Mittwoch, 6. Juni 2007
Skandal
Hilal Szegin analysiert in der taz einen islamophoben Artikel in der FAZ. Lesenswert.

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Freitag, 1. Juni 2007
Intolerante Demokratien?
Eine politische Stiftung kündigt eine ihrer Veranstaltung mit folgenden Worten an:

"Tolerante westliche Demokratien knicken vor intoleranten und terroristischen Islamisten ein. Beherrscht dieses Bild die Szenerie der Zukunft? Oder gibt es die Chance auf ein nicht konfliktfreies aber dennoch friedliches Miteinander der Kulturen."

Interessant welches Bild da heraufbeschworen (und mit der Auswahl der Diskussionsteilnehmern verfestigt wird). Da weiß frau von Anfang an, wer der Böse und wer die Gute ist. Keine Überraschungen zu erwarten.

Würden die VeranstalterInnen auch von intoleranten Demokratien oder toleranten Islamisten sprechen? Oder geht so eine Zuordnung der Begriffe gar nicht?

Nachtrag 07.06.07: Ich habe gerade auf Radio Eins einen Bericht über die Veranstaltung gehört. Wie zu befürchten haben zwei der drei Diskutierer islamophobe und rassistische Thesen verbreitet. (Der Dritte scheint dagegen gehalten zu haben.)

Wenn ich die O-Töne richtig interpretiere, hat der CDU-Mann die Gefährlichkeit des Islams durch einen Verweis auf jugendliche Serientäter untermauert. Da würde ich jetzt eigentlich fragen, was diese mit dem Islam zu haben sollen. Aber das spare ich mir doch besser, denn die Antwort ist klar. Es geht nicht um den Islam sondern um Rassismus. Und offensichtlich soll die Demokratie intolerant sein.

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Samstag, 19. Mai 2007
Das eine schützt vor dem anderen nicht
"Ralph Giordano sagt, dass er mit heftigen Reaktionen gerechnet habe. "Aber dass ich jetzt in die rechte Ecke gestellt werde, ist allein aufgrund meiner Biografie absolut lächerlich", findet der wegen seiner jüdischen Mutter von den Nazis verfolgte Schriftsteller." zitiert die taz in einem Bericht über Giordanos islamophobe Äußerungen zum Bau einer Moschee in Köln.

Schön wäre es, wenn die eigene Ausgrenzungserfahrungen dazu führen würde, dass frau selber nicht ausgrenzt. Aber die Realität ist es leider nicht. 'Weiße' sich als schwul identifizierende Männer reproduzieren Islamophobie und Rassismus. Muslimisch-markierte Menschen reproduzieren und stablisieren Heterosexismus. 'Weiße' FeministInnen reproduzieren Rassismen. Und diese Liste lässt sich beliebig fortführen. Auch bei mir selber entdecke ich immer wieder rassistische, heterosexistische, eurozentrische Mittelklassegedanken.

Wir alle sind in diesen Gedankengebäuden sozialisiert. Wir bemerken jene leichter, die uns ausgrenzen, als jene, durch die wir privilegiert werden. Wir alle haben Anteil an der Reproduktion von Rassismus, Heterosexismus, Klassendifferenzen, etc. Dessen müssen wir uns immer wieder bewußt werden. Mit einer "rechten Ecke" hat das wenig zu tun.

Nachtrag 19.06.07: Es geht weiter.

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Montag, 7. Mai 2007
Spanien und Deutschland
Aus der taz

"Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied [in der spanischen Diskussion] zur deutschen Integrationsdiskussion mit ihrem Islamgipfel: "Probleme mit muslimischen Migranten, beispielsweise mit der Rolle der Frau oder mit entgleisten Jugendlichen, werden im Land der Reconquista nicht als Problem der Religion diskutiert, sondern als soziale oder kulturelle Probleme", bestätigt Mohamed Chaib, muslimischer Abgeordneter im katalanischen Parlament. Tendenzen einer religiösen Zuschreibung der sozialen Probleme gebe es allenfalls bei der konservativen Rechten."

