Samstag, 22. Januar 2011
Ungleichheiten in der Entwicklungszusammenarbeit
Aus der taz:

"Der SPD-Entwicklungspolitiker Sascha Raabe sagte der taz: "Die Personalpolitik Niebels nennen wir in Entwicklungsländern ,schlechte Regierungsführung'.""

Aber wir sind ja 'entwickelt', dürfen daher machen was wir wollen und den anderen sagen, was die zu tun haben.

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Montag, 17. Januar 2011
Vortrag in Bonn
Eingeladen von den Riot Skirts halte ich am Mittwoch einen Vortrag in Bonn unter dem Titel: "Kopftücher, Homophobie und deutsche Leitkultur - Über die Verflechtung von (antimuslimischem) Rassismus und Heteronormativität".

Ort: Kult41/ Beginn: 20h/ Eintritt frei

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Sonntag, 16. Januar 2011
Inklusive Party


Gestern bei der GLADT -Party im Südblock am Kottbuser Tor: ein paar Rolli-Fahrer_innen finden ihren Weg durch die Menge, Menschen aller Gender feiern miteinander, Dominanzdeutsche sind mal nicht in der Mehrheit (und diese drei Kategorisierungen sind nicht exklusiv gemeint). Leider ein seltenes Erlebnis in dieser Mischung.

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Freitag, 14. Januar 2011
Hierarchie der Überschwemmungen
In dem taz-Artikel Hundttausende obdachlos:
  • 1.155 Zeichen über die Hochwasser in Australien (ohne Angaben über Todesopfer - die gab es in früheren Artikeln)
  • 622 Zeichen über Brasilien (über 360 Tote)
  • 477 Zeichen über die Philippinen (mindestens 42 Tote)
  • 159 Zeichen über Sri Lanka (mindestens 21 Tote, sonst fast keine Informationen)
Warum sind die Überschwemmungen in Australien so viel berichtenswerter als alll die anderen? Warum habe ich in den Medien bis jetzt kaum etwas von den Überschwemmungen in Sri Lanka erfahren?

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Abschiebung mit Todesfolge
Die taz berichtet: Eine schwerkranke Frau wurde abgeschoben und starb einen Monat nach ihrer Abschiebung:

"Es gab weder Medikamente noch Geld für einen Arzt. ... "Die Abschiebung bedeutete den Abbruch der fachärztlich gebotenen psychiatrischen Behandlung", sagt Anwalt Dieckmann. Man wisse zwar nicht, was die Gehirnblutung ausgelöst habe, erklärt Markus Göpfert, Leiter des Caritas-Fachdienstes Migration. "Aber möglicherweise gibt es einen Zusammenhang ..."

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Donnerstag, 13. Januar 2011
Geschichten über Aussiedler_innen
tagesschau.de interviewt Reiner Klingholz zu Aussiedler_innen. In dem Interview werden einige steile Thesen aufgestellt:

"Der Experte Klingholz erklärt im Interview mit tagesschau.de, warum die Integration der Aussiedler eine Erfolgsgeschichte ist."

Mit Aussiedler_innen habe ich mich noch nicht schwerpunktmässig auseinandergesetzt, aber diese Aussage finde ich überraschend. Zum einen, weil es mal eben eine recht große Gruppe homongenisiert, was nie funktionieren kann. Zum anderen, weil ab und zu Aussiedler_innen auch als Problem gehandelt werden. Zum Beispiel in Marzahn, wo sie die größte Einwanderergruppe stellen. Im Interview wird dann später auch klar, dass die migrierenden Erwachsenen erhebliche Probleme auf dem Arbeitsmarkt haben und weit unter ihrer Qualifikation arbeiten müssen, was sie wahrscheinlich nicht als Erfolg bewerten. Auch das Bild der "kriminellen Aussiedler" wird angesprochen. Da macht Klingholz dann eine deutschtümelnde Unterscheidung:

"In Städten wie Berlin gibt es da eine gewisse Häufung von Kriminellen mit russischem Hintergrund. Aber da werden oft Russlanddeutsche und Russen verwechselt. Es gibt ja auch viele Russen und Ukrainer, die eingewandert sind, ohne deutsche Vorfahren zu haben."

Mit Deutschtümmelei und rassistischen Ausgrenzungsmechanismen hat es sicher zu tun, wenn Aussiedler_innen weniger als Problem angesehen werden. Das spricht Klingholz implizit an, wenn er von phänotypischer rassistischer Zuschreibungspraxis spricht:

"Hinzu kommt, dass sie nicht deutlich anders aussehen als die "Einheimischen". Sie gehen also insgesamt stärker in der Gesellschaft auf."

und explizit, wenn er von gesetzlichen Rahmenbedingungen spricht:

"Sobald sie einen Fuß nach Deutschland gesetzt haben, bekommen sie einen deutschen Pass. Das erleichtert ihre Integration massiv. Sie bekommen zudem Vergünstigungen wie Integrations- und Deutschkurse, mehr als alle anderen. Das spricht nicht gegen die Aussiedler – sondern gegen die Integrationspolitik. Das zeigt, dass man bei anderen Gruppen auch etwas erreichen könnte, wenn man wollte."

