Donnerstag, 27. Februar 2014
Der EU-Grenzzaun
in den spanischen Enklaven Ceuta und Melilla ist eine grausame Menschenfalle wie die taz berichtet:

"Vielleicht ist es am Ende die Guardia Civil, die weitere Tote verhütet: Die Gewerkschaft von Polizei und Grenzschützern erklärte am 16. November, die Beamten seien "den Anblick sterbender Menschen leid", die versuchen, die Grenze zu überqueren. "Wir sind nicht bereit, noch mehr Subsaharis zu finden, die blutend im Stacheldraht festhängen", schrieb sie. Die Konfrontation mit diesen vermeidbaren Todesfällen setze die Grenzschützer "unnötigem Stress" aus."

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Lesung InderKinder in Berlin


Am 20. März um 19.30 Uhr werden Nisa Punnamparambil-Wolf und ich in der Akademie des Jüdischen Museums Berlin über das Buch InderKinder sprechen und aus ihm lesen. Wir freuen uns auf eine Diskussion mit dem Publikum!

Informationen zur Veranstaltung bei der Akademie des Jüdischen Museums Berlin

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Donnerstag, 27. Februar 2014
Mehr gegen Rassismus tun
Die taz berichtet:

"Ausgerechnet in der Woche, in der Thilo Sarrazin sein neues Buch veröffentlicht, fordert der Europarat die Bundesrepublik auf, mehr gegen Rassismus und Intoleranz gegenüber Minderheiten zu tun. "

Das zeitliche Zusammentreffen sei Zufall, Sarrazin aber ein Teil des Problems.

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Dienstag, 25. Februar 2014
Angeboren oder nicht?
Die taz berichtet, dass Ugandas Präsident das neue Gesetz gegen Homosexualität nicht unterzeichnet hätte, wenn ihm die Wissenschaft bewiesen hätte, dass Homosexualität angeboren sei. Denn dann hätte ein Verbot nichts gebracht. Seine Studie hatte aber ein anderes Ergebnis:

"Ein mit der Klärung dieser Frage beauftragtes ugandisches Wissenschaftlerteam kam zum Schluss, Homosexualität sei weder als Krankheit noch als Abnormalität zu werten. Es gebe auch kein „Schwulen-Gen“. Sie existiere einfach. Kultureller Einfluss könne sie aber begünstigen "

Das ist nun ein Ergebnis, dass durchaus in Einklang mit meinem Verständnis von Gender und Queer Studies steht. Natur gibt es ohne Gesellschaft nicht. Somit gibt es auch keine natürliche Sexualität jenseits von Gesellschaft. Welche Sexualität wir leben können, hängt davon ab, was unser Umfeld uns denkbar und lebbar macht. Deswegen sollte die Gesellschaft auch alle Formen von Sexualität, die einvernehmlich zwischen Erwachsenen stattfinden, möglich machen (und dafür z.B. in Baden-Württenberg das Thema an die Schulen tragen, um so Horizonte zu erweitern).

Meine Schlussfolgerung aus den wissenschaftlichen Überlegungen sind damit grundsätzlich andere, als jene die der Präsident von Uganda aus der Studie gezogen hat. Um das menschenrechtswidrige Gesetz zu verhindern, wäre vielleicht eine wissenschaftliche Studie, die ein 'Schwulen-Gen' gefunden hätte, hilfreich gewesen. Aber das würde einen biologistischen Determinismus fördern (siehe dazu Heiko Wernings seltsamen Versuch in der taz, mit Biologismus gegen Matusseks heteronormativen Biologismus zu argumentieren). Der Widerstand gegen Verfolgung und Ausgrenzung muss anders geführt werden (wie z.B. in dem Brief indischer Bürger_innen).

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Uganda
Die taz berichtet über das neue ugandische Gesetz, das alles Nicht-Heterosexuelle massiv verfolgen soll. Von queer-feministischen Freundinnen aus Indien bin ich auf einen Letter from Indian Citizens to Uganda High Commission hingewiesen worden, der die Verschärfung der Gesetze anprangert, die (post)kolonialen Kontinuitäten (britische Kolonialgesetze, Einfluss USamerikanischer Evangelikaler) aufzeigt und Solidarität zeigt:

"We register here our strong condemnation of President Museveni’s signing of the Anti-Homosexuality Bill, 2009 into law. The Uganda Anti-Homosexuality Act, 2014 violates the basic human rights of the kuchus of Uganda, impeding their right to live and love without harm to others, in enjoyment of the rights of freedom and equality guaranteed by the Ugandan Constitution. In the face of this severe blow to the struggle for universal human rights, we reassert our solidarity with the lesbian, gay, bisexual, transgender, queer, disabled and HIV-affected adult people of Uganda, and of all 36 of Africa’s 55 countries where same-sex relations are illegal."

