Montag, 13. März 2023
Situierte Identifikation
Beim Quatab Minar


Als ich mit der Freundin aus Berlin auf den Eingang des Qutub Minars zulaufe, wird uns gesagt, ich müsse meinen Rucksack abgeben. Also gehe ich, nachdem wir unsere Tickets gekauft haben - die Freundin geht problemlos als Inderin durch, ich muss meine OCI-Karte zeigen und dann geht es - zum Cloak Room. Ich habe meinen Rucksack schon abgeben, möchte aber noch einen Nachweis dafür. Da merken sie, dass ich Ausländerin bin und geben mir den Rucksack zurück: "No Foreigner Bags." Ich komme problemlos mit ihm ins Qutub Minar, muss allerdings durch eine Taschenkontrolle.

Diese Szene ist typisch für meine unklare Identifikation hier in Delhi. Mal werde ich als lokal angesehen (und soll die Tasche abgeben), mal muss ich meinen OCI-Status (Overseas Citizen of India) nachweisen, mal gelte ich als Ausländerin. Wenn ich mit der als Inderin passenden Freundin aus Berlin unterwegs bin, bin ich tendenziell Inderin. Wenn ich alleine unterwegs bin, kann es auch schon mal vorkommen, dass ich auf Hindi angesprochen werde. War ich allerdings mit meiner klar weiß positionierten Freundin unterwegs, gingen die Preise für die Autorikshas sofort auf Ausländerpreis hoch und mein Inderinnensein war kaum vermittelbar.

Für wen ich gehalten werde, hängt klar von den Umständen ab. Auch zeitlich. Vor 10/20 Jahren wurde ich fast nie als Inderin anerkannt, die OCI-Karte hat auch kaum geholfen. Das liegt zum einen daran, dass die OCI-Karte damals noch nicht so bekannt war. Aber es liegt wohl vorallem daran, dass meine Gender-Performanz damals so klar unindisch war und dass die gleiche Performanz heute nicht mehr so klar ausländisch ist. Indische Frauen* sind heute viel vielfältiger als damals und ich bin nicht mehr so seltsam.

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