Mittwoch, 18. Januar 2012
Wieso Unwort des Jahres 2011?
Auf Wikipedia heisst es: "Die Mordserie wurde ab etwa 2006 in der Presse weit verbreitet als Döner-Morde bezeichnet"

Warum wird der Begriff erst 2011 zum Unwort des Jahres gewählt? Der Begriff war doch schon 2006 rassistisch. Warum wurde er nicht schon damals so kritisch betrachtet? Was hat er mit dem Jahr 2011 zu tun?

Nachtrag 18.01.12: Dazu auch ein Kommentar von Uli Hannemann in der taz.

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Dienstag, 17. Januar 2012
Streitschlichtung
Bürgerschaftliches Engagement und außergerichtliche Einigungen werden in Deutschland zunehmend positiv bewertet. So kann Gemeinschaft gestärkt, unnötige Gerichtsverfahren vermieden und öffentliche Mittel gespart werden. Streitschlichter_innen und Mediationen sollen dazu führen, dass Konflikte gemeinsam gelöst werden, anstatt dass sie vor die Gerichte kommen müssen. Die Konfliktparteien sollen sich miteinander auseinandersetzen anstatt sich hinter Paragraphen zu verschanzen.

Wenn aber Menschen, die als Muslim_innen, Araber_innen und/oder Türk_innen klassifiziert werden, so gemeinschaftlich versuchen, Konflikte zu bearbeiten, dann wird das zum Problem konstruiert, zumindest von Cigdem Akyol, die in der taz über "Privatjustiz im Hinterzimmer" herzieht, zitiert einen Journalisten, der eine Gefahr für den Rechtsstaat sieht, und ignoriert den Vizepräsidenten des Berliner Amtsgerichts Tiergarten, der kein aktuelles Problem sieht.

Akyols Verständnis von Rechtsstaat scheint zu sein, dass jeder Konflikt vor einem Gericht ausgetragen werden muss und dass die Bestrafung das wichtigste Element des Rechtsstaats ist. Seltsame Vorstellung. In einer Gesellschaft, in der es keine nicht-gerichtlichen Konfliktlösungsmechanismen mehr gibt, möchte ich nicht leben.

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Sonntag, 15. Januar 2012
Buchkunst oder Bücherverbrennung?
Vor ein paar Tagen flatterte in mein Postfach eine Mail zu Deutschland schafft es ab. Sarrazins Buch soll für eine Kunstaktion gesammelt und später recylt werden.

Erst bin ich etwas skeptisch. Geht es hier um 'Bücherverbrennung'? Dann habe ich den Eindruck, nein, es geht darum, mit dem Buch was zu machen, sich künstlerisch mit dem Buch auseinandersetzen. Das finde ich eine interessante Idee und poste die Idee auf Facebook (für den Blog ist es mir doch zu heikel). Andere facebooken auch dazu, manche liken bei mir und dann werde ich ganz konkret face-to-face angesprochen, warum ich dabei mitmache.

Mein Gegenüber findet die Aktion aus vielerlei Gründen problematisch und nicht nur wegen der Nähe zur Bücherverbrennung. Die Aktion passt auch wieder in das Schema, dass die 'Guten' sich vom Rassismus distanzieren könen und ihn auf das Individuum Sarrazin projezieren können. Das Buch wird symbolisch entsorgt und damit auch unsere Auseinandersetzung mit Rassismus. Ein Satz aus dem Aufruf legt diese Intepretation durchaus nahe:

"Er ruft dazu auf, möglichst viele Exemplare des Buches zu sammeln und sich seiner so zu entledigen."

Einen kleinen Teil des Buches kann so zwar entsorgt werden, das Problem des Rassismuses in der Mitte der Gesellschaft wird damit aber nicht notwendigerweise auch nur angekratzt.

Auf anderer Ebene stellt sich mir auch die Fragen (und wurde mir auch auf Facebook gestellt), an wen die Aktion sich denn überhaupt wendet? Es muss sich ja an Besitzer_innen des Buches wenden. Warum aber sollten dieses sich aber von dem Buch trennen? Und wenn sie sich von dem Buch (und seinem Inhalt) trennen wollen, dann sollten sie dies besser selbstreflexiver tun als durch einfache Entsorgung.

Eine schwierige Aktion. Eine gelunge Kunstaktion zu dem Buch als einem Symbol für den strukturellen Rassismus in unserer Gesellschaft fände ich nach wie vor nicht schlecht. Aber es darf weder zu einer 'Bücherverbrennung' noch zu einer symbolischen Entsorgung der Auseinandersetzung mit Rassismus kommen.

Ich habe mir ja nie ein Exemplar gekauft, weil ich nicht daran teilhaben wollte, dass Sarrazin mit seinem Rassismus auch noch (unglaublich viel) Geld verdient. Ich würde mir aber durchaus ein Exemplar in das Regal stellen, um darin nachschlagen zu können. Wenn also eine_r ihr Exemplar entsorgen will, kann sie es auch mir zur Verfügung stellen (ein paar meiner Kolleg_innen wären auch interessiert).

