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Dienstag, 21. März 2006
Festung Europa
urmila, 22:44h
Flüchtlinge auf kleinen Booten auf den Kanaren gelandet. Ebenso in Lampedusa. Nicht alle gelandet. Etliche auch untergegangen. Die Gelandeten kurz vor der Ausweisung. Erregte Diskussionen darüber, wie 'wir' uns noch besser vor den Flüchtlingen schützen können. Aber sie kommen trotzdem. Es hilft nichts.
Dann schieben 'wir' sie ab. In Deutschland tägliche Praxis. Egal wie. Eine schwerkranke Frau mit zwei Kindern in den Kongo. Dort wird sie interniert, kommt erst einen Tag vor ihrem Tod ins Krankenhaus. Ein Dreijähriger wird von der Polizei aus der Kita entführt, um die abzuschiebende Mutter zu finden. Eine 'kurdische' Familie soll nach 17 Jahren abgeschoben werden, obwohl die Härtefallkommission sich für ein Bleiberecht ausgesprochen hat. In Österreich sorgt das 'Fremdenpaket' dafür, dass rigoros abgeschoben wird. Auch Eheschliessungen mit 'ÖsterreicherInnen' helfen da nichts.
Das alles ist in den 10 letzten Tagen passiert, als ich mich im Urlaub erholte. Besser gesagt, das ist mir beim Lesen der alten Zeitungen aufgefallen. Passiert ist bestimmt noch mehr. Die Würde des Menschen ist ....
Dann schieben 'wir' sie ab. In Deutschland tägliche Praxis. Egal wie. Eine schwerkranke Frau mit zwei Kindern in den Kongo. Dort wird sie interniert, kommt erst einen Tag vor ihrem Tod ins Krankenhaus. Ein Dreijähriger wird von der Polizei aus der Kita entführt, um die abzuschiebende Mutter zu finden. Eine 'kurdische' Familie soll nach 17 Jahren abgeschoben werden, obwohl die Härtefallkommission sich für ein Bleiberecht ausgesprochen hat. In Österreich sorgt das 'Fremdenpaket' dafür, dass rigoros abgeschoben wird. Auch Eheschliessungen mit 'ÖsterreicherInnen' helfen da nichts.
Das alles ist in den 10 letzten Tagen passiert, als ich mich im Urlaub erholte. Besser gesagt, das ist mir beim Lesen der alten Zeitungen aufgefallen. Passiert ist bestimmt noch mehr. Die Würde des Menschen ist ....
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Dienstag, 21. März 2006
Antizipierte Homophobie
urmila, 00:40h
Homophobie genauso wie Rassismus lassen sich erleben, ohne dass frau tatsächlich rassistischen oder homophoben Handlungen begegnet. Das wusste ich wohl schon länger theoretisch, aber der Urlaub hat es mir noch einmal richtig gezeigt. Uns ist nichts passiert im Urlaub, gar nichts. Aber wir haben ständig damit gerechnet. Haben uns nicht getraut, ein Doppelbett im Hotel zu fordern. Haben uns im Gegensatz zu den Heteropaaren in der Öffentlichkeit nicht geküsst, nicht die Hände gehalten. Vielleicht wäre nichts passiert, vielleicht doch. Wir haben Homophobie in jedem Fall erlebt, wenn auch (glücklicherweise) nur antizipiert.
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Samstag, 11. März 2006
Sprachlosigkeit
urmila, 21:17h
Urlaub. Fruehling, fast. Eine fremde Sprache. Ich verstehe (fast) nichts. Und kann noch weniger sagen. Auch mal gut, in der Position zu sein.
Nachtrag 20.03.06:: Das Verstehen und Verständigen ist gar nicht so das Problem. Das geht schon irgendwie. Mit Gesten, Mimik, Fremdsprachen und ein paar gelernten Worten. Schlimm ist es, so unhöflich zu sein. Anstatt: "Ich hätte gerne einen Tee mit Milch" einfach nur "Tee mit Milch" sagen zu können. Rudimentäre Sprache ohne jegliche Floskeln. So will ich eigentlich gar nicht sein. Aber es fällt mir auch nicht leicht, mal eben eine fremde Sprache zu lernen.