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Donnerstag, 3. Mai 2007
Islamkonferenz
"Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat im vergangenen Herbst die Deutsche Islamkonferenz initiiert, um einen Dialog zwischen den Muslimen zu starten. Ziel war und ist es, die religions- und gesellschaftspolitische Integration der muslimischen Bevölkerung zu verbessern." schreibt die taz.

Der 'weisse' Bundesinnenminister stellt also fest, dass die Geanderten, die 'Muslime' ein Problem haben und verschreibt ihnen einen Loesungsweg. Er organisiert einen Dialog der 'Muslime'. Was das mit der 'Integration' der 'Muslime' zu tun hat, bleibt mir raetselhaft. Den dazu muesste frau ja den Blick auf die 'weissen ach so christlichen Deutschen' und ihre Institutionen werfen. Nicht nur auf desintegrierende alltaegliche Gewalt gegen Rassifizierte und desintegrierende Terminologie in der Berichterstattung darueber sondern z.B. auch auf desintegrierende IslamismusexpertInnen oder desintegrierende Gesetze.

Stattdessen wird die homogene Kategorie der 'Muslime' konstruiert und in diese erstmal alle tuerkisch-markierten Menschen geworfen, dazu dann auch noch alle arabisch-markierten und wen wir noch so fuer 'Muslime' halten (das koennen dann auch schon mal Sikhs sein, weil die Turban tragen). Dann verlangen wir einen zentralen Ansprechpartner und wenn muslimisch-markierte Menschen einen solchen gruenden, wird gesagt, dass dieser gar nicht alle vertritt (also nicht alle glaeubigen Muslime unterschiedlicher islamischer Richtungen, nicht alle saekularen 'Muslime', nicht alle die gar nicht muslimisch sind, aber dafuer gehalten werden, nicht alle Sikhs) und dass er ausserdem zu muslimisch ist.

Worum geht es denn? Will frau einen Dialog unter der konstuierten Kategorie der 'Muslime'? Dann muss der genauso kontrovers sein, wie er gerade laeuft. Will frau einen Dialog mit dem 'Islam'? Dann muss frau mit Menschen reden, die sich als glaeubige Muslime verstehen und dann selbstverstaendlich auf den Koran und die Suna Bezug nehmen. Sonst waeren es ja keine glaeubigen Muslime. Will frau sich mit der Desintegration von muslimisch-markierten Menschen auseiandersetzen? Dann muss frau sich vorallem mit islamophoben und rassistischen Strukturen in Deutschland auseinandersetzen und davon absehen, eine angeblich homogene Kategorie von 'Muslimen' zu konstruieren.

Aber um all dies geht es wohl nicht. Es geht viel eher um die Festschreibung der Kategorie und deren Andersartigkeit. Es geht um einen Blick weg von den 'Weissen' in der hegemonialen Position, damit diese nicht gefaehrdet wird.

Das waere auch eine Erklaerung fuer die verschiedenen Einschaetzungen des Fortschritts der Islamkonferenz von der die taz berichtet:

"... Schäuble ... schob hinterher: "Wir waren uns alle einig, dass der Prozess richtig ist, und er kommt auch gut voran."

Eine Ansicht, die Ayyub Axel Köhler, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, nicht teilte. "Wir müssen endlich konkrete Ziele in Angriff nehmen", beschwerte sich Köhler. "So kann es nicht weitergehen, dass wir ziellos debattieren.""


Das ziellose Debattieren und das Vorfuehren der Geanderten mag das konkrete (wenn auch vielleicht unbewusste) Ziel der DesintegrierInnen sein.

PS: Und die Integrationsbeauftragte will vermutlich Karriere in der CDU machen. Bis jetzt hat sie sich auf jeden Fall noch nicht durch Engagement fuer die Geanderten profiliert.

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Dienstag, 1. Mai 2007
Wissenschaft soll
Die taz berichtet:

"Am Wochenende habe der Bundesvorstand der TGD beschlossen, ein eigenes theologisches Institut zu gründen, in dem der Islam aus weltlicher Sicht interpretiert werden soll. ... Theologen und Wissenschaftler sollen in dem Institut Belege finden, warum getrennter Sportunterricht sinnlos sei oder Pädagogen keine religiösen Symbole, auch keine Kopftücher, tragen sollten."

Gegen eine weltliche Sicht von Religion spricht nichts. Aber was haben WissenschaftlerInnen da verloren, wo vorher schon feststeht, was rauskommen soll?

