Donnerstag, 31. Juli 2008
Studieren oder Boxen
Die taz zitiert den Boxer Konstantin Buga:

""Wäre ich in Kasachstan geblieben, hätte ich aber kaum weiter geboxt. Dann hätte ich lieber so wie mein Bruder studiert""

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Mittwoch, 30. Juli 2008
Namensänderung
Es scheint (wie die taz berichtet) eine Reihe von Sportvereinen in Deutschland zu geben, die ihren 'türkischen' Namen in einen 'deutschen' ändern. Begründet wird das mit 'Integration' oder dem Zugehen auf die Dominanzgesellschaft:

"Der Vorstand habe verkündet: "Wir werden den Verein umbenennen." Der türkische Name sollte durch einen deutschen ersetzt werden, der neue Name die Öffnung des Vereins nach außen demonstrieren. "Ein deutlicheres Zeichen gibt es nicht", sagt A-Jugend-Coach Birinci."

Mit der Neubennung gab es wohl auch häufiger Umstrukturierungen und auch Änderungen in der Mitgliedschaft.

Warum ist es aber unbedingt nötig, 'türkische' Räume zu beseitigen? Wäre es nicht wichtiger Räume der Dominanzgesellschaft für die Geanderten zu öffnen?

Und geht es wirklich um 'Integration' oder ist es nicht eher ein Versuch unsichtbar und damit weniger angreifbar zu sein:

"Man wolle sich vor allem öffnen, hoffe aber auch, künftig bessere Karten bei den Verhandlungen um Sportplätze zu haben, sagt Pressesprecher Christos Rengas."

Aber Assimilation ist in den wenigsten Fällen erfolgreich:

"Eines aber habe sich nicht geändert: die rassistischen Vorfälle. "Die haben sogar zugenommen", berichtet Isikdaglioglu. "Im Unterschied zu früher werden wir jetzt nicht mehr wegen unseres Namens, sondern wegen unseres Aussehens beleidigt.""

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Dienstag, 15. Juli 2008
Mal wieder
Auch heute Abend mal wieder die Frage "Woher kommt der Name?" und eine Unzufriedenheit mit meiner Antwort "Karlsruhe". Später wieder eine lange Diskussion darüber, warum ich die Frage denn problematisch finde und dass es doch nur Interesse ist. Wieder später etwas verstehen, dass geäußerte Rassismuserfahrungen als solche auch akzeptiert werden sollten. Dann aber doch wieder: Das macht doch Kommunikation kaputt. Und jetzt wird sie verletzt, wenn ihre Frage als rassistisch abgestempelt wird. etc.

Also nichts Neues. Eigentlich keine Nachricht für den Blog. Aber hier kann es auch mal sein wie im richtigen Leben. Es wiederholt sich halt. Und für einige ist es immer noch neu.

Nachtrag 18.07.08: Hier in Korea glauben die Leute doch tatsächlich, mein Name wäre deutsch. Haben sie natürlich auch recht mit.

Nachtrag 21.07.08: Die InderInnen bei der Konferenz hingegen fanden mal wieder, dass ich nicht aussehe wie eine Urmila.

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Sonntag, 6. Juli 2008
Die Geschichte meines Namens
Die Geschichte meines Namens scheint ein beliebter Einstieg in ein Seminar zu antirassistischen/Diversity/interkulturellen/etc. Trainings zu sein. Heute auch wieder. Ich kann viel über die Geschichte meines Namens sagen. Aber nicht weil mich das je interessiert hat. Sondern weil ich mein Leben lang nach der Bedeutung meines Namens gefragt wurde. Mir gesagt wurde, wie interessant mein Name sei, viel interessanter als die deutschen Namen. Man bedauerte, dass ich die Bedeutung nicht kenne. Und mir die Geschichte meines Namens von anderen geradezu aufgedrängt wurde. Über genau diese Fragen wird mir immer wieder klar gemacht (siehe auch hier), dass ich nicht wirklich dazu gehöre, dass ich anders bin, dass ich woanders hingehöre. Deshalb habe ich mich der Übung auch heute wieder verweigert. Ich will bei einem antrirassistischen Training nicht Rassismuserfahrungen wiederholen.