Nachtrag 20.03.06:: Das Verstehen und Verständigen ist gar nicht so das Problem. Das geht schon irgendwie. Mit Gesten, Mimik, Fremdsprachen und ein paar gelernten Worten. Schlimm ist es, so unhöflich zu sein. Anstatt: "Ich hätte gerne einen Tee mit Milch" einfach nur "Tee mit Milch" sagen zu können. Rudimentäre Sprache ohne jegliche Floskeln. So will ich eigentlich gar nicht sein. Aber es fällt mir auch nicht leicht, mal eben eine fremde Sprache zu lernen.
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Mittwoch, 8. März 2006
Spenden
urmila, 14:49h
Stoiber wird es nicht freuen. Die Welt steht Kopf. Vielleicht ist Bayern doch Botswana. Seit Generationen sammeln die Deutschen für die armen 'Neggerbabys'. Und jetzt das: In Kenia haben MitarbeiterInnen eines muslimischen Krankenhauses Spenden für ein Berliner Projekt für Bedürftige gesammelt. Rund 300 Kilo Kaffee und Tee schicken sie ins kalte Deutschland. (Mehr dazu z.B. bei Spiegel Online.
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Zu stark philosophisch
urmila, 02:04h
Vor einem guten Jahr hat der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky bundesweit Schlagzeilen mit seiner These "Mulitkulti ist gescheitert" gemacht. In Berlin ist er für solche Aussprüche schon länger bekannt, am Montag wurde er von der taz berlin interviewt. Auf den ersten Blick scheint es meinst ganz überzeugend, was er so sagt. Man muss die Probleme anpacken, etc. Ein Praktiker eben, dem das Integrationskonzept des Berliner Senats "zu stark philosophisch" ist. Aber wenn frau genauer hinschaut, dann wünscht sie sich schon, dass er sich auch stärker theoretisch mit dem Thema auseinandersetzte. Ein Beispiel dafür aus dem Interview:
"Je mehr Werte ein junger Mensch von dieser Gesellschaft in sich aufnimmt - egal wo die Wiege der Großeltern stand -, desto weniger wir der anfällig für falsche Werte von Parallelgesellschaften, sei es der religilöse Fanatismus, die organisierte Kriminalität oder überkommene Riten und Bräuche."
Welche Werte meint er hier genau? Jene, die es erlauben, Menschen aufgrund von Herkunft auszugrenzen? Jene, die dazu führen, dass sozial benachteiligte Kinder genauso wie jene aus 'Migrantenfamilien' schlechtere Chancen in der Schule haben? Jene, die Vielfalt ablehnen? Jene, die andere 'Kulturen' per se für rückständig erklären?
All jene sind Gründe dafür, dass sich junge Menschen ausgegrenzt fühlen und deshalb andere Zugehörigkeitskontexte suchen. Das Problem sind weniger Werte sondern Machtstrukturen, rassistische und islamophobe Denkstrukturen, institutionelle Diskriminierungen. Der Fehler steckt nicht in der Einzelnen sondern im System. Daran muss gearbeitet werden.
Aber mit einer solchen Argumentation passt wohl folgende Erklärung auf mich:
"Ehrlich gesagt hat es mich erstaunt, dass eine Aussage wie "Multikulti ist gescheitert" zu solchen Erruptionen führen kann. Aber es gibt Leute, für die ist Multikulti der Inbegriff für eine fröhliche Rutschbahn ins Paradies. Für die Leute ist so ein Satz die reine Kampfansage, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass es zu Problemen kommen muss, wenn in einer Stadt wie Berlin die unterschiedlichsten Kulturkreise aufeinander stoßen."
In Berlin stossen nicht 'Kulturkreise' aufeinander. Es gibt Konflikte. Die müssen bearbeitet werden. Aber es nutzt nichts sie zu kulturalisieren. Aber so ein Ansatz ist wohl zu philosophisch.