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Montag, 24. Februar 2014
Schule / Migrationshintergrund
Die sonntaz fragt: "Frau Karakayali, ist es eine gute Idee, wenn deutsche Eltern ihre Kinder gezielt an Schulen mit hohem Migrantenanteil schicken?"

und die Wissenschaftlerin Juliane Karakayali antwortet: "Warum interessiert es überhaupt, dass es an einer Schule einen hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund gibt? Das ist doch keine Kategorie. Dass die Unterrichtsqualität gut ist, die Lehrer und Lehrerinnen nett, die Angebote interessant, die Ausfälle wenig: Das sind die Kriterien für die Wahl einer Schule. Welche Kinder sie besuchen, muss sekundär sein."

Ein lesenswertes Interview.

Zum Thema Schule, Eltern, Migrationshintergrund und so auch ein langer Artikel in der sonntaz.

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Sonntag, 23. Februar 2014
Berlinale: Archiv
Gestartet war ich in die Berlinale mit dem Dokumentarfilm Das große Museum. Mehr als ein Jahr hat das Filmteam hinter die Kulissen des Kunsthistorischen Museums geschaut, unzähligen Mitarbeitenden bei ihrer Arbeit zugeschaut (von Reinigungskräften über Wärter_innen bis zu Restaurator_innen und Manger_innen), die Markenbildung und die Neueröffnung eines Museumsteils verfolgt. Spannend, was da alles so im Hintergrund passiert.

Den Film Szenario fand ich weniger spannend. Kann ihn auch nicht einordnen. Ist es eine Dokumentrfilm? Oder eher Kunst? Verstanden habe ich ihn jedenfalls nicht. Ausgangspunkt war ein Koffer mit Utensilien, einem Tagebuch einer Affäre, angereichert mit Statistiken.

Der Dokumentarfilm Souvenir schliesslich ist aus schier unendlich wirkenden Videoaufnahmen von Alfred D. entstanden. Der Filmemacher hat sie zusammen gestellt und in eine fiktive Rahmenhandlung eingebettet. Spannend. Für mich allerdings auch höchst irritierend, da Alfred D. ein ehemaliger Kollege von mir ist und mir so immer wieder die nötige Distanz gefehlt hat, um mich ganz auf den Film einzulassen.

Und das war es dieses Jahr zur Berlinale.

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Samstag, 22. Februar 2014
Heteronormativer Sport
Die taz zeigt unter dem Titel Der Geschlechterwettkampf wie sehr im (Leistungs)Sport Heteronormativität (re)produziert wird: Männder dürfen nicht synchron schwimmen und rhytmisch sportgymnasten, weil das nicht ästhetisch wäre (oder so). Frauen sind zu zart für Vier-Bob. Männer dürfen auf keinen Fall schwul wirken. etc. Das ganze wird dann medizinisch legitimiert (Fußballspielen galt ja auch lange als gefährlich für zarte Frauenkörper). So funktioniert Heteronormativität.

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Berlinale: Zwänge und Ängste
Die folgenden Filme verbindet für mich etwas, dass ich jetzt mal Zwänge und Ängste nenne. Die Begriffe passen nicht unbedingt für jeden Film gleich, eignen sich aber als Klammer.

Im koreanischen Spielfilm Ship bun versucht die Hauptfigur sich am Arbeitsplatz und in der Familie richtig zu verhalten, hat dabei aber trotzdem nicht Erfolg. Sehenswert

Der Spielfilm Historia del miedo handelt von den Ängsten der argentinischen Oberschicht, die sich selbst in gated communities immer der Gefahr ausgesetzt sieht. Ein sehr stiller Film, der mich erst im Nachhinein beeindruckt.

