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Freitag, 1. November 2013
Unhöflichkeit
urmila, 13:16h
Im Krankenhaus. Ein Zwei-Bett-Zimmer. Als wir reinkommen, telefoniert die Zimmernachbarin. Der Fernseher läuft. Ein kurzes Nicken ist die ganze Begrüßung. Noch ein Telefonat. Als sie endlich fertig telefoniert hat, kein weiterer Gruß, keine Anrede. Unhöflich.
Etwas später spreche ich sie an. Frage, ob sie aus Polen kommt (ich meine ihre Gespräche als polnisch erkannt zu haben). Sie bejaht erfreut und sagt, dass sie wenig Deutsch kann. Wir unterhalten uns ein bisschen. Sehr freundlich.
Vermutlich war das nicht Unhöflichkeit, sondern fehlende Sprachkompetenz. So wie ich völlig unhöflich durch Tschechien gegangen bin, da ich nichts verstanden habe und deswegen alles ignoriert habe.
Etwas später spreche ich sie an. Frage, ob sie aus Polen kommt (ich meine ihre Gespräche als polnisch erkannt zu haben). Sie bejaht erfreut und sagt, dass sie wenig Deutsch kann. Wir unterhalten uns ein bisschen. Sehr freundlich.
Vermutlich war das nicht Unhöflichkeit, sondern fehlende Sprachkompetenz. So wie ich völlig unhöflich durch Tschechien gegangen bin, da ich nichts verstanden habe und deswegen alles ignoriert habe.
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Dienstag, 29. Oktober 2013
Struktureller Rassismus bei Polizei
urmila, 16:47h
Daniel Bax hat für die taz den Polizeigewerkschafter Rainer Wendt rund um Rassismus und Polizei interviewt. Wie üblich für Polizist_innen in den Medien, bestreitet Wendt, dass die Polizei ein (strukturelles) Problem mit Rassismus hat. Interessant ist aber, dass er die Verantwortung der Politik mit einbringt. In Bezug auf Racial Profiling sagt er:
"Die Politik kann uns jedoch nicht den Auftrag und die Befugnisse geben und hinterher sagen: „Igittigitt, das ist Rassismus.“"
Da ist was dran. Polizei setzt politische Vorgaben um, auch da, wo sie rassistisch handelt. Das ist Teil des strukturellen Rassismuses.
"Die Politik kann uns jedoch nicht den Auftrag und die Befugnisse geben und hinterher sagen: „Igittigitt, das ist Rassismus.“"
Da ist was dran. Polizei setzt politische Vorgaben um, auch da, wo sie rassistisch handelt. Das ist Teil des strukturellen Rassismuses.
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Sonntag, 27. Oktober 2013
Der schwarze Mann und die Kinder
urmila, 13:55h
Rassistische Bilder sind unheimlich beständig. Gerade führt das Bild der Kinder stehlenden Zigeuner (ich benutzte hier bewusst das rassistische Wort, weil das Teil des Bildes ist) zu Kriminalisierung von Roma.
So schrieb vor knapp einer Woche auch die taz:
"Ein möglicherweise schon als Baby entführtes Kind ist in Griechenland gefunden worden. Bei der Durchsuchung eines Roma-Dorfes im mittelgriechischen Farsala entdeckten Polizisten ein circa vierjähriges Mädchen, das auf den Namen Maria hört. Das Kind war den Ermittlern wegen seiner blonden Haare und grünen Augen aufgefallen. Zudem hatte es keinerlei Ähnlichkeit mit dem Roma-Paar, das sich als Marias Eltern ausgab. "
Das sind gleich mehrere Rassismen, die hier unhinterfragt reproduziert werden. Erstens, wird auf Basis von Phänotyp festgestellt, dass ein Kind nicht zu Eltern passt. Zweitens, weil das Kind 'weiß' ist, muss es unrechtmässig in die Familie gekommen sein. Drittens, da die Eltern Roma sind, müssen sie das Kind entführt haben. Rassismus ist hier natürlich auch heteronormativ, da es biologische und soziale Elternschaft gleichsetzt.
