Donnerstag, 12. August 2010
Rassistische dpa-Meldung
Mal wieder druckt die taz eine rassistische dpa-Meldung einfach so ab: Asiat_innen wehren sich nicht und sind leise, Taschendiebe sind aus dem Ausland.

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Mittwoch, 11. August 2010
Ausbeutung von Saisonarbeiter_innen
Die taz berichtet über asiatische Beerenpflücker_innen in Schweden, die sich gegen ihre miserable Bezahlung audn Arbeitsbedingungen wehren.

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Dienstag, 10. August 2010
Sorgerecht
Bei dem Urteil zum Sorgerecht für Väter war mir schon unwohl. Zum Vaterwerden braucht es nur einen Zeugungsakt, Mutterwerden hingegen umfasst auf jeden Fall sehr viel mehr (Entscheidungen, Verantwortung, Anstrengung, etc.). Daher finde ich eine Ungleichbehandlung durchaus angemessen.

Nach einem Zeitungsartikel der letzten Woche ist mein Unwohlsein massiv angestiegen. Da präsentiert sich ein mir gut bekannter Vater als Opfer seiner Ex-Freundin, der nur das Beste für seine Söhne will. In den letzten sechs Jahren habe ich mich immer wieder gewundert, wieviele Rechte sie im zuspricht, obwohl er völlig unzuverlässig ist und noch nicht mal für sich selber sorgen kann. Heteronormativ geprägt, war sie der Meinung, die Jungen brauchen ihren (biologischen) Vater. Ihre Familie und Freund_innen haben sich mit ihr um die Jungen gekümmert und mussten immer wieder gegenüber dem Vater viel Geduld aufbringen. Der aber hat sich über die Jahre hinweg als Opfer stilisiert, viele Forderungen aufgestellt und der Mutter das Anstrengende überlassen. Zum Glück hat er bisher das Sorgerecht nicht. Ich hoffe, das ändert sich nicht.

Nachtrag 11.08.10: Die taz berichtet:

"Frauenhausvertreterinnen kritisieren ein gemeinsames Sorgerecht mit ledigen Vätern als Gefahr für Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden."

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Samstag, 7. August 2010
Othering in der EZ
Die taz berichtet über Unregelmäßigkeiten in einem deutschen 'Entwicklungshilfeprojekt' (EZ). Auch über die Vertuschungsversuche aus der Zentrale. Im Interview reproduziert Thilo Hoppe von den Grünen dann die EZ-Überheblichkeit (und die taz reagiert nicht):

taz: "Warum passiert so etwas immer wieder?"

Hoppe: "Wir arbeiten in Entwicklungsprojekten mit Partnern zusammen, die nicht viel Geld verdienen. Dort gibt es leider immer wieder Begehrlichkeiten, sich etwas in die Tasche zu stecken."

Das tut so, als ob die häufig viel zu viel Geld verdienenden deutschen EZler_innen kein Geld unterschlagen würden. Es ignoriert, dass die Zentralen zumindest vertuschen. Es verschiebt die Schuld auf die Anderen, die dann aber durch Armut entschuldet werden.

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Donnerstag, 5. August 2010
Ausbürgerungen
Sarkozy will laut taz Ausbürgerungen ausweiten.

