Donnerstag, 14. April 2011
Under Cover Burka
Um das Burka-Verbot in Frankreich zu skandalisieren, hat die taz eine nicht Burka-tragende Reporterin in der Burka los geschickt. Die taz schickt immer mal wieder Reporter_innen in Verkleidung los, um die Situation Marginalisierter nachzuvollziehen (siehe hier und auch andere Medien machen das). Da ist Wallraff nur einer von vielen.

Aber wieso? Warum müssen Menschen aus einer (relativen) Dominanzperspektive sich verkleiden und dann darüber berichten, wie sich das so angefühlt hat? Es gibt doch genug Menschen, die ohne Verkleidung genau das erleben und nicht nur mal kurz während der Verkleidung. Sie sind die Expert_innen. Warum lassen die Medien nicht sie zu Wort kommen? Warum sollten die sich verkleidenden Reporter_innen die besseren Berichterstatter_innen sein?

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Wenn Betroffene grundsätzlich die besseren Experten und Vermittler sind, dann kann man die Tagesschau ja gleich nur noch von Politikern, Katastrophenopfern und Kombattanten machen lassen.

So problematisch diese Verkleidungkisten auch sein mögen, vielleicht kann man den Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft bestimmte Probleme anschaulicher vermitteln, wenn eine(r) der ihren sie sozusagen stellvertretend erleidet.

Würde dies freilich dazu führen, dass die Perspektive derer, die es ständig betrifft, gar nicht stattfindet, kann man das sicher zu Recht kritisieren.

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"Würde dies freilich dazu führen, dass die Perspektive derer, die es ständig betrifft, gar nicht stattfindet, kann man das sicher zu Recht kritisieren."

Genau das geschieht ja auch: Die Perspektive derer, die tagtäglich Diskriminierungen erfahren, wird ja in den Mainstream-Medien auch ausgeblendet. Noch dazu werden die Positionen sogar verdreht: Marginalisierte werden zu TäterInnen und die Mehrheitsgesellschaft wird zum Opfer gemacht, so wie es derzeit im Kontext des allgemeinen Islam-Bashing ständig passiert. Stichwort 'Schweigende Mehrheit', 'Deutschenfeindlichkeit' etc.

Demgegenüber werden die subjektiven Erfahrungen bestimmter 'KronzeugInnen' sehr gerne gehört und präsentiert, denn ihre Darstellungen entsprechen den Klischees der Mehrheitsgesellschaft und festigen die Machtverhältnisse. Siehe Necla Kelek und andere.

Es scheint also darauf anzukommen, welche subjektiven Erfahrungen ins stereotype Bild passen und dementsprechend auch in Umlauf gebracht werden sollen.

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