Die Übung müsste nur minimal abgeändert werden, damit auch ich sie gut finde. Die Frage sollte sein: welche Bedeutung(en) hat Dein Name für Dich? Dann kann ich von meinen Rassismuserfahrungen sprechen oder von meinem Spitznamen oder von meinen Eltern oder vielleicht auch von der Geschichte des Namens oder .... Dann kann Kennenlernen über diese Übung viel besser erfolgen.

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Donnerstag, 19. Juni 2008
Uneindeutigkeiten
Im Montagsinterview der taz hat die Wissenschaftlerin Maria do Mar Castro Varela Zuschreibungen hinterfragt und Ambivalenzen aufgezeigt. Sehr lesenswert (sowie auch die Publikationen von Castro Varela)!

Dabei spricht sie sich auch für Uneindeutigkeiten aus:

"Das fand ich schon immer sehr spannend. Uneindeutigkeit unterläuft Macht und Herrschaftsprinzipien. Dies strategisch herauszuarbeiten, darum geht es mir."

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Freitag, 23. Mai 2008
Radio Multikulti
Der Berliner Sender Radio Multikulti soll eingespart werden, der Widerstand formiert sich. Die taz hat BerlinerInnen gefragt: Radio Multikulti muss bleiben, weil .... Die Antworten waren überwiegend politisch fundiert:

Binh Biu Thanh: "… ich nur hier alles über das Leben in Berlin, die deutsche Schule und neue Gesetze erfahre."

Ipek Ipekcioglu: "Mit der Schließung dieser Welle trifft der öffentlich-rechtliche Sender ... eine politische Aussage, die die Unterminierung einer bestimmten soziopolitischen und kulturellen Identität bedeutet."

Cem Özdemir: "Vor 15 Jahren war der Brandanschlag von Solingen, bei dem fünf Menschen starben. Eines der Ergebnisse war Radio Multikulti. Angesichts des wachsenden Rechtsradikalismus dieses Radio jetzt zu schließen, ist auch eine Ansage. Aber nicht die, die unsere Gesellschaft jetzt braucht."

Michael Kesting: "… es den Leuten eine Stimme gibt, die sonst keine haben."

Heiner Bielefeldt: Menschenrechte nicht nur ein Thema für die Türkei oder China, sondern auch für Deutschland und Berlin sind. Radio Multikulti hat es in den vergangenen Jahren geschafft, Menschenrechte auf der lokalen Ebene sichtbar zu machen. Die MacherInnen des vielfältigen Programms betreiben Aufklärung im besten Sinne: MigrantInnen lernen ihre Rechte kennen und werden informiert, wie sie diese einfordern können."

Nachtrag 02.06.08: Die taz berichtet weiter über die angekündigte Schließung von Radio Multikulti, z.B. hier:

"Manche sind durch die bevorstehende Schließung von mehr als nur Arbeitslosigkeit bedroht: Nicht nur ihr Einkommen, auch ihr Aufenthaltstitel hängt von der Arbeit bei Multikulti ab."

Nachtrag 26.06.08: In einem Artikel, der für den Erhalt von Radio Multikulti plädieren soll, reproduziert die taz etliche Vorurteile über den Medienkonsum von 'MigrantInnen': die Sender aus der "Heimat", die sie sich ansehen, sind nicht objektiv und behindern die Integration hier. Dass das eine viel zu simple Sicht ist, ist inzwischen wissenschaftlicher Standard (siehe zum Beispiel den von Karim Karim herausgegeben Sammelband The Media of Diaspora). All das, was den Heimat-Sendern vorgeworfen wird, könnte genauso deutschen Mainstream-Sendern vorgeworfen werden: auch die verbreiten eine konstruierte und verzerrte Weltsicht.

Nachtrag 10.12.08: Der Dezember ist ein trauriger Monat. Trotz allen Protests wird Radio Mulitikulti geschlossen. Ein solches Programm scheint keine politischen Befürworter_innen zu haben.

Mit der Schliessung Radio Multikultis wird es unter anderem kein Sabah am Sonntag mehr geben. Nicht mehr eine Stunde lang ungewöhnliche Musik von den unterschiedlichsten Orten rund um den Globus. Anstattdessen noch mehr belangloses Mainstream-Gedudel. Ein Verlust.