Nachtrag: Passend zum Thema heute auch bei yeahpope was zu Neukölln.
Noch ein Nachtrag am 10.04.06: Und wieder hat Buschkowsky es in die bundesweiten Medien geschaft. Diesmal regt er sich über Schäuble auf, der von Neuköllner Slums gesprochen hat. Wundern sollte das Buschkowsky nicht, denn welches andere Bild von seinem Bezirk verbreitet er denn?
Nachtrag 30.11.06: Und das kommt dabei raus, wenn Buschkowsky einen Referenten empfiehlt.
Nachtrag 11.12.07: Und wieder profiliert sich Buschkowsky durch Distanz zur Wissenschaft. Die taz zitiert ihn in einem Artikel über den Wachschutz vor Neuköllner Schulen:
"Für Heinz Buschkowsky sind das unsinnige akademische Überlegungen. "Mich interessieren keine Studien", poltert er. "Mich interessiert, was sich täglich hier abspielt.""
"Je mehr Werte ein junger Mensch von dieser Gesellschaft in sich aufnimmt - egal wo die Wiege der Großeltern stand -, desto weniger wir der anfällig für falsche Werte von Parallelgesellschaften, sei es der religilöse Fanatismus, die organisierte Kriminalität oder überkommene Riten und Bräuche."
Welche Werte meint er hier genau? Jene, die es erlauben, Menschen aufgrund von Herkunft auszugrenzen? Jene, die dazu führen, dass sozial benachteiligte Kinder genauso wie jene aus 'Migrantenfamilien' schlechtere Chancen in der Schule haben? Jene, die Vielfalt ablehnen? Jene, die andere 'Kulturen' per se für rückständig erklären?
All jene sind Gründe dafür, dass sich junge Menschen ausgegrenzt fühlen und deshalb andere Zugehörigkeitskontexte suchen. Das Problem sind weniger Werte sondern Machtstrukturen, rassistische und islamophobe Denkstrukturen, institutionelle Diskriminierungen. Der Fehler steckt nicht in der Einzelnen sondern im System. Daran muss gearbeitet werden.
Aber mit einer solchen Argumentation passt wohl folgende Erklärung auf mich:
"Ehrlich gesagt hat es mich erstaunt, dass eine Aussage wie "Multikulti ist gescheitert" zu solchen Erruptionen führen kann. Aber es gibt Leute, für die ist Multikulti der Inbegriff für eine fröhliche Rutschbahn ins Paradies. Für die Leute ist so ein Satz die reine Kampfansage, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass es zu Problemen kommen muss, wenn in einer Stadt wie Berlin die unterschiedlichsten Kulturkreise aufeinander stoßen."
In Berlin stossen nicht 'Kulturkreise' aufeinander. Es gibt Konflikte. Die müssen bearbeitet werden. Aber es nutzt nichts sie zu kulturalisieren. Aber so ein Ansatz ist wohl zu philosophisch.
Nachtrag: Passend zum Thema heute auch bei yeahpope was zu Neukölln.
Noch ein Nachtrag am 10.04.06: Und wieder hat Buschkowsky es in die bundesweiten Medien geschaft. Diesmal regt er sich über Schäuble auf, der von Neuköllner Slums gesprochen hat. Wundern sollte das Buschkowsky nicht, denn welches andere Bild von seinem Bezirk verbreitet er denn?
Nachtrag 30.11.06: Und das kommt dabei raus, wenn Buschkowsky einen Referenten empfiehlt.
Nachtrag 11.12.07: Und wieder profiliert sich Buschkowsky durch Distanz zur Wissenschaft. Die taz zitiert ihn in einem Artikel über den Wachschutz vor Neuköllner Schulen:
"Für Heinz Buschkowsky sind das unsinnige akademische Überlegungen. "Mich interessieren keine Studien", poltert er. "Mich interessiert, was sich täglich hier abspielt.""