Zeigt aber deutlich, dass er keinen rassismuskritischen Zugang hat, wenn er behauptet:

"Es dauert generell immer eine Weile, bis sich Integration in Assimilation gewandelt hat."

Assimilieren können sich nur die, die nicht klar als andere markiert sind. Mit gewissen physiognomischen Merkmalen ist das in Deutschland unmöglich, egal wie sehr mensch sich bemüht.

In seiner Differenzierung von Aussiedlerinnen und Türkinnen reproduziert Klingholz auch antimuslimischen Rassismus:

"Die Erwerbsquote ist aber sehr hoch [bei den Aussiedlerinnen]. Unter den türkischstämmigen Einwanderern sind die Frauen oft zu Hause, weil das teilweise kulturell erwünscht ist."

Wenn wir uns die Migrationsgeschichte in die BRD ansehen, fällt auf, dass viele türkische (und andere) Gastarbeiterinnen gekommen sind, um in den Fabriken zu schuften. Wenn sie heute keine Arbeit mehr haben, liegt das weniger an ihrem Wollen (oder ihrer Kultur), als an den Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Frauen und 'Ausländer_innen' und ungelernte Arbeiter_innen (und Kombinationen hiervon noch mehr) erfüllen Pufferfunktionen auf den Arbeitsmarkt, sie werden als erste entlassen, wenn es eng wird. - Es scheint so, als ob Aussiedler_innen weiter oben in der Rangordnung stehen, auch wenn ihr Platz durchaus prekär ist.

Zum Schluß noch ein Kommentar zu einer weiteren steilen These:

"Dass nichts über Aussiedler in der Zeitung steht, ist ein gutes Zeichen. Die Normalität interessiert ja oft keinen. Wenn es schiefläuft, wird es zum Thema."

Als ob alle Gruppen, die Ausgrenzungen erfahren, in den Medien auftauchen. Roma und Sinti findet mensch da selten. Über Illegalisierte und Menschen in Abschiebehaft wird höchst selten berichtet. Transmenschen und Intersex haben so gut wie gar keine Öffentlichkeit. Um nur ein paar Beispiele zu nenen von Gruppen, für die sich niemand interessiert und die daher auch nicht in den Medien auftauchen.

Dass über Aussiedler_innen wenig zu lesen gibt, mag auch damit zusammenhängen, dass wir das Bild aufrecht erhalten wollen, dass wir 'Deutschen' gut miteinander auskommen.

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Mittwoch, 12. Januar 2011
Rutschgefahr
Es taut seit Tagen, die Autostraßen sind frei. Da lässt sich auch Radfahren, wenn eine die Autosfahrer_innen lassen.

Freie Fahrt für Autos, Rutschen für Radfahrer_innen und Fußgänger_innen


Auf den Radwegen hingegen lässt sich nicht fahren. Die Rad- und Fußwege sind noch lange nicht eisfrei. Es ist weiter höchst gefährlich, sich dort fortzubewegen.

Auch noch nach Tagen Tauwetter Eispanzer auf dem Fußweg.


Wieso werden Autostrassen eigentlich geräumt und Fuß- und Radwege nicht? Warum werden die Mittel immer zu erst für den Autoverkehr ausgegeben?

Nachtrag 14.01.11: Die taz berlin berichtet, dass die Auto- und Wirtschaftslobby weiteres Geld in den Autoverkehr pumpen will und Verbesserungen für Radfahrer_innen verhindern will.

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Dienstag, 11. Januar 2011
Veranstaltung: Heteronormativität und Rasssismus
Rassismus und Heteronormativität sind mit einander verflochten, die beiden Machtverhältnisse bedingen und stärken sich gegenseitig. Im Rahmen ihres Studiums der Gender Studies an der Humboldt-Universität in Berlin haben Studierende empirische Hausarbeiten und Abschlussarbeiten rund um diese Verflechtung geschrieben. Sie haben sich insbesondere aktuelle Medienberichterstattung angesehen und analysiert, wie hier Rassismus und Heteronormativität zusammenkommen.

Im Rahmen der Veranstaltung „Heteronormativität und Rassismus“ präsentieren sie ihre empirischen Arbeiten am Freitag, den 28.01.11 von 10.00 bis 16.30 in der Humboldt-Universität, Juristische Fakultät, Unter den Linden 9, Raum E 23, Berlin.

Den Eröffnungsvortrag zum Thema „Antimuslimischer Rassismus“ hält Yasemin Shooman vom Zentrum für Antisemitismusforschung.

zum Programm

Nachtrag 26.01.11: Den Veranstaltungsraum findet mensch am besten durch den Eingang an der Straße Unter den Linden in die Juristische Fakultät, da ist er gleich links. Vom Bebelplatz muss mensch sich länger rechts halten.

Nachtrag 30.01.11: Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Vielen Dank an die spannenden Vortragenden, exzellenten Moderierenden und die zahlreichen Zuhörenden!

Panel bei der Veranstaltung "Heteronormativität und Rassismus" am 28.01.11 in der HU


Queer Journalism berichtet über die Veranstaltung.

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