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Dienstag, 3. August 2010
EA???
Es war an dem Freitag, an dem Klimaanlagen in den ICEs ausfielen. Die Züge hatten massive Verspätungen und waren überfüllt. In Mannheim stand ich abends im Gang. Eine hochschwangere Frau fragte mich immer wieder in gebrochenen Englisch, ob der Zug nach Karlsruhe gehe. Ich bestätigte immer wieder. Am Bahnsteig in Karlsruhe sprach sie mich dann wieder an, zeigte mir ein offizielles Papier und sagte etwas von Heim. Ich schaute mir das Papier an. Es war irgendein Bescheid, der wohl bescheinigte, dass sie im Asylverfahren ist. Irgendwo stand eine Kürzel mit EA und irgendwas und eine Karlsruher Adresse. Vermutlich musste sie dahin. Wirklich verstanden habe ich das Papier nicht (aber alle ihre persönlichen Daten waren zu sehen). Ich ging mit ihr zum Informationsbüro der Verkehrsbetriebe und fragte, wie sie zu der Adresse kommt. Die Frau wusste sofort, dass das das Asylbewerber_innenheim ist. Sie erklärte mir den Weg, gab mir einen Plan, verkaufte mir eine Fahrkarte für sie und betonte, dass sie diese abstempeln müsse. Die Schwangere telefonierte zwischendruch mit einem Bekannten, in einer mir nicht bekannten Sprache, und gab mir das Telefon, um mit ihm zu sprechen. So fungierte er als Dolmetscher zwischen uns. Er war überrascht, dass sie noch eine Fahrkarte brauchte. Sie hatte gedacht, das Zugticket, dass sie von den Behörden bekommen hatte, reiche. Ich stieg mit ihr in die richtige Straßenbahn, stempelte die Fahrkarte und gab sie ihr. Auf dem Plan versuchte ich ihr zu erklären, wo sie hin muss, versuchte den Schriftzug der Haltestelle zu zeigen. Das schien nicht sonderlich erfolgreich. Aber das Vorsprechen war erfolgreich. Sie prägte sich den Laut der Haltestelle ein und sprach nach. Sie fragte, wieviele Haltestelle sie fahren müsse und wir verständigten uns mit Englisch und Händen auf die richtige Anzahl. (Das Zählen wiederum war für mich schwieriger als den Plan zu verstehen oder zu lesen.) Währenddessen lärmte neben uns eine Männergruppe und machte sexistische Bemerkungen. Hoffentlich hat sie die nicht verstanden. Glücklicherweise stiegen die Männer mit mir aus. Ich hoffe, die Schwangere hat den Weg gut gefunden. Und ich hoffe, sie hat andere Leute getroffen, die hilfsbereiter als die Behörden sind.

Es ist eine Unverschämtheit, wie Menschen, die sich in staatliche Obhut begeben, in Deutschland behandelt werden. Wenn jemand von Dortmund (da waren die Papiere glaube ich ausgestellt) nach Karlsruhe verlegt werden muss, dann reicht es nicht, ein unverständliches Formular mit allen privaten Daten und ein Zugticket in die Hand zu drücken.

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Sonntag, 1. August 2010
Deutungshohheit zur Milli Görüs
Im April erschien in der taz von Eberhard Seidel ein Verriß des neuen Buchs von Werner Schiffauer "Nach dem Islamismus - Eine Ethnographie der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs". Beim Lesen kam mir einiges seltsam vor, z.B. der Verweis auf Schiffauers Buch von 1983 und das Ignorieren der Weiterentwicklung von Schiffauers Denken in den letzten 30 Jahren oder das Anzweifeln der empirischen Grundlage Schiffauers und gleichzeitiges Behaupten von Dingen ohne sie selber zu belegen.

Inzwischen habe ich Schiffauers Buch gelesen und jetzt kommt mir noch viel mehr seltsam vor an der Rezension von Seidel. Ich lese bei Schiffauer eine differenzierte Darstellung der Milli Görüs und verschiedener Strömungen in ihr (und nicht die vereinfachten Darstellungen, die Seidel unterstellt). Eine gewisse Sympathie für die von ihm interviewten Vertreter der Milli Görüs ist bei Schiffauer schon zu merken, aber anders lässt sich eine so langfristige Ethnographie auch gar nicht machen. Schiffauer ermöglicht seinen Leser_innen aber immer auch kritische Perspektiven auf sein Protagonisten. Verhalten und Denken ist bei ihm immer komplex und auch ambivalent.

In Seidels Rezension fehlt allerdings, dass Schiffauer unter anderem Seidel scharf kritisiert (für unkritische, schlecht belegte Kritik an Milli Görüs). Kein Wunder, dass Seidel das Buch nicht gut finden kann und dafür andere Gründe benennt.

Ich bin natürlich auch parteiisch. An Schiffauers Lehrstuhl habe ich merhere Jahre gearbeitet und schätze seine Arbeit sehr (wenn sie mir auch z.B. zu wenig heteronormativitätskritisch ist). Seidels Artikel in der taz stören mich schon seit Jahren aufgrund ihrer Reproduktion von antimuslimischen Rassismus.

Nachtrag 15.08.10: antropologi.info hat noch weiteres Material rund um Schiffauers Buch zusammengetragen.

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