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Donnerstag, 24. Januar 2013
Aufdringliche alte Herren
urmila, 16:31h
die mit zunehmenden Alkohlgenuss immer mehr die Distanz zu jüngeren Frauen vermissen lassen, kenne ich auch. Und auch die Ohnmacht danach, wenn die meisten das Problem gar nicht sehen und die anderen vor der Macht des alten Herren Angst haben. Dann wird der Vorfall unter den Teppich gekehrt. Wenn das grinsende Gesicht des alten Herren mir dann aber aus der Zeitung entgegen strahlt oder ich ihn im Radio höre, wird mir ganz anders.
Ich kann mir also gut vorstellen, dass die Journalistin Laura Himmelreich das (siehe Stern) wirklich so erlebt hat und halte es auch nicht für überraschend, dass ein Jahr lang nicht darüber berichtet wurde.
Ich kann mir also gut vorstellen, dass die Journalistin Laura Himmelreich das (siehe Stern) wirklich so erlebt hat und halte es auch nicht für überraschend, dass ein Jahr lang nicht darüber berichtet wurde.
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Dienstag, 22. Januar 2013
Deutschland verursacht Ausgrenzung
urmila, 17:47h
Deutschland höhlt das Asylrecht immer weiter aus und scheint nur an Abschottung interessiert. So berichtet die taz:
"Mesovic berichtet von einer Roma-Frau, die in Serbien von Rechtsradikalen angegriffen worden sei. Die serbische Polizei habe ihr nicht geholfen. Trotzdem habe das deutsche Bundesamt ihren Asylantrag abgelehnt."
Deutschland bietet nicht nur keinen Schutz vor Verfolgung, mit seiner restriktiven Politik verursacht es auch antiziganisitische Ausgrenzung. Die taz schreibt:
"Wer im Verdacht steht, in der EU missbräuchlich Asyl beantragen zu wollen, darf das Land oft nicht verlassen. Seit den jüngsten Drohungen, die Visumfreiheit einzuschränken, wird noch strenger kontrolliert. „Wenn eine Roma-Familie mit sechs Personen im Bus sitzt, wird sie nach dem Zweck der Reise gefragt. Hat sie kein Rückreiseticket, muss sie den Bus verlassen“, sagt Kenan Emini, Vereinsvorsitzender des Roma Center Göttingen."
und weiter:
Laut dem serbischen Auslandsradio plant die serbische Regierung noch striktere Maßnahmen. Das Justizministerium wolle „falsche Asylbewerbungen“ serbischer Staatsbürger im Ausland unter Strafe stellen. Dies könnte noch mehr Serben davon abhalten, in Deutschland Asyl zu suchen. "
Es scheint als ob Deutschland selbst so durch und durch (strukturell) antiziganistisch ist, dass es vor Antiziganismus keinen Schutz bieten will.
Nachtrag 10.04.13: Die taz berichtet über das de facto Ausreiseverbot für Roma in Serbien, dass ihre Rechte missachtet.
"Mesovic berichtet von einer Roma-Frau, die in Serbien von Rechtsradikalen angegriffen worden sei. Die serbische Polizei habe ihr nicht geholfen. Trotzdem habe das deutsche Bundesamt ihren Asylantrag abgelehnt."
Deutschland bietet nicht nur keinen Schutz vor Verfolgung, mit seiner restriktiven Politik verursacht es auch antiziganisitische Ausgrenzung. Die taz schreibt:
"Wer im Verdacht steht, in der EU missbräuchlich Asyl beantragen zu wollen, darf das Land oft nicht verlassen. Seit den jüngsten Drohungen, die Visumfreiheit einzuschränken, wird noch strenger kontrolliert. „Wenn eine Roma-Familie mit sechs Personen im Bus sitzt, wird sie nach dem Zweck der Reise gefragt. Hat sie kein Rückreiseticket, muss sie den Bus verlassen“, sagt Kenan Emini, Vereinsvorsitzender des Roma Center Göttingen."
und weiter:
Laut dem serbischen Auslandsradio plant die serbische Regierung noch striktere Maßnahmen. Das Justizministerium wolle „falsche Asylbewerbungen“ serbischer Staatsbürger im Ausland unter Strafe stellen. Dies könnte noch mehr Serben davon abhalten, in Deutschland Asyl zu suchen. "
Es scheint als ob Deutschland selbst so durch und durch (strukturell) antiziganistisch ist, dass es vor Antiziganismus keinen Schutz bieten will.