Kurz nach dem griechischen Fall wurden auch in Irland Roma-Familien denunziert und Kinder aus Familien genommen. Da Untersuchungen, dann feststellten, dass die Eltern allerdings tatsächlich auch biologische Eltern waren, mussten die Kinder zurückgegeben werden und es gibt eine Diskussion um die Unverhältnismässigkeit der Mittel. In der taz schreibt Ralf Sotscheck:
"Zigeuner sind schwarzhaarig und glutäugig. Eine siebenjährige Blondine mit blauen Augen passt nicht in das Bild, das man sich in Irland von Sinti und Roma macht. Nachdem im irischen Fernsehen ein Bericht über die kleine Maria lief, die in Griechenland bei einer Roma-Familie lebte, mit der sie nicht verwandt ist, informierte eine Bürgerin am Montag einen TV-Sender über einen vermeintlich ähnlichen Fall in Dublin. Der Sender schickte einen Reporter, und der schaltete die Polizei ein. Die Beamten überprüften die Sache."
und beschreibt damit gut, die antiziganistischen Bilder, die in diesen Fällen wirken (auch in der taz). Auch in der taz analysiert Norbert Mappes-Niedick das antiziganistische Bild der Kindsentführung:
"Weder die irische noch die griechische Geschichte bietet nur einen Schatten eines Motivs. Ein Muster von tatsächlichem Kinderraub durch Roma gibt es nicht. Ein solches Schema ist nicht dokumentiert, auch nicht historisch. Was es aber gibt, ist ein Muster von Geschichten. Dass demnächst der „schwarze Mann“ kommt und einen mitnimmt, ist fester Bestandteil der Gruselpädagogik nicht nur auf dem Balkan. "
Es wirkt in Griechenland, Irland, Serbien, Großbritannien, Deutschland, etc. Nicht nur als Bild, sondern durch konkrete Eingriffe in familiäres Leben, durch Kriminalisierung und Angriffe.
Jetzt berichtet u.a. die taz, dass die biologischen Eltern des griechischen Kindes in Bulgarien gefunden wurden. Und weiter wird von Entführung und Kindshandel gesprochen. In der rassistischen Logik muss davon ausgegangen werden, dass verabscheuungswürdige Motive dazu führten, dass das Kind nicht bei den biologischen Eltern ist. Wären die Eltern weiße verheiratete Mittelschichs-Deutsche, wären die Vermutungen wohl andere, viel weniger vorverurteilend.
Nachtrag 07.11.13: Die taz berichtet so nebenbei:
"Und auch der Fall der griechischen Maria klärte sich recht unspektakulär auf: Das Mädchen war ihren Zieheltern im Roma-Camp laut Aussage dessen leiblicher Mutter, einer bulgarischen Roma, freiwillig übergeben worden, als diese vor vier Jahren als Erntehelferin in Griechenland arbeitete."
Das hätte etwas größer aufgemacht werden sollen, nachdem die taz vorher auch immer wieder von Entführung geschrieben hat.
So schrieb vor knapp einer Woche auch die taz:
"Ein möglicherweise schon als Baby entführtes Kind ist in Griechenland gefunden worden. Bei der Durchsuchung eines Roma-Dorfes im mittelgriechischen Farsala entdeckten Polizisten ein circa vierjähriges Mädchen, das auf den Namen Maria hört. Das Kind war den Ermittlern wegen seiner blonden Haare und grünen Augen aufgefallen. Zudem hatte es keinerlei Ähnlichkeit mit dem Roma-Paar, das sich als Marias Eltern ausgab. "
Das sind gleich mehrere Rassismen, die hier unhinterfragt reproduziert werden. Erstens, wird auf Basis von Phänotyp festgestellt, dass ein Kind nicht zu Eltern passt. Zweitens, weil das Kind 'weiß' ist, muss es unrechtmässig in die Familie gekommen sein. Drittens, da die Eltern Roma sind, müssen sie das Kind entführt haben. Rassismus ist hier natürlich auch heteronormativ, da es biologische und soziale Elternschaft gleichsetzt.
Kurz nach dem griechischen Fall wurden auch in Irland Roma-Familien denunziert und Kinder aus Familien genommen. Da Untersuchungen, dann feststellten, dass die Eltern allerdings tatsächlich auch biologische Eltern waren, mussten die Kinder zurückgegeben werden und es gibt eine Diskussion um die Unverhältnismässigkeit der Mittel. In der taz schreibt Ralf Sotscheck:
"Zigeuner sind schwarzhaarig und glutäugig. Eine siebenjährige Blondine mit blauen Augen passt nicht in das Bild, das man sich in Irland von Sinti und Roma macht. Nachdem im irischen Fernsehen ein Bericht über die kleine Maria lief, die in Griechenland bei einer Roma-Familie lebte, mit der sie nicht verwandt ist, informierte eine Bürgerin am Montag einen TV-Sender über einen vermeintlich ähnlichen Fall in Dublin. Der Sender schickte einen Reporter, und der schaltete die Polizei ein. Die Beamten überprüften die Sache."
