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Samstag, 12. November 2022
Öffentliche Intimität
urmila, 18:39h
Ich erinnere mich an eine Situation 1995: Mit Verwandten aus Deutschland und Indien waren wir Sightseeing in Agra. Da muss uns ein indisches Paar begegnet sein, dass sich öffentlich als Paar darstellte. Wie genau, weiss ich nicht mehr. Ich weiss aber noch, wie irritiert zwei junge weibliche indische Verwandten davon waren. Es war etwas, das nicht in die Öffentlichkeit gehörte, das sie nachhaltig beschäftigte.
Intimität war sowieso was, was in meiner Familie nicht thematisiert wurde. Arrangierte Ehen waren die Norm. Verlieben und Sexualität waren kein Thema.
Wenn ich heute durch die Lodhi Gardens gehe, sehe ich überall heterosexuelle Paare, die dies sehr öffentlich zeigen. Soviel ich weiss, waren die Lodhi Gardens auch schon früher ein Ort, an dem sich Paare treffen konnten, aber damals eher im Verborgenen, nicht so öffentlich.
Ganz offensichtlich hat sich das Zeigen von Intimität in der Öffentlichkeit massiv verändert. Und es muss sich auch die absolute Dominanz der arrangierten Ehe geändert haben, sonst könnte es diese ganzen sichtbaren verliebten Paare nicht geben.
Letztes Wochenende habe ich meine Nichte (in indischen Verwandtschaftsverhältnissen, nicht in deutschen) besucht. Die hatte schon 2004 eine Love Marriage. Als erste in der Familie. Und dazu noch eine ausserhalb ihrer Kaste. Diesmal konnte ich darüber mit ihrem Mann sprechen. Der meinte, seine Schwester hatte schon vor ihm eine Liebesheirat und so hatte er keine Probleme. Und von unserer Familie hat er auch keine Probleme erfahren. Und das obwohl er Non-Veg ist (also Fleisch isst).
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