Nachtrag 10.04.13: Die taz berichtet über das de facto Ausreiseverbot für Roma in Serbien, dass ihre Rechte missachtet.
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Sonntag, 20. Januar 2013
Demonstration des Indischen Frauenvereins
urmila, 13:55h

Der Indische Frauenverein hatte letzten Freitag zu einer Demonstration zur Unterstützung der Proteste in Indien gegen Gewalt gegen Frauen aufgerufen. Soweit ich es verfolgen konnte, lief die Werbung einmal über Kontakte zu anderen indischen Vereinen und über die Facebook-Gruppe Berliner InderKinder (darüber habe ich davon mitbekommen). Um 10.00 Uhr früh versammelte sich dann aber nur eine kleine Gruppe von etwa 35 engagierten Demonstrierenden am Leipziger Platz. Dies waren überwiegend ältere indische Migrantinnen und Migranten und wenige jüngere. Sie zogen gemeinsam zur indischen Botschaft und skandierten dabei Slogans gegen Vergewaltigung und zum Schutz von Frauen.

An der Botschaft überreichten sie dann der Botschafterin eine Petition.
Mir waren die Forderungen der Petition und der Slogans zu wenig radikal bzw. zu sehr in der heteronormativen Ordnung verhaftet. Aber ich habe auch nicht ausprobiert, ob nicht radikalere Forderungen und Slogans wie "Down with patriarchy" Unterstützung gefunden hätten.
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Berufsberatung
urmila, 13:27h
Ein taz-Porträt von drei Frauen, die bei Schlecker gearbeitet hatten und jetzt neue Jobs brauchen, wirft ein Licht auf die Qualität von Berufsberatung:
"Yvonne Bruder kommt aus dem Vogtland, nach der Wende wollte die Abiturientin Lehrerin werden. Doch sagte man ihr bei der Berufsberatung eine Lehrerschwemme voraus. „Ich habe mich abbringen lassen“, erinnert sie sich. Yvonne Bruder orientierte sich um, wurde Trainee bei Schlecker."
"Yvonne Bruder kommt aus dem Vogtland, nach der Wende wollte die Abiturientin Lehrerin werden. Doch sagte man ihr bei der Berufsberatung eine Lehrerschwemme voraus. „Ich habe mich abbringen lassen“, erinnert sie sich. Yvonne Bruder orientierte sich um, wurde Trainee bei Schlecker."
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Weniger Geld für 'Ausländer'
urmila, 13:20h
In einem taz berlin-Interview erzählt der Konrektor Raúl Herrera, dass Lehrer_innen, die "woanders studiert haben oder keine Deutschen sind" weniger verdienen als ihre Kolleg_innen, die nicht in diese Kategorie fallen. Als er sich über die geringere Bezahlung beschwert hat, bekomm er vom Oberschulrat die Antwort:
"Er hat sehr darauf abgehoben, dass ich in Chile studiert habe – kein Wort davon, dass ich hier promoviert habe und hier in Berlin ein voll anerkannter Lehrer bin."
Tolle Logik.
"Er hat sehr darauf abgehoben, dass ich in Chile studiert habe – kein Wort davon, dass ich hier promoviert habe und hier in Berlin ein voll anerkannter Lehrer bin."
Tolle Logik.
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Donnerstag, 17. Januar 2013
EU-Flüchtlingspolitik
urmila, 18:01h
Die taz berichtet:
"Eine geplante Aufnahmerichtlinie der EU erleichtert es, Asylbewerber zu inhaftieren. Auch Deutschland will sie in Brüssel jetzt durchwinken."