Im deutschen Spielfilm Zeit der Kannibalen sehen wir ein Kammerspiel von drei Unternehmensberater_innen, die irgendwo in einem Hotel sitzen und ihre Karrieren voranbringen wollen. Eindrücklich gezeigt, wie sie in ihrer eigenen Welt leben, völlig unabhängig von der realen Umwelt, in der sie gerade sind. Tolle Schauspieler_innen. Allerdings hätte ich mir noch mehr Abstraktion gewünscht. Es kommen nigerianische (und indische) Charaktere vor, die wie die Verkörperung der Hirngespinste der Unternehensberater_innen wirken, in der Verkörperung mir dann aber zu real werden. Sie wären besser Hirngespinste geblieben, die Schauspieler_innen hätten das sicher hinbekommen.

Der japanische Spielfilm Ieji wirkt wie ein Katastrophenfilm. Es ist auch ein Katastrophenfilm, nur ist es nicht Science Fiction sondern Realität. Er spielt nach dem Reaktorunfall in Fukushima, die Region ist evakuiert, Menschen leben in Provisorien. Sehr ruhige Bilder. Eindrücklich.

Und zum Schluss dann noch ein österreichischer Dokumentarfilm: In der Mitte, da sind wir begleitet mehrere Jugendliche in dem Dorf Ebensee. Dort gibt es eine KZ-Gedenkstätte und an der gab es einen rechten Vorfall. Der Film zeigt den Nicht-Umgang der Familien mit der NS-Vergangenheit, das Kleinreden von rechtem Gedankengut und Handeln, Waffenliebhaber und Jugendliche, die sich in dieser Welt orientieren müssen. Sehenswert.

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Freitag, 21. Februar 2014
Berlinale: Gender/ Queer
Der Dokumentarfilm Vulva 3.0 brachte Vulven in allen möglichen Formen auf die große Leinwand. Ein Aufklärungsfilm der die Vulva aus der Unsichtbarkeit holen will. Mit Protagonistinnnen, die sich schon lange dafür engagieren. Mit Berichten über Genitalbeschneidung und Designer-Mösen. Sehenswert.

Auch im Spielfilm Kuzu geht es um eine Beschneidung oder viel eher um die Beschneidungsfeier, die ausgerichtet werden sollte, für die es aber kein Geld gibt. Es geht um Männer- und Frauenrollen. Mit starken Bildern.

Im Spielfilm Arrête ou je continue geht es um ein Paar, das sich nichts mehr zu sagen hat. Eindrücklich.

Der Spielfilm 52 Tuesdays wurde ein Jahr lang immer Dienstags gedreht. Im Mittelpunkt steht die 16jährige Billie und ihre Mutter, die/der dabei ist seine männliche Identität anzunehmen. Spannende Perspektive auf Trans*.

Auch im locker leichten Spielfilm Hoje eu quero voltar sozinho geht es um Jugendliche, die sich orientieren und mit ihren Eltern auseinandersetzen. Leo und Gi sind beste Freund_innnen, dann kommt Gabriel dazu. Nicht gleichgeschlechtliches Begehren ist das Problem, sondern Freundschaft ist das Thema. Leo hat nicht ein Problem damit, dass er nicht sieht, sondern damit dass einige damit nicht umgehen können. Hat Spaß gemacht.

Und zum Ende der Berlinale dann noch die Teddyrolle. Mit ein paar Filmen mit denen ich nichts anfangen konnte. Dem obligatorischen Praunheim, der zwar interessante Aspekte hatte, aber filmisch völlig langweilig war (der einzige Dokumentarfilm in der Rolle). Beeindruckt hat mich Mondial 2010, da er eine Geschichte erzählt, ohne dass die Hauptfiguren vor die Kamera kommen. Dann noch eine Coming of Age-Geschichte: Vetrarmorgun. Schliesslich der Film Tits über einen Schüler mit Brüsten. Da bin ich mit widersprüchlichen Gefühlen rausgegangen. Seine Scham, seinen Körper zu zeigen, das Mobbing, den Umgang damit fand ich gut gezeigt. Die ärztliche Diagnose, dass es eine hormonelle Störung sei und die Brüste wieder weggehen, fand ich irritierend. Gibt es das? Oder durfte Intersex nicht wirklich zum Thema werden? (Hier bin ich zu unwissend, um das einschätzen zu können.)

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