Dienstag, 6. Dezember 2011
Vortrag, Montag, 18.00 Uhr, Berlin
Nächsten Montag halte ich im Rahmen der Ringvorlesung "wer macht demokratie" den Vortrag: "Ungehörte Stimmen – Überlegungen zur
Ausblendung von Migration in die DDR in der
Migrationsforschung" (Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Sozialwissenschaften, Universitätsstraße 3b, Raum 002/EG)

Plakat: Wer macht Demokratie


Erste Überlegungen zu dem Thema finden sich auf den fast fertigen Seiten zum Projektseminar Migration in die DDR (und BRD).

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Romeos und die FSK
Auf der Berlinale 2011 lief der Film Romeos so erfolgreich, dass ich keine Chance hatte eine Karte zu bekommen. Jetzt kommt der Film in die Kinos und brauchte von der FSK eine Alterseinstufung. Die Filmemacherin Sabine Bernardi veröffentlichte auf ihrem Blog die homo- und transphobe Begründung der FSK als pdf:

"Der Film zeigt einen leidenden jungen Menschen, der auf seinem Weg der Geschlechtsumwandlung mit seinem Umfeld, mit Spott und Vorurteilen zu kämpfen hat. Damit behandelt der Film ein schwieriges Thema, welches für die Jüngsten der beantragten Altersgruppe, die sich in diesem Alter in ihrer sexuellen Orientierungsphase befinden, sehr belastbar sein könnte. Das Thema selbst ist schon schwierig für 12- bis 13-Jährige und die Schilderung einer völlig einseitigen Welt von Homosexualität im Film könnte zu einer Desorientierung in der sexuellen Selbstfindung führen. Die explizite Darstellung von schwulen und lesbischen Jugendlichen und deren häufige Partnerwechsel können verwirrend auf junge Zuschauer wirken, auch wenn der Film auf Bildebene nicht schamverletzend ist und niemanden diffamiert. Der Film spiegelt eine verzerrte Realität wider, die Kinder aufgrund keiner oder zu geringer Erfahrungen nicht erkennen können."

Heute hat die FSK laut queer.de eine weniger homo- und transphobe Begründung nachgeliefert:

"Die Irrungen und Wirrungen, die Lukas dabei durchleben muss, das Sich-Ausprobieren im sich verändernden Körper gehen einher mit dem Ausloten von persönlichen Grenzen in der Partywelt junger Erwachsener - mit Alkohol- und Drogenkonsum sowie wechselnden Partnerschaften."

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Unterschiede in der Abschiebepolitik
In Österreich lebt laut taz der USamerikanische Neonazi David Duke unbehelligt, obwohl er ein Aufenthaltsverbot für den gesamten Schengenraum hat. Die taz schreibt dazu:

"Während man sonst in Österreich mit der Abschiebung von Ausländern, deren Papiere abgelaufen sind, nicht lange zögert, zeigen die Behörden im Fall von Duke erstaunliche Langmut. "

Diese Langmut gegenüber weißen Neonazis passt zu dem fehlenden Zögern den ungewollten 'Ausländer_innen'. Es ist definitiv auch zu kritisieren. Wobei aber die Frage ist, ob ein rassistisches Instrument wie die Verweigerung einer Aufenthaltsgenehmigung der richtige Weg ist, um gegen Rassismus vorzugehen.

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Montag, 5. Dezember 2011
Verschwinden in Syrien


Gerade war der syrische Aktivist Hussein (ein Teilnehmer des Young Media Summits in Kairo im Frühsommer 2011) aus der Haft entlassen worden und Razan hatte darüber gebloggt. Nun ist das Netz voll von Nachrichten, dass Razan (auch eine Teilnehmerin des YMS) selbst verhaftet wurde.

Im Guardian hat Jillian York über Razan und ihren politischen Ansatz geschrieben. So habe ich sie auch erlebt. Beeindruckend im Engagement, klar verankert im kritischen Denken und Dekonstruieren von ausgrenzenden Kollektiven.

