Ganz klar, ist Rechtsextremismus und Rassismus kein Problem der Bundeswehr (anders als im Rest der Gesellschaft). Soldat_innen mit dem ominösen Migrationshintergrund sind natürlich willkommen und werden wie alle anderen behandelt. Das zeigt sich schon an offiziellen Publikationen:
"In der Antwort auf eine Bundestagsanfrage der Grünen von 2012 zur "multikulturellen Identität der Bundeswehr" heißt es: "Ein Migrationshintergrund kann bei grundsätzlich vergleichbarer Eignung, Leistung und Befähigung … ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, das im Einzelfall effektiv eingesetzt werden kann.""
Kalarickal fasst das wie folgt zusammen:
"Soldaten mit Migrationshintergrund könnten für die Bundeswehr in vielen Bereichen vorteilhaft sein: sei es durch Sprachkompetenzen oder Kulturkenntnisse - vor allem im Auslandseinsatz. "
Und das zeigt auf jeden Fall, wie offen die Bundeswehr ist. Wer Migrationshintergrund hat, der/die kann natürlich eine andere Sprache und hat andere Kulturkenntnisse - sind halt keine Deutschen mit deutscher Sprache und deutschen Kulturkenntnissen. Mit so einem Menschenbild ist dann natürlich interkulturelle Kompetenz wichtig, wo mensch dann in Trainings lernt, dass die Anderen ein anderes Zeitgefühl als die Deutschen haben und so.
Da zeigt die Bundeswehr so richtig ihre interkulturelle Kompetenz und das Verleugnen von strukturellen Rassismus.
Nachtrag 14.03.13: Ein Vertreter des Vereins Deutscher.Soldat. e.V. hat mir eine Email geschrieben, in der er mir "eine unsachliche Unterstellung von Rassismus" in meinem "sarkastischen Kommentar" unterstellt. Das mein Beitrag eher ironisierend/ polemisch ist, dem würde ich zustimmen.
Ansonsten wundere ich mich in meinem Beitrag darüber, dass die Bundeswehr anders als der Rest der Gesellschaft kein Problem mit Rassismus haben sollte. Ich kann mir tatsächlich nicht vorstellen, dass Soldat_innen weniger rassistisch sind als der Rest der Gesellschaft.
Und das Zusammendenken von Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund und interkultureller Kompetenz ist ein Element rassistischen Denkens in Deutschland. Ich gehöre in die statistische Kategorie derer mit Migrationshintergund, daraus kommt aber keinerlei andere Sprach- oder Kulturkompetenz, die mir ermöglichen würde, der Armee im Auslandseinsatz zu helfen. Daraus kommt eher die Kompetenz Rassismus zu erkennen - auch bei der Bundeswehr.
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Zum internationalen Frauentag hat die Friedrich Ebert Stiftung heute eine Veranstaltung unter dem Titel #aufschrei gemacht.
Hauptrednerin war die indische Feministin Urvashi Butalia. Sie hat einiges an deutschen Bildern über Indien (die auch bei der Veranstaltung geäußert wurden) gerade gerückt: Nein, die Demonstrationen im Dezember waren nicht die ersten in Indien gegen Gewalt an Frauen. Es gibt eine starke Frauenbewegung, die schon lange aktiv ist, auf die Straße geht und Forderungen aufstellt. Die indische Frauenbewegung braucht keine Unterstützung im Sinne des Wie-schlimm-es-in-Indien-ist. Aber ja, die Demonstrationen im Dezember waren anders als die vorigen, es waren andere Leute auf der Straße, es gab mehr Medieninteresse und mehr internationale Aufmerksamkeit. Butalia lieferte eine spannende Analyse der Ereignisse (wenn alles gut geht, interviewe ich sie morgen und kann die dann nochmal ausführlicher darstellen).
In der darauffolgenden Diskussion mit der britischen Bloggerin Laurie Penny und der deutschen Bloggerin Merle Ströver beeindruckte Butalia immer wieder durch ihre in 30 Jahren feministischen Aktivismus gewachsene Erfahrung und ihre analytische Schärfe. Klar grenzte sie sich von orientalistischen/ postkolonialen Zuschreibungen ab. So wiess sie klar die Aufforderung zurück, in Bezug auf Indien müsse sie doch über Religion reden. Klar zeigte sie auch Entwicklungen in der feministischen Bewegung auf - und konnte daraus Optimismus schöpfen.