und beschreibt damit gut, die antiziganistischen Bilder, die in diesen Fällen wirken (auch in der taz). Auch in der taz analysiert Norbert Mappes-Niedick das antiziganistische Bild der Kindsentführung:
"Weder die irische noch die griechische Geschichte bietet nur einen Schatten eines Motivs. Ein Muster von tatsächlichem Kinderraub durch Roma gibt es nicht. Ein solches Schema ist nicht dokumentiert, auch nicht historisch. Was es aber gibt, ist ein Muster von Geschichten. Dass demnächst der „schwarze Mann“ kommt und einen mitnimmt, ist fester Bestandteil der Gruselpädagogik nicht nur auf dem Balkan. "
Es wirkt in Griechenland, Irland, Serbien, Großbritannien, Deutschland, etc. Nicht nur als Bild, sondern durch konkrete Eingriffe in familiäres Leben, durch Kriminalisierung und Angriffe.
Jetzt berichtet u.a. die taz, dass die biologischen Eltern des griechischen Kindes in Bulgarien gefunden wurden. Und weiter wird von Entführung und Kindshandel gesprochen. In der rassistischen Logik muss davon ausgegangen werden, dass verabscheuungswürdige Motive dazu führten, dass das Kind nicht bei den biologischen Eltern ist. Wären die Eltern weiße verheiratete Mittelschichs-Deutsche, wären die Vermutungen wohl andere, viel weniger vorverurteilend.
Nachtrag 07.11.13: Die taz berichtet so nebenbei:
"Und auch der Fall der griechischen Maria klärte sich recht unspektakulär auf: Das Mädchen war ihren Zieheltern im Roma-Camp laut Aussage dessen leiblicher Mutter, einer bulgarischen Roma, freiwillig übergeben worden, als diese vor vier Jahren als Erntehelferin in Griechenland arbeitete."
Das hätte etwas größer aufgemacht werden sollen, nachdem die taz vorher auch immer wieder von Entführung geschrieben hat.
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Freitag, 25. Oktober 2013
Flüchtlingsunterkunft Köpenick
urmila, 01:36h

Heute abend hatte der Bezirk Treptow-Köpenick zu einer ersten Informationsveranstaltungen für Anwohnende einer neuen Unterkunft für Asylbewerbende in Köpenick eingeladen. Als Mitglied des Integrationsausschusses der BVV Treptow-Köpenick war ich auch bei der Veranstaltung.
Ich hatte den Eindruck, dass die Informationsveranstaltung gut vorbereitet wurde und aktive Netzwerkarbeit in der Umgebung gemacht worden war. Es gab zwar auch Rassismus reproduzierende Fragen (zum Teil wohl auch von überzeugten Rassist_innen, so gab es auch Fragen eines NPD-Vertreters), es kam aber nicht zu einem größeren (offen) rassistischen Konsens. Rassismusreproduktionen wurden auch aus den Reihen der Anwohnenden kritisiert. Es gab viele Hilfsangebote für die erwarteten Asylbewerbenden.
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Film: Drama Consult
urmila, 13:42h
Der neue Film Drama Consult von Dorothee Wenner ist gestern im Kino angelaufen. Der Verleih organisiert dabei Podiumsdiskussionen mit der Filmemacherin (mehr Informationen über die Kinotour in 12 Städten). Gestern diskutierte Wenner mit Jahman Anikulapo (Journalist/ Kulturnetzwerker, Schauspieler, Lagos) und Heiko Schwiderowski (Deutscher Industrie- und Handelskammertag).
Eine Diskussion nach dem Film macht durchaus Sinn, denn der Film fordert sein Publikum. Er bricht gleich mehrfach mit Sehgewohnheiten. Die Protagonist_innen sind nigerianische Unternehmer_innen. Sie reisen nach Deutschland, um da Geschäftskontakte anzubahnen. Das produziert nicht die gewohnten Bilder über Nigeria/ Afrika. Und es produziert Bilder über Unternehmer unter sich, die weder in kapitalismuskritische noch neoliberale Bilderwelten ganz passen. Und dann ist da immer die Unsicherheit darüber, was der Dokumentarfilm dokumentiert und was er inszeniert. Denn die Reise ist von der Filmemacherin initiiert.