Wer in das UN-Resettlement-Programm bekommt hat dagegen geradezu menschliche Lebensbedingungen. Die taz dokumentiert die Stationen eines "Flüchtlings erster Klasse" aus dem UN-Lager Choucha an der tunesisch-libyschen Grenze über das Übergangslager Friedland in das Flüchtlingsheim Marienfelde. Deutschland hat nur 195 von 4000 Menschen aus Coucha aufgenommen.
"Im November ist Gatoni nach Nürnberg gereist, wo der UNHCR eine Konferenz über Resettlement abhielt. „Ich habe gesagt, dass sie auch die anderen Flüchtlinge aus Choucha rausholen müssen.“ Genutzt hat es nichts: Der UNHCR wird das Lager bald schließen. "
"Eine geplante Aufnahmerichtlinie der EU erleichtert es, Asylbewerber zu inhaftieren. Auch Deutschland will sie in Brüssel jetzt durchwinken."
Wer in das UN-Resettlement-Programm bekommt hat dagegen geradezu menschliche Lebensbedingungen. Die taz dokumentiert die Stationen eines "Flüchtlings erster Klasse" aus dem UN-Lager Choucha an der tunesisch-libyschen Grenze über das Übergangslager Friedland in das Flüchtlingsheim Marienfelde. Deutschland hat nur 195 von 4000 Menschen aus Coucha aufgenommen.
"Im November ist Gatoni nach Nürnberg gereist, wo der UNHCR eine Konferenz über Resettlement abhielt. „Ich habe gesagt, dass sie auch die anderen Flüchtlinge aus Choucha rausholen müssen.“ Genutzt hat es nichts: Der UNHCR wird das Lager bald schließen. "
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Viele Stimmen
urmila, 01:41h
Alke Wierth hat für die taz berlin Vertreter_innen eines neuen Dachverbands von Roma-Selbstorganisationen 'Rromano-Bündnis' zu diesem Dachverband interviewt (online finde ich das Interview nicht).
Milan Pavlovic vom Rroma-Informations-Centrum sagt darin:
"Es nervt, dass die Mehrheitsgesellschaft immer erwartet, dass wir mit einer Stimem sprechen müssen, uns nicht streiten dürfen. Auch Geschwister streiten. Das ist naütrlich. Im deutschen Parlament streiten die Leute sich täglich [...] Streiten ist produktiv für die Zusammenarbeit."
Gut gesagt. Auch Ausgegrenzte haben Meinungsvielfalt!
Milan Pavlovic vom Rroma-Informations-Centrum sagt darin:
"Es nervt, dass die Mehrheitsgesellschaft immer erwartet, dass wir mit einer Stimem sprechen müssen, uns nicht streiten dürfen. Auch Geschwister streiten. Das ist naütrlich. Im deutschen Parlament streiten die Leute sich täglich [...] Streiten ist produktiv für die Zusammenarbeit."
Gut gesagt. Auch Ausgegrenzte haben Meinungsvielfalt!
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Dienstag, 15. Januar 2013
Worte und Machtverhältnisse
urmila, 22:29h
In der erbitterten Debatte darüber, ob rassistische Begriffe in Kinderbüchern geändert werden dürfen, kommt immer wieder das (Pro-)Argument, dass die Begriffe beim Schreiben nicht rassistisch gewesen seien, sie es jetzt aber seien und daher eine Modernisierung notwendig sei. Diese Argumentationsschiene habe ich bisher nicht verstanden, weil die Worte in meinem Verständnis schon immer rassistisch waren. Ein Pro-Artikel des Schriftstellers Jakob Hein in der taz hilft mir dabei, diese Logik nachzuvollziehen. Hein schreibt:
"So ist „Neger“ 2013 zweifellos ein rassistisches Wort in der deutschen Sprache. Über das Wort ist viel zu sagen, insbesondere dass es vor einigen Jahrzehnten kein rassistisches Wort war. Die Kultur in Deutschland war damals rassistischer, sie war auch sexistischer und weniger demokratisch. Das kann dem Wort nicht angelastet werden. „Neger“ war damals so wenig rassistisch, wie „Fräulein“ nicht sexistisch war. Die Zeiten haben sich millimeterweise geändert, die fünf Buchstaben N-e-g-e-r konnten das nicht. Sie stehen zusammen als ein Wort, das aus der Zeit gefallen ist. "
Hein stellt fest, dass das N-Wort heute rassistisch ist und das Fräulein sexistisch (so verstehe ich ihn zumindest). Ausserdem stellt er fest, dass (die) Deutschland(e?) vor einigen Jahrzehnten rassistischer und sexistischer war(en) als heute (dem würde ich zustimmen). Er behauptet aber die beiden Worte waren damals nicht rassistisch und sexistisch. Wie kommt er zu der Schlussfolgerung?