Nachtrag 03.01.10: Ein Jahr nach der Schliessung von Radio Multikulti berichtet die taz über die Folgen:

"Auch ansonsten hat der Bericht, mit dem der RBB ein knappes Jahr nach der Schließung seine Bemühungen um die Querschnittsaufgabe Integration belegen will, wenig Handfestes zu bieten."

Die Multikulti-Mitarbeitenden ohne akzentfreies Deutsch haben es - wie vorherzusehen war - schwer, eine Moderator_innenstelle zu bekommen:

"Es ist der Akzent, der diejenigen von Radio Multikulti vereint, die nicht mehr oder kaum noch zu hören sind. "Sie klingen etwas zu international", soll einer ehemaligen Multikulti-Mitarbeiterin gesagt worden sein, die ihre Beiträge selbst sprechen wollte. Zwar heißt es in dem im Oktober 2009 publizierten Integrationsbericht des Senders, "Moderatoren und Reporter mit Akzent könnten die Identifikation der EinwandererzuschauerInnen bzw. -hörer mit dem RBB fördern", doch unter den im Bericht abgebildeten MitarbeiterInnen nichtdeutscher Herkunft findet sich keiner, dem man diese auch anhört - jedenfalls keiner, der im Programm zu hören wäre."

So funktioniert struktureller Rassismus.

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Dienstag, 20. Mai 2008
Mit Musik
Die taz berichtet über das Neuköllner Label Plak Music (bekannt unter anderem durch Steinmeiers Deutschlandlied und den anschliessenden Skandal) und wie junge MmMs dort ihre (kaum vorhandene) Chance nutzen.

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Montag, 14. April 2008
Offensichtlicher Rassismus
Ich dachte immer, dass ein Antidiskriminierungsgesetz (selbst in der Form des AGGs) durchaus symbolische Wirkung haben könnte. Ich dachte aber nicht, dass irgendjemand so blöd sein kann, seine rassistische, sexistische, etc. Überzeugung so offen und belegbar zu äußern, dass das AGG auch angewendet werden kann/muss.

In Osnabrück ist das jetzt passiert wie die taz berichtet. Einer Afro-Deutschen (siehe auch Interview mit Natascha Kelly) wurde die Wohnung gekündigt mit folgender Begründung:

"Die Begründung für die Kündigung liegt darin, dass einige Mitmieter des Wohnhauses mit Ihrer Herkunft und Hautfarbe und mit Ihrer persönlichen Situation als Alleinerziehende nicht einverstanden sind."

Das sind gleich mehrere unzulässige Diskriminierungen. Der Vermieter muss sich entweder sehr sicher gefühlt haben, dass er das so formuliert hat, oder er verfügt nicht über ausreichende intellektuelle Fähigkeiten die Konsequenzen seines Handelns abzuschätzen. Die meisten anderen Vermieter hätten sich wohl eine 'korrektere' Begründung ausgedacht.

Bei den Online-Kommentaren der taz versuchen einige mal wieder die Opfer-Täter-Umkehr. Einer bezweifelt die Glaubwürdigkeit der Nachricht, weil die betroffene Afro-Deutsche auch Aktivistin ist. Werden AktivistInnen nicht diskriminiert?

Nachtrag 15.04.08: Die taz berichtet auch von einer Klage einer Frau wegen Diskriminierung auf der Basis von Geschlecht.

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Donnerstag, 3. April 2008
Flucht
"Rudolstadts parteiloser Bürgermeister Jörg Reichl sagt dazu: "Mir sind außergewöhnliche Vorkommnisse nicht bekannt. Es wird manches übertrieben. Hier herrscht keine Ausländerfeindlichkeit."" berichtet die Frankfurter Rundschau.

Der Bürgermeister will so seine Stadt, die thüringische Kleinstadt Rudolstadt schützen. Das erinnert beängstigend an Mügeln. Und hat auch damit etwas zu tun:

"Zuletzt hatte der Gottesmann auch noch Ärger mit der Kirchenleitung. Neuschäfer hatte in der Kirchenzeitung Glaube und Heimat einen Artikel veröffentlicht, in dem er sich mit der Hetzjagd auf Inder im sächsischen Mügeln befasst.