Kein einfacher Film, aber spannend.
Eine Diskussion nach dem Film macht durchaus Sinn, denn der Film fordert sein Publikum. Er bricht gleich mehrfach mit Sehgewohnheiten. Die Protagonist_innen sind nigerianische Unternehmer_innen. Sie reisen nach Deutschland, um da Geschäftskontakte anzubahnen. Das produziert nicht die gewohnten Bilder über Nigeria/ Afrika. Und es produziert Bilder über Unternehmer unter sich, die weder in kapitalismuskritische noch neoliberale Bilderwelten ganz passen. Und dann ist da immer die Unsicherheit darüber, was der Dokumentarfilm dokumentiert und was er inszeniert. Denn die Reise ist von der Filmemacherin initiiert.
Kein einfacher Film, aber spannend.
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Samstag, 19. Oktober 2013
Tödliche Festung Europa
urmila, 13:31h
Die letzten Wochen haben das tägliche Sterben durch die Abschottungspolitik der EU etwas öffentlicher gemacht. Die Toten vor Lampedusa haben einige Menschen erschüttert (andere weniger). Vor dem Brandenburger Tor durststreiken Menschen ohne menschenwürdiges Aufenthaltsrecht. In Hamburg wurde trotz der momentanen öffentlichen Anteilnahme an den Toten vor Lampedusa eine großangelegte Kontrolle von 'Lampedusa in Hamburg' durchgeführt.
Ein Umdenken in der Politik erscheint unwahrscheinlich. Aber es gibt immerhin kleine Hoffnungsschimmer. Die taz berichtet, dass Polizist_innen Widerstand gegen die Kontrollen versucht haben:
"Örtliche Einsatzleiter hatten gegen den Plan "remonstriert", also rechtliche Bedenken im Rahmen der Verhältnismäßigkeit und Menschlichkeit geltend gemacht. Zudem haben sich nach taz-Informationen mehrere Polizisten vor der Aktion wegen Bauchschmerzen krankgemeldet."
Immerhin.
Ein Umdenken in der Politik erscheint unwahrscheinlich. Aber es gibt immerhin kleine Hoffnungsschimmer. Die taz berichtet, dass Polizist_innen Widerstand gegen die Kontrollen versucht haben:
"Örtliche Einsatzleiter hatten gegen den Plan "remonstriert", also rechtliche Bedenken im Rahmen der Verhältnismäßigkeit und Menschlichkeit geltend gemacht. Zudem haben sich nach taz-Informationen mehrere Polizisten vor der Aktion wegen Bauchschmerzen krankgemeldet."
Immerhin.
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Homophobie intersektional
urmila, 13:21h
Anfang der Woche berichteten Medien über Kuwait. Dort soll es Pläne geben, Homosexuelle und Transgender (wenn ich den taz-Bericht richtig interpretiere) die Einreise zu verweigern. Und zwar aufgrund von einem medizinischen Test. Dazu liesse sich viel sagen: über Homophobie bzw. gewaltsam durchgesetzte Heteronormativität, über Konstruktionen von richtigen Körpern und Sexualität, über Pathologisierungen und die Konstruktion von Tests, etc. Der letzte Absatz des taz-Bericht zeigt aber noch etwas anderes:
"Was die kuwaitischen Pläne anbelangt, ist es auffällig, dass sie ausschließlich Arbeitsmigranten betreffen und nicht etwa Touristen. Zweidrittel der Bewohner sind Ausländer, die Tätigkeiten ausüben, die Kuwaitis für unter ihrer Würde halten. Gleichzeitig werden die Arbeitskräfte häufig pauschal als drogenabhängig und kriminell diskriminiert."
Es geht hier also nicht ausschliesslich um Durchsetzung von Heteronormativität sondern ganz klar auch um eine Verschränkung mit sozio-ökonomischer Lage. Es geht um weitere Ausbeutung bereits Ausgebeuteter. Und nicht um westliche schwule Reisende.
"Was die kuwaitischen Pläne anbelangt, ist es auffällig, dass sie ausschließlich Arbeitsmigranten betreffen und nicht etwa Touristen. Zweidrittel der Bewohner sind Ausländer, die Tätigkeiten ausüben, die Kuwaitis für unter ihrer Würde halten. Gleichzeitig werden die Arbeitskräfte häufig pauschal als drogenabhängig und kriminell diskriminiert."
