Montag, 4. April 2011
Selbstmord vor Abschiebung
Die taz berichtet über einen Menschen, dem ein ordentlicher Aufenthaltstitel in Deutschland über 15 Jahre verweigert wurde, der die ganzen Jahren unter den unmenschlichen gesetzlichen Regelungen leben musste und der sich nun vor der angekündigten Abschiebung umgebracht hat.

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Integration durch Radfahren
Alternative Verkehrspolitik ist mir ein wichtiges Anliegen. Die Förderung von Radverkehr finde ich höchst wichtig, aber den aktuellen Vorstoss des ADFC finde ich mehr als seltsam. Die aktuelle radzeit (als pdf) des ADFC steht unter dem Titel Migration (via taz). Im Artikel "Migrant such Fahrrad" versucht Chefredakteurin Kerstin Finkelstein das Schwerpunktthema zu motivieren und stellt seltsame Thesen auf:

"Die große Mehrheit der russischen, arabischen
und türkischen Migranten fährt nicht Rad und hat auch nicht vor, das in naher Zukunft zu ändern."

"Da sich Stadtplanung im besten Falle an den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner orientiert, wäre es für uns Radler äußerst förderlich, auch die Berliner mit ausländischen Wurzeln fürs Fahrrad zu begeistern."

"Warum also nicht mal ein wenig größer denken? Immerhin werden alle neu in Deutschland einwandernden Menschen in „Integrationskursen“ ganze 645 Stunden geschult. Neben der deutschen Sprache werden dort die Grundzüge unseres politischen und wirtschaftlichen Systems gelehrt. Warum eigentlich nicht auch Radfahren? Schließlich ist Radfahren höchst integrativ"

"Radfahren fördert Partizipation und damit Integration
– auch Kinder aus wirtschaftlich schwachen (Migranten-)Familien, deren Eltern nicht Rad fahren, werden so vor dem Ausschluss aus der Gesellschaft bewahrt, ihr Bewegungsradius erweitert sich, das fördert Neugierde und Bildung."


Vielleicht ist der Artikel ja eine Glosse und alles ist witzig gemeint? Dann wäre der aktuelle Integrationssprech vielleicht schön in seiner Absurdität vorgeführt. Aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass es ums Parodieren geht. Ich glaube es geht tatsächlich drum, dass die 'Migrant_innen' nicht Radfahren und es ihre Integration fördern würde, täten sie es.

Bin ich gut integriert, weil ich radfahre? (Oder bin ich keine 'Migrantin', weil ich radfahre?) Bis jetzt hatte ich das Gefühl nicht. Radfahren fand ich bisher immer, grenzt mich von der Dominanzgesellschaft aus. Den diese definiert sich, soweit ich das sehen kann, als Autogesellschaft.

Welche Verbindungen werden hier weshalb gezogen?

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