... newer stories
Dienstag, 1. November 2022
Gegen Missionare
urmila, 12:18h
Ich forsche über die Anwerbung von Krankenschwestern aus dem südindischen Kerala in die BRD in den 1960ern.
Ein wichtiger Anwerber war der Stettfelder Pfarrer Debatin. Gerade habe ich sein Tagebuch seiner Indienreise im Herbst 1967 gelesen (Tobias Großmann hatte mich auf dieses Buch hingewiesen). Die ist in vielerlei Hinsicht interessant, aber für den heutigen Post vor allem, weil er da mehrmals anspricht, dass es Stimmungsmache gegen christliche Missionare gibt. Das war für ihn relevant, da es immer wieder kritische Berichterstattung über die Anwerbung der Krankenschwestern gab und es in dem Kontext auch immer wieder um Missionare ging.
1970 führte die kritische Berichterstattung zu einer Debatte im indischen Parlament (Tobias Großmann hatte mich gebeten, diese Parlamentsdebatte in den Archiven zu recherchieren), bei der es vordergründig um das Wohl der jungen Frauen ging und hintergründig darum gegen Christ_innen Stimmung zu machen. Eingebracht wurde das Thema von der Jana Sangh, den Hindu-Nationalist_innen, die damals noch in der Opposition waren und inzwischen schon lange an der Regierung sind.
Christliche Missionar_innen sind immer noch etwas, wogegen sie nicht nur Stimmung sondern auch Gesetze machen. Daher hat es mich nicht verwundert, als ich in der Hindustan Times las, dass in Assam sieben Deutsche wegen unerlaubten Missionierens festgenommen wurden (hier ein Artikel von india times). Assam ist zudem als Teil des Nordosten sowieso ein sensitiver Bereich Indiens, der unter besonderer Beobachtung steht.
Verwundert hat mich dann aber das Statement der Gossner Mission und die deutsche Berichterstattung (z.B. der Tagesspiegel). Die tuen so, als ob damit nicht zu rechnen war. Als ob das völlig überraschend war. Wenn die Gossner Mission seit über 100 Jahren in Indien aktiv ist und Kontakte zu Assam aufbauen will, dann muss sie doch wissen, wie die politischen Rahmenbedingungen sind. Das heisst nicht, dass man diese gutheißen muss, aber so überrascht tun, finde ich schon recht seltsam.
Nachtrag 11.11.22: Heute eingefügt: auf die historischen Quellen wurde ich von Tobias Großmann hingewiesen.
Ein wichtiger Anwerber war der Stettfelder Pfarrer Debatin. Gerade habe ich sein Tagebuch seiner Indienreise im Herbst 1967 gelesen (Tobias Großmann hatte mich auf dieses Buch hingewiesen). Die ist in vielerlei Hinsicht interessant, aber für den heutigen Post vor allem, weil er da mehrmals anspricht, dass es Stimmungsmache gegen christliche Missionare gibt. Das war für ihn relevant, da es immer wieder kritische Berichterstattung über die Anwerbung der Krankenschwestern gab und es in dem Kontext auch immer wieder um Missionare ging.
1970 führte die kritische Berichterstattung zu einer Debatte im indischen Parlament (Tobias Großmann hatte mich gebeten, diese Parlamentsdebatte in den Archiven zu recherchieren), bei der es vordergründig um das Wohl der jungen Frauen ging und hintergründig darum gegen Christ_innen Stimmung zu machen. Eingebracht wurde das Thema von der Jana Sangh, den Hindu-Nationalist_innen, die damals noch in der Opposition waren und inzwischen schon lange an der Regierung sind.
Christliche Missionar_innen sind immer noch etwas, wogegen sie nicht nur Stimmung sondern auch Gesetze machen. Daher hat es mich nicht verwundert, als ich in der Hindustan Times las, dass in Assam sieben Deutsche wegen unerlaubten Missionierens festgenommen wurden (hier ein Artikel von india times). Assam ist zudem als Teil des Nordosten sowieso ein sensitiver Bereich Indiens, der unter besonderer Beobachtung steht.
Verwundert hat mich dann aber das Statement der Gossner Mission und die deutsche Berichterstattung (z.B. der Tagesspiegel). Die tuen so, als ob damit nicht zu rechnen war. Als ob das völlig überraschend war. Wenn die Gossner Mission seit über 100 Jahren in Indien aktiv ist und Kontakte zu Assam aufbauen will, dann muss sie doch wissen, wie die politischen Rahmenbedingungen sind. Das heisst nicht, dass man diese gutheißen muss, aber so überrascht tun, finde ich schon recht seltsam.
Nachtrag 11.11.22: Heute eingefügt: auf die historischen Quellen wurde ich von Tobias Großmann hingewiesen.
0 Kommentare in: indien ... comment ... link
... older stories