Es geht hier also nicht ausschliesslich um Durchsetzung von Heteronormativität sondern ganz klar auch um eine Verschränkung mit sozio-ökonomischer Lage. Es geht um weitere Ausbeutung bereits Ausgebeuteter. Und nicht um westliche schwule Reisende.
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Donnerstag, 10. Oktober 2013
Einführungskurse
urmila, 00:57h
sind total schön.
Letztes Jahr hatte ich ja hier in Olomouc eine Einführung in kritische Rassismustheorie gegeben und dieses Jahr in Gender Studies. In beiden Fällen haben die Studierenden von dem Fach vorher noch nie etwas gehört, kennen keine Konzepte und Theorien.
Das ist eine ziemliche Herausforderung, weil ich innerhalb von zwei Wochen eine Grundlage legen soll. Das kann nicht viel mehr sein, als dass die Studierenden am Ende wissen, dass es kritische Rassismusforschung bzw. Gender Studies gibt. Dass der theoretische Zugang da ein ganz anderer ist, als in anderen Fächern. Dass das ganze auch mit Fragen von Gerechtigkeit und der Frage davon, wie wir miteinander leben wollen, zu tun hat. Wenn ich das erreiche, bin ich schon zufrieden. Glücklich bin ich, wenn die Studierenden Lust darauf bekommen, sich mehr mit den Themen auseinanderzusetzen.
Es ist spannend, wie die Studierenden auf die ganze andere Weise der Herangehens, auf das In-Frage-Stellen von Normen reagieren. Alle machen den Kurs freiwillig und setzen sich so freiwillig einer ziemlichen Herausforderung aus. Letztes Jahr sind zwei Studierende abgesprungen, dieses Jahr bisher noch keine_r. Das finde ich schon Klasse.
Einigen merke ich an bzw. sie sagen es explizit, dass sie die Fragestellungen der Gender Studies faszinierend und eine Horizonterweiterung finden, auch wenn sie vieles noch nicht verstehen können.
Andere äußern Widerstände ganz offen. Das In-Frage-Stellen von Normen stellt sie offensichtlich in Frage. Sie befürchten, dass Feminist_innen ihnen vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben (nicht auf die Kinder aufpassen, arbeiten müssen, lesbisch werden oder so ähnlich). Trotz ihrer Ängste hören sie aber meinen Ausführungen zu und versuchen dem zu folgen.
Und für mich als Lehrende ist das natürlich auch eine ziemliche Herausforderung. Wie weit kann ich ihnen komplexe Theorien zumuten, wenn alles für sie neu ist. Wann ist es zu viel, wieviel muss es aber sein, um die andere Perspektive aufzuzeigen. Wie gehe ich mit Schwierigkeiten des Verstehens um. Wie reagiere ich auf die Widerstände, ohne diese zu verstärken.
Das ist anstrengend, aber auch sehr befriedigend, weil so direkt ein Ergebnis meiner Arbeit zu sehen ist.
Letztes Jahr hatte ich ja hier in Olomouc eine Einführung in kritische Rassismustheorie gegeben und dieses Jahr in Gender Studies. In beiden Fällen haben die Studierenden von dem Fach vorher noch nie etwas gehört, kennen keine Konzepte und Theorien.
Das ist eine ziemliche Herausforderung, weil ich innerhalb von zwei Wochen eine Grundlage legen soll. Das kann nicht viel mehr sein, als dass die Studierenden am Ende wissen, dass es kritische Rassismusforschung bzw. Gender Studies gibt. Dass der theoretische Zugang da ein ganz anderer ist, als in anderen Fächern. Dass das ganze auch mit Fragen von Gerechtigkeit und der Frage davon, wie wir miteinander leben wollen, zu tun hat. Wenn ich das erreiche, bin ich schon zufrieden. Glücklich bin ich, wenn die Studierenden Lust darauf bekommen, sich mehr mit den Themen auseinanderzusetzen.
Es ist spannend, wie die Studierenden auf die ganze andere Weise der Herangehens, auf das In-Frage-Stellen von Normen reagieren. Alle machen den Kurs freiwillig und setzen sich so freiwillig einer ziemlichen Herausforderung aus. Letztes Jahr sind zwei Studierende abgesprungen, dieses Jahr bisher noch keine_r. Das finde ich schon Klasse.
Einigen merke ich an bzw. sie sagen es explizit, dass sie die Fragestellungen der Gender Studies faszinierend und eine Horizonterweiterung finden, auch wenn sie vieles noch nicht verstehen können.