Laurie Penny beeindruckte auch durch komplexe Denkansätze und Schlagfertigkeit, insbesondere als ein männlicher Zuhörer meinte seine Gefühle mitteilen zu müssen, die Analyse der drei kritisierte und ausserdem foderte über 'muslimische Frauengewalt' zu sprechen.
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"Als diese ihn bemerkt, lächelt sie schüchtern-verlegen, wie es nur Asiatinnen können."
Was soll das? Das bereichert den Artikel in keinerweise? Und ich lächele so gar nicht schüchtern-verlegen.
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Ein taz-Bericht darüber, dass der Flüchtlingsaktivist Patras Bwansi abgeschoben werden soll: Ausweisung politisch motiviert?
Eine taz-Reportage über die Flüchtlingsunterkunft in Althüttendorf, wo es vor einigen Wochen einen Todesfall gab: Im Wald, weit weg von uns.
Und ein taz-Bericht über verschärfte Sicherheitsüberprüfungen bei der Einreise: Mit dem Fingerabdruck nach Europa.
Es gibt viel zu tun gegen die repressive Politik in Europa.
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Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat sich laut taz in diesem Kontext an den Bundespräsident gewandt, mit der Bitte mäßigend zu wirken. Dabei führt er auch aus:
"Roma würden als Folge dieser Diskussion bereits in ihren Herkunftsländern von Politikern und Medien zu Sündenböcken dafür gemacht, dass etwa Verhandlungen über die Erweiterung des Schengen-Abkommens stockten. Dadurch verschärfe sich die Lage der Volksgruppe dort weiter. "
Aussserdem hat die taz die Romni Diana S. porträtiert. In dem Protokoll führt Diana S. aus, wie sie in Deutschland verschweigt, Romni zu sein, um Anfeidungen zu vermeiden. Ihr Protokoll zeigt deutlich, wie sie trotzdem ständig mit Antiziganismus konfrontiert wird.
Ein Beispiel: Wenn sie in traditioneller Kleidung in Kaufhäuser geht, wird sie von Verkäufer_innen genau beobachtet bzw. es gibt Durchsagen, dass die Kund_innen auf ihre Taschen achten sollen. Um das zu vermeiden, trägt sie mittlerweile andere Kleidung, die sie nicht das Bild der Romni produzieren.
Nachtrag 08.03.13: Die taz berlin berichtet: Neukölln räumt mit Vorurteilen auf
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Für mich, die ich Nationalismen und Identitätspolitiken kritisch gegenüberstehe, und aus einer dekonstruktivistischen Perspektive ist die Idee eines gemeinsamen Staates Israel auch attraktiv. Natürlich aber nur, wenn alle Bewohner_innen dieses Landes die gleichen Rechte hätten und es einen starken Minderheitenschutz gäbe. In meinem Idealbild gebe es dann keine weiteren Vertreibungen bzw. Ausgrenzungen und Israel würde als Realität akzeptiert. Wenn ich es recht verstehe, ist diese Idee aber anti-zionistisch, weil damit Israel kein jüdischer Staat mehr wäre.
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Zum Beginn der Stadtführung am Jaffa-Tor fragte der Stadtführer, ob auch Deutsche in der Gruppe seien. Dann setzte er zu einer Erzählung über Kaiser Wilhelm an. Angeblich habe dieser 1898 in einer Kutsche in die Altstadt fahren wollen (da er ein Kaiser sei) und deswegen wurde nebem dem Jaffa-Tor der Graben zugeschüttet und eine Zufahrt geschaffen. Der Brite Allenby habe hingegen 1917 ganz demütig Jerusalem zu Fuß betreten.
Die Geschichte zum Kaiser fand ich spannend und so ging ich in die Ausstellung "The Kaiser is coming" im Davidsturm. Da stand dann allerdings nichts davon, dass der Kaiser das Zuschütten gefordert hatte und er war auch nicht in der Kutsche sondern auf einem Pferd eingeritten. Soweit zwei verschiedene Darstellungen.
Was ich viel interessanter fand, war allerdings, dass sich in der Ausstellung ziemlich positiv auf den Kaiser bezogen wurde (ohne jegliche Kritik). Entscheidend schien dabei zu sein, dass der Kaiser auf Theodor Herzl traf (auch wenn er ihm nicht Unterstützung bei der Gründung Israels zusagte).
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Markenzeichen unseres Stadtführers war ein Zeitstrahl, den er immer wieder hochhielt und uns als Visitenkarte auch mitgab. Dieser reichte von der Steinzeit bis heute. Und behauptete doch einfach, dass Jerusalem seit 1948 israelisch sei.

