Samstag, 9. August 2008
Überraschung: 'AusländerInnen' nicht homogen
In der NZZ sind überraschend viele Meldungen über Deutschland. Heute zum Beispiel ein Bericht über eine statistische Erhebung in Nordrhein-Westfalen. In dieser Erhebung wurde "in der Statistik erstmals in Deutschland zwischen gebürtigen Deutschen, eingebürgerten Zuwanderern und Immigranten mit ausländischem Pass" unterschieden. Die Ergebnisse scheinen überrascht zu haben, da die 'AusländerInnen' gar nicht so homogen sind, wie das allgemein vermutet wird:

"Die Ergebnisse fielen verblüffend aus und widerlegten landläufige Vorurteile, wonach Zuwanderer generell die schlechtesten Schulabschlüsse, die grössten Probleme bei der Ausbildung und die geringsten Chancen am Arbeitsmarkt haben. Zuwanderer mit deutschem Pass schafften höhere Schulabschlüsse als gebürtige Deutsche."

Und das dieser Überraschung erklärt werden muss, wird gefolgert:

"Ein deutscher Pass, so scheint es jedenfalls, fördert ihre beruflichen Karrieren."

Da mag schon was dran sein. Aber dieser simple Erklärungsansatz (wie auch die restlichen Ausführungen im Artikel) überraschen nun wiederum mich. Ich würde nicht nur danach fragen, welche Vorteile die Einbürgerung bringt sondern auch danach, wer sich überhaupt einbürgern lässt / einbürgern lassen kann. Denn vor der Einbürgerung sind hohe Hürden zu überwinden und das gelingt am ehesten jenen mit hohen Ressourcen (an Wissen, Finanzen, Netzwerken, etc.). Die Kategorie der eingebürgerten und jene der nicht eingebürgerten 'AusländerInnen' dürfte sich daher nach sozio-ökonomischen Kriterien signifikant unterscheiden.

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Schweizer Zeitungen gehoeren zu den besten Europas - so war das zumindest in den 90er-Jahren. Wie Du schreibt, sie berichten sehr viel ueber Deutschland - und ueberhaupt sehr viel ueber das Geschehen im Ausland. Viele Deutsche in den Grenzgebieten schauen Schweizer Nachrichten im Fernsehen wegen der ausfuehrlichen Auslandsberichterstattung.

Die NZZ begruendet das Abschneiden uebrigens nicht nur mit dem Pass und relativiert ihr anfaengliche Erstaunen:

Überraschen können solche Zahlen gleichwohl nicht. Längst hat sich in den grossen deutschen Städten eine ausländische, überwiegend türkische Mittelschicht gebildet, die mit der Integration keine Probleme hat. Vor allem Aufsteiger sehen es als wichtig für ihr Fortkommen an, über gute Sprachkenntnisse zu verfügen. Ein deutscher Pass, so scheint es jedenfalls, fördert ihre beruflichen Karrieren. Zweisprachigkeit gilt als zusätzliches Element für eine erfolgreiche Laufbahn.

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Nein, die NZZ begründet nicht nur mit dem Pass. Sie analysiert unter anderem auch, wie die Studie für politische Zwecke genutzt wird. Ich fand es trotzdem auffällig, dass überhaupt nicht darauf eingegangen wurde, dass Einbürgerungen viele Voraussetzungen hat, die dann auch bei den Unterschieden ex post zu berücksichtigen sind. Wahrscheinlich richtet sich meine Kritik primär an die Studie (die ich nicht gelesen habe) und nur zum Teil an die NZZ, die relativ differenziert über die Studie berichtet.

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