Ich vermute, dass weil Kritik an den Begriffen (und den durch sie reproduzierten Machtverhältnisse) von der zeitgenössischen Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wurde, (fast) alle die Begriffe als selbstverständlich und normal wahrgenommen haben und daher kritiklos genutzt haben, die Begriffe deshalb noch heute von Hein und anderen als in der Zeit nicht rassisitisch oder sexistisch verstanden werden. Oder anders formuliert: Was normal war und von (fast) allen benutzt wurde, kann nicht rassistisch/ sexistisch/ etc. gewesen sein. Aus der machtkritischen Theorie kommend, argumentiere ich genau anders herum, die Normalität der Verwendung zeigt, dass die Begriffe die gesellschaftlich legitimierten Machtverhältnisse (re)produzieren. Die Begriffe sind nicht unschuldig, sondern bilden diese Machtverhältnisse ab und produzieren sie.
In der Argumentation die Begriffe seien nicht -istisch gewesen, steckt wahrscheinlich auch der Wunsch die Menschen, die damals die Begriffe benutzt haben, vor dem Vorwurf sie seien -Isten gewesen, zu bewahren. In diesem Wunsch scheint mir wieder das Missverständnis zu stecken, dass Menschen, die -istische Begriffe nutzen, deswegen böse willentlich handelnde -Isten seien. So würde ich aber nicht argumentieren. Preußler und Lindgren können durchaus überzeugte Anti-Rassist_innen gewesen sein (ich weiss über die beiden zu wenig, um das zu beurteilen) und trotzdem Rassismus reproduzierende Begriffe benutzt haben. Eben weil dies normal war und es eine besondere Offenheit brauchte, den rassistischen Gehalt zu erkennen und damit kritisch umzugehen.
Wir alle nutzen immer wieder -istische Begriffe. Häufig ohne das zu wollen, weil wir den -istischen Gehalt zu wenig wahrnehmen. Bei manchen -Ismen sind wir potentiell vorsichtiger als bei anderen. Ich nehme aber an, dass es kaum Personen gibt, die wirklich alle -Ismen immer auf dem Schirm haben und gar keine -istischen Begriffe oder Formulierungen benutzen.
Wenn ich dafür plädiere, dass -istische Begriffe aus Kinderbüchern verschwinden sollen, geht es mir nicht darum die Autor_innen dieser Bücher als -Isten zu kategoriseren. Mir geht es darum, dass Kinder möglichst wenige -Ismen lernen. Dazu nochmal ein Hein-Zitat:
"Die Kindheit ist eine prägende Zeit. Hier wird das Grundgerüst der Werte, Normen und auch der Worte angelegt. "
Und noch eine kurze Bemerkung zu Heins Artikel: Mir gefällt, dass er davon spricht, dass hier eine Abwägung von zwei Prinzipien (Rassismuskritik und Zensurkritik) vorzunehmen ist. Denn das nimmt beides ernst und zeigt, dass es keine einfachen Lösungen gibt und Entscheidungen notwendig sind.
