unsicher und stellen in ihrer Neugier die falschen Fragen. Um Klischees zu entschärfen, musst du dich aber auf Diskussionen einlassen - auch wenn das auf Dauer aufreibend ist."
Unter der Überschrift Fremdenfeindlichkeit ist ganz offensichtlich nichts Rassismuskritisches zu erwarten, sondern Fremdefestschreibendes und Rassismusverharmlosendes.
Ich hatte der Redaktion übrigens angeboten, dass sie mich zu Fragen der Verflechtung von Rassismus und Heteronormativität fragen können.
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Montag, 4. April 2011
Selbstmord vor Abschiebung
urmila, 00:33h
Die taz berichtet über einen Menschen, dem ein ordentlicher Aufenthaltstitel in Deutschland über 15 Jahre verweigert wurde, der die ganzen Jahren unter den unmenschlichen gesetzlichen Regelungen leben musste und der sich nun vor der angekündigten Abschiebung umgebracht hat.
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Integration durch Radfahren
urmila, 00:25h
Alternative Verkehrspolitik ist mir ein wichtiges Anliegen. Die Förderung von Radverkehr finde ich höchst wichtig, aber den aktuellen Vorstoss des ADFC finde ich mehr als seltsam. Die aktuelle radzeit (als pdf) des ADFC steht unter dem Titel Migration (via taz). Im Artikel "Migrant such Fahrrad" versucht Chefredakteurin Kerstin Finkelstein das Schwerpunktthema zu motivieren und stellt seltsame Thesen auf:
"Die große Mehrheit der russischen, arabischen
und türkischen Migranten fährt nicht Rad und hat auch nicht vor, das in naher Zukunft zu ändern."
"Da sich Stadtplanung im besten Falle an den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner orientiert, wäre es für uns Radler äußerst förderlich, auch die Berliner mit ausländischen Wurzeln fürs Fahrrad zu begeistern."
"Warum also nicht mal ein wenig größer denken? Immerhin werden alle neu in Deutschland einwandernden Menschen in „Integrationskursen“ ganze 645 Stunden geschult. Neben der deutschen Sprache werden dort die Grundzüge unseres politischen und wirtschaftlichen Systems gelehrt. Warum eigentlich nicht auch Radfahren? Schließlich ist Radfahren höchst integrativ"
"Radfahren fördert Partizipation und damit Integration
– auch Kinder aus wirtschaftlich schwachen (Migranten-)Familien, deren Eltern nicht Rad fahren, werden so vor dem Ausschluss aus der Gesellschaft bewahrt, ihr Bewegungsradius erweitert sich, das fördert Neugierde und Bildung."
Vielleicht ist der Artikel ja eine Glosse und alles ist witzig gemeint? Dann wäre der aktuelle Integrationssprech vielleicht schön in seiner Absurdität vorgeführt. Aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass es ums Parodieren geht. Ich glaube es geht tatsächlich drum, dass die 'Migrant_innen' nicht Radfahren und es ihre Integration fördern würde, täten sie es.
Bin ich gut integriert, weil ich radfahre? (Oder bin ich keine 'Migrantin', weil ich radfahre?) Bis jetzt hatte ich das Gefühl nicht. Radfahren fand ich bisher immer, grenzt mich von der Dominanzgesellschaft aus. Den diese definiert sich, soweit ich das sehen kann, als Autogesellschaft.
Welche Verbindungen werden hier weshalb gezogen?
"Die große Mehrheit der russischen, arabischen
und türkischen Migranten fährt nicht Rad und hat auch nicht vor, das in naher Zukunft zu ändern."
"Da sich Stadtplanung im besten Falle an den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner orientiert, wäre es für uns Radler äußerst förderlich, auch die Berliner mit ausländischen Wurzeln fürs Fahrrad zu begeistern."
