Freitag, 18. November 2022
Emergency
Mukundans Buch: Delhi. A Soliloquy


Ich lese gerade Mukundans Roman "Delhi. A Soliloquy" (Rezension auf scroll.on) über Malayalis in Delhi. Es fängt an mit dem indisch-chinesischen Krieg 1962 und gerade bin ich im Jahr 1975 mit der Emergency angekommen. Eindringlich wird die herrschende Angst beschrieben, die Zensur, das Verschwinden von Intellektuellen und die Zwangssterilisationen.

Grundsätzlich wusste ich davon, dass Indira Gandhi den Notstand hatte ausrufen lassen und dass ihr Sohn Sanjay sich vor allem mit den Zwangssterilisationen hervorgetan hat. Ich habe das aber irgendwie nur mit 1977 verbunden. Da ging die Emergency zu Ende und es gab einen Regierungswechsel.

Erst jetzt ist mir bewusst geworden, dass der fünfmonatige Indienaufenthalt meiner Mutter, meines Bruders und mir vor meiner Einschulung mitten in der Emergency 1975/76 stattgefunden hat. Das war nie Teil der Erzählungen über diesen Aufenthalt, anders als die Hitze im April, mein Geburtstagswunsch (eine Kiste Cola) oder der Angriff durch Affen. Und meine Mutter kann sich heute auch nicht mehr so recht erinnern, dass das damals relevant für uns war. Dabei ist sie alleine mit uns Kindern durch das Land gereist.

Spannend, was erzählt und erinnert wird.

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