"So ist „Neger“ 2013 zweifellos ein rassistisches Wort in der deutschen Sprache. Über das Wort ist viel zu sagen, insbesondere dass es vor einigen Jahrzehnten kein rassistisches Wort war. Die Kultur in Deutschland war damals rassistischer, sie war auch sexistischer und weniger demokratisch. Das kann dem Wort nicht angelastet werden. „Neger“ war damals so wenig rassistisch, wie „Fräulein“ nicht sexistisch war. Die Zeiten haben sich millimeterweise geändert, die fünf Buchstaben N-e-g-e-r konnten das nicht. Sie stehen zusammen als ein Wort, das aus der Zeit gefallen ist. "
Hein stellt fest, dass das N-Wort heute rassistisch ist und das Fräulein sexistisch (so verstehe ich ihn zumindest). Ausserdem stellt er fest, dass (die) Deutschland(e?) vor einigen Jahrzehnten rassistischer und sexistischer war(en) als heute (dem würde ich zustimmen). Er behauptet aber die beiden Worte waren damals nicht rassistisch und sexistisch. Wie kommt er zu der Schlussfolgerung?
Ich vermute, dass weil Kritik an den Begriffen (und den durch sie reproduzierten Machtverhältnisse) von der zeitgenössischen Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wurde, (fast) alle die Begriffe als selbstverständlich und normal wahrgenommen haben und daher kritiklos genutzt haben, die Begriffe deshalb noch heute von Hein und anderen als in der Zeit nicht rassisitisch oder sexistisch verstanden werden. Oder anders formuliert: Was normal war und von (fast) allen benutzt wurde, kann nicht rassistisch/ sexistisch/ etc. gewesen sein. Aus der machtkritischen Theorie kommend, argumentiere ich genau anders herum, die Normalität der Verwendung zeigt, dass die Begriffe die gesellschaftlich legitimierten Machtverhältnisse (re)produzieren. Die Begriffe sind nicht unschuldig, sondern bilden diese Machtverhältnisse ab und produzieren sie.
In der Argumentation die Begriffe seien nicht -istisch gewesen, steckt wahrscheinlich auch der Wunsch die Menschen, die damals die Begriffe benutzt haben, vor dem Vorwurf sie seien -Isten gewesen, zu bewahren. In diesem Wunsch scheint mir wieder das Missverständnis zu stecken, dass Menschen, die -istische Begriffe nutzen, deswegen böse willentlich handelnde -Isten seien. So würde ich aber nicht argumentieren. Preußler und Lindgren können durchaus überzeugte Anti-Rassist_innen gewesen sein (ich weiss über die beiden zu wenig, um das zu beurteilen) und trotzdem Rassismus reproduzierende Begriffe benutzt haben. Eben weil dies normal war und es eine besondere Offenheit brauchte, den rassistischen Gehalt zu erkennen und damit kritisch umzugehen.
Wir alle nutzen immer wieder -istische Begriffe. Häufig ohne das zu wollen, weil wir den -istischen Gehalt zu wenig wahrnehmen. Bei manchen -Ismen sind wir potentiell vorsichtiger als bei anderen. Ich nehme aber an, dass es kaum Personen gibt, die wirklich alle -Ismen immer auf dem Schirm haben und gar keine -istischen Begriffe oder Formulierungen benutzen.
Wenn ich dafür plädiere, dass -istische Begriffe aus Kinderbüchern verschwinden sollen, geht es mir nicht darum die Autor_innen dieser Bücher als -Isten zu kategoriseren. Mir geht es darum, dass Kinder möglichst wenige -Ismen lernen. Dazu nochmal ein Hein-Zitat:
"Die Kindheit ist eine prägende Zeit. Hier wird das Grundgerüst der Werte, Normen und auch der Worte angelegt. "
Und noch eine kurze Bemerkung zu Heins Artikel: Mir gefällt, dass er davon spricht, dass hier eine Abwägung von zwei Prinzipien (Rassismuskritik und Zensurkritik) vorzunehmen ist. Denn das nimmt beides ernst und zeigt, dass es keine einfachen Lösungen gibt und Entscheidungen notwendig sind.