"Warum also nicht mal ein wenig größer denken? Immerhin werden alle neu in Deutschland einwandernden Menschen in „Integrationskursen“ ganze 645 Stunden geschult. Neben der deutschen Sprache werden dort die Grundzüge unseres politischen und wirtschaftlichen Systems gelehrt. Warum eigentlich nicht auch Radfahren? Schließlich ist Radfahren höchst integrativ"
"Radfahren fördert Partizipation und damit Integration
– auch Kinder aus wirtschaftlich schwachen (Migranten-)Familien, deren Eltern nicht Rad fahren, werden so vor dem Ausschluss aus der Gesellschaft bewahrt, ihr Bewegungsradius erweitert sich, das fördert Neugierde und Bildung."
Vielleicht ist der Artikel ja eine Glosse und alles ist witzig gemeint? Dann wäre der aktuelle Integrationssprech vielleicht schön in seiner Absurdität vorgeführt. Aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass es ums Parodieren geht. Ich glaube es geht tatsächlich drum, dass die 'Migrant_innen' nicht Radfahren und es ihre Integration fördern würde, täten sie es.
Bin ich gut integriert, weil ich radfahre? (Oder bin ich keine 'Migrantin', weil ich radfahre?) Bis jetzt hatte ich das Gefühl nicht. Radfahren fand ich bisher immer, grenzt mich von der Dominanzgesellschaft aus. Den diese definiert sich, soweit ich das sehen kann, als Autogesellschaft.
Welche Verbindungen werden hier weshalb gezogen?
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Mittwoch, 30. März 2011
Inszenierung von Lampedusa
urmila, 13:26h
Bei der Veranstaltung zur Blackbox Abschiebung hatte Mark Terkessidis auf die Inszenierungen in Lampedusa hingewiesen: das Lager wurde erst nicht geöffnet, damit Bilder von im Freien campierenden Flüchtlingen durch die Medien gehen können und damit die Bedrohung Europas durch Flüchtlingsmassen belegt werden kann. Zudem wiess Terkessidis daraufhin, dass in der italienischen Praxis, die Menschen erst in Lager gesteckt werden und dann irgendwo freigelassen werden mit der Aufforderung das Land zu verlassen. So kann sowohl die Abschiebungsdrohkulisse aufrecht gehalten werden, wie ein großer Pool an rechtlosen prekären Arbeitskräften aufgebaut werden, die ausgebeutet werden können.
Ein Artikel der taz unterstützt diese Analyse:
"Siziliens Gouverneur Raffaele Lombardo sprach den Verdacht aus, diese Zustände seinen gewollt."
Und weiter zur Frage der Flüchtlingszahlen:
"Anzeige
Italiens Regierung beschwört zwar seit Januar den aus Nordafrika bevorstehenden "biblischen Exodus", verhält sich aber verdächtig passiv, wenn es um humanitäre Antworten auf das Flüchtlingsdrama geht. Während Tunesien an seiner Grenze zu Libyen binnen kürzester Zeit Zeltstädte für die Flüchtlinge errichtete, zeigt sich Italien zu derartigen Anstrengungen "unfähig"."
Ein Artikel der taz unterstützt diese Analyse:
"Siziliens Gouverneur Raffaele Lombardo sprach den Verdacht aus, diese Zustände seinen gewollt."
Und weiter zur Frage der Flüchtlingszahlen:
"Anzeige
Italiens Regierung beschwört zwar seit Januar den aus Nordafrika bevorstehenden "biblischen Exodus", verhält sich aber verdächtig passiv, wenn es um humanitäre Antworten auf das Flüchtlingsdrama geht. Während Tunesien an seiner Grenze zu Libyen binnen kürzester Zeit Zeltstädte für die Flüchtlinge errichtete, zeigt sich Italien zu derartigen Anstrengungen "unfähig"."
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Islamkonferenz
urmila, 02:49h
Vor der Islamkonferenz hatte sich Annette Schavan im taz-Interview weitgehend um Antworten zu kontroversen Fragen gedrückt. Beim Kopftuch hatte sie allerdings keine Zurückhaltung, das hat sie weiter politisiert. Und indirekt hat sie auch den Grund für die aktuellen Diskussionen benannt: "weil wir Angst haben vor dem Islam". Es geht also darum, dass 'wir' nicht klar kommen. Daran müssen wir arbeiten. Das 'wir' ein Problem haben sieht mensch auch an unserem neuen Innenminister, der weiter behauptet, dass Deutschland historisch keine Berührung mit dem Islam gehabt habe. Seine Sicht auf die 'Muslime' hat er bei der Islamkonferenz heute klar gemacht wie tagesschau.de berichtet: er redet über Sicherheitspartnerschaften, Radikalisierungen von Jugendlichen, etc.