Mir ist nicht gleich aufgefallen, dass da was nicht stimmt. Aber dann erinnerte ich mich doch an meinen Eli Amir-Roman 'Jasmin', der in Jerusalem direkt nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 spielt. Und da ist klar, dass die Israelis 1967 die Altstadt und Ost-Jerusalem erorbert haben. Der Stadtführer hatte auch gesagt, dass die grüne Linie ausserhalb der Stadtmauer verlief. Trotzdem behauptete er einfach, die Altstadt sei seit 1948 israelisch.
Im jüdischen Viertel erzählte er, dass dies 1948 zerstört worden sei. Aber erst auf meine Nachfrage bestätigte er, dass das arabische Viertel vor der Klagemauer 1967 abgerissen wurde. Ohne den Roman hätte ich all diese Fragen nicht stellen können.
Die arabische Parlamentarierin hatte mich auch gefragt, wie ich denn eine israelische Führung durch die Altstadt habe machen können. Es gebe doch auch arabische. Es wäre wohl interessant gewesen, beide zu machen und die jeweiligen Geschichtsschreibungen, Betonungen und Auslassungen zu vergleichen.
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Zwei Tage bin ich ich durch die Jerusalemer Altstadt spaziert. Es war sehr spannend und eindrücklich. Es war aber auch krass mit soviel Religiösität konfrontiert zu werden. Das bin ich nicht gewöhnt.
Die Altstadt wird in vier Bereiche geteilt: der armenische, der christliche, der jüdische und der muslimische. Am Freitagmittag standen wir mit der Stadführung über den Dächern der Stadt und hörten den Ruf der Muezzine.

Kurz darauf fingen die Kirchenglocken an zu läuten. In der Altstadt gibt es unzählige Kirchen. In der Grabeskirche drängen sich die Christ_innen verschiedener Denominationen. Die Erlöserkirche (für die Protestant_innen) hingegen war ganz leer. Auf der Via Dolorosa begegnete ich immer wieder Gruppen von christlichen Pilger_innen, gerne auch mit Kreuz.

An einem Nachmittag zogen Franziskaner-Mönche mit Lautsprecherbegleitung durch die Stadt. Die ganze Zeit eilten Juden (alt, mittelalt, jung) in orthodoxer Kleidung durch die Stadt. An der Klagemauer beteten sie.

Neben ihnen der einzige Zugang zum Tempelberg, den Nicht-Muslim_innen nutzen dürfen. Allerdings nur zu ganz bestimmten Zeiten. Und Freitag und Samstag (die Tage, die ich da war) sind für Besuche sowieso ungünstig. Am Freitag ist der Feiertage für Muslim_innen und ab Freitagabend ist der Feiertage der Jüd_innen. Bis Samstagabend ist alles geschlossen, fahren die Busse nicht.

Ganz schon viel sichtbare und bemerkbare Relgion für eine areligiöse Person wie mich. Ein Erlebnis.
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Vor meiner Reise hatte ich aber auch von Freund_innen gehört, dass sie nicht nach Israel fahren würden. So fragte ich dann in Tel Aviv bei einem gemeinsamen Abendessen zwei arabische Israelis (oder Palästinenser_innen mit israelischer Staatsbürger_innenschaft), was sie von einem Boykott Israels halten würde. Sie waren durchaus für einen Boykott Israels, aber nur mit genauem Blick auf den konkreten Kontext. Sie argumentierten, mensch müsse immer genau schauen, wer was mit welchem Zweck und welchen Leuten organisieren würde, und das dann dementsprechend entscheiden. So erzählten sie von einem arabischen Israel, der in Israel lebe und Israel boykottieren würde. Das hiess, dass er sich bei jeder Anfrage überlege, ob er diese boykottieren müsse oder ob es vertretbar sei, daran teilzunehmen.
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Bezeichnungen sind wahrlich nicht unschuldig, sondern durch und durch politisch - nicht so leicht, wenn mensch noch gar nicht so genau weiss, welche politische Botschaft sie ausdrücken will.
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Bei der Einreise musste ich nur meinen Pass zeigen, sagen wie mein Vater heisst und was ich im Land will, dann war gut. Eine Freundin von mir (deutsche Staatsbürger_innenschaft, aber geboren in Indien) wurde schon die Einreise vermiest. Kaum war sie aus der Lufthansa-Maschine ausgestiegen, wurde sie als Einzige angesprochen und musste rechtfertigen, was sie in Israel will und warum sie einen deutschen Pass hat. Kein schönes Willkommen.
