Sonntag, 20. Juni 2010
Butler lehnt CSD-Preis ab
"Die Veranstaltung sei ihr zu kommerziell ausgerichtet und richte sich nicht genügend gegen Probleme wie Rassismus und doppelte Diskriminierung - etwa von Migranten, die homosexuell oder transsexuell empfinden." zitiert Spiegel Online Judith Butler. Sie hat gestern einen Preis auf dem Berliner CSD abgelehnt.

Und ich dachte, beim CSD passiert nichts interessantes. Wäre ich doch mal hingegangen.

Nachtrag: Mehr dazu auf dem neuen Blog No homonationalism.Von dort auch der link zum Youtube-Video:



Nachtrag 27.06.10: Nach seinem selbstherrlichen Rassimus verharmlosdenden und Frauen ausschliessenden Artikel vor dem CSD hat Martin Reichert in der taz nochmal nachgelegt. Nicht nur gegen Judith Bulter hetzt er, sondern auch gegen GLADT. Und obwohl immer wieder behauptet wird, dass sie gar nicht wissen, woher der Rassismusvorwurf käme, gehen sie darauf ein:

"Es geht bei diesem Rassismus-Vorwurf um das immer Gleiche: Maneo und den LSVD."

Aber anstatt den Vorwurf ernst zu nehmen, wird nur dagegen polemisiert. Echt Schade. So kann ich mich nur weiter von LSVD und taz distanzieren.

Nachtrag 28.06.10: Die taz hat sich rund um den CSD wohl für eine durchgängig einseitige Berichterstattung entschlossen. Ist die taz sonst noch einigermassen lesbar für mich, weil offen rassistische Artikel sich mit klar rassismuskritischen Artikeln abwechseln, ist sie es gerade gar nicht. Warum hat Martin Reichert die alleinige Deutungshoheit? (Er gleicht es mehr als aus, dass Jan Feddersen gerade mit dem nationalen Taumel rund um die Männer-WM beschäftigt ist.) Reicherts Artikel über den transgenialen CSD fügt sich nahtlos an die vorigen beiden Artikel an. Polemisch, selbstherrlich, antimuslimischen Rassismus reproduzierend, alle die nicht weiße Schwule sind ausgrenzend. Zum Kotzen.

Meine Familie wohnt übrigens weder in Kreuzberg oder Neukölln. Aber selbst wenn sie da wohnen würde, hätte ich kein Problem damit in den Kiezen zu demonstrieren. Meine Verwandten 'mit Migrationshintergrund' sind allesamt viel offener und akzeptierender als Martin Reichert.

Und Opfer homophober Taten sind übrigens nicht alle weiß. Den Nicht-Weißen ist es sicher nicht egal, wenn zu der einen Diskriminierung noch eine andere dazu kommt.

Nachtrag 30.06.10: Nun durfte auch Jan Feddersen wieder einen seiner homonationalistischen Kommentare in der taz veröffentlichen. In einem hat er allerdings recht: der große CSD ist tatsächlich politisch. Denn er unterstützt Homonationalismus, das heisst er unterstützt dass weiße Schwule (und auch ein paar Lesben) als Teil der deutschen Nation anerkannt werden. Dafür gibt es die Reformprojekte wie Homo-Ehe, die Feddersen in seinem Text anführt. Diese Reformpolitik, die auf Eingliederung in die Nation ausgerichtet ist, geht aber notwendigerweise damit einher, dass andere ausgegrenzt werden. An solcher Politik können sich daher nur Menschen wie Feddersen oder Reichert freuen, die damit an mehr Privilegien kommen. Insbesondere Queers of Colour und alle, die in diesem Land für Muslime gehalten werden, können sich über die ausgrenzende Politik aber nicht freuen. Der transgeniale CSD setzt mit seiner politischen Argumentation hier an.

Nachtrag 03.08.10: Nachdem es in der Zwischenzeit auch mal Raum für kritische Töne in der taz gab. Durfte sich wieder einer der Vertreter des Homonationalismuses darstellen. Im taz-Interview wird Bastian Finke von Maneo keine wirklich kritische Frage gestellt und die Möglichkeit gegeben, seine Kritiker_innen zu diskreditieren.

Das Problem bei Maneo ist nicht primär, dass sie sich genauer ansehen wollen, wer genau die Täter homophober Angriffe sind. Das Problem ist, dass sie in ihren Darstellungen antimuslimischen Rassismus reproduzieren. Sie sind nicht in der Lage (oder nicht interessiert) sich gleichzeitig kritisch mit Homophobie und Rassismus auseinanderzusetzen.

Nachtrag 06.06.11: Ein knappes Jahr nach der Preisablehnung legt die taz in einer Veranstaltungsankündigung nochmal mit wenig fundiertem Butler-Bashing nach.

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Danke für den guten Eintrag, hab' dadurch neulich zuerst von der Sache mitbekommen.
Die gesamte Diskussion in der taz war erbärmlich (nicht erbärmlicher allerdings als die Reaktion des CSD-Menschen auf Butlers Rede - andererseits hätten sie alle wirklich Zeit zum Nachdenken gehabt).
Aber es ist bezeichnend, dass es ihnen leichter fällt, Butler (Butler!) ausgerechnet als politisch naiv hinzustellen, als antirassistische Selbstkritik auch nur in Betracht zu ziehen.

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Martin Reichert und Rassismus
Zu Martin Reichert darf ich dir meinen Artikel bei f*cking queers empfehlen: "Über die Produktion rassistischer Erfahrung. Das Beispiel Siegessäule".

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