Nachtrag: Aus der taz:
"Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) warf dem CSU-Mann vor, der Integration von Ausländern zu schaden. "Es hinterlässt Fragezeichen, wenn die in der Konferenz vertretenen Muslime offener für andere Religionen wirken als der amtierende Innenminister", sagte sie."
Nachtrag: Aus der taz:
"Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) warf dem CSU-Mann vor, der Integration von Ausländern zu schaden. "Es hinterlässt Fragezeichen, wenn die in der Konferenz vertretenen Muslime offener für andere Religionen wirken als der amtierende Innenminister", sagte sie."
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Auf der Höhe von Indien
urmila, 02:40h
tagesschau.de berichtet über die Diskussion über Frauenquoten in Führungspositionen:
"Deutschland ist in Sachen Frauenquote ein Entwicklungsland. Für eine solche Aussage muss man nicht die üblichen Frauenrechtlerinnen bemühen, solche Sätze spricht auch die CDU-Arbeitsministerin Ursula von der Leyen: "Wir sind im internationalen Vergleich nicht gut aufgestellt, wir sind auf der Höhe von Indien.""
Was heisst das, wir sind auf der Höhe von Indien?
Welche Bilder will von der Leyen da aufrufen?
Vermutlich nicht, dass in Indien lange vor Deutschland eine Frau die Regierung geführt hat.
Vermutlich auch nicht, dass auf der kommunaler Ebene ein Drittel der Mandate für Frauen reserviert sind.
Sie meint wohl, dass wir alle wissen, dass Indien im Gegensatz zu Deutschland frauendiskriminierend ist.
So einfach kann das sein.
"Deutschland ist in Sachen Frauenquote ein Entwicklungsland. Für eine solche Aussage muss man nicht die üblichen Frauenrechtlerinnen bemühen, solche Sätze spricht auch die CDU-Arbeitsministerin Ursula von der Leyen: "Wir sind im internationalen Vergleich nicht gut aufgestellt, wir sind auf der Höhe von Indien.""
Was heisst das, wir sind auf der Höhe von Indien?
Welche Bilder will von der Leyen da aufrufen?
Vermutlich nicht, dass in Indien lange vor Deutschland eine Frau die Regierung geführt hat.
Vermutlich auch nicht, dass auf der kommunaler Ebene ein Drittel der Mandate für Frauen reserviert sind.
Sie meint wohl, dass wir alle wissen, dass Indien im Gegensatz zu Deutschland frauendiskriminierend ist.
So einfach kann das sein.
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Dienstag, 29. März 2011
Bilder in der Werbung
urmila, 14:14h
Schon seit einiger Zeit wirbt die taz für ihre Genossenschaft mit dem Slogan "Investieren Sie in die Unabhängigkeit der Presse" und Bildern von Kindern. Hier ein Screenshot aus einer Weltmusik-Beilage:

Und ich kann immer nicht hingucken. Ich bin selber überrascht, aber dieses Bild führt zu einer körperlichen Abwehr bei mir.
Die 'Wahrheit' wird verkörpert von einem Kinder der Dominanzgesellschaft. Der 'Profit' hält dem Kind den Mund zu. Und der 'Profit' hat all die physiognomischen Attribute, die ihn als 'Asiat' wahrnehmen lassen. Das Bild lässt sich also auch so lesen: Die geschäftstüchtigen/listigen Asiat_innen bedrohen uns wahrheitsliebenden Mitteleuropäer_innen.
Ein Bild übrigens, dass vor kurzem mit seltsamen Berichten über 'Asiat_innen', die den 'US Amerikaner_innen' die iPads wegkaufen bedient wurde (z.B. auf tagesschau.de). Ein Bild, das an rassistische Darstellungen der 'Asiat_innen' sehr anschlussfähig ist.
Die Werbung macht mir schon lange Unwohlsein und trotzdem habe ich es bisher nicht geschafft, dazu zu bloggen. Alle möglichen Kommentare habe ich mir schon ausgemalt: "Das ist aber doch nicht so gemeint", "Die Kinder haben sich selber ausgesucht, welche Beschriftung sie wollen", etc. Und so habe ich mich nicht getraut. Das ist spannend, da ich ja sonst recht viel kritisiere.
Natürlich gehe ich davon aus, dass die taz-Werbung nicht rassistische Bilder gegenüber 'Asiat_innen' reproduzieren will. Und trotzdem wird mir jedesmal schlecht, wenn ich das Bild wieder sehen muss.
Nachtrag: In der heutigen Printtaz ist ein etwas anderes Motiv: Die lachende 'Wahrheit' ist groß im Bild und hält dem 'Profit', der am Bildrand und tiefer ist, den Mund zu. Eine mögliche (aber natürlich nicht zwingende) Lesart: Wir wahrheitsliebenden 'Mitteleuropäer_innen' können die profitsüchtigen 'Asiat_innen' an den Rand drängen und zum verstummen bringen.

Und ich kann immer nicht hingucken. Ich bin selber überrascht, aber dieses Bild führt zu einer körperlichen Abwehr bei mir.
Die 'Wahrheit' wird verkörpert von einem Kinder der Dominanzgesellschaft. Der 'Profit' hält dem Kind den Mund zu. Und der 'Profit' hat all die physiognomischen Attribute, die ihn als 'Asiat' wahrnehmen lassen. Das Bild lässt sich also auch so lesen: Die geschäftstüchtigen/listigen Asiat_innen bedrohen uns wahrheitsliebenden Mitteleuropäer_innen.
Ein Bild übrigens, dass vor kurzem mit seltsamen Berichten über 'Asiat_innen', die den 'US Amerikaner_innen' die iPads wegkaufen bedient wurde (z.B. auf tagesschau.de). Ein Bild, das an rassistische Darstellungen der 'Asiat_innen' sehr anschlussfähig ist.
Die Werbung macht mir schon lange Unwohlsein und trotzdem habe ich es bisher nicht geschafft, dazu zu bloggen. Alle möglichen Kommentare habe ich mir schon ausgemalt: "Das ist aber doch nicht so gemeint", "Die Kinder haben sich selber ausgesucht, welche Beschriftung sie wollen", etc. Und so habe ich mich nicht getraut. Das ist spannend, da ich ja sonst recht viel kritisiere.
Natürlich gehe ich davon aus, dass die taz-Werbung nicht rassistische Bilder gegenüber 'Asiat_innen' reproduzieren will. Und trotzdem wird mir jedesmal schlecht, wenn ich das Bild wieder sehen muss.
Nachtrag: In der heutigen Printtaz ist ein etwas anderes Motiv: Die lachende 'Wahrheit' ist groß im Bild und hält dem 'Profit', der am Bildrand und tiefer ist, den Mund zu. Eine mögliche (aber natürlich nicht zwingende) Lesart: Wir wahrheitsliebenden 'Mitteleuropäer_innen' können die profitsüchtigen 'Asiat_innen' an den Rand drängen und zum verstummen bringen.
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Mittwoch, 23. März 2011
Härtefallkommission
urmila, 12:40h
Diese Woche im taz Berlin - Montagsinterview: Traudl Vorbrodt, die 20 Jahr in der Härtefallkommission mitgearbeitet hat. ("In der Härtefallkommission wird über ein humanitäres Aufenthaltsrecht für abschiebebedrohte Flüchtlinge beraten.")
Sie berichtet über ihr Engagement und von ihrem Burn-Out. Das Interview schwankt interessant zwischen idealistischen Forderungen (eine Welt ohne Grenzen) und pragmatischen Ansätzen (Zusammenarbeit mit den Institutionen).
Sie berichtet über ihr Engagement und von ihrem Burn-Out. Das Interview schwankt interessant zwischen idealistischen Forderungen (eine Welt ohne Grenzen) und pragmatischen Ansätzen (Zusammenarbeit mit den Institutionen).
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