Unterwegs wurde ich immer mal wieder auf Hebräisch angesprochen, kam problemlos durch die Sicherheitskontrollen bei den Busbahnhöfen und hatte sonst auch keine Probleme (ausser dass mir die starke Präsenz von bewaffneten Soldat_innen im Straßenbild und auch in den Bussen doch unheimlich war).
Zum Flughafen wurde ich von einem Palästinenser gefahren. Kurz bevor wir am Flughafen ankamen, sagte er mir, dass er hoffe, gleich bei der Befragung nicht als Araber erkannt zu werden, sonst würde das Auto durchsucht werden. Er erzählte mir, dass er bei der Befragung bestes Hebräisch sprechen würde, damit wir durchkommen. Das reichte dann aber nicht ganz. Sein Ausweis wurde auch kontrolliert. Da er aber mittlerweile in Nord-Tel Aviv wohnt und sein Name nicht eindeutig muslimisch ist, wurde er nicht als Araber erkannt. Auch mein Pass wurde kontrolliert und ich musste sagen, wo ich war. Dann war die Zitterpartie vorbei und wir konnten weiterfahren.
In der ersten Schlange am Flughafen musste ich meinen Pass zeigen und sagen, was ich im Land gemacht hatte. Die Auskunft, einen Vortrag gehalten zu haben, reichte aus und ich wurde nicht weiter ausgefragt. Rund um mich mussten andere genaue Auskunft geben, bei wem sie wieso waren, woher sie die Personen kennen, was ihre Namen, die Namen der Kinder etc. sind.
Bei der Gepäckkontrolle wurde es dann anstrengender für mich. Viermal musste der Rucksack gescannt werden, bis ein ordentliches Bild da war. In der Schlange für die Handdurchsuchung des Gepäcks stand ich wie die anderen dumm rum und verstand nicht, warum wer rausgerufen wurde und wer stehen gelassen (der Willkür so ausgeliefert zu sein und nichts sagen zu können, ist ziemlich demütigend). Dann wurde mein Rucksack weitgehend ausgeräumt und es dauerte eine Weile bis ich ihn wieder gepackt hatte. Ich wurde zum Check-in begleitet und dann zur Oversize-Gepäckaufgabe (die ganze Zeit ohne zu wissen, warum ich Begleitung von der Security hatte - das war schon spooky).
Aber ich hatte großes Glück. Ich wurde nicht zu einer verstärkten Befragung ins Spezialzimmer genommen. Musste mich nicht ausziehen und in Unterwäsche warten, wie es einer Freundin mit deutscher Staatsbürger_innenschaft und palästinensischem Namen ergangen war, wie es wohl Standard für Palästinenser_innen ist, wie mir mein Fahrer zum Flughafen erzählte, was aber wohl auch anderen passieren kann. Ich hatte Glück bzw. kann falle nicht unter die im racial profiling Ausgesonderten.
Es musste dann nur noch nach einer weiteren Schlange das Handgepäck durchleuchtet werden und ich wirklich alles ablegen (inklusive Uhr und Gürtel), mehr noch als in Heathrow. Nach knapp zwei Stunden war ich dann auch durch die Sicherheitsüberprüfung durch und eingecheckt. Drei Stunden vorher muss mensch wirklich mindestens am Flughafen sein.
Bis dahin war auch alle Erholung und Entspannung, die ich morgens beim Spaziergang am Strand und Karmel Markt in Tel Aviv noch verpürt hatte, völlig vergangen. Ich wollte nur noch weg.
Hier in Deutschland meinte eine Bekannte, die Überüfungen seien doch nicht weiter schlimm, schliesslich wäre mensch so wenigstens sicher, dass kein Anschlag geschehe. Sicher bin ich froh, dass ich nicht in einen Anschlag gekommen bin. Aber ob so wirklich Sicherheit hergestellt werden kann, bezweifele ich. So wird immer wieder Ausgrenzung erlebt und Strategien entwickelt, sich durchzumoggeln.
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Mittags spazierten wir über den Karmel Markt, sassen in einem Cafe und haben den in der Nähe des Rothschild Boulevards zu Mittag gegessen (mit einer Gruppe aus deutschen Staatsbürgerinnen verschiedener Herkunft und palästinensischen Israelis).

Danach haben wir eine Führung durch Süd-Tel Aviv bekommen und viel über die Situation der Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern dort erfahren.
Mein Aufenthalt in Isarel ist so kurz und ich habe schon so viele verschiedene Eindrücke bekommen. Sehr Horizont erweiternd.
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