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Body-Mass-Index
urmila, 20:24h
In der heutigen Print-taz (online finde ich den Artikel nicht) wird über den Lehrer Arne Ulbricht berichtet, der gegen seinen Beamtenstatus gekämpft hat und jetzt wieder Angestellter wird (mit weniger Gehalt). Diesen Schritt versteht Ulbricht auch als einen Akt der Solidarität mit Menschen, die nicht verbeamtet werden können (aus diversen Gründen).
Einer der Gründe, die gegen Verbeamtung sprechen, ist ein zu hoher Body-Mass-Index in der Gesundheitsprüfung. Ulbricht sagt dazu laut taz:
"Ich habe Kollegen, die nur deswegen nicht verbeamtet werden können, weil sie zu dick sind. Obwohl sie tolle Lehrer sind. ... Da hört für mich jedes Verständnis auf."
Ich habe auch eine Kollegin, die vor ihrer Gesundheitsprüfung sehr auf ihr Gewicht achtet, damit ihr die Verbeamtung nicht verwehrt wird.
Verstösst so eine Überprüfung nicht gegen dass AGG? Warum darf der Staat auf Grund (von angenommener) gesundheitlicher Beeinträchtigung ausgrenzen?
Einer der Gründe, die gegen Verbeamtung sprechen, ist ein zu hoher Body-Mass-Index in der Gesundheitsprüfung. Ulbricht sagt dazu laut taz:
"Ich habe Kollegen, die nur deswegen nicht verbeamtet werden können, weil sie zu dick sind. Obwohl sie tolle Lehrer sind. ... Da hört für mich jedes Verständnis auf."
Ich habe auch eine Kollegin, die vor ihrer Gesundheitsprüfung sehr auf ihr Gewicht achtet, damit ihr die Verbeamtung nicht verwehrt wird.
Verstösst so eine Überprüfung nicht gegen dass AGG? Warum darf der Staat auf Grund (von angenommener) gesundheitlicher Beeinträchtigung ausgrenzen?
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Donnerstag, 10. Januar 2013
Journalist des Jahres 2012
urmila, 00:15h
Laut taz hat Reporter ohne Grenzen Mazen Darwish zum Journalisten des Jahres 2012 ernannt. Mazen Darwish wurde mit Kolleg_innen (darunter auch Razan Ghazzawi und Hussein Ghreer) im Februar letzten Jahres in Syrien festgenommen. Während Razan aus dem Gefängnis entlassen wurde, sind sowohl Mazen Darwish wie Hussein immer noch inhaftiert.
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Samstag, 5. Januar 2013
Und es tut sich was
urmila, 19:18h
Die taz berichtet, dass rassismuskritische Intervention(en) dazu geführt haben, dass die neue Auflage von 'Die kleine Hexe' ohne rassistische Begriffe erscheinen soll.
Diese Änderung produziert natürlich viel Kritik. Vorallem scheint argumentiert zu werden, dass mensch literarische Klassiker nicht ändern sollte. Und grundsätzlich würde ich dem zustimmen. Rassismen in literarischen Klassikern sind ein Ausdruck ihrer Zeit und sollten als solche stehen bleiben. Aber nicht in Kinderbüchern. Kinder lernen unter anderem durch Bücher die Welt kennen und entwickeln Selbstentwürfe. Sie können das Gehörte noch nicht kritisch reflektieren, daher sollten sie mit möglichst wenigen Rassimus-, (Hetero)Sexismus-, etc.-Reproduktionen konfrontiert werden. Es ist nicht egal, mit welchen (Sprach)Bildern Kinder konfrontiert werden.
Eine andere Kritik behauptet, dass die rassistischen Begriffe zur Zeit des Schreibens neutral gewesen sein. Da scheint mir neutral mit normal verwechselt zu werden. Die Verwendung der rassistischen Begrife belegt sicher die Normalität dieser Rassismusreproduktionen zur Zeit des Schreibens, aber sicher nicht deren Neutralität. Europäischer Rassismus ist insbesondere durch die Aufklärung und im Laufe des Kolonialismus legitimiert und normalisiert worden - und hat sich auch in der Sprache niedergeschlagen. Das N-Wort war schon immer mit Abwertung und Ausgrenzung verbunden.
