Donnerstag, 10. Juni 2010
Sparpakete
Deutschlands Sparpaket arbeitet weiter an der Umverteilung von unten nach oben. Den sozial/ökonomisch schlecht Gestellten wird vom Wenigen zu viel genommen, die sozial/ökonomisch Privilegierten können viele Privilegien behalten. Aufgrund strukturellen Rassismuses treffen die Einsparungen sicher auch überproportional jene, die nicht als Deutsche angesehen werden.

In Dänemark scheint, wie die taz berichtet, diese Schlechterstellung ganz offen und bewusst gemacht zu werden:

"Die dänische Regierung ist in der Kritik, weil sie bei den Schwächsten streicht. Die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld wird halbiert, Immigranten besonders betroffen. "

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Mittwoch, 9. Juni 2010
Ausbeutung
"Für viele Familien [in Deutschland] sind die niedrigen Löhne [der osteuropäischen Pflegekräfte]zudem die einzige Möglichkeit, pflegebedürftige Angehörige, die eine Rund-um-die Uhr-Betreuung brauchen, zu Hause versorgen lassen zu können." schreibt die taz in einem Artikel über die Ausbeutung von Pflegekräften aus Osteuropa in der häuslichen Pflege.

Über die Arbeitsbedingungen führt die taz aus: "Die eigentlichen Pflegekräfte werden kurzerhand zu Betreuungskräften oder Haushaltshilfen dequalifiziert, wie auch ein Hinweis auf der Internetseite der Vermittlungsagentur "ost-profi.de" zeigt. Erleichtert wird das Vorgehen, weil die osteuropäischen Abschlüsse bis heute in Deutschland nicht offiziell anerkannt werden.

Doch viele der Frauen aus Osteuropa haben sehr wohl Erfahrungen und Abschlüsse als Krankenpflegerinnen. Sie verdienen hier zwar mehr als in ihrem Herkunftsland - jedoch nur 25 bis 50 Prozent einer deutschen Pflegekraft.

Je nach Anforderungen und Sprachkenntnissen liegt der monatliche Verdienst für einen 24-Stunden-Tag und einen Einsatz von sieben Tagen pro Woche zwischen 1.300 bis 2.500 Euro brutto, heißt es aus den Vermittlungsagenturen. "


Die Pflegekräfte aus Osteuropa werden also erstens dequalifiziert, zweitens miserabel bezahlt und drittens haben sie menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. So funktioniert internationale Arbeitsteilung.

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Dienstag, 8. Juni 2010
Respektlose Respect Gaymes
Der LSVD hat mal wieder die Respect Gaymes durchgeführt, bei denen er die Dichotomie deutsche Schwule (und Lesben) auf der einen Seite und homophobe Migrant_innen auf der anderen Seite behauptet. Johannes Kopp stützt diese Konstruktion in seinem taz-Artikel. Auch er unterstellt Migrant_innen pauschal Homophobie und stellt verwundert fest, das es auch Homphobie in der Dominanzgesellschaft gibt.

Ich habe es so satt, dass selbstgefällige dominanzdeutsche Schwule (und Lesben) versuchen, ihren (antimuslimischen) Rassismus mit dem pauschalen Vorwurf der Homophobie zu verdecken. Weder sind alle Migrant_innen homophob noch sind alle Schwulen und Lesben dominanzdeutsch.

Bei den Respect Gaymes mache ich nicht mit, weil ich nicht in einem rassistischen Kontext gegen Homophobie kämpfen will. Und weil ich weder homophobe Migrant_in noch dominanzdeutsche Lesbe bin.

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Montag, 7. Juni 2010
Reggae und Homophobie
Die taz hat Carolyn Cooper von der University of the West Indies zu Reggae und Homophobie interviewt. Das Interview ist schön differenziert, wenn auch sehr aus einer heteronormativen Perspektive. Vorallm weist Cooper Allmachtsphantasien von deutschen Politiker_innen zurück:

"Ich wüsste nicht, dass Volker Beck für die Schwulenbewegung auf Jamaika verantwortlich ist. In den 90ern wurde mit der Hilfe von Exil-Jamaikanern das "Jamaican Forum for Lesbians, All-Sexuals and Gays" (J-FLAG) gegründet."