Ich hoffe sehr, dass sie bald wieder frei kommt. Im Gegensatz zu Amina ist Razan echt und in akuter Gefahr.

Nachtrag 06.12.11: Gerade gefunden ein FAZ-Interview mit Razan von Anfang November.

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Sonntag, 4. Dezember 2011
Quoten für Männer
Die taz berichtet von den Quoten-Plänen der Männervorrechtsministerin Schröder:

"Demnach soll der Aufsichtsrat jeweils für das folgende Geschäftsjahr eine Quote für sich selbst und den Vorstand festlegen, die mindestens eine Frau und einen Mann beinhalten soll. Erfüllt das Unternehmen die Quote nicht, muss es dies besonders begründen. Tut es dies nicht, begeht es eine Ordnungswidrigkeit, für die bis zu 25.000 Euro zu zahlen wären. Das Gesetz gilt, bis in den Gremien mindesten 30 Prozent Frauen bzw. Männer vertreten sind. "

Weshalb muss mit einer Quote vorgebeugt werden, dass keine (oder wenige) Männer vertreten sind? Gibt es eine gesellschaftliche Diskriminierung von Männern?

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Heteronormative Notwendigkeiten
Ob Kindern bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen können können, hängt offensichtlich von Angebot und Nachfrage ab. Die taz zitiert die familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion:

"Es gibt schon jetzt zu viele Paare, die Kinder adoptieren wollen. Ich sehe daher keine Notwendigkeit, das Adoptionsrecht für Homosexuelle zu öffnen"

Hetero-Paare, die Kinder adoptieren wollen, sollen also keine weitere Konkurrenz bekommen. Dort wo aber die Nachfrage nach Kindern gering ist (und die Kinder gesellschaftlich wenig geschätzt werden), dürfen sich auch Nicht-Heteros um Kinder kümmern:

"Anders sehe das bei Pflegekindern aus, denn Pflegefamilien gebe es zu wenig. "Die Kommunen sparen Geld, wenn sie ein Kind aus dem Heim in eine Pflegefamilie geben", sagt Bruns [vom LSVD]. Da spiele es oft keine Rolle, ob zu Heteros oder Homos. "Beim Geld werden die Vorbehalte eben abgelegt.""

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Freitag, 2. Dezember 2011
Debatte über Rassismus gefordert
Kenan Kolat fordert im taz-Interview:

"Es muss endlich eine breite Debatte über Rassismus stattfinden und darüber, wie man ihn bekämpft, in der Gesellschaft und in den Institutionen. Rassistische und diskriminierende Äußerungen müssen geächtet werden. Der Strafbestand der Volksverhetzung sollte deshalb weitergefasst werden. Die Vereinten Nationen und die OECD werfen der Bundesrepublik ja schon seit Jahren vor, einen verengten Rassismusbegriff zu haben. Die beste Antwort wäre allerdings eine Politik, die auf stärkere Gleichberechtigung und Partizipation von Migranten zielt. "

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Donnerstag, 1. Dezember 2011
Neutrale Worte?
Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreibt über diskriminierende Sprache. Dabei betont er, dass die Suche nach nicht-diskriminierenden Worten als Ersatz von diskriminierenden Worten scheitern muss, wenn nicht die zugrundeliegende Diskriminierung angegangen wird:

"Die verzweifelte Suche nach einem „akzeptablen“ Wort [ für x] verstellt den Blick auf die Frage, warum man Menschen überhaupt nach [ nach x] kategorisiert [...] Die Sprachgeschichte zeigt, dass jedes neu eingeführte, neutral gemeinte Wort hier negative Bedeutungskomponenten annehmen wird, solange die zugrundeliegende Kategorisierung nicht wenigstens explizit benannt wird. "

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Der Westen, der Osten und der Rassimus
Zur komplexen Verflechtungen zwischen Westdominanz in Deutschland, inklusiver der Verschiebung von Rassismus in den Osten, und der Realität von Rassismus (auch) im Osten Deutschlands eine Diskussion auf dem Blog Einwende.