Warum in der Print-taz, das N-Wort im Titel des Artikels vorkommen muss und im Artikel so häufig ausgeschrieben werden muss, verstehe ich nicht. Ich finde es ok, es zu zitieren, damit auch Leser_innen, die nicht in den Debatten drin sind, verstehen worum es geht. Aber es muss nicht so häufig wiederholt werden.
Ausserdem ärgert es mich, dass in der Print-taz die Kritik an Rassismus in Kinderbüchern auf Wolfgang Benz zurückgeführt wird, obwohl es schon vor seiner Intervention eine intensive Auseinandersetzung dazu gab (vergleiche meinen älteren Blogeintrag).
Nachtrag kurz darauf: Die Kommentare zum taz-Artikel sind furchtbar. Warum regen sich die Leute so über die Änderung auf? Fühlen sie sich persönlich angegriffen? Fühlen sie sich in ihren Privilegien angegriffen? Es ist spannend, welche Themen zu welchen Gefühlsausbrüchen führen und welche nicht.
Nachtrag 12.01.13: Heute in der Print-taz eine ganze Seite Leser_innenbriefe zur 'Kleinen Hexe' (pro und contra), ein Artikel von Anna Klöpper "Zensur in Kinderüchern" (das ist der Titel des Online-Artikels und der ist contra) und ein Kommentar von Daniel Bax (pro).
Wahnsinn was für ein Aufreger (auch oder gerade unter taz-Leser_innen und -Redakteur_innen), das Streichen des N-Worts ist. Da zeigt sich, wie wichtig und schwierig die Debatte ist. In den Contra-Stimmen fehlt mir das Bewusstsein, dass Kinder durch Kinderbücher die Welt, die Sprache und sich kennenlernen. Es wird so getan, als ob Kinder schon kritisch-historisch reflektieren könenn. Klöpper behautptet gar, dass diskriminierende Sprache in Kinderbüchern zu einer Sensibilisierung für Diskriminierungen führen kann. Dem kann ich so gar nicht folgen. Was erstmal als normal gelernt wird, muss mit viel Aufwand wieder verlernt werden. Warum dann erst lernen.
Aber auch Bax Argumentation finde ich nicht sehr überzeugend. Bei ihm geht es um Modernisierung von Sprache und darum, dass Kinder die veraltete Sprache nicht mehr verstehen würden. Meine Kritik gilt aber nicht veralteter Sprache sondern diskriminierender Sprache. Die diskriminierenden Worte waren auch früher nicht unproblematisch.
Bax letzten Absatz kann ich mich aber anschliessen:
"Angesichts dessen erstaunt die Wut, die die bloße Ankündigung eines Verlags, ein paar Details in einem Kinderbuch zu verändern, ausgelöst hat. In der Verbissenheit, mit der mache an Begriffen wie "Neger" festhalten wollen, scheint eine seltsame Sehnsucht nach der vermeintlich "guten alten Zeit" durch, als man solche Worte noch ungehemmt verwenden durfte. Man sollte bei solch unkritischer Nostalgie aber nicht vergessen, dass unverheiratete Frauen damals auch noch "Fräulein" genannt wurden, Abtreibungen verboten und Altnazis noch überall in Amt und Würden waren."
Diese Änderung produziert natürlich viel Kritik. Vorallem scheint argumentiert zu werden, dass mensch literarische Klassiker nicht ändern sollte. Und grundsätzlich würde ich dem zustimmen. Rassismen in literarischen Klassikern sind ein Ausdruck ihrer Zeit und sollten als solche stehen bleiben. Aber nicht in Kinderbüchern. Kinder lernen unter anderem durch Bücher die Welt kennen und entwickeln Selbstentwürfe. Sie können das Gehörte noch nicht kritisch reflektieren, daher sollten sie mit möglichst wenigen Rassimus-, (Hetero)Sexismus-, etc.-Reproduktionen konfrontiert werden. Es ist nicht egal, mit welchen (Sprach)Bildern Kinder konfrontiert werden.