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Sonntag, 15. Januar 2012
Hungerstreik für Bildung
In München sind laut taz minderjährige Flüchtlinge in einen Hungerstreik getreten:

"Sie fordern, dass jeder von ihnen einen Deutschkurs besuchen und anschließend auf die Berufsschule gehen darf."

Nachtrag 02.08.12: Mehr über die Unterbringung in der Bayernkaserne in München in einer taz-Reportage.

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Seltsame Berichterstattung über Abschiebegewahrsam
Die taz berlin berichtet unter dem Titel "Keine Ausgeburt der Hölle" über Diskussion zum Berliner Abschiebegewahrsam. Im Untertitel heisst es dann "Besser als sein Ruf? Bei einer Podiumsdiskussion verteidigt der Leiter des Grünauer Abschiebeknasts die Einrichtung". Seltsamer Zugang zum Thema.

Laut Veranstaltungsankündigung waren an der Diskussion beteiligt: "Bernhard Fricke (Pfarrer), Ralf Fischer (Rechtsanwalt), Renate Neupert (Büro des Landesbeauftragten für Migration und Integration), Stephan Lengowski (Leiter des Abschiebegewahrsams) und Minka Dott (1. Vorsitzende des Ortsvereins Grünau e. V.)" Zu Wort kommt in mehr als der Hälfte des Artikels allerdings nur der Gewahrsamsleiter, der die Zustände im Gewahrsam verharmlost (als Konstrast dazu zu empfehlen die Ethnographie von Steffi Holz), klagt dass angeblich die Ini gegen Abschiebehaft nicht mit ihm reden würde (warum sollte sie? und was hindert ihn daran mit ihr zu reden?) und dann auch noch die Menschen im Gewahrsam ethnifiziert/ rassifiziert ("Wir achten darauf, nur Ethnien zusammenkommen zu lassen, die gut zueinander passen.")

Schade, dass dieser einigermassen lange Artikel zur Abschiebehaft so wenig politisch/ kritisch ist.

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Donnerstag, 12. Januar 2012
Geht doch hin, wo ihr herkommt
Die taz berichtet, dass vier Syrer_innen aus Syrien nach Ungarn geflohen sind. Die beiden Männer aus der Gruppe wollten so laut taz ihrer Einziehung zum Militär entgehen. Sie stellten einen Asylantrag in Ungarn und flüchteten weiter nach Deutschland, als ihnen klar wurde, dass Ungarn ihren Antrag ablehnen würde. Aber auch in Deutschland werden sie wohl keinen Schutz bekommen. Nach den Dublin-II-Richtlinien ist Ungarn für sie zuständig und so will Deutschland sie dahin abschieben (nach Syrien würde Deutschland zur Zeit nicht direkt abschieben, aber über den Umweg Ungarn scheint es ok). Laut taz geht der Sprecher des deutschen Innenminsteriums davon aus, dass Ungarn das Flüchtlingsrecht wahre.

Schön, wie unsere Regierung die arabischen Rebellionen immer wieder nicht unterstützt. Die arabischen Diktatoren werden wohl noch gebraucht.

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Mittwoch, 11. Januar 2012
Veranstaltung: Von der Notwendigkeit und Unmöglichkeit von Kategorien
im Rahmen des Labor Migration der HU Berlin

Freitag, 13.01.12, 10.00 bis 13.00 Uhr
Institut für Europäische Ethnologie, Möhrenstraße 41, 10117 Berlin, Raum 107a

Migrationsforschung beruht immer wieder und allzu oft auf ethnifizierenden Kategorien, die eine kritische Rassismustheorie infrage stellt. Der Workshop stellt die Ergebnisse einer Reflexion darüber vor, wie wir mit dieser Problematik umgehen können und stellt sie zur allgemeinen Diskussion.

Manuela Bojadzijev und Urmila Goel stellen Diskussionen mit Serhat Karakayali, Isabel Lorey, Paul Mecheril, Nora Sternfeld und Ceren Türkmen vor.

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Dienstag, 10. Januar 2012
Polizeigewalt bei Oury Jalloh Gedenkdemo
Unter anderem das Grundrechtekomitee hat schon am Sonntag über überzogene Polizeigewalt bei der Demonstration zum siebten Todestag von Oury Jalloh berichtet. Mouctar Bah, einer der Organisatoren, wurde nach einem Polizeieingriff nach der Demonstration bewusstlos ins Krankenhaus gebracht. Heute berichtet auch die taz darüber (mit einer etwas anderen Darstellungen der Vorkomnisse) und berichtet auch nochmal über die Ungereimtheiten in dem Prozess um Oury Jallohs Tod.

Nachtrag 14.01.12: Die taz berichtet über Kritik am Dessauer Polizeieinsatz und die Forderung nach einer unabhängigen Überprüfung.

Nachtrag 17.01.12: Laut taz erinnert der Innenminister Sachsen-Anhalts sein Polizist_innen per Brief daran, dass sie dem Gesetz unterliegen.

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