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Titeln ist nicht einfach
Dieses Wochenende war das Karawane-Festival in Jena. Wenn mensch der taz-Ankündigung in der Printversion folgt, dann ging es dort um: "Afrika in Thüringen". Bebildert mit einem Trommelfoto. Und einem ziemlich depolitisierten Text.

Dabei geht es nicht um Afrika und Trommeln. Sondern um Europa und Politik. Klar daneben gegriffen bei der Überschrift, dem Zwischentitel und dem Foto.

Die Online-Version des Artikels hat dann glücklicherweise auch einen anderen Titel: "Es geht um Menschenrechte" (In der url findet sich aber noch der andere Titel.)

Nachtrag 11.08.10: In einem Printartikel über die Flutkatastrophe schreibt die taz im Untertitel: "Die Regierungen offenbaren nichts als Versagen". Darum geht es im Artikel (hier online mit anderem Untertitel) dann allerdings nicht.

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Freitag, 4. Juni 2010
European Cheese Kick
Mein Lieblings-Bioladen am Heinrichplatz hatte heute auch diesen seltsamen 'Afrikakäse' mit 'afrikanischen Gewürzen'. Die Frau hinter der Käsetheke und ich haben ihn gemeinsam probiert und versucht herauszubekommen, nach was der Käse wohl schmecken sollte. Er schmeckte nach Käse, vermutlich Gouda. Sah bunt aus. Aber die Gewürze waren sehr sehr dezent, eigentlich nicht zu schmecken. Darauf beschloss die Verkäuferin den Namen des Käses zu ändern: Jetzt steht auf dem Schild 'European Cheese Kick'.

Sie fand dann auch noch ein Werbeprospekt, in dem der Käse zur WM angepriesen wurde und mitgeteilt wurde, dass für jeden Laib Käse 2,-€ für 'Afrika' seien. Die Gewürze waren nicht genauer bezeichnet. Handschriftlich hatten sie vom Laden schon drauf geschrieben: 'So ein Scheiß'.

Und dann erzählte sie mir auch noch, dass ihnen eine Vodoo-Gewürzmischung oder so angeboten worden war.

Nachtrag 13.06.10: Das European ist nicht mehr da, aber das Original auch nicht mehr:

European Cheese Kick am Heinrichplatz

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Freitag, 28. Mai 2010
Antiziganismus
Da berichtet die taz über Antiziganismus und gibt dem Thema sogar einen Kommentar auf der Titelseite. In dem wird der Rassismus dann aber offen reproduziert:

"Die patriarchalen Strukturen der Roma mögen uns nicht gefallen. Auch "Zigeunerkriminalität" gibt es zweifellos."

Wer ist uns? Was für patriarchale Strukturen haben alle Roma? Was soll Zigeunerkriminalität sein (jenseits des rassistischen Bildes)?

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Donnerstag, 27. Mai 2010
Antimuslimischer Rassismus
Cigdem Akyol kategorisiert in der taz zumindest implizit Islamophobie als Rassismus gegen Muslime. Soweit gehe ich mit ihr mit. Allerdings sagt sie dann:

"gegenüber dem üblichen Rassismus hat die Islamophobie einen Vorteil: Sie lässt sich als Engagement für Demokratie und Emanzipation tarnen."

Das glaube ich unterscheidet diesen Rassismus nicht wirklich von anderen. Rassismen zeichnen sich dadurch aus, dass sie gesellschaftlich anerkannt sind (zumindest wenn mensch folgender Rassismusdefinition folgt). Wo ich Akyol aber zustimme, ist dass gerade vorallem der antimuslimische Rassismus allgemein konsensfähig ist, während andere Formen des Rassismus, vorallem jene, die sich offensichtlich auf Biologie beziehen, weniger offen ausgesprochen werden dürfen.

Wenn Akyol aber später im Artikel von "Fremdenhass" spricht und die Vertreter_innen von antimuslimischen Rassismus als Leute abtut, die "nicht denken", dann verharmlost sie diesen Rassimus und das dahinter tatsächlich Gedankengebäude und Legitimierungen stehen.

"Denn die Islamfeindlichkeit ist nicht nur in den extremen Rechten verbreitet, sondern in größeren Teilen der Gesellschaft", sagt Häusler. "

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