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Dienstag, 29. November 2011
Bei denen sparen, die noch nicht mal ein Klo haben
Die taz berlin berichtet, dass der Bezirk einen Toilettencontainer am Bahnhof Zoo, der von Wohnungslosen und anderen aus der Gesellschaft Ausgegrenzten genutzt wurde, abgebaut hat. Der Sozialstadtrat von der CDU begründet:

"Der Container war alt und unsicher geworden, zudem waren die Betriebskosten für uns zu hoch"

Die Lobby für den Container und seine Nutzer_innen war wohl auch nicht wichtig genug.

Nachtrag 08.12.11: Zusätzlich streicht der Senat nun laut taz die Mittel für die Ambulanz für Obdachlose am Bahnhof Zoo. Die Begründung: Staatlich finanzierte Krankenversorgung nur für deutsche Staatsbürger_innen und in der Ambulanz werden viele Menschen aus Osteuropa und Illegalisierte behandelt.

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Schlechte Argumente gegen Herdprämie
Im taz-Interview kritisiert die SPD-Politikerin Katrin Altpeter die Herdprämie, die Ministerin Schröder einführen will. Soweit so gut. Da lassen sich viele gute Gründe gegen anbringen. Altpeter bringt aber auch zwei schlechte:

"Da schicken unsere Kommunen zum Beispiel Integrationsbeauftragte zu Migrantenfamilien, um sie davon zu überzeugen, ihre Kinder in die Kita zu bringen. Und jetzt kommt die Bundesfamilienministerin und bietet ihnen Geld dafür, genau das nicht zu tun."

Der Bundesfamilienministerin vorzuwerfen, dass sie irgendwas plane, was Migrant_innenfamilien nutzen könne, ist eine absurde Vorstellung. Die Unterstellung, dass 'Migrant_innen' lieber Geld nehmen als ihre Kinder zu fördern, ist rassistisch.

"Wir haben ein Demografieproblem und einen Fachkräftemangel. Wenn gut ausgebildete Frauen durch das Betreuungsgeld längere Zeit vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden, verschlechtert das die Situation. Wir dürfen auf die guten Potenziale von Frauen heute nicht mehr verzichten."

Heisst das, dass wenn wir keinen Fachkräftemangel hätten, die Frauen zu hause bleiben sollen? Also Gleichberechtigung abhängig von der Wirtschaftslage?

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Wissenschaftler_innen distanzieren sich von Ministerin Schröder
Mitglieder des Beirats und eines wissenschaftlichen Workshops zu einer Studie zu Zwangsheirat kritisieren den Umgang von Ministerin Schröder mit den Ergebnissen der Studie. Unter anderem auf migazin ist die Stellungnahme zu lesen:

"Die öffentliche Darstellung und Auswertung der Studie durch Ministerin Schröder wird den Befunden in wichtigen Punkten nicht gerecht. Über mögliche Fehlwahrnehmungen, stereotype Interpretationen und etwaige politische Instrumentalisierungen der Studie wurde sowohl im Beirat als auch im wissenschaftlichen Workshop intensiv diskutiert. Dass ausgerechnet die Auftraggeberin der Studie verzerrende Interpretationen wichtiger Befunde in der Öffentlichkeit verbreitet, ist für alle Beteiligten, die viel ehrenamtliche Arbeit in die Beratung der Studie investiert haben, mehr als bedauerlich. "

Nachtrag 30.11.11:Die Süddeutsche berichtet über die Kritik an Schröder und die Versuche des Ministeriums, die Kritik zurück zu weisen.

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Samstag, 26. November 2011
Anderer Deutscher in Abschiebehaft
Die taz berlin berichtet über Amboka Kasukamaku, der als Kleinkind nach Deutschland kam und nun nach über 20 Jahren Duldung in den Kongo abgeschoben werden soll.

Nachtrag 29.11.11: Von Martin Schröter von der Initiative gegen Abschiebehaft hat die taz einen Leser_innenbrief zu den vielfältigen Facetten des Rassismus abgedruckt:

"Doppelbestrafungen, Lager, Abschiebungen - Rassismus hat viele Facetten. "

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