Eine andere Kritik behauptet, dass die rassistischen Begriffe zur Zeit des Schreibens neutral gewesen sein. Da scheint mir neutral mit normal verwechselt zu werden. Die Verwendung der rassistischen Begrife belegt sicher die Normalität dieser Rassismusreproduktionen zur Zeit des Schreibens, aber sicher nicht deren Neutralität. Europäischer Rassismus ist insbesondere durch die Aufklärung und im Laufe des Kolonialismus legitimiert und normalisiert worden - und hat sich auch in der Sprache niedergeschlagen. Das N-Wort war schon immer mit Abwertung und Ausgrenzung verbunden.
Warum in der Print-taz, das N-Wort im Titel des Artikels vorkommen muss und im Artikel so häufig ausgeschrieben werden muss, verstehe ich nicht. Ich finde es ok, es zu zitieren, damit auch Leser_innen, die nicht in den Debatten drin sind, verstehen worum es geht. Aber es muss nicht so häufig wiederholt werden.
Ausserdem ärgert es mich, dass in der Print-taz die Kritik an Rassismus in Kinderbüchern auf Wolfgang Benz zurückgeführt wird, obwohl es schon vor seiner Intervention eine intensive Auseinandersetzung dazu gab (vergleiche meinen älteren Blogeintrag).
Nachtrag kurz darauf: Die Kommentare zum taz-Artikel sind furchtbar. Warum regen sich die Leute so über die Änderung auf? Fühlen sie sich persönlich angegriffen? Fühlen sie sich in ihren Privilegien angegriffen? Es ist spannend, welche Themen zu welchen Gefühlsausbrüchen führen und welche nicht.
Nachtrag 12.01.13: Heute in der Print-taz eine ganze Seite Leser_innenbriefe zur 'Kleinen Hexe' (pro und contra), ein Artikel von Anna Klöpper "Zensur in Kinderüchern" (das ist der Titel des Online-Artikels und der ist contra) und ein Kommentar von Daniel Bax (pro).
Wahnsinn was für ein Aufreger (auch oder gerade unter taz-Leser_innen und -Redakteur_innen), das Streichen des N-Worts ist. Da zeigt sich, wie wichtig und schwierig die Debatte ist. In den Contra-Stimmen fehlt mir das Bewusstsein, dass Kinder durch Kinderbücher die Welt, die Sprache und sich kennenlernen. Es wird so getan, als ob Kinder schon kritisch-historisch reflektieren könenn. Klöpper behautptet gar, dass diskriminierende Sprache in Kinderbüchern zu einer Sensibilisierung für Diskriminierungen führen kann. Dem kann ich so gar nicht folgen. Was erstmal als normal gelernt wird, muss mit viel Aufwand wieder verlernt werden. Warum dann erst lernen.
Aber auch Bax Argumentation finde ich nicht sehr überzeugend. Bei ihm geht es um Modernisierung von Sprache und darum, dass Kinder die veraltete Sprache nicht mehr verstehen würden. Meine Kritik gilt aber nicht veralteter Sprache sondern diskriminierender Sprache. Die diskriminierenden Worte waren auch früher nicht unproblematisch.
Bax letzten Absatz kann ich mich aber anschliessen:
"Angesichts dessen erstaunt die Wut, die die bloße Ankündigung eines Verlags, ein paar Details in einem Kinderbuch zu verändern, ausgelöst hat. In der Verbissenheit, mit der mache an Begriffen wie "Neger" festhalten wollen, scheint eine seltsame Sehnsucht nach der vermeintlich "guten alten Zeit" durch, als man solche Worte noch ungehemmt verwenden durfte. Man sollte bei solch unkritischer Nostalgie aber nicht vergessen, dass unverheiratete Frauen damals auch noch "Fräulein" genannt wurden, Abtreibungen verboten und Altnazis noch überall in Amt und Würden waren."
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