Montag, 25. Februar 2008
Deutschfühlen
Hayati Boyacioglu fragt im taz-Interview:

"Warum sollte ich mich wie ein Deutscher fühlen? Wie fühlen sich denn die Deutschen überhaupt?"

0 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link


Freitag, 22. Februar 2008
MmMs können auch erfolgreich sein
Das Gegenmittel zu all der rassistischen Hetze gegen "kriminelle ausländische Jugendliche" scheint es gerade zu sein, darauf hinzuweisen, dass es auch erfolgreiche Jugendliche 'mit Migrationshintergrund' gibt. Role models müssen her, wurde auf einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung gefordert. Die taz veröffentlicht heute einen Artikel über Die unbekannten Erfolgreichen (Print-Ausgabe) bzw. Nicht-Prügler (Online-Ausgabe)". Die FDP-Tiergarten hat mich zu einem Vortrag über die bildungserfolgreichen "jungen Migranten und Migrantinnen aus Südasien" eingeladen.

Und natürlich ist es bei der gegenwärtigen rassistischen Hetze nicht verkehrt, die Bilder über die kriminellen, ungebildeten, asozialen, etc. 'AusländerInnen' zu brechen. Natürlich kann das Sichtbarmachen von erfolgreichen MmMs positive Identifikationsfiguren für andere MmMs schaffen.

Aber trotzdem ist mir dabei nicht wohl.
Sind denn nur die Erfolgreichen auch gewollt in unserer Gesellschaft?
Wird die Gesellschaft aus der Verantwortung genommen, indem suggeriert wird, dass es wer will auch schaffen kann?
Und inwiefern kann ich (AkademikerInnenkind, Mittelklasse, aus dem Westen, gesicherter rechtlicher Status) als Role Model für andere MmMs, die einen anderen sozialen und rechtlichen Status in Deutschland haben, dienen?

MmM ist nicht gleich MmM. Die implizite Gleichsetzung in diesen Diskursen, homogenisiert die 'AusländerInnen' und stabilisiert ihre unterstellte Andersartigkeit von den 'Deutschen'. Und das ist sicher nicht produktiv für den Abbau von rassistischen Strukturen.

0 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link


Montag, 11. Februar 2008
Solingen, Mölln, Ludwigshafen
Als ich 1998 junge Menschen in Deutschland, die indisch markiert sind, zum Thema Staatsbürgerschaft interviewte, erzählte mir einer, dass er sich bis 1992 ganz stark als Deutscher gefühlt habe. Aber dann mit den Anschlägen von Solingen, Mölln und Rostock begann er sich unsicher in Deutschland zu fühlen und überlegte, ob er die indische Staatsbürgerschaft annehmen sollte.

Auch bei meinen Interviews zum Internetportal Indernet bezogen sich InterviewpartnerInnen auf die Anschläge von 1992. Eine erzählte, wie diese ihr klar machten, dass sie nicht als Gleiche anerkannt wird in Deutschland (siehe Mareile Paskes Bachelorarbeit, S. 15)

In der taz schreibt Deniz Yücel über "Das Trauma von Mölln":

"Mölln und Solingen lehrten uns, dass wir bedroht waren. Dass man uns hier nicht wollte. Dass es überhaupt ein Uns gab."

Nachtrag 08.03.08: Für 'weiße' JournalistInnen scheint diese (symbolische) Bedeutung von Hausbränden schwer verständlich zu sein. Sabine am Orde wundert sich in der taz, dass trotz fehlender Beweise für einen rassistischen Brandanschlag in Ludwigshafen, die Angst weiter da ist:

"Doch das ändere nichts, erklärte Kolat den zum Teil schwer verwunderten Journalisten: "Die Angst in der türkischen Community ist da.""

Nachtrag 31.03.08: Es gab wieder eine Brandstiftung und die Polizei kann (zur Abwechslung mal) einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht ausschließen. In der taz wird ein Bezug zu Ludwigshafen gezogen. Allerdings ein sehr seltsamer:

"Sollte sich ein fremdenfeindlicher Hintergrund des Brandanschlags am Wochenende bestätigen, könnte das auch in der Türkei für neuen Wirbel sorgen."

Was soll denn das heißen? Wirbel in der Türkei?

Nachtrag 02.06.08: In Solingen wurde der 15 Jahrestag des Anschlags begangen. Die taz berichtet, wie wenig sich die PolitikerInnen und Solinger BürgerInnen für die rassistische Tat interessieren:

"Auf das Leid der Familie Genc geht der Bundesinnenminister nur kurz ein. Für ihn ist der Jahrestag ein "Tag der Hoffnung" - wegen der versöhnlichen Haltung der Familie Genc."

0 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link


Mittwoch, 30. Januar 2008
Mal wieder
Wollen Sie denn mal zurück?
Wie, Sie waren noch nie in der Heimat vom Papa?
Ist ja traurig .. Also, wenn Se mich fragen:
So 'ne Herkunft, das prägt eben doch ganz schön.
Ich z.B., ich bin aus Westfalen,
und ich finde,
da gehör' ich auch hin ...


aus: May Ayim "afro-deutsch I
in: Blues in Schwarz Weiss, Orlanda Frauenverlag

Ich habe keine Lust, immer wieder zu erklären, was an den harmlosen Fragen so rassistisch ist.