Andere äußern Widerstände ganz offen. Das In-Frage-Stellen von Normen stellt sie offensichtlich in Frage. Sie befürchten, dass Feminist_innen ihnen vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben (nicht auf die Kinder aufpassen, arbeiten müssen, lesbisch werden oder so ähnlich). Trotz ihrer Ängste hören sie aber meinen Ausführungen zu und versuchen dem zu folgen.
Und für mich als Lehrende ist das natürlich auch eine ziemliche Herausforderung. Wie weit kann ich ihnen komplexe Theorien zumuten, wenn alles für sie neu ist. Wann ist es zu viel, wieviel muss es aber sein, um die andere Perspektive aufzuzeigen. Wie gehe ich mit Schwierigkeiten des Verstehens um. Wie reagiere ich auf die Widerstände, ohne diese zu verstärken.
Das ist anstrengend, aber auch sehr befriedigend, weil so direkt ein Ergebnis meiner Arbeit zu sehen ist.
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Dienstag, 8. Oktober 2013
InderKinder auf der Buchmesse
urmila, 21:02h
Buchmesse Frankfurt/ Main, Sonntag, 13.10.13, 14.30–15.30 Uhr, Salon
InderKinder. über das Aufwachsen und Leben in Deutschland (pdf)
Mit: Urmila Goel (Deutschland), Kultur- und Sozialanthropologin;
Herausgeberin von „InderKinder“ (2012)
Harpreet Cholia (Deutschland), Soziologin, Autorin „InderKinder“
Moderation: Martin Gieselmann (Deutschland), Geschäftsführer SAI
Seit der Diskussion um „Computer-Inder“ und die Kampagne „Kinder statt Inder“ wird Migration aus Indien nach Deutschland öffentlich stärker wahrgenommen. Welche Erfahrungen beim Aufwachsen und Leben in Deutschland machen Kinder von indischen Migranten eigentlich? Das Gespräch eröffnet Einblicke in wenig bekannte Migrationsgeschichten, in Prozesse des Anders-Gemacht-Werdens sowie den Umgang mit Zuschreibungen.
InderKinder. über das Aufwachsen und Leben in Deutschland (pdf)
Mit: Urmila Goel (Deutschland), Kultur- und Sozialanthropologin;
Herausgeberin von „InderKinder“ (2012)
Harpreet Cholia (Deutschland), Soziologin, Autorin „InderKinder“
Moderation: Martin Gieselmann (Deutschland), Geschäftsführer SAI
Seit der Diskussion um „Computer-Inder“ und die Kampagne „Kinder statt Inder“ wird Migration aus Indien nach Deutschland öffentlich stärker wahrgenommen. Welche Erfahrungen beim Aufwachsen und Leben in Deutschland machen Kinder von indischen Migranten eigentlich? Das Gespräch eröffnet Einblicke in wenig bekannte Migrationsgeschichten, in Prozesse des Anders-Gemacht-Werdens sowie den Umgang mit Zuschreibungen.
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Wenig einladend
urmila, 20:55h
Impressionen einer Ausländerin: Mittlerweile sehe ich die Geschäfte und Restaurants hier in Olomouc. Anfangs fand ich es noch schwieriger, auszumachen, wo ich was bekomme. Aber so richtig einladend finde ich sowohl Geschäfte wie Restaurants in der Regel nicht. Es scheint daran zu liegen, dass sie viel weniger, um mich werben, als ich gewohnt bin. Die Restaurants haben häufig keine Speisekarten draussen (die ich allerdings auch kaum lesen könnte). Und sowohl Restaurants wie Geschäfte haben häufig unscheinbare Eingänge, sind im Keller oder einem Gang versteckt. Wenige habe einladende Fronten. Und noch weniger nutzen ein Schaufenster, um mich anzuziehn bzw. mir einen Einblick zu geben. Viele sind zu gestellt oder zugeklebt. Das macht für mich die Hürde reinzugehen um einiges höher.
Nachtrag 17.10.13: Hier nun der Eingang zu einem Laden, in den ich mich erst gegen Ende meines Aufenthaltes getraut habe, und der sehr schöne Lebensmittel hat:

Nachtrag 17.10.13: Hier nun der Eingang zu einem Laden, in den ich mich erst gegen Ende meines Aufenthaltes getraut habe, und der sehr schöne Lebensmittel hat:

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