Darin verweist er auf die Erfahrungen seiner Familie und schreibt: "Eine ebenso unheimliche wie unterschwellige Feindlichkeit gegenüber Fremdem, Unheimlichem und Anderem gibt es bei uns in Ostdeutschland sowohl bei ,den' Rechten als auch bei ,den' Linken. Auch im Raum der Kirche sind nicht automatisch alle gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit!" Die Kirchenleitung habe ihn daraufhin aufgefordert, solche Beiträge nicht nochmal zu veröffentlichen, sagt Neuschäfer. Einen Monat später verließ die Familie Rudolstadt."


Seine Familie sind seine Frau Miriam und seine fünf Kinder. Nach über sechs Jahren in Rudolstadt konnten sie mit dem alltäglichen Rassismus nicht mehr umgehen, wurde er zu bedrohlich und sie flohen in das Rheinland, aus dem das Ehepaar Neuschäfer kommt.

Aber der Bürgermeister hat wohl recht. Es ist wahrscheinlich nichts außergewöhnliches geschehen, sondern nur ganz alltägliches. Und von Ausländerfeindlichkeit kann frau eigentlich auch nicht reden. Denn AusländerInnen waren nicht beteiligt. Es handelt sich ganz einfach um alltäglichen Rassismus.

Neben dem ausführlichen Artikel der Frankfurter Rundschau, gibt es ein Interview der Netzzeitung mit Neuschäfer und einen Artikel der Ostthüringer Zeitung.

Nachtrag 13.04.08: Inzwischen gibt es auch einen ausführlichen taz-Artikel und einen Tagesschau-Bericht.

Die Rudolstädter scheinen geschlossen zusammen stehen in der Überzeugung, dass die Neuschäfers übertreiben und Nestbeschmutzer sind:

"Wenn Sie mich fragen, ist die Familie entweder sehr empfindlich oder etwas wirr", sagt die Mitarbeiterin des Eine-Welt-Ladens am Schulplatz. " berichtet die taz.

Nachtrag 26.04.08: In Thürigen soll nun ein ehemaliger Redakteur der Jungen Freiheit Kultusminister werden (berichtet z.B. die taz). Spätestens jetzt sollte alle, die nach den Kriterien des von der Jungen Freiheit propagierten Ethnopluralismus nicht nach Thürigen gehören, besser flüchten.

Nachtrag 07.05.08: Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt werden kritische Flüchtlingssprecher zwangsweise verlegt (berichtet die taz).

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Montag, 24. März 2008
Osterspaziergang in Marzahn
Osterspaziergang in Marzahn

Heute nachmittag: Spaziergang mit meiner Partnerin und ihrer Mutter durch Marzahn. Schöne Sonne, aber doch kühl. Ich wickele mich in meinen knallgelben Schal, laufe vor den beiden anderen. Auf einmal höre ich aus einer Gruppe, die knapp vor mir auf dem Weg steht, eine Männerstimme:

"Was soll denn das für eine Jacke sein?

Ich behalte den Blick auf den Boden gerichtet, laufe zügig weiter, bloß nicht reagieren, der Tonfall war nicht freundlich. Da eine Frauenstimme:

"Sehr stylisch, hehe."

Die Frau sieht verdammt jung aus. Und ihre Stimme hört sich so an, als ob sie dringend der Männerstimme zustimmen muss. Bloß weitergehen. Nicht reagieren.

Vorbei. Erleichterung. Die Mutter meiner Freundin redet weiter auf sie ein, hat ganz offensichtlich nichts mitbekommen. Aber meine Partnerin fragt, ob ich ok bin. Erzählt mir, dass sie die Gruppe genauer gesehen hat. Der Größte unter ihnen hat mich wohl sehr provozierend angesehen. Sie hatte Angst.

Ich wickele mich aus dem Schal, muss ja nicht unnötig Gefahren eingehen. Gut, dass wir uns in Marzahn grundsätzlich nicht als Paar zu erkennen geben.

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