2 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link


Samstag, 5. Januar 2008
Integrationsbeauftragte in Berlin
Die taz berlin porträtiert Azize und Gabriele Gün Tank.

0 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link


Freitag, 14. Dezember 2007
Ausländer(feindlichkeit) und Deutsche
Die taz berichtet über ein Stadtführungsprojekt im Wedding. Jugendliche mM führen durch ihren Stadtteil und sollen dadurch gestärkt werden.

"Überhaupt erfährt die Pädagogin vom Verein "Kultur bewegt" bei jeder Tour etwas anderes. Das liegt auch daran, dass sie Saphija und ihre Freundinnen aufforderte, eine Haltung zu dem einzunehmen, was sie erzählen. Seither kritisieren die jungen Stadtführerinnen die Zerstörungen. "Bei den ersten Touren haben sich die Mädchen noch selbst als Ausländerinnen bezeichnet. Deutsche sind sie heute zum ersten Mal", sagt Kienzl."

So weit so gut. Aber warum müssen sie als 'Deutsche' gleich die 'AusländerInnenfeindlichkeit' mit übernehmen:

" "Früher wurde in Deutschland nicht so viel geklaut und kaputtgemacht. Früher gab es nicht so viele Ausländer." Zu denen wollen sie nicht gehören. "Wir sind zwar ein bisschen farbig, aber wir sind Deutsche.""

Ist das Ziel des Projekts?

2 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link


Dienstag, 4. Dezember 2007
Nichts
Die Kreuzköllner auf der Konferenz Europe on the move

Auf der EFA-Konferenz sass unter anderem der Schauspieler Oktay Özdemir auf dem Podium. Der Moderator fragte irgendwas in der Art von "wie ist das jetzt so jemand zu sein und nicht mehr Nichts". Özdemir antwortete: "Ich bin schon immer wer gewesen." und der Moderator entschuldigte sich für seine Formulierung.

In der taz wird dieser Dialog anders wiedergegeben und interpretiert:

"Dass Herkunft kein Grund für mangelndes Selbstbewusstsein sein muss, bewies der Schauspieler Oktay Özdemir ("Knallhart"). Frage des Moderators: "Wie fühlt sich das an, im Kino immer den Bösewicht zu spielen und im echten Leben ein Star zu sein und nicht mehr nichts?" Özdemir: "Ich war schon immer etwas anders.""

0 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link


Dienstag, 30. Oktober 2007
Integrationskonferenz
Bemerkung einer Zuhörerin nach der Podiumsdiskussion: "Warum haben Sie Herrn X [ein 'weißer' Deutscher] immer mit seinem Doktortitel angesprochen, aber diesen bei Frau Castro Varela [die auch einen ProfessorInnentitel hat] weggelassen?"

Reaktion der 'weißen' Moderatorin: "Das hat nichts mit Gender oder Migration zu tun. Der Name [Maria do Mar Castro Varela] ist einfach so schwierig für mich, dass er mit Doktortitel noch länger würde."

Kein ganz exakt wörtliches Zitat, aber in etwa so heute gehört.

0 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link


Donnerstag, 11. Oktober 2007
Ausgelieferter Deutscher
Heute mal ein Lob: tagesschau.de bezeichnet Mohammed Haydar Zammar richtigerweise als Deutschen (ohne jede weitere Qualifizierung).

Der Bericht darüber, wie der deutsche Staat, diesen deutschen Staatsbürger erst ausliefert, sich dann nicht um ihn kümmert, ihn in einem Foltergefängnis verhört und sich dann wieder nicht kümmert, zeigt aber klar, dass es ganz offensichtlich in der offiziellen Sicht Deutsche verschiedener Klassen gibt.

1 Kommentar in: andere deutsche   ... comment ... link


Dienstag, 9. Oktober 2007
Heute Iraner, morgen Deutscher
""Heute bin ich Iraner, morgen Deutscher, wie es mir passt, das wird nicht gehen", sagte Zwanziger dem Sender." zitiert ARD Sport den Präsident des DFBs in einem Artikel über den Fußballer Ashkan Dejagah, der mit der deutschen U21-Männer-Fußball-Nationalmannschaft nicht nach Israel fahren will.

Zwanziger hat recht. Es geht nicht heute InderIn und morgen Deutsche, wie mir das passt. Ich bin immer beides - und auch beides nicht. Aber das können die meisten nicht akzeptieren. (*Ich will allerdings auch nicht in irgendeiner Nationalmannschaft spielen.*)

Nachtrag 11.10.07: Siehe dazu auch ein taz-Interview mit Omid Nouripour, der argumentiert, dass Fußballer keine Helden sein müssen, und einen taz-Artikel, der den Fall Dejagah kontextualisiert und zeigt wie wenig 'unsere' Fußballhelden Helden sind.

0 Kommentare in: andere deutsche   ... comment ... link