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Mittwoch, 8. März 2006
Interkulturell
urmila, 00:16h
'Interkulturell' ist in. Bei uns an der Uni kann frau Interkulturelle Kommunikation studieren. Interkulturelle TrainerInnen sind gefragt. Wenn es fortschrittliche Ansätze sind, dann beschränken sie sich auch nicht darauf zu vermitteln, dass man sich in 'Asien' nicht die Nase putzt und in Deutschland Strafen zahlt.
Aber auch wenn 'interkulturell' so fortschrittlich erscheint dann bleibt da doch so ein schlechter Beigeschmack. 'Interkulturell' heisst schliesslich so viel wie zwischen den Kulturen, geht also davon aus, dass es verschiedene Kulturen gibt und diese - und nicht zwei Menschen - miteinander in Kontakt kommen (sollen). Damit wird dann schon wieder festgeschrieben, werden Grenzen aufgebaut, Gruppen homogenisiert.
Aber auch wenn 'interkulturell' so fortschrittlich erscheint dann bleibt da doch so ein schlechter Beigeschmack. 'Interkulturell' heisst schliesslich so viel wie zwischen den Kulturen, geht also davon aus, dass es verschiedene Kulturen gibt und diese - und nicht zwei Menschen - miteinander in Kontakt kommen (sollen). Damit wird dann schon wieder festgeschrieben, werden Grenzen aufgebaut, Gruppen homogenisiert.
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Montag, 6. März 2006
Doppelt Anders
urmila, 15:41h
Zentral für Mecherils Konzept der Anderen Deutschen ist, dass sie doppelt anders gemacht werden. Sowohl an ihrem Wohnort wie an ihrem imaginierten 'Herkunftsort' erfahren sie zum einen, dass sie irgendwie dazugehören, und zum anderen, dass ihnen diese Zugehörigkeit verwehrt wird.
Es ist daher eine Fiktion, dass Andere Deutsche in Deutschland 'fremd' sind und dafür aber in ihrem zugeschriebenen 'Herkunftsland' nicht.
Fremdheiterfahrungen mache ich vor allem in Indien. Dort kenne ich mich nicht aus, dort sind mir gesellschaftliche Gepflogenheiten und Strukturen nicht ausreichend vertraut. Dort merke ich immer wieder, dass ich 'deutsch' bin. In Deutschland fühle ich mich nicht 'fremd'. Ich werde es aber zum Teil gemacht. Um diese Verletzung zu vermeiden, könnte ich mich selber als 'fremd' in Deutschland definieren. Das tue ich aber nicht.
Es ist daher eine Fiktion, dass Andere Deutsche in Deutschland 'fremd' sind und dafür aber in ihrem zugeschriebenen 'Herkunftsland' nicht.
Fremdheiterfahrungen mache ich vor allem in Indien. Dort kenne ich mich nicht aus, dort sind mir gesellschaftliche Gepflogenheiten und Strukturen nicht ausreichend vertraut. Dort merke ich immer wieder, dass ich 'deutsch' bin. In Deutschland fühle ich mich nicht 'fremd'. Ich werde es aber zum Teil gemacht. Um diese Verletzung zu vermeiden, könnte ich mich selber als 'fremd' in Deutschland definieren. Das tue ich aber nicht.
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Montag, 6. März 2006
'Inderinnen' im Karneval
urmila, 00:47h
Eine Freundin von mir wohnt in einer Kleinstadt am Rhein. Im Karnevalsgebiet. Klar geht sie mit Mann und Kindern auch zum Umzug. Dieses Jahr ein besonderes Erlebnis. Die lokalen Jeckinnen (ich habe keine Ahnung, wie so eine Frauentruppe, die Karneval ernsthaft feiert, heisst - tut mir leid) gingen als 'InderInnen'. Mit langen schwarzen Perücken und 'indischen' Gewändern. Ein bisschen entäuscht war meine Freundin, dass sie kein Kardamom verteilten und auch nicht Namaste riefen. Sie selber ging als Zitrone und rief den 'InderInnen' Namaste zu. Als 'Inderin' geht sie den Rest des Jahres.
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