"Rückendeckung bekommt er von der Soziologin und Islamkritikerin Necla Kelek, die den Vorstoß der Türkischen Gemeinde begrüßt." und so fuer wissenschaftliche Standards kaempft ...

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Donnerstag, 26. April 2007
Hass predigen
Die taz berichtet:

"Das ZDF darf den früheren Berliner Imam Yakup Tasci als Hassprediger bezeichnen. ..... Zur Begründung führte das OLG aus, die herabsetzenden Äußerungen des Berliner Imams über die Deutschen erlaubten die Bezeichnung "Hassprediger". "

Darf ich dann Schaeueble und Co auch Hassprediger nennen? Oder duerfen nur 'Deutsche' nicht herabgesetzt werden?

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Dienstag, 24. April 2007
Schaebig
Ich bin eigentlich keine grosse Fan von Feridun Zaimoglu, aber was er im Interview mit der taz sagt, gefaellt mir:

"Bei der Konferenz wird der Islam in zwei Lager geteilt. Es gibt die Konservativen Muslime - die Bösen -, und es gibt die Islamkritikerinnen - die Guten. Die diskutieren über junge, muslimische Frauen, die freiwillig ein Kopftuch tragen. Aber mit den Kopftuchträgerinnen redet keiner. Das ist finde ich schäbig."

Nachtrag 26.04.07: Es tut sich was. Ob das allerdings, das schaebige Verhalten beenden wird, bezweifele ich.

Nachtrag 14.03.08: Die taz berichtet: "Der Platz des Schriftstellers Feridun Zaimoglu, der für eine kopftuchtragende moderne Muslima auf seine Teilnahme verzichtet hat, ist noch immer frei."

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Donnerstag, 12. April 2007
Wurstspringen
mit Ausländern" nannte der Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy Anfang letzten Jahres das beständige Heraufsetzen der Hürden für jene, die sich einbürgern lassen wollen.

Das Spiel wird weiter gespielt. Jahrelang wurde gefordert, dass die 'Muslime' einen zentralen Ansprechpartner etablieren müssen, damit die 'weiße' Politik mit ihnen reden kann. Nun wurde ein Koordinierungsrat der Muslime gegründet und prompt hagelt es Kritik. Dieser Rat repräsentiere nicht alle 'Muslime' in 'Deutschland' (wie sollte er das auch können), vor allem nicht jene, die gar keine gläubigen 'Muslime' sind und nur von den 'Weißen' für solche gehalten werden (wie sollte er das auch können) und überhaupt.

Egal was die 'AusländerInnen'/ 'MuslimInnen'/ Rassifizierten machen. Der 'weißen' Gesellschaft wird es nie recht sein. Sie wird die Würste immer noch ein Stück höher ziehen und beklagen, dass die 'Geanderten' nicht die Kriterien erfüllen. Und so die eigenen Privilegien sichern.

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Mittwoch, 4. April 2007
Propagandafilm
"Wichtig ist das Bild, das beim Zuschauer erzeugt wird. Eine kleine Truppe Spartaner verteidigt Europa vor dem Reich des Bösen: Persien. Diese kleine Truppe verkörpert eine Sammlung westlicher Ideale: demokratisch, freiheitsliebend, edel, aufopferungsvoll und so weiter. Dabei sehen sie aus wie die "California Dream Boys" und kleiden sich auch so."

schreiben Pouyeh Ansari und Patrick Hemminger in der taz über einen neuen Film aus den USA und ergänzen später noch:

".... Spartanerkönigin Gorgo ... hält vor einer nicht näher erläuterten Ratsversammlung eine Rede, und an dieser Rede sind drei Dinge bemerkenswert. Erstens existiert sie nicht in der Comicvorlage. Was aber nicht verwundert, weil sie, zweitens, für die Geschichte komplett irrelevant ist. Und drittens enthält diese Rede alles, was ein amerikanischer Neo-Con auch sagen könnte. Gorgo beklagt die fehlende Unterstützung an der Heimatfront, schwärmt von Freiheit, die verteidigt werden müsse, und schwadroniert über Mütter, die ihre